Berlin. Psychische Erkrankungen rücken in Deutschland immer mehr in den Vordergrund. 2007 fielen in Kliniken bundesweit erstmals mehr Behandlungstage für Verhaltensstörungen, Depressionen und ähnliche Leiden an als für Krebs- oder Kreislauferkrankungen. Dies ergeben repräsentative Daten über die stationäre Versorgung, die die Gmünder Ersatzkasse (GEK) am Montag vorstellte.
Die Studie, an der federführend das Institut für Sozialmedizin in Hannover mitgewirkt hat, zeigt: Krankenhausaufenthalte in Deutschland haben sich in den vergangenen 15 Jahren verkürzt: von durchschnittlich 13 Behandlungstagen 1992 auf nur noch 8,8 im Jahr 2007. Etwa im gleichen Zeitraum sank die Zahl der stationären Behandlungstage wegen Kreislauferkrankungen um 41 Prozent; im Gegenzug legten jene wegen psychischer Störungen um 37 Prozent zu und setzten sich an die Spitze der Statistik.
ZitatAusfalltage Die Psyche ist krank VON MICHAEL BERGIUS
Berlin. Psychische Erkrankungen nehmen in Deutschland weiter zu. 2007 entfielen 9,3 Prozent aller Ausfalltage der Beschäftigten auf Depressionen, Angststörungen oder ähnliche Leiden. Nach neuen, repräsentativen Zahlen, die der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) veröffentlichte, ist das ein Negativrekord.
ZitatFrauen sind besonders stark betroffen. Bei ihnen ist mittlerweile jeder achte Krankentag auf psychische Störungen zurückzuführen. Als sehr gefährdet gelten Telefonistinnen, Krankenpflegerinnen, und Sozialarbeiterinnen. Bei den Männern liegen Lokführer, Fahrbetriebsregler und ebenfalls Krankenpfleger vorn.
Während bei Frauen Depressionen verhältnismäßig stark verbreitet sind, leiden Männer besonders häufig an Suchtkrankheiten, oft in Verbindung mit Alkohol.
ZitatIch registriere einen zunehmenden psychischen Druck bei vielen Menschen – und eine wachsende Hemmungen, sich arbeitsunfähig schreiben zu lassen. Viele fürchten Repressalien, wenn sie krank werden, oder sinkende Chancen auf dem Arbeitsmarkt – vor allem wenn sie älter als Mitte 40 sind.
ZitatKrankheiten lassen sich nicht verschleppen oder verdrängen; das »Rollback« kommt heftig. Die momentane Krise ist noch nicht statistisch erfaßt –in späteren Statistiken wird vermutlich eine Zunahme psychosomatischer Krankheiten erkennbar werden. Aus subjektiver Sicht kann ich nur konstatieren: Depressionen als Folge des ökonomischen Drucks nehmen zu.
ZitatViele können sich nur noch mit zwei Jobs über Wasser halten, teilweise mit einer 60-Stundenwoche. Das führt zur Überlastung: Burnout oder Depression als Antwort auf Mangel an Zeit zur Regeneration, für die Familie und private Interessen.