sicherlich wurde dieses thema in der vergangenheit schon mal diskutiert, oder? ich habe hierzu keine näheren informationen und poste daher meine anfrage an alle:
wie sieht es mit dem thema "steinigung im islam" aus? ich, ehrlich gesagt, weiß darüber nicht sehr viel. nur, dass es in einigen ländern noch gemacht wird. aber wie sieht dieses thema aus islamischer sicht aus? laut internet-recherche kam es ursprünglich aus dem judentum und diente damals zur abschreckung, wurde aber auch bei evtl. vergehen vollstreckt. zur zeit des propheten (freide sei auf ihm) gab es das auch? ich finde diese "hinrichtungsart" einfach nur grauenvoll und kann den sinn dahinter einfach nicht verstehen? wie kann man einen menschen nur auf so grausame weise umbringen?! generell bin ich bei dem thema "todesstrafe" etwas zwiegespalten, aber was die steinigung angeht, kann ich einfach nichts "positves" daran erkennen.
über eure fakten und meinungen würde ich mich sehr freuen. sollte es dazu doch schon lange und breite diskussionen gegeben haben, dann bitte nur einen kurzen link-verweis, damit ich in den alten unterhaltungen stöbern kann.
vielen dank für eure hilfe und möge Allah euch dafür belohnen!
Zitat[...] Aus der Sicht des Islam kann die Verurteilung zur Steinigung ausschließlich im Fall von Unzucht [zina] von Personen erfolgen, die bereits verheiratet waren oder sind. Prophet Muhammad (s.) hat allerdings eine weitere kaum erfüllbare Hürde aufgestellt, die in der Weiterentwicklung der Hürde durch Jesus (a.) einerseits auf die Abscheulichkeit der Unzucht [zina] - insbesondere von Erwachsenen, die verheiratet waren oder sind - hinweisen soll aber andererseits die praktische Umsetzung nahezu unmöglich macht. So müssen vier männliche Zeugen unabhängig voneinander und in getrennten Vernehmungen sämtliche Details ihrer Zeugenschaft aussagen und diese dürfen sich nicht einmal im Detail von den Aussagen der anderen drei unterscheiden, da man sonst wegen Verleumdung bestraft wird. Zudem müssen die vier Zeugen selbst im Fall des Schuldspruchs die ersten Steine werfen. Tun sie das nicht, wird der Schuldspruch aufgehoben und alle vier wegen Verleumdung bestraft. Diese weitere nahezu unüberwindliche Hürde hat dazu geführt, dass die vormals verbreitete Praxis der Steinigung immer weiter abnahm.
Die meisten heute noch in von Muslimen geprägten Ländern erfolgenden Steinigungen werden von autoritären Regimes ausgeführt, die selbst nicht im geringsten das islamische Recht [scharia] achten.
Vielen dank für den Link! Stimmt, an das Lexikon hab ich gar nicht gedacht... Hab es mir durchgelesen, aber doch noch einige Fragen: Wie und wodurch hat sich die Steinigung im Islam manifestiert? Ist dem Propheten (Friede sei auf ihm) dies offenbart worden? Und warum wurden so viele Hürden mit eingebracht, damit die Umsetzung quasi unmöglich ist, die Strafe an sich aber weiterhin bestehen? Und ist die Art und Weise nicht einfach schrecklich grausam und somit auch unislamisch? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich als gläubige Muslimin einen anderen Muslim mit Steinen zu Tode bewerfen soll, weil er/sie Ehebruch begangen hat. Das könnte ich mir noch nicht mal bei einem Vergehen wie Mord vorstellen. Wie denkt ihr darüber? Ich habe immer noch viele Fragezeichen im Kopf...
Zitat von Setare Hab es mir durchgelesen, aber doch noch einige Fragen: Wie und wodurch hat sich die Steinigung im Islam manifestiert? Ist dem Propheten (Friede sei auf ihm) dies offenbart worden? Und warum wurden so viele Hürden mit eingebracht, damit die Umsetzung quasi unmöglich ist, die Strafe an sich aber weiterhin bestehen? Und ist die Art und Weise nicht einfach schrecklich grausam und somit auch unislamisch? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich als gläubige Muslimin einen anderen Muslim mit Steinen zu Tode bewerfen soll, weil er/sie Ehebruch begangen hat. Das könnte ich mir noch nicht mal bei einem Vergehen wie Mord vorstellen
Ein Sinn der Todesstrafe ist es, dass jedem klar wird, welch große Sünde und welch großes Verbrechen begangen wurde. Einen Menschen zu töten, auch wenn es mit der Todesstrafe durch einen Gerichtsbeschluss geschieht, ist auf jeden Fall eine schreckliche Sache. Jedoch muss allen klar werden, dass der Ehebruch genau so schrecklich ist. Das gleiche gilt für den Mord. Es ist nicht so, dass Ehebruch irgendwie noch ein Stückchen besser wäre als Mord. Ich denke, es ist menschlich, natürlich und auch gut, wenn man diese Art der Strafe oder auch die Todesstrafe im Allgemeinen für abscheulich hält. Wir haben die Religion der Vergebung, wir sollten nicht einmal den Mörder unserer Familie tot sehen wollen. Je eher man bereit ist zu vergeben, desto besser ist es. Deswegen kann aber ein islamischer Staat nicht alle Strafen abschaffen. Dass es diese Strafe gibt, soll dazu führen die Sünde für genauso abscheulich zu sehen. Selbst, wenn die Strafe nicht angewandt wird, weil die Voraussetzungen nicht erfüllt werden können. Das Ideal ist natürlich, dass weder die Strafe angewandt wird, noch die Sünde begangen wird. Man kann aber nicht einfach die Strafe abschaffen und hoffen, dass die Gesellschaft von diesen Sünden (Verbrechen) befreit wird.
ZitatEs ist nicht so, dass Ehebruch irgendwie noch ein Stückchen besser wäre als Mord.
Genau das ist aber in einer Gesellschaft schwer zu vermitteln, in der Ehebruch bei Promis fast schon zum guten Ton gehört, und auch in der Normalbevölkerung noch nicht einmal mehr als Kavaliersdelikt gesehen wird, bzw. als etwas "normales". Dann kommen Sprüche wie "für Gefühle kann man schließlich nichts". Die größten Unvereinbarkeiten zwischen islamischer und westlicher Denkweise, nicht zu verwechseln mit "christlicher", liegen in der Sexualmoral, was wiederum aus dem unterschiedlichen Gesellschaftsbild resultiert. Gemäß der westlichen Ideologie wird nicht mehr Gott, sondern das Ego angebetet, daher ist die "Selbstverwirklichung" zur Ersatzreligion geworden, die Belange der Gesellschaft stehen hinter den Interessen des Individuums. Im Kommunismus ist es genau umgekehrt, dort zählt das Individuum nichts, wie übrigens auch im Nationalsozialismus "Du bist nichts, dein Volk ist alles!". Das sind zwei Extreme, zwischen denen der Islam die ausgewogene Mitte bildet. Der Islam berücksichtigt die Belange des INdividuums und die der Gesamtgesellschaft gleichermaßen. Um also wieder auf unser Beispiel Ehebruch zurückzukommen:
Wenn der Einzelne die Ehe bricht, dann schadet er nicht nur sich selber, sondern seiner Familie, dem betrogenen Partner, den Kindern etc. Selbst wenn der Partner das verzeihen sollte, so ist ein Großteil des Vertrauens, ohne das man keine Ehe führen kann, unwiderbringlich dahin. Die Familie ist im Islam die kleinste gesellschaftliche Einheit, quasi eine Zelle, aus denen der gesamte Körper besteht. Wenn die Familien gesund sind, dann ist es die Gesellschaft auch. Wenn einzelne dieser Zellen krank sind, muss man dafür sorgen, dass die krankheit geheilt wird, bzw. sie sich nicht verbreitet. Genau das tut sie aber, wenn so einschneidende Dinge wie öffentlichen Ehebruch nicht mehr geächtet, sondern als etwas "Normales" toleriert werden. Die Voraussetzungen, unter denen eine Hadd-Strafe für Unzucht oder Ehebruch verhängt werden kann, die bei Verheirateten die Steinigung ist, bei Unverheirateten Auspeitschung, sind tatsächlich fast unerfüllbar. Dahinter steht der Gedanke, dass Ehebruch nicht öffentlich werden soll, wenn er schon mal - leider - stattgefunden hat. Im Jenseits wird der Ehebrecher so oder so bestraft, im Diesseits aber nur dann, wenn seine Tat öffentlich wird, d.h. wenn er / sie sich se lbst bezichtigt, oder vier männliche Adil-Zeugen den Akt an sich gesehen haben und das bezeugen. Wie Sadik schon schrieb, wenn die Voraussetzungen für die Vollstreckung so einer harten Strafe nicht gegeben sind, heißt das nicht, dass man sie völlig abschafft. Dass sie trotzdem noch bestehen bleibt, soll die Virulenz des Ehebruchs zeigen.