In den Rechtsurteilen von Imam Khamenei in Bezug auf Kleidung, taucht immer wieder der Begriff "nicht-islamische feindliche Kultur" auf. Was ist damit gemeint und wie kann man zwischen "nicht-islamischer Kultur" und "nicht-islamischer feindlicher Kultur" unterscheiden? Es heißt beispielsweise: F. 298: Wie ist das Urteil zum Tragen amerikanischer Kleidung? A: Das Tragen von Kleidung, die in den Kolonialstaaten hergestellt ist, ist an sich zulässig (selbst) im Hinblick darauf, dass diese (Kleidung) von den Feinden des Islam hergestellt ist. Aber wenn das (Tragen der Kleidung) mit der Verbreitung der nicht-islamischen feindlichen Kultur verbunden ist oder damit eine Stärkung für ihre Wirtschaft erfolgt, die für die Kolonialisierung und Ausbeutung der islamischen Länder verwendet wird oder zu dem gehört, was der Wirtschaft des Islamischen Staates Schaden zufügt, dann gibt es Bedenken darüber, und es ist sogar in einigen Fällen nicht erlaubt.
Fällt eine Jeans unter dem Kriterium "nicht-islamische feindliche Kultur"? Fällt ein T-Shirt mit westlicher Aufschrift unter diesem Kriterium? Wie kann man objektiv zwischen erlaubt und verboten in diesen Fällen urteilen? Was sind die Kriterien?
F. 300: Wie ist das Urteil zum Tragen von Krawatte und Hut? Und mit Annahme der Nichterlaubnis, ist dieses Urteil auf die Bürger der Islamischen Republik (Iran) begrenzt, oder umfasst es andere Muslime, die in den übrigen Ländern wohnen? A: Das Tragen einer Krawatte und Ähnlichem, was zur Kleidung und Kostüm der Nichtmuslime gehört, so dass dieses (Tragen) zur Verbreitung der feindlichen westlichen Kultur führt, ist nicht erlaubt, und dieses Urteil ist nicht auf die Bürger des Islamischen Staates begrenzt.
Hier wird gesagt, dass eine Krawatte oder Ähnliches verboten ist, wenn dadurch die "feindliche westliche Kultur" verbreitet wird. Das heißt im Umkehrschluss, dass eine Krawatte erlaubt ist, wenn sie nicht unter diesem Kriterium fällt oder nur ein Kleidungsstück im Westen ist. Also wie kann man herausfinden ob ein Kleidungsstück unter der Kategorie "nicht-islamisch feindliche Kultur" fällt oder nur unter der Kategorie "nicht-islamische Kultur"? Letzteres wäre nämlich nicht verboten.
PS: In Bezug auf die Krawatte müsste man auch so konsequenz sein und den Anzug und die dazugehörigen schwarzen Schuhe als verboten ansehen, denn Krawatte, Anzug und bestimmte Schuhe gehören alle zum selben Kostüm.
Die letzte Schlussfolgerung scheint mir nicht korrekt zu sein. Anzug, schwarze Schuhe und Krawatte würden zum selben Kostüm gehören. Wenn das so wäre, dann hieße das, dass es nicht vorgesehen ist, dass jemand schwarze Schuhe und Anzug ohne Krawatte trägt. (Herren-)Anzüge und Krawatten haben sich aber in der Geschichte völlig unterschiedlich entwickelt. Irgendwann wurde es zur Mode alles zusammen zu tragen, aber ein Anzug ist doch eigentlich nur eine Jacke mit Hose, die in der Form überall hätten entstehen können. So gesehen haben Krawatten mit Anzügen so viel zu tun wie mit gekämmten Haaren. Sie sind einfach nur auch da, wenn man eine Krawatte trägt, aber kommen auch ohne Krawatte vor.
Wir sind nicht die einzigen, die Krawatten meiden. Pastoren zum Beispiel tragen auch keine, wohl aber einen Anzug. Es kann übrigens auch ganz andere Gründe geben, keine Krawatte zu tragen. Man hat herausgefunden, dass Ärzte, die eine Krawatte tragen, mehr Bakterien verbreiten, als Ärzte ohne Krawatte. Manche sehen darin ein Symbol für Sklaverei und Unterdrückung. Andere empfinden sie als sinnlos und unkomfortabel.
Laut Wikipedia (eng.) wurden die "Hardliner" im Iran von den Amerikanern in den 70er Jahren als "Turbane" bezeichnet, wohingegen die "Moderaten" als "Krawatten" bezeichnet wurden.
Noch etwas interessantes: Gibt es einen "Anzugmann des Jahres"? Nein. Aber es gibt einen Krawattenmann des Jahres: Ein Preis, der helfen soll dieses Stück Stoff unter den Leuten populär zu machen.
Am Ende muss es jeder selber wissen, wie er was einordnet. Als Orientierung können uns Vorbilder dienen, die einen einfachen Kleidungsstil haben (außer denen, die Turban tragen natürlich). Zum Beispiel Präsident Ahmadinejad oder andere Persönlichkeiten im Iran. Der Prophet hat uns empfohlen, uns so zu kleiden wie die Gläubigen und nicht wie die Nicht-Gläubigen und die Unterdrücker.
Danke für deine Antwort, aber die Fragen werden nur teilweise beantwortet. Deine Antwort bringt neue Aspekte mit hinein, die man bei der Diskussion beachten sollte. Ich möchte nochmal meinen ersten Beitrag konkretisieren. Mit Anzug habe ich keine Jacke und Hose gemeint, sondern ein Sakko mit Hemd (mit oder ohne Weste) und der dazugehörigen Hose oder einer Jeans oder einen anderen Hose. Dieser Kleidungsstil wird gerade von Muslime sehr bevorzugt. Wir tragen alles fast genauso wie die anderen, außer einer Krawatte. Durch die Kolonisation kamen diese Kleindungsstile auch in unsere Länder. Im alten Orient hat niemand einen Anzug getragen und wenn es in der Fatwa heißt, wenn dadurch die "feindliche westliche Kultur" verbreitet wird, dann müsste es konsequenterweise auch für einige andere Kleidungsstile gelten. Aber warum wird hier nur die Krawatte hervorgehoben?
In der Fatwa von Imam Khamenei heißt es, dass eine Krawatte oder Ähnliches verboten ist, wenn dadurch die "feindliche westliche Kultur" verbreitet wird. Was unterscheidet die Krawatte vom Sakko, vom italienischen Hemd, von der englischen Weste und der amerikanischen Jeans? Wie kann ich feststellen, welche Kleidung zur Verbreitung der "feindlichen westlichen Kultur" führt?
ZitatDer Prophet hat uns empfohlen, uns so zu kleiden wie die Gläubigen und nicht wie die Nicht-Gläubigen und die Unterdrücker.
Unterdrücker und Nichtgläubige tragen sehr gerne Sakko, Weste, Hemd, Jeans, T-Shirts, ... Dasselbe tragen wir auch. Nur die Krawatte tragen wir nicht, wobei in der Fatwa steht, dass sie erst verboten ist, wenn sie zur Verbreitung der feindlichen westlichen Kultur führt. Und warum soll eine Krawatte zur Verbreitung der feindlichen Kultur führen und ein Sakko, T-Shirt, ... oder dergleichen nicht?
PS: Es geht mir nicht darum eine Krawatte zu tragen, sondern rein um das Verständnis.
offenbar verbietet Imam Khamenei Sakko und Anzug nicht, sonst würden nicht alle Minister das tragen. Keiner tritt da mit traditionell iranischer Kleidung an wie z.B. Inder oder Pakistaner, schade eigentlich, aber es muss halt nicht sein. Wir sollten nicht päpstlicher sein als der Papst.
Anzug und Krawatte sind auch nicht gleichzusetzen, denn die Krawatte hat keine Funktion, im Gegensatz zu den anderen Kleidungsstücken. Sie ist ein Symbol für den westlichen Lebensstil, das ist ein Unterschied.
Wenn wir im Westen mit orientalischer Kleidung herumlaufen, fällt das möglicherweise unter "Blickfangkleidung", abgesehen davon, dass sich diese Kleidung nicht für das deutsche Klima eignet.
Zitatoffenbar verbietet Imam Khamenei Sakko und Anzug nicht, sonst würden nicht alle Minister das tragen.
Richtig. Aber Imam Khamenei verbietet ebenso wenig die Krawatte, wenn du dir die Fatwas anschaut.
A: Das Tragen einer Krawatte und Ähnlichem, was zur Kleidung und Kostüm der Nichtmuslime gehört, so dass dieses (Tragen) zur Verbreitung der feindlichen westlichen Kultur führt, ist nicht erlaubt, und dieses Urteil ist nicht auf die Bürger des Islamischen Staates begrenzt.
Wie konnte es sich verbreiten, dass die Krawatte als verboten angesehen wird nach Imam Khamenei? Die Krawatte und Ähnliches ist erst verboten, wenn sie zur Verbreitung der feindlichen westlichen Kultur führt. Du schreibst:
ZitatWir sollten nicht päpstlicher sein als der Papst.
In diesem Fall tun wir es aber, weil überall verbreitet ist, dass nach Imam Khamenei die Krawatte grundsätzlich verboten ist, obwohl es nicht so ist. Du sagst bezüglich der Krawatte:
ZitatSie ist ein Symbol für den westlichen Lebensstil, das ist ein Unterschied.
Was ist mit dem Sakko, der Jeans, der Weste, ... ? Davon abgesehen ist nach Imam Khamenei das Kriterium nicht "westlicher Lebensstil", wie du es geschrieben hast, sondern "feindliche westliche Kultur" (bezogen auf den Westen) oder "nicht-islamische feindliche Kultur" (bezogen auf alle Länder dieser Welt).
Das Büro von Imam Khamenei hat mir noch nicht geantwortet, aber das Büro von Ayatollah Makarem Schirazi:
ZitatConsidering that now in our country (Iran), wearing tie is considered as the act of the aliens and unity with them, therefore abstain from that, but in countries that it is a part of their clothes it doesn’t have problem to wear tie.
Er sagt sinngemäß, dass man im Iran keine Krawatte tragen sollte, weil es dort eine fremde/ausländische Handlung darstellt und man sich dadurch quasi mit dem Fremden/Ausland vereinigt. Aber in Ländern, in denen die Krawatte ein Teil ihrer Kleidung ist, besteht kein Problem eine Krawatte zu tragen.
Imam Khamenei macht in seiner Aussage keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Regionen. Er sagt:
ZitatA: Das Tragen einer Krawatte und Ähnlichem, was zur Kleidung und Kostüm der Nichtmuslime gehört, so dass dieses (Tragen) zur Verbreitung der feindlichen westlichen Kultur führt, ist nicht erlaubt, und dieses Urteil ist nicht auf die Bürger des Islamischen Staates begrenzt.
Seine Aussage ist sozusagen international gültig. Es fragt sich nur, wie man es zu verstehen hat? Es könnte beispielsweise damit gemeint sein, dass das Tragen einer Krawatte in einer Moschee verboten ist, aber nicht bei der Arbeit (z.B. in der Bank). Weil in der Moschee würde man diese fremde "feindliche westliche Kultur" (wenn man denn die Krawatte so einstuft) verbreiten, aber bei der Arbeit in der Bank ist es ein ganz normales Kleidungsstück.
Ich denke, es kommt letztendlich auf die Umgebung an, in der man sich in einem bestimmten Land befindet. Man kann sich einfach immer die Frage stellen, ob ein bestimmtes Kleidungsstück in einer bestimmten Umgebung dazu geeignet ist die der islamischen Kultur feindlich gesinnten Kultur zu stärken. Bejaht man diese Frage, dann sollte man dieses Kleidungsstück nicht tragen. Kann man diese Frage mit "Nein" beantworten, sollte es kein Problem darstellen dieses fragliche Kleidungsstück zu tragen. Allerdings sollte die Entscheidung darüber bestimmte Kleidung in einer bestimmten Umgebung zu tragen oder nicht zu tragen auch immer in Abwägung mit der Fatwa geschehen, wonach sog. Blickfangkleidung nicht getragen werden darf.
Ohnehin fällt mir auf, dass viele gläubige Männer eh keine Jeans (zumindest sehr selten) und schon gar keine T-Shirts tragen, sei es hier in Deutschland oder auch im Libanon.
Wo wir gerade von T-Shirts reden - wie sind diese eigentlich bei Männern zu beurteilen? Rein islamisch rechtlich gesehen stellen sie ja kein Problem dar. Aber wie sind sie von der islamischen Moral, also Akhlak her zu bewerten? Ich denke mir, dass es irgendwie nicht passen kann, dass Frauen sie bis auf die Hände verschleiern, wir Männer aber lässig mit T-Shirt rumlaufen (vor allem im Sommer). Also ich fühle mich nicht wohl dabei, neben meiner verschleierten Mutter im T-Shirt irgendwo hinzugehen. (Das ist lediglich meine persönliche Auffassung ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Allgemeingültigkeit)
mein Mann läuft zwar nicht mit T-shirt rum im Sommer, im Iran übrigens tun das die Gläubigen auch nicht, aber es ist erlaubt, wenn auch vielleicht nicht gerade vorzuziehen. Man sollte nicht das Erlaubte zum Verbotenen erklären.
@Islamic Rev: Wie sollte sich nach deiner Auffassung denn ein Muslim hier sonst kleiden? Mit Jellaba? Außerdem unterstellst du indirekt, dass alle wie Ahmadinejad unislamische Kleidung tragen. Die Krawatte ist ein Symbol für die feindliche westliche Kultur, mit dem "Ähnlichen" sind wohl Baseballkappen oder andere Kleidungsstücke mit Aufschrift gemeint, wie "chicago bulls" oder dergleichen. @Murtadha:
ZitatMan kann sich einfach immer die Frage stellen, ob ein bestimmtes Kleidungsstück in einer bestimmten Umgebung dazu geeignet ist die der islamischen Kultur feindlich gesinnten Kultur zu stärken. Bejaht man diese Frage, dann sollte man dieses Kleidungsstück nicht tragen. Kann man diese Frage mit "Nein" beantworten, sollte es kein Problem darstellen dieses fragliche Kleidungsstück zu tragen.
Außer bei der Krawatte, weil sie auch noch völlig funktionslos ist.
ZitatWie sollte sich nach deiner Auffassung denn ein Muslim hier sonst kleiden? Mit Jellaba?
Das ist eine ganz andere Frage und von sekundärer Bedeutung. Mir geht es erstmal darum die zwei geposteten Fatwas zu verstehen.
ZitatDie Krawatte ist ein Symbol für die feindliche westliche Kultur
Das kann nicht sein, denn sonst würde deine Aussage der Fatwa von Imam Khamenei widersprechen. Er sagt nämlich, dass die Krawatte verboten ist, wenn dadurch die "feindliche westliche Kultur" verbreitet wird. Wenn deine Aussage richtig wäre, würde es ein klares Verbot geben ohne eine Bedingung (siehe die Fett markierte Stelle).
A: Das Tragen einer Krawatte und Ähnlichem, was zur Kleidung und Kostüm der Nichtmuslime gehört, so dass dieses (Tragen) zur Verbreitung der feindlichen westlichen Kultur führt, ist nicht erlaubt, und dieses Urteil ist nicht auf die Bürger des Islamischen Staates begrenzt.
@Murtada
ZitatMan kann sich einfach immer die Frage stellen, ob ein bestimmtes Kleidungsstück in einer bestimmten Umgebung dazu geeignet ist die der islamischen Kultur feindlich gesinnten Kultur zu stärken. Bejaht man diese Frage, dann sollte man dieses Kleidungsstück nicht tragen. Kann man diese Frage mit "Nein" beantworten, sollte es kein Problem darstellen dieses fragliche Kleidungsstück zu tragen.
Ich sehe das Thema aktuell genauso wie du. Aus der Fatwa ist kein eindeutiges Verbot zu entnehmen. Das Verbot ist gekoppelt an einer Bedingung, die zutreffen muss.
Danke für deine Antwort, aber die Fragen werden nur teilweise beantwortet. Deine Antwort bringt neue Aspekte mit hinein, die man bei der Diskussion beachten sollte. Ich möchte nochmal meinen ersten Beitrag konkretisieren. Mit Anzug habe ich keine Jacke und Hose gemeint, sondern ein Sakko mit Hemd (mit oder ohne Weste) und der dazugehörigen Hose oder einer Jeans oder einen anderen Hose. Dieser Kleidungsstil wird gerade von Muslime sehr bevorzugt.
Salam,
das Problem mit der Kravatte ist denke ich auch, dass es kein Kleidungsstück ist. Es ist ein Aksesuar und hat keinen nutzen, wobei Hemd und Hose den Körper bedeken, also eine Funktion haben. Deshalb ist es vermeidbar. Was sollte man denn Außer Hemd und Hose anziehen? Da gibt es keine Alternative. Man kann nicht die Männer auffordern, Jellaba zu tragen, oder andere Röcke. Das passt wiederun nicht, weil sie dann weiblich werden. Außerdem sollen ja Muslime nicht unbedingt auffallend gekleidet sein. Es ist auch wichtig, dass sie sich ihrer Umfeld angemessen kleiden.
In unserem Fall geht es konkret um Nachahmung. Sollen wir dem Westen oder dem Osten nachahmen? Hierauf gibt es keine allgemeine und eindeutige Antwort. Es gibt Dinge, wo wir den anderen nachahmen müssen. In anderen Bereichen dürfen wir das nicht. Nun wir als Muslime müssen unsere schöpferischen Fähigkeiten zum Entfalten bringen, damit wir nicht rückständig und abhängig bleiben. Abhängigkeit bedeutet Schrumpfung der Kreativität und diese bedeutet, dass wir eine Konsum-Ummah sind und voraussichtlich auch bleiben werden.
Wir müssen natürlich zugeben, dass Nichtmuslime große Fortschritte gemacht haben, die für die ganze Menschheit von großer positiver Bedeutung sind, das gönnen wir ihnen auch. Wir gönnen jedem jede gute Tat, die er macht, doch wir müssen gleichzeitig erkennen, dass es ein Problem gibt. Das Problem ist, dass die Hegemonialmächte konsequent versuchen ihre Fortschritte einen gewissen Stil zu verleihen und diesen Stil als gleichbedeutend mit dem Fortschritt zu verkaufen.
Diese Unterscheidung zwischen dem Fortschritt und dem dem Fortschritt verliehenen Stil, ist deswegen wichtig, weil eine Vermischung dazu führt, dass wir alles konsumieren, was die anderen produzieren ohne Unterscheidung zwischen Gift und Medikament. Die daraus resultierenden Folgen sind offensichtlich verheerend.
Wir müssen also einen gewissen Abstand halten, damit wir unsere Persönlichkeit bewahren und dazu ist es ganz klar notwendig zwischen Nachahmung der Kultur und Nachahmung in der wissenschaftlichen Erkenntnis zu unterscheiden. Letztere ist nicht verwerflich, die erste ist insbesondere bei einer verdorbenen Kultur sehr gefährlich. Wenn wir nicht unterscheiden, dann werden wir uns von der kulturellen und intellektuellen Herrschaft von Hegemonialmächten nicht los binden können. Erfindungen schön und gut aber weg mit dem Konsum von gefährlichen Lebensstilen, die für meine Begriffe in der Krawatte durchaus sichtbar werden.
Warum sollten wir ein funktionsloses Kleidungsstück tragen, das zu einem Zeichen der Arroganz und des Hochmutes wurde? Warum sollten wir mit einem Symbol der Verbreitung falscher Ideologien in Berührung kommen?
Außerdem ehrlich gesagt, die Krawatte erinnert an eine Kette. Wieso müssen wir eine Kette um den Hals binden? Wir müssen uns als Muslime von jeglicher Kette befreien. Es gibt Dinge die nicht nachvollziehbar sind. Eine Person X hat etwas erfunden, was überhaupt keine Bedeutung hat und heute wird dieses sinnlose Unkleidungsstück von der Hälfte der Menschheit getragen. Keiner weiß warum. Allein aus Protest, sollten wir es nicht tragen.
Hinzu kommt, dass die Krawatte etwas kuturspezifisches ist, auch wenn heute sehr verbreitet aber wenn es nur um Kultur gehen würde, wäre es noch halb so schlimm, sie ist zudem auch zu einem Symbol der Eroberung der islamischen Welt geworden. Denn als der Hurrikan des Materialismus die islamische Welt erreicht hat und unsere Überzeugungsgrundlagen zu einem großen Teil verwüstete, fing die unislamische Denkweise an, sich in unserem bewusstsein einzuschleichen. Ein Mittel zur Befestigung dieser dem Islam widersprechenden Weltsicht, war der nichtislamische Lebensstil, der sich in der Art der Bekleidung erkennbar offenbart.
Hosen, Hemde & Jacken gab es seit eh und je. Hemde werden sogar im Koran im Zusammenhang mit der Geschichte des Propheten Yusuf (a.s) erwähnt. Ja der Stil ist heute und hier bisschen anders aber solange es vernünftig erscheint und gemäß dem Brauch nicht als Nachahmung einer Kultur sondern als Ergebnis des Austausches zwischen den Kulturen angesehen wird, ist es, finde ich in Ordnung.
Nebenbei, mit Hijab hat der Thread ja nun wenig zu tun.... Aliy, du hast Recht mit deinem Satz, warum muslimische Männer ein funktionsloses Kleidungsstück tragen sollen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es etwas anderes ist, wenn man irgendwo arbeitet, wo Krawatte nun mal leider zur Betriebs-Kleiderordnung gehört, dann will man ja nicht "die feindliche Kultur" verbreiten. Warten wir mal die Antwort von Imam Khamenei ab.
Danke für eure Antworten. Es ist sicherlich richtig, dass die Krawatte keine wirkliche Funktion hat. Es ist ein Accesoire und dient lediglich der Verschönerung, wenn man es denn so sieht.
@Fatima
ZitatAllerdings könnte ich mir vorstellen, dass es etwas anderes ist, wenn man irgendwo arbeitet, wo Krawatte nun mal leider zur Betriebs-Kleiderordnung gehört, dann will man ja nicht "die feindliche Kultur" verbreiten.
Ganz genau. Aber warten wir die Antwort ab. Ich habe bisher keine Antwort erhalten.
Es spielt auch eine Rolle, was man unter "Verbreitung einer feindlichen Kultur" betrachtet. Es gibt viele Fatawe von Imam Khamenei, bei denen er dem Muqallid auch einen Teil von Eigenverantwortung überträgt, indem er fordert, dass die Befolger auch ihren Verstand einsetzen.
Der Fatwa nach ist es offensichtlich, dass die Krawatte auch in der Antwort des Imams nochmals explizit erwähnt wird und eine negative Tendenz spürbar zu dieser und "Ähnlichem" ist. D. h., dass man sich über die Krawatte Gedanken machen sollte, sonst würde er sie nicht explizit nochmal in seiner Antwort benennen. In vielen Fragen tauchen Begriffe auf, die der Imam in seiner Antwort nicht nochmal erwähnt. Die Art der Antwort an sich ist eine Antwort.
Wenn man darüber nachdenkt und sich eine Person mit Krawatte vostellt, so assoziiert man diese keineswegs mit den Zielen der Islamischen Revolution oder des Islams. Man assoziiert sie eher mit Gestalten wie Bush, Blair, Obama & Co. oder mit Bankern, Managern, Versicherungsangestellten, (westhörigen) Politikern (die alle wohl keine gute Vorbilder für Muslime sein sollten), usw.
Wenn man aber einer Person nur mit Anzug begegnet, so assoziiert man sie weder mit dem Westen, noch mit dem Islam, sie ist diesbezüglich eher "neutral". Hat sie aber zum Anzug ein kragenloses Hemd an, so steigt eine leichte Tendenz zum Islam.
Wenn man nun aber in Deutschland einer Gestalt mit Jalabiyya über den Weg läuft, assoziert man sie entweder mit den Wahabiten oder mit Muslimen, die die Religion nicht verstanden haben.
Aus den drei Schilderungen erscheint die mit der Krawatte am extremsten, da sie eine gegenläufige Tendenz zu Wilayatul Faqih hat. Und aus diesem Grunde betrachte ich die Krawatte gemäß dem Imam ul-Ummah als verboten. Sie weckt in mir nur Erinnerungen an die Feinde des Islams. Eine Jeanshose, Weste oder ein Anzug, jedoch nicht. Auch eine Jalabiyyah nicht unbedingt. Eine Krawatte jedoch schon.