Großzügigkeit ist in gewisser Hinsicht das Wasser und Gerechtigkeit der Behälter. Um aus dem Wasser vernünftig zu trinken, müssen wir es in Behältern gießen. Wasser vergießen ohne Behälter ist Verschwendung und Behälter ohne Wasser ist Geiz. Das Maßhalten (Weder Verschwendung noch Geiz) ist die Lösung und dieses basiert sowohl auf das Geben als auch auf das Setzen der Dinge wo sie hingehören, welche die Umsetzung der Weisheit ist. Das Geben ist die Großzügigkeit und die praktische Weisheit die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit und Großzügigkeit sind also unzertrennliche Zwillinge. So gesehen kann man nicht diese Tugenden jede für sich messen.
[17:29] Und lass deine Hand nicht an deinen Hals gefesselt sein, aber strecke sie auch nicht zu weit geöffnet aus, damit du nicht getadelt (und) zerschlagen nieder sitzen musst.
In einer Rede erklärt Morteza Motahhari das so: Gerechtigkeit, bezogen auf das soziale Leben, ist wichtiger als Großzügigkeit. Wenn Gerechtigkeit das Fundament eines Hauses darstellt, so ist Großzügigkeit der Design. Was bringt uns z.B. ein Balkon, wenn das Fundament nicht stabil ist. Großzügigkeit, bzw. etwas zu spenden ist was sehr ehrenwertes für denjenigen, der spendet. Für den aber, der auf diese Großzügigkeit angewiesen ist, ist es nicht schön, die Spende anzunehmen. Eine Gesellschaft kann nicht auf die Großzügigkeit aufgebaut werden, denn Großzügigkeit auf dauer führt dazu, dass einige Menschen "verfaulen", also sich nicht mehr anstrengen. Vögel, die durchgehend gefüttert werden, vergessen, wie man nach Nahrung sucht. So ist das z.T. auch mit den Menschen.
Großzügigkeit auf "individuelle-Ebene" ist besser als Gerechtigkeit. Sie fördet vorallem den Akhlaq, denn der Großzügige achtet nicht nur darauf, dass jeder das erhält, was er verdient, sondern gibt auch noch von dem ab, was er selber verdient hat.
Gerechtigkeit wiegt schwerer, denn sie schafft überhaupt erst die Voraussetzung, unter denen man überhaupt mit Großzügigkeit handeln kann. Nicht umsonst ist der Spruch "Gnade vor Recht ergehen lassen." Denn das hat die Voraussetzung, dass ein Recht überhaupt erst mal da ist, bevor man die Gnade walten lassen kann.