Ich hab das Gefühl, dass das Studium eines Gelehrten sehr vereinfacht dargestellt wird. Dieses "Buch-Wissen" von dem wir so einach sprechen, ist in Wirklichkeit die Basis von allem. Es war selbst die Basis der Gründung der islamischen Republik. Hätte Imam Khomeini (q.) sein "Buch-Wissen" nicht gehabt, so wäre er nie soweit gekommen, wie er gekommen ist. Wäre Imam Hussein nicht sein größtes Vorbild gewesen, dann hätte er keinen "husseinitischen Akt" im Iran vollzogen und für einen islamischen Staat gekämpft. Hätte Imam Khomeini (q.) nicht diese ganze Erkenntnis, hätte er sofort auf die zahlreichen Leute gehört die ihm sagten: "Vergiss es, du wirst es nie schaffen den Shah zu vertreiben." Aber Imam Khomeini (q.) hatte die Erkenntnis, dass es möglich ist, und diese Erkenntnis entstand nicht allein durch Gebet und Fasten, sondern die Basis war das Wissen, das er sich angeeignet hatte mit der Zeit.
Das "Buch-Wissen" nicht alles ist, und dieses Wissen in die Tat umgesetzt werden muss, ist denke ich klar. In der aller ersten Stunde wird den angehenden Studenten wohl beigebracht: Ihr müsst euer Wissen auch umsetzen. Wer es letzten Endes tut und wer nicht, ist jedoch eine vollkommen andere Angelegenheit. Nur weil ein Handwerker mal etwas falsch macht, heißt es nicht, dass wir niemanden mehr brauchen, der eine Lehre zum Handwerker macht, weil wir denken, wir hätten diesen Fehler nie begangen. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir in diesem Fall nicht den gleichen Fehler gemacht hätten, weil wir nie in dieser Situation waren. Das soll natürlich keine Entschuldigung für den Fehler sein, nur hab ich das Gefühl, wird zu sehr verallgemeinert. Und den Mangel an richtigen, wahrhaftigen, wissenden, gottesfürchtigen Gelehrten können wir nicht einfach so stillen.
Erst wenn wir welche haben, die dieses Buch-Wissen besitzen, können wir uns weiter entwickeln, denn alles basiert auf dem Quran und den Lehren der Ahlulbayt und niemand von uns wird sich so leicht dieses Wissen mal nebenbei aneignen können. Das dieser Gelehrte, dann natürlich auch handeln muss, ist denke ich verständlich.
Hmm? Also entschuldigt falls ich mich falls ausgedrückt habe. Erstens: Die Gelehrtenschaft wollte ich nie defamieren, wie auch mein größtes Vorbild (Imam Khamenei) ist ein Gelehrter und wer ist Gelehrter als der Gelehrte der Gelehrten, Rasulalah?! Zweitens: Das "Buchwissen" ist doch unser größtes Kapital im Islam, unsere Religion ist die Religion des "Lies" (Igraa) dieses wollte ich auch nicht schlecht reden. Drittens: Die Theologieschule (Hawza) wurde von mir nicht angesprochen sondern die, die zu dieser Schule gehen. Hawza wird in einem Bittgebet von Imam Sadiq (a.) als "Front" bezeichnet, in der Hawza werden die Kommandeure der Front ausgebildet.
Bitte nicht falsch verstehen!
Alles was ihr aufgezählt habt von: "Es ist wichtig das wir Leute haben die sich in Religiöseangelegenheiten auskennen" bis "Auf Buchwissen darf/kann/soll man nie verzichten" ist richtig aber passt nicht in diesem Rahmen der Diskussion.
Die Bibliotheken sind voll von Bücher, von Bihar bis Anwar und und und aber niemand da der dieses Wissen anwendet. In Deutschland brauchen wir nun mal ein anderes wissen als die Geschwister im Libanon oder wo anders. Es gibt ein Spruch oder eine Überlieferung, weiß ich nicht genau;
"Jedes wort hat eine Zeit und ein Ort in dem es gesagt werden darf/soll" (arab.: "Kuli kalam makam") Auch in deutschland brauchen wir andere Teile dieses Buchwissens und andere vertiefungen der Islamischenlehren als wo anders. Leider ist es aber immer noch so das viele Glauben das man alles 1:1 hierher übernehmen kann.
Und das mit dem Juristen Beispiel: Auch wenn ein Jurist 33 Jahre und 2 Monate Jurastudiert und ein "Fachidot" wird (sagt man so heut zu tage) kann er nicht soviel ausrichten als wenn jemand weiß welches Gesetz er gerade wo braucht und anwendung soll.
Die Palästinenser können Tausend steine haben aber wenn sie nicht wissen wen sie damit bewerfen sollen werden sie ihnen nichts nutzen. Sie benötigen Jemand der ihnen sagt wen sie damit bewerfen sollen.
MaschaAllah. Ich finde das ist eine wichtige und zugleich schöne Diskussion.
Zitat Auch wenn ein Jurist 33 Jahre und 2 Monate Jurastudiert und ein "Fachidot" wird (sagt man so heut zu tage) kann er nicht soviel ausrichten als wenn jemand weiß welches Gesetz er gerade wo braucht und anwendung soll. Die Palästinenser können Tausend steine haben aber wenn sie nicht wissen wen sie damit bewerfen sollen werden sie ihnen nichts nutzen. Sie benötigen Jemand der ihnen sagt wen sie damit bewerfen sollen.
Erstmal danke für die Klarstellung Br. Minbar. Das was du sagst, ist vollkommen richtig.
Wichtig bei einem Gelehrten: [list=1] [*]Sich das systematische theoretische Wissen anzueignen. Da reicht es nicht aus zu sagen ich habe Bihar-ul-Anwar oder Al-Kafi bei mir zuhause und ich kann mir Urteile extrahieren. Aber das hast du mit Sicherheit nicht gemeint. Unter diesem und unter den nächsten Punkten könnte man argumentieren, dass wir in dieser Zeit der Kommunikation nicht auf Gelehrten vor Ort angewiesen sind. Das stimmt allein von der Logik her nicht. Weil ein Gelehrter vor Ort sich im Zustand des Haqq-ul-Yaqin befindet, weil er das erlebt, was hier passiert. Im Gegensatz zu Gelehrten außerhalb des Ortes, die höchstens wenn, dann nur Ilm-ul-Yaqin haben. [/*:m] [*]Die Fähigkeit zu erkennen, was für die konkreten Situationen, im konkreten Ort und in der konkreten Zeit, machbar ist bzw. gemacht werden muss und soll. [/*:m] [*]Die Fähigkeit einen islamischen Plan zu entwerfen, wie man diese Zwischenziele erreichen kann und die Mittel festlegen die man braucht und die man überhaupt besorgen oder verwirklichen kann um diese Ziele zu erreichen. [/*:m] [*]Den Mut und die Geduld und die Weisheit, die Umsetzung des Plans zu führen. [/*:m] [*]Außerdem sollte so ein Gelehrter, wie ich bereits erwähnte, ein Chairsma haben, durch die er die Gläubigen an sich reißen kann und sie überzeugen kann und natürlich sollte er die islamischen Achlaq verinnerlichen. Das steht außer Frage. [/*:m] [*]Über seinen Anschluss an Wilayat-ul-Faqih brauchen wir gar nicht zu reden.[/*:m][/list:o]
Das wäre das Optimale. Das ganze kann auch nicht von einer einzigen Person bzw. von einem einzigen Gelehrten vollzogen werden. Es muss hier eine Gruppe von Gelehrten entstehen, damit so was entstehen kann. Natürlich sind die Schiiten hier eine Minderheit in der Minderheit und deswegen gibt es andere Strategien, die verfolgt werden müssen als in anderen Orten aber das ist eben, was diese Punkte ansprechen. Sollte so etwas nicht möglich sein, dann heißt das nicht, dass alle hier jetzt aufhören sollen zu streben, weil es nicht genügend Gelehrten gibt. Der Vers in meinem Beitrag weiter oben, sagt genau das Gegenteil. Es ist eine kollektive Pflicht Gelehrte zu haben die den Islam und die Muslime schützen. Und das ist was wir besprechen.
Ist diese Pflicht heute in diesem Land genügend erfüllt oder nicht?
Was ich auch anmerken muss, ist auch, dass es nicht darum geht, die Rolle von Nichtgelehrten zu unterschätzen. WIr könnten jetzt viele islamische Persönlichkeiten außerhalb Deutschland aufzählen, die religionswissenschaftlich gesehen nicht die fundiertesten Kenntnisse besitzen, aber dennoch grosse Beiträge und grosse Leistungen für den Islam erbracht haben und deren Anwesenheit ein grosser Segen für den Islam darstellt. Nur damit es zu keiner Verwechselung kommt. Aber damit das Streben eine möglichst authentische, effiziente und erfolgreiche Stufe erreicht, sind die Muslime in Deutschalnd auf solche Gelehrten angewiesen. zumindest "höchstwahrscheinlich" sind sie auf Gelehrte angewiesen.
Danke für eure Hilfe mir ist jetzt einiges klarer geworden. Ich konnte einige Gedankengänge nachvollziehen andere weniger aber im großen und ganzen habe ich dazu gelernt. Einiges ist mir nicht so ohne weiteres klar,wie folgendes von Bruder Muhsin:
ZitatUnd hier kommen wir zum nächsten Problem: Die schiitische Gemeinschaft.
- Sie muss bereit sein, einen Gelehrten zu unterhalten, damit er seine Arbeit ganz der Ummah widmen kann. Zumindest einen finanziellen Rahmen bieten. Tatsächlich wäre es schwierig für einen Gelehrten, und das ist auch für Gelehrte anderer Religionen und Gelehrte an anderen Örtlichkeiten nicht anders, sich neben der Gemeindearbeit auch noch um die persönlichen weltlichen Belange zu kümmern. Das würde dem Gelehrten die zeitlichen Vorraussetzungen nehmen und es ihm unmöglich machen effektive Arbeit zu leisten. Dem Gelehrten müssten die Möglichkeiten gegeben werden, ein sogenannter "Vollzeitmuslim" zu sein.
Mir ist nicht klar weshalb ein Gelehrter nur in der Moschee ein Vollzeitmuslim" sein kann und nicht während er sich um seine persönlichen weltlichen Belange kümmert? Wäre er nicht ein größeres Vorbild für die Geschwister die sich ebenfalls um ihre weltlichen Belange kümmern müssen?
Also gehen wir wieder davon aus das ein Gelehrter sein Wissen von den Büchern hat. Also wenn er arbeiten gehen muss, hat er wenig Zeit zum lesen. Und wenn er wenig liest hat er wenig zum vorlesen? Oder wie ist das gemeint? Also woher bekommt der Gelehrte sein Wissen? Aus Bücher oder aus dem Alltag?
Schwester Fatima schrieb folgendes:
ZitatSind dieseTitel denn nicht eher "neumodisch"? Die gab es früher doch gar nicht. Imam Khamenei wollte ja sogar Prüfungen für Ayatollahs einführen, damit sich nicht jeder Turbanträger so nennen kann, aber das scheiterte am Widerstand der alten Geistlichen.
Ne das ist nicht gemeint. Eher meine ich es so: Wenn ein guter "Hudschat-ul-Islam" etwas sagt/macht und ein eher nicht so guter "Ayatollah" etwas weniger gutes sagt/macht wird der "Ayatollah" zitiert und nach geahmt. Wir orientieren uns nach Titel statt nacht Tat und Nützlichkeit.
Eure Beiträge haben meinen Horizont erweitert,Allah lohne euch. Und ich glaube solch eine Diskussion ist nur mit Geschwistern wie euch möglich, andere würden gleich denken man begeht "Kufr" weil man über Gelehrte herzieht was wir aber nicht tun!
ZitatMir ist nicht klar weshalb ein Gelehrter nur in der Moschee ein Vollzeitmuslim" sein kann und nicht während er sich um seine persönlichen weltlichen Belange kümmert? Wäre er nicht ein größeres Vorbild für die Geschwister die sich ebenfalls um ihre weltlichen Belange kümmern müssen?
Also gehen wir wieder davon aus das ein Gelehrter sein Wissen von den Büchern hat. Also wenn er arbeiten gehen muss, hat er wenig Zeit zum lesen. Und wenn er wenig liest hat er wenig zum vorlesen? Oder wie ist das gemeint? Also woher bekommt der Gelehrte sein Wissen? Aus Bücher oder aus dem Alltag?
Ich denke hier besteht ein kleines Missverständnis. Es geht allgemein nicht darum, ob sich ein Gelehrter auch um die weltlichen Belange kümmern soll oder nicht, denn das sollte er doch ohne Zweifel.
Aber unser Problem ist denke ich, dass wir die Arbeit von Gelehrten nicht als solche Arbeit anerkennen, sondern sie eher als Nebenjob oder Freizeitjob sehen, was an sich ein Fehler ist, meiner Meinung nach. Ein Arzt oder ein Anwalt studiert viele Jahre, um dann als Arzt oder Anwalt arbeiten zu können, und nicht anders ist es bei Gelehrten. Gelehrte studieren 10 oder 15 Jahre, um dann als Gelehrte "arbeiten" zu können, nur ist der Unterschied hier, dass sie nicht nur Fachwissen erhalten, sondern ihre gesamte Persönlichkeit umgeformt wird und ihr Charakter (normalerweise zu mindest) veredelt wird, während diesen vielen Jahren. Und das ist ja das besondere an einem Gelehrten, der an einer Hawzah studiert hat, denn das Wissen allein, kann man sich wohl auch aus Büchern holen.
Nun, dieses "arbeiten" kann man jetzt verschieden definieren. In Libanon oder Iran wäre wohl die Hauptaufgabe eines Gelehrten: sein Wissen weiter geben durch Quran Tafsir, lehren der Quran-Rezitation, lehren an der Hawza, das zum einen. Zum anderen je nach dem, die Wichtigkeit der Hizbollah erörtern, die Wichtigkeit des Wilayat ul Faqih erörtern, den Feind erörtern usw. Aber das ist von Land zu Land unterschiedlich, man kann hier nicht verallgemeinern.
In Deutschland ist z.B. nicht der Hauptpunkt, dass er sein Wissen über Hadithwissenschaft als solches, so wie er es gelernt hat, weiter gibt, auch wenn das toll wäre, sondern das Augenmerk ist auf etwas anderes, etwas größeres, etwas wichtigeres. In Deutschland gibt es höhere Prioritäten, als diese. Hier wäre seine Aufgabe z.B. die deutschsprachigen Muslime zu leiten, zu führen, sie weiter zu bringen, sie in die Politik zu bringen, sie auf verschiedenen Ebenen rechtzuleiten usw. Und während er das tut, gibt er doch sein WISSEN indirekt weiter. Aber nicht in dem er ihnen Ahadith runter erzählt, sondern in dem er diese Ahadith durch sein Handeln verkörpert und das ist doch unser Ziel, oder nicht?
Habt ihr jemals Sayyed Hassan während seinen Ansprachen nur lauter Ahadith und Quranverse rezitieren hören? Das kommt nur sehr selten vor, nur dann, wenn es wichtig ist auf den Wortlaut zu achten z.B.. Ansonsten VERKÖRPERT er diese Ahadith und Quranverse. Er gibt sie indirekt durch seine Worte und sein Handeln wieder. Sagte Sayyed Hassan: Allah ist mit den Geduldigen, oder ist er eher die Geduld selbst? Hat Sayyed Hassan Ahadith runtererzählt, wie wichtig es ist Versprechen zu halten, oder hat er seine Versprechen einfach gehalten? Sein Beiname ist sogar: al Wa3d al Sadeq, das wahre oder gehaltene Versprechen geworden.
Sayyed Hassan sagte mal zu Imam Hussein (a.): "Wir werden nicht mehr sagen, wenn sie uns töten, bleiben wir mit dir. Wenn sie uns verletzen, bleiben wir mit dir. Wenn sie unsere Häuser zerstören bleiben wir mit dir. Wir können jetzt sagen: Sie haben uns getötet und wir sind mit dir geblieben. Sie haben uns verletztet und wir sind mit dir geblieben. Sie haben unsere Häuser zerstört und wir sind mit dir geblieben, und wir werden dich nie verlassen und wir werden immer mit dir bleiben."
Das heißt, das wichtige ist nicht nur einfach zu reden oder zu planen oder zu versprechen oder sonstiges. Sondern das wichtige ist zu handeln und zwar so, wie es für das jeweilige Land angemessen ist. Imam Hassan (a.) z.B. handelte anders als Imam Hussein (a.). Wir brauchen hier jemanden, der die Situation einschätzen kann und weiß, wie das richtige Handeln aussieht. Eher lieber passiv? Oder doch ziemlich aktiv? Ein wenig Zurückhaltung? Oder mit viel Kraft?
Gut, wenn wir nun davon ausgehen, dass dieser Gelehrte all diesen schweren und großen Aufgaben nachgehen soll, dann können wir nicht verlangen, dass er gleichzeitig auch bis Abends arbeitet und dann wenn er erschöpft wieder kommt, noch schnell die Ummah führt, verstehst du Bruder? Wir wollen doch eher, dass dieser Gelehrte sich auf seine Hauptaufgabe spezialisiert und sich speziell darum kümmert, weil er Wissen und Weisheiten mit sich bringt, die wir möglicherweise nicht aufweisen können. Und daher ist es wichtig, dass so ein Gelehrte finanzielle Unterstützung erhält. Niemand sagt, er soll zu Hause schlafen und faulenzen, während er bezahlt wird. Nein! Er soll aber seiner Aufgabe zu 100% nachgehen können und das geht eben mit einem Vollzeit Job nur sehr sehr schwer.
Ansonsten wird er nur bei Veranstaltungen antanzen können, mal da ein Vortrag halten, mal da. Am Wochenende mal für Fragen anwesend sein. Aber bringt uns das wirklich viel? Wie gesagt, für solche Aufgaben brauchen wir keine Gelehrte, wir haben Geschwister, die diese Aufgabe auch sehr gut übernehmen können, wie Dr. Yavuz & Co.
Masha'Allah, lauter schöne Beiträge. Ich profitiere ebenfalls sehr davon. Leider kriege ich das meiste nur verspätet mit. Eine Kleinigkeit möchte ich eben erwähnen, wenn ihr erlaubt.
Wie Bruder Aliy dargelegt hat, ist es eine kollektive Verpflichtung in der Gemeinschaft Gelehrte entspringen zu lassen. Wir dürfen aber nicht denken, dass wir unsere eigene Verantwortung auf einen Gelehrten übertragen können. Beispielsweise sind wir alle verpflichtet studierende des Islams zu sein. Unser Leben lang sind wir Studenten, insha'Allah, ob wir Gelehrte sind oder nicht. Als Muslime repräsentieren wir das islamische Auftreten, Handeln und Verhalten gegenüber den Nicht-Muslimen. Das ist in diesem Land eine große Aufgabe und Verantwortung. Es ist nicht so, dass wir diese Verantwortung abgeben würden, sobald ein Gelehrter da ist, der für uns auftritt und auf den die Aufmerksamkeit gelenkt wird. Es wurde von dem angehenden Gelehrten berichtet, dessen Ziel es ist seine Seele zu läutern. Auch hier sind wir alle in der Pflicht. Ein Gelehrter mit geläuterter Seele passt nicht zu einer Gemeinde, deren Mitglieder ihre Seele nicht zu erziehen wissen. Ihr seid auch darauf eingegangen, dass ein Gelehrter sich in dieser Politik und Gesellschaft auskennen sollte, um den Muslimen hier zu empfehlen, wie sie sich verhalten sollen. Wie in allen anderen Gebieten gilt auch hier: Wir können uns nicht aus der Verantwortung stehlen. Imam Khomeini (r.) sagte in seinen 16 Empfehlungen an die Jugendlichen, dass sie sich unbedingt mit den aktuellen Ereignissen beschäftigen sollen und wissen sollen, was in ihrer Gesellschaft passiert. Ein politischer Gelehrter passt nicht zu einer unpolitischen Gemeinde. Selbstverständlich passt ein Gelehrter, der ein glühender Anhänger von Wilayatul Faqih ist, nicht zu einer Gemeinde, die diesem Weg nicht folgen will.
Wenn wir uns selbst so erziehen und bilden, kommen ganz automatisch Gelehrte, die uns weiter erziehen und weiter bilden. Wenn unsere Hände am Wilayat festhalten, bekommen wir auch einen Gelehrten, der uns weiter ermutigt daran festzuhalten. Jede Gemeinde bekommt tatsächlich nur den Gelehrten, den sie verdient. Wir müssen unsere Anstrengung darauf konzentrieren dem gerecht werden.
Wenn wir also Jugendliche nach Qom schicken und dann mit ihnen unzufrieden sind, wenn sie zurückkommen, müssen wir den Fehler bei uns selbst suchen. Wieso haben wir den deutschsprachigen Gelehrten, den wir uns wünschen, noch nicht verdient? Und wenn ein solcher da ist, liegt es wiederum an uns selbst, ob wir den auch erkennen. Es gibt auch deutschsprachige Gelehrte in Deutschland, aber man hört nicht so viel von ihnen.