Ich erinnere mich an einen Dialog von zwei Muslimen (Namen geändert), der sich vor längerer Zeit ereignet hatte. Ich fasse die beiden Standpunkte in je einem Satz zusammen und würde von euch gerne wissen, was ihr dazu meint. Was ist eure Meinung dazu?
Ismail: Zu erst muss ich mit mir selbst im Reinen sein. Wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, kann ich darüber nachdenken zu heiraten. Salih: Wenn ich so gedacht hätte, hätte ich niemals geheiratet.
Ich habe es eigentlich nicht so wirklich nachvollziehen können.
Dazu kann ich noch einen Satz von Ayatollah Ramazani hinzufügen, den er vor nicht langer Zeit beim I'tikaf sagte. Er meinte, man müsse mit sich selbst im Reinen sein, damit man mit allen Anderen im Reinen ist. Wer Streit mit Anderen hat, hat in Wirklichkeit ein Problem mit sich selbst. Und er sagte, dass es drei Stufen von "Problemen" gibt. 1.) Man hat ein Problem mit sich selbst. 2.) Man hat ein Problem mit einer Person. 3.) Man hat ein Problem mit Gott. Salih sagt im Grunde: Du kommst mit dir nicht ins Reine, bevor du geheiratet hast, sondern erst durch die Heirat
Kann man das als Unverheirateter überhaupt nachvollziehen?
vielleicht ist die Schlussfolgerung von Salihs Aussage ("Du kommst mit dir nicht ins Reine, bevor du geheiratet hast, sondern erst durch die Heirat") nicht richtig gezogen worden. Denn wenn jemand die ganze Zeit nur in Richtung Perfektion strebt, wird er nicht dazu kommen, zu heiraten, da er sich die ganze Zeit nicht im Reinen mit sich selbst fühlen wird. Vielleicht hat es Salih so gemeint und diesen Standpunkt würde auch ich erstmal vertreten.
Natürlich soll man permanent versuchen, in Richtung Perfektion zu streben. Aber ab einem gewissen Punkt wird man sich schon bewusst, dass man heiraten könnte, bzw. sogar sollte, um gemeinsam in diese Richtung zu streben. Denn gemeinsam wird man ab diesem gewissen Zeitpunkt besser vorankommen und alleine evtl. sogar zurückfallen. Nicht ohne Grund heißt es, dass die Heirat die Hälfte (oder auch "nur" ein Drittel) der Religion bewahrt/beschützt.
"mit sich ins Reine kommen" und "Perfektion" sind doch ein himmelweiter Unterschied. ich finde schon, dass man ungefähr wissen soll, wohin es im Leben gehen soll, und vor allem soll man sich klar sein, warum man eigentlich heiraten will. Denn ich sehe immer wieder, dass sich ein Paar auseinanderentwickelt,,weil einer seinem Leben plötzlich eine neue Richtung gibt. Manchmal reicht es schon, wenn eine Sunnitin zur Schia konvertiert, um die Ehe scheitern zu lassen. Die grobe Grundrichtung sollte also feststehen, bevor man heiratet.
Zuerst sollten wir klären, was es bedeutet mit sich selbst im Reinen zu sein.
Ich weiß nicht so recht, ob ich es richtig verstanden habe. Aber ich würde sagen es bedeutet, dass man ehrlich mit sich selbst sein sollte. Das heißt, man sollte das praktizieren, was man sagt und bevor man anderen etwas vorwirft, sollte man erst darüber nachdenken, ob man die Fehler nicht selbst hat. Natürlich ist dies eine Eigenschaft, die eine Ehe aufrecht halten kann und die man stets anstreben sollte.
Ich glaube Sali7 meinte mit seiner Aussage, dass ein Mensch nicht vollkommen rein mit sich werden kann. Ein Mensch ist ein Wesen, das ständig im Entwicklungsprozess ist. Die Bewegung des Menschen zu Gott hin ist unendlich, wir können Ihn niemals erreichen, weil Er keinen bestimmen Platz hat. Aber wir können Ihm immer näher kommen und uns zur unendlichen Erhabenheit hinentwickeln. Der Mensch muss ständig "werden"; und gemeinsam, das heißt, wenn die Seele vervollkommend wurde, geht dieser Prozess schneller. Denn der Shaytan hat dann nicht mehr viele Möglichkeiten die Seele aus dem Weg zu führen.
Ich finde es kommt ganz drauf an, was man unter "mit sich selbst rein zu sein" versteht, denn so wie ich es sehe, haben die beiden Personen es aus zwei verschiedenen Sichtweisen betrachtet.
Ich denke auch wie Schwester As-Siddiqa das es beide aus anderen Sichtweisen betrachtet haben.
Ich persönlich denke Ismail meint das er sich erst im klaren darüber sein muss was er überhaupt von diesem Leben möchte. Er ist noch in einem großen Kampf mit sich selber und hat noch nicht herausgefunden wohin er gehen möchte. Er ist unsicher, unentschlossen, weiß nicht wohin ( er hat keine Ziele).
Ich denke bevor man heiratet muss man eine gewisse Entschlossenheit und einen gewissen Standpunkt im Leben haben. Damit meine ich nicht unbedingt materielles wie ein Haus, Auto, festes Einkommen über 5000 €. Ich meine einen Standpunkt mit sich selber. So wie Schwester Fatima Oezoguz geschrieben hat:
Zitatich finde schon, dass man ungefähr wissen soll, wohin es im Leben gehen soll, und vor allem soll man sich klar sein, warum man eigentlich heiraten will.
Salihs Antwort kam vielleicht aus einer völlig anderen Sichtweise Allahu alem.
Zitat von Fatima Oezoguz "mit sich ins Reine kommen" und "Perfektion" sind doch ein himmelweiter Unterschied. ich finde schon, dass man ungefähr wissen soll, wohin es im Leben gehen soll, und vor allem soll man sich klar sein, warum man eigentlich heiraten will. Denn ich sehe immer wieder, dass sich ein Paar auseinanderentwickelt,,weil einer seinem Leben plötzlich eine neue Richtung gibt. Manchmal reicht es schon, wenn eine Sunnitin zur Schia konvertiert, um die Ehe scheitern zu lassen. Die grobe Grundrichtung sollte also feststehen, bevor man heiratet.
Zitat von As-SiddiqaZuerst sollten wir klären, was es bedeutet mit sich selbst im Reinen zu sein.
Dies hatte ich als "Perfektion" missverstanden, deshalb auch meine Kritik an Ismail. Das es nicht Perfektion bedeutet, wird mir jetzt auch klarer. Aus dieser Sicht sehe ich es genau wie die Schwestern Fatima und As-Siddiqa.
Vielleicht reagiert Salih ja auch deshalb so, weil er die Aussage Ismails mit dem Streben nach Perfektion verwechselt.
Mit sich ins Reine kommen beinhaltet in sich klar sein, damit man die Konsequenzen verantworten kann, aber auch alles was man gesagt oder getan hat zu verbessern, so dass man mit sich im Reinen ist, also letzendlich ohne inneren Widersprüche sein.
Nun zur Heirat:
Erst durch die Heirat vervollständigt man seinen Glauben, darum sollte man nicht abwarten dass der Glaube sich von selber vervollständigt. Erst durch die Ehe wird einem der Sinn des Lebens auf eine andere Art und Weise besser deutlich. Vor der Ehe hat man das Gefühl über allem zu stehen und alles zu wissen. Aber erst durch die Ehe wird man eines besseren belehrt. Man muss sich auf eine ganz andere Person als sich selber einstellen, auch noch eine/n der ganz anders denkt als man selber und alles aus einem anderen Standpunkt sieht. Sich dieser Situation zu stellen beinhaltet dass man eben auch sich für alles was kommt bereit stellt. Erst dann ist der Weg einem offen sich wirklich zu vervollständigen. Gegenseitig die Fehler voneinander zu decken und einander zu helfen diese zu verbessern, ist zB. eine Sache die man als alleinstehender nicht hat. Man hat eine Verantwortung gegenüber dem Partner, so dass man versucht ihr gerecht zu werden in dem man selber auch achtet nichts Falsches zu machen. Die Verpflichtungen der Ehepartner gegenseitig kommen hinzu. All dies sind allein gesehen zwar kleine Aspekte, aber zusammen sind sie schon sehr schwerwiegend.
Man sollte aber schon wissen warum man heiratet, was das Ziel ist und wie man sich die Heirat mit dem Partner vorstellt, also sollte man auch mit sich im Reinen sein (ohne inneren Widersprüche sein). Ich denke, beides schließt sich nicht aus. Ein Moslem sollte immer versuchen mit sich im Reinen zu sein (ohne inneren Widersprüche sein), das sollte jedoch unabhängig von der Heirat sein. Jedoch sollte man nicht abwarten dass man mit sich im Reinen ist (ohne inneren Widersprüche sein), wenn man denkt man ist es noch nicht, sondern versuchen mit dem Partner diesen Weg zu beschreiten. Heirat schließt innere Widersprüche also nicht aus, noch sollten innere Widersprüche uns hindern zu heiraten, dann sollte man schleunigst diese versuchen beiseite zu legen und wieder einen inneren frieden zu bekommen. Manchmal hilft einem die Heirat sogar dabei. Also so oder so ich würde sagen heirat steht dem allem nicht im Wege, sondern im Gegnteil führt dazu dass man sich und seinen Glauben stärkt.....