Als ob man liberal beten oder fasten könnte. So lautet eine gängige Polemik, die freiheitlich denkenden Muslimen neuerdings von Glaubensgeschwistern entgegengeschleudert wird, die ich die jungen Konservativen nennen möchte. Sie sind 20 bis 40 Jahre alt, hier geboren oder in jungen Jahren nach Deutschland gekommen, selbstbewusst, gebildet, in der Regel studiert, mit starkem Interesse für Religion. Die jungen Konservativen sind keine Fundamentalisten. Sie sind keine Salafisten mit Backenbart, langem Gewand und Häckelkäppi.
ZitatSie folgen einem diffusen, von theologischem Halbwissen gezeichneten Bild von Religion, das sich vorwiegend auf die Vorstellungen der eigenen Familien gründet und an die Traditionen aus deren Herkunftsländern anknüpft. Durch ihr Auftreten versuchen sie, ihrem Gedankengebäude einen modernen Anstrich zu geben
http://www.sueddeutsche.de/karriere/isla...vativ-1.1129037 Selbstbewusst und gebildet sollen sie sein, aber religiöse Bildung spricht Frau Kaddor ihnen rundweg ab und attestiert ihnen "Halbwissen", was ich schon reichlich arrogant finde.
Ein Zusammenschluss von muslimischen und nichtmuslimischen Konservativen halte ich inzwischen für Deutschland dringend für geboten, statt dass sie sich wie bisher gegeneinander ausspielen lassen.
Hier eine sehr lesenswerte Kritik von Sulaiman Wilms, dem Chefredakteur der Islamischen Zeitung:
Über das Wunschdenken Mancher eines liberalen Islam, ohne Substanz und Inhalt und den es am Ende gar nicht gibt - Von Sulaiman Wilms Lamya Kaddor als angeblich einsame freiheitliche Kämpferin gegen die Übermacht der muslimischen Religionsgemeinschaften Eigentlich will man sich im Ramadan spirituellen Dingen zuwenden: Neben der Enthaltsamkeit von Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr, sollte man unter anderem auch die Beschäftigung mit deprimierenden Dingen meiden. Lamya Kaddors jüngster Text „Muslimisch, jung, konservativ“ macht aber deutlich, warum die jetzt schon geringe Debatte innerhalb der muslimischen Gemeinschaft schwächelt. Auch wenn ihr Essay anlässlich des Islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen konzipiert ist, wirft er wichtige Fragen auf.
Kaddors Einlassungen (im Falle einer hypothetischen Dominanz) verhindern nicht nur eine von ihr eingeforderte Debatte und Öffnung, sie tragen zur weiteren Atomisierung und damit auch zur bestehenden Orientierungslosigkeit bei. Ihre gleich mehrfach wiederholte Grundthese ist bestechend simpel: Eine Schicht „gebildeter und selbstbewusster“ junger Konservativer, zwischen 20 und 40 Jahren verhindere die „dringend benötigte“ Veränderung „des Islam“. Interessant ist, dass sie an keiner Stelle überhaupt nur einen empirischen Beleg für die Existenz dieser Schicht liefert, noch erklärt, wo oder wie diese Schicht zu finden sei.
Allein dass zwei Islamhasser (Prof. Nagel u. Prof. Spuler-Stegemann) im „Beraterkreis“ des niedersächsischen Innenministerium sind, spricht schon eine deutliche Sprache!
Dieser Absatz trifft den Nagel auf den Kopf:
Große Teile der Gesellschaft wünschen sich aber etwas anderes, und zwar den unsichtbaren Muslim à la Carte, der einmal im Jahr zum Zuckerfest in die Moschee ohne Minarett geht, Kopftücher ins Museum hängt, sich zwischendurch mal ein Bier zischt, im Ramadan die Rollos runtermacht und sich ganz im Necla-Kelek-Style durch den Genuss einer Bratwurst von seinen angeblich inneren Zwängen befreit.
Genauso ist es. So wünschen sich viele die Muslime, wenn diese schon nicht bereit sind, den Islam ganz aufzugeben.
Den fand ich auch mehr als unsäglich, wogegen das woanders als "Pluralität" bejubelt wird. Aber die Muslime sind sowieso schon sehr unterschiedlich in ihrem Verständnis, daher weiß ich nicht, was diese neuerliche Offensive der sogenannten "Progressiven" nun soll. Die tun ja so, als würden sie wer weiß wie diskriminiert.