Fasten, da es keine Rassen gibt - ob es den Rassisten passt oder nicht
Muslim-Markt, 24.8.2007 - Eines der Beweggründe westlicher Politik besteht in einem teils offenen, teils versteckten Rassismus, der aus den Köpfen westlicher Gedankenwelt kaum wegzudenken ist, selbst wenn es durch andere Begriffe vertuscht wird. Aber wie kann eine Denkweise auf etwas aufbauen, dass es gar nicht gibt? Und was hat das mit Fasten zu tun?
Die westliche Politik war immer die Politik des "Weißen Mannes". Der "Weiße Mann" war der Herrenmensch, nach der eigenen Vorstellung, sozusagen auserwählt - vom wem auch immer - und dazu geboren, überlegen zu sein. Der offen ausgetragene Rassismus der Kolonialzeit und der Sklaverei ist einer subtileren Form gewichen, in der man zwar nach außen die "Gleichwertigkeit" der Rassen und Kulturen behauptet, letztendlich aber darauf besteht, dass es Rassen (und damit relevante Unterschiede) gibt. Wenn Neonazis von "völkischem Denken" faseln, dann ist das keine Randerscheinung, sondern spiegelt eine Erziehung wieder, die in den Köpfen der Mensch auf fast allen Kontinenten steckt. Viele glauben; es gäbe Rassen! Diese Gedanke beruht darauf, dass das materialistische Denken dominant ist auf Erden. Das war schon bei Kain und Abel nicht anders. Das materialistische Denken hat den ersten Mord am spirituellen Denken vollzogen, und das materialistische Denken unterscheidet Menschen nach materialistischen (äußerlichen) Merkmalen, um diese dann teilweise auch auf die "Denkweise" zu übertragen. Aufgepäppelt mit dem Schubladendenken, dass aus der "teile und herrsche"-Ideologie herrührt, folgt daraus dann die Wahnvorstellung von Rassen.
Dieser aberwitzige Irrglaube kommt dann mit den wirklich phänomenalen Argumenten wie: "Jeder sieht doch den Unterschied zwischen einem Nigerianer und einem Schweden, und jeder könnte die beiden voneinander unterscheiden!" Als ob die Definition eines Rasse davon abhänge, dass man einen Nigerianer von einem Schweden unterscheiden kann. Genau so könnte man die "Rasse" der Blauäugigen von der "Rasse" der Braunäugigen trennen, denn schließlich kann auch jeder solche Menschen unterscheiden.
Die Rassisten gehen aber einen Schritt weiter und behaupten, dass es eben nicht ein einziges Merkmal (wie z.B. die Augenfarbe) ist, dass eine Rasse ausmacht, sondern die Gesamtheit von Merkmalen. Dabei wird dann wissenschaftlich untermauert behauptet, dass der Schwarze immer Weltmeister im 100 Meter-Lauf sein wird, da seine Muskelstruktur "rassisch" bedingt nun einmal anders ist, als diejenige eines Weißen, was übrigens auch von denjenigen, die den Rassenwahn oder die Existenz von Rassen ablehnen, bekämpfen, gar nicht bestritten wird. Auch die Muskelstruktur von Männer und Frauen sind unterschiedlich. Aber dennoch sind es keine unterschiedliche Rassen.
Der Rassenwahn beginnt nicht erst bei der Ausbeutung. Der Rassenwahn beginnt an der Stelle, an der man denkt, es gäbe Rassen unter Menschen, denn dann müsste jeder Mensch einer bestimmten "Rasse" zuzuordnen sein. Was aber wären die Merkmale für Rasse? Und wer hätte das Recht, jene Merkmale zu bestimmen bzw. festzulegen; die Rassenwissenschaftler? Schließlich könnte man ja auch die Augenfarbe und die Fähigkeit zum Zungenrollen als Rassenmerkmal definieren, wobei dann manche Schweden mit manchen Nigerianern eine Rasse bilden würden.
Aber selbst wen man sich auf den Wahn einlassen würde, die Rassenmerkmale der Rassisten zu akzeptieren, bei welchem Maß hört den die Rasse auf? So wird man kaum in der Lage sein, jeden Bürger Nigerias von einem Sudanesen und den aus dem Sudan von jedem Bürger Ägyptens zu unterscheiden. Bei den Bürgern Ägyptens dürfte die Unterscheidung zum Libyer ebenfalls schwer fallen. Und die dürfte man schwerlich von Marokkanern und letztere von Algeriern unterscheiden. Der Nordalgerier aber unterscheidet sich kaum vom Südspanier. Und jener dürfte schwerlich vom Portugiesen zu unterscheiden sein. Wenn wir uns dann in Richtung Norden bewegen, dürfte es schwer fallen, den Basken, der wie ein Spanier aussieht von jedem Mittelfranzosen (also einem Franken) zu unterscheiden. Wahlweise können wir uns jetzt in Richtung Deutschland oder zu den Friesen bewegen. Über die Friesen könnte es nach Dänemark und dann nach Schweden gehen! Und plötzlich merken wir, dass wir vom Nigerianer bis zum Schweden gekommen sind, ohne jemals eine ernsthafte "Rassenunterscheidung" durchführen zu können, wenn die geografischen Schritte nur klein genug waren.
Man könnte es aber in der Sprache von Rassisten auch anders ausdrücken: In der Welt der Menschen sind wir alle durchmischt und durchrasst!
Der Islam ist die einzige verbliebene zusammenhängende und derzeit aktive Ideologie in der Welt, die jeglichen Rassismus von Grund auf ablehnt; nämlich auch die Existenz von Rassen! "Linke" bezeichnen sich zwar auch als "Antirassisten" aber nur in dem Sinn, dass sie die Bevorzugung oder Benachteiligung einer "Rasse" ablehnen. Insgeheim glauben sie eben doch daran, dass es Unterschiede zwischen einem Nigerianer und einem Schweden gibt. Im Heiligen Qur'an gibt es das Wort "Rasse" nicht. Es kommt nicht vor! Vielmehr wird eine Ideologie vermittelt, die besagt, dass alle Menschen von Adam und Eva abstammen. Diese Ideologie ist derart revolutionäre (obwohl sie seit dem Anfang der Menschheit existierte), dass sie in jeder Hinsicht bekämpft wird. Der Araber Muhammad - Gott schenke der Menschheit die Erkenntnis seiner Barmherzigkeit für die Menschheit - hatte u.a. einen Iraner und einen "schwarzen" Abessinier als seine engsten Gefährten, während die Araber ihn bekämpften. Im Qur'an gibt es "nur" die "Völker". Aber die quranische Definition ist immer eine spirituelle, diejenige einer Gedankenähe. Es gibt das Volk der von Gott überzeugten und derjenigen, die sic lieber der materiellen Begrenztheit hinwenden. Und in beiden Völkern gibt es Schweden und Nigerianer.
Niemand bestreitet, dass Menschen über Generationen sich dem jeweiligen Klima ihrer Region angepasst anders entwickeln. Dass der Schwede eher bei 15 Grad Wassertemperatur baden geht als ein Nigerianer, ist eine Gewöhnung; weiter gegeben über Generationen. Das ändert aber nichts daran, dass die Temperatur ihres Blutes gleich ist.
Was aber ist so gefährlich daran, dass man die Existenz von Rassen ablehnt, dass es so vielen schwer fällt, dieses anzunehmen! Was ist der Grund dafür, dass Rassismus in allen Kulturen der Welt sich mehr oder weniger und historisch wechselnd stark etablieren konnte? Der Grund ist ganz einfach: In dem Moment, in dem man erkennt, dass es keine Rassen gibt, sind alle Menschen Geschwister! Der Nigerianer ist dem Schweden nicht näher als der Spanier oder Bulgare. Er ist genau so sein Bruder oder seine Schwester! Und er hungert!
Derzeit sterben ca. 30.000 pro Tag am Hunger. Angesichts der Terrorhysterie, mit denen die Demokratien in der Welt immer weiter eingeschränkt werden, vergisst man dieses Massenproblem der Menschheit, das uns alle beschämen sollte! Und der Tod aufgrund von Hunger ist einer der grausamsten Morde (anders kann man das wohl aufgrund des Lebensmittelüberflusses in dieser Welt nicht nennen), die man sich vorstellen kann. Aber er erscheint kaum noch in den Medien, weil damit keine Kasse zu machen ist. Zudem betrifft es ja ohnehin "nur" den "Nigerianer" und eben nicht "uns"?
Das Fasten im Monat Ramadan ist eine Chance für die gesamte Menschheit. Vernünftig fastende Menschen spüren Hunger. Es ist zwar nur ein begrenzter Hunger mit der Aussicht, dass dieser Hunger schon bald gestillt wird, aber er spürt echten Hunger, richtigen Hunger; einen Hunger, den es in unseren Überflussgesellschaften kaum noch gibt. Voraussetzung ist, dass er sein Fastenbrechen am Abend maßvoll gestaltet. Dazu ein Beispiel: Wenn Imam Chamene'i zum Fastenbrechen alle seine Nachbarn einlädt (was eine Riesenehre für die Fastenden ist), dann sitzen alle zusammen am Boden und bekommen eine Mahlzeit (meist Reis und eine Beilage) sowie Salat und Wasser als Getränk. Solch ein spartanisches Essen wird es kaum bei den Fastenden in Europa geben. Aber es kann dennoch ein Vorbild sein. Und Imam Chamene'i selbst ist in seiner Person ein Paradebeispiel dafür, dass der Rassismus eine Lüge ist. Er selbst ist Iraner und damit gemäß der Einteilung von Rassisten ein "Arier". Gleichzeitig ist er aber ein "Seyyid" und stammt direkt von Imam Hussain (a,) ab. Damit wäre er ein Araber, was in den Augen der Rassisten eine andere "Rasse" wäre. Die Heiligste Stätte im Iran ist Maschhad. Dort besuchen alle Iraner einen lupenreinen Araber, nämlich das Mausoleum Imam Ridhas (der Friede sei mit ihm.), und alle Besucher empfinden ihn als einen der ihrigen.
Die eindrucksvollste Demonstration gegen Rassismus (ja auch gegen den Gedanken, dass es Rassen geben könnte) ist die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka. Mehrere Millionen Menschen aus allen Herren Ländern sollen idealerweise ohne Ausweis, ohne Kleidungsunterschiede, ohne Standesunterschiede, allesamt eingewickelt in das Kleid, in dem er normalerweise begraben wird, die gleichen gemeinsamen Riten vollführt. Sie stehen nebeneinander im Gebet, und vollziehen die gleichen Handlungen unter gleichen Belastungen. Niemand darf seinen Kopf bedecken unter der prallen Sonne, unabhängig davon, ob er Nigerianer oder Schwede ist, und jeder trinkt das gleiche heilige Wasser.
Das Fasten im Monat Ramadan ist die Vorbereitung darauf. Wer richtig fastet, der überwindet rassistisches Denken und erkennt, dass alle Menschen Geschwister sind. Das aber trifft vor allem alle, die lieber teilen um zu herrschen. Ein wirklich Fastender kann aber von niemanden "beherrscht" werden, denn er ergibt sich Gott. Und in dieser Freiheit ist er ein konstruktives Mitglied einer jeden Gesellschaft für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit.