Margarete Schrempp: „Nicht mehr ganz unparteiisch“
ZU GAST IN OFFENBURG: Margarete Schrempp, Trägerin des Landesverdienstordens, prangert Israels Siedlungspolitik an. OFFENBURG. Margarete Schrempp hat sich vorgenommen, den Mund nicht zu halten: Die jüngst mit dem Verdienstorden des Landes ausgezeichnete Sozialarbeiterin aus Hausach prangert die Siedlungspolitik Israels offen an. Am Mittwoch trug sie als Vorstandsmitglied der Kinderhilfe Bethlehem ihre Sicht der Dinge im Nahen Osten vor. Die Stufe 13 des Grimmelshausen-Gymnasiums hörte interessiert zu und übergab einen Scheck von 250 Euro für die Kinderhilfe. Das Hilfswerk betreibt ein eigenes Kinderkrankenhaus in der Geburtsstadt von Jesus. Es ist die einzige Klinik in Palästina für Neugeborene und Heranwachsende. Der Bedarf ist groß, die 80 Bettchen sind fast immer belegt. Die Jungen und Mädchen leiden an Mangel- und Fehlernährung, an Darmerkrankungen, hervorgerufen durch verseuchtes Wasser. Weil in den Dörfern häufig ein ordentliches Dach über dem Kopf fehlt, kommt es zu Unterkühlungen. Die über 40 Jahre währende Besatzungszeit hat ihre Spuren in den Seelen hinterlassen: Viele Kinder sind psychisch krank. Fehl- und Missbildungen häufen sich, da die Jugendlichen nicht mehr aus ihren Dörfern herauskommen und untereinander heiraten. Warum die Menschen so arm seien? "Weil ihnen Land weggenommen wurde", führt Schrempp aus. Vor allem muslimische Familien seien betroffen. In dem Krankenhaus wird unparteiisch behandelt: "Sie werden merken, dass ich nicht mehr ganz unparteiisch bin", räumt die zierliche Frau ein, die sich Jahrzehnte lang in der kirchlichen Frauenarbeit und der Seniorenarbeit ehrenamtlich engagiert hatte. Mit einer proisraelischen Einstellung sei sie vor Jahren zum ersten Mal ins Heilige Land gereist. "Das hat sich inzwischen völlig gedreht." Mit eigenen Augen habe sie gesehen, wie die Israelis ihre Autos wuschen und den Rasen besprengten, während gleich nebenan bei den Palästinensern der Wasserhahn lediglich tröpfelte. Die Schikanen an den Grenzübergängen seien entwürdigend. Im eigenen Land einen Passagierschein zu benötigen, ein Unding. Was in Deutschland in den Zeitungen stehe, stimme mit ihren Erfahrungen oft nicht überein: "Es sind nicht immer die Palästinenser, die die Schuld tragen."