das Meiste, was ich über Mukhtar al Thaqafi (möge Allahs Barmherzigkeit auf ihm sein) weiß, habe ich aus der gleichnamigen 40teiligen Fernsehserier iranischer Produktion. Vor Ausstrahlung dieser Serie habe ich vielleicht mal seinen Namen irgendwo gehört, aber ich konnte ihn in keinen bestimmten Zusammenhang einfügen. Ich will nicht sagen, dass alles, was in der Serie gezeigt wird zu 100% richtig ist, das können die Producer wahrscheinlich nicht mal selber, aber ich nehme an, dass die grobe Linie authentisch ist.
Die Person Mukhtar al Thaqafi ist offenbar auch unter Schiiten nicht unumstritten. Was jetzt genau die Streitpunkte sind, kann ich aufgrund mangelnder Kenntnis der Überlieferungen über ihn, nicht genau sagen, aber ein Aspekt, auf den mich ein lieber Bruder hingewiesen hat, ist sehr wichtig zu beachten: Aus der Serie geht sehr stark hervor, dass Mukhtar al Thaqafi und seine Armee/ Anhänger offenbar nicht nur viele Mörder Imam Husains und seiner Familie und Anhänger töteten ("Der Aufstand der Reuigen"), sondern dass er um dieses Ziel zu verwirklichen erstmal eine Regierung nach dem Vorbild Imam Alis (a.s.) aufbaute, was natürlich der Sunnah des Propheten und den Vorschriften des heiligen Qur'ans enspricht. Immer wieder wird in der Serie betont, dass sie die Gerechtigkeit von Imam Ali verwirklichen wollen, von Kufa aus über den ganzen Irak. Er baute also einen kleinen islamischen Staat auf, dessen Hauptstadt Kufa war.
Der interessante Aspekt an dieser Angelegenheit ist, dass weder Mukhtar noch irgendeiner seiner Anhänger Unfehlbar waren, noch hatten sie einen direkten Befehl von Imam Ali ibn Husain (a.s.), der der Imam der Zeit war. Nicht nur das, sondern Imam Ali ibn Husain war auch nicht in irgendeiner Verborgenheit, sondern er war unter den Menschen, er war lebend und anwesend in Medina, und wurde stetig über die Vorkomnisse in Kufa benachrichtigt, und duldete dies offenbar. Und wir wissen, dass das Schweigen des Imams zu einer Sache eine Erlaubnis darstellt. Später wurde ihm auch der Kopf von ibn Ziyad gebracht, was in der Serie aber nicht gezeigt wird. Hinzu kommt, dass sein Onkel Muhammad ibn al Hanafiyya (einer der Söhne von Imam Ali), der von Imam Ali ibn Husain bevollmächtigt war, diesen Aufstand nicht nur duldete, sondern ihm zusätzlich eine schriftiche Legitimation gab. Also war Mukhtar, mal ganz unabhängig davon ob er ein Mujtahid war oder nicht, ein Wali ul Faqih in der Zeit eines lebenden und anwesenden Imams, der dies duldete. Und offenbar loben die späteren Imame sein Aufbegehren und seine Politik, womit sie gleichzeitg auch grünes Licht geben für die Gründung solch islamischer Regierungen. Hieraus könnte man einen sog. Erst-Recht-Schluss ziehen: Wenn zur Zeit eines anwesenden Imams die Gründung eines islamischen Staates mit einer fehlbaren Person an der Spitze offenbar erlaubt war und gelobt wurde, so muss die Gründung eines islamischen Staates zur Zeit eines verborgenen Imams mit einer fehlbaren Person an der Spitze erst Recht erlaubt und erst Recht lobenswert sein. Oder würde es sich hierbei um einen verbotenen Analogieschluss handeln?