Das Islamischen Zentrum Bielefeld lädt ein zu einem Vortrag zu dem Thema Ikhtilaf – Meinungsverschiedenheiten im Islam.
Inhaltlich wird es, um die Frage gehen, wie Meinungsverschiedenheiten im Islam gewertet werden, sowie dem Aspekt des Adab ulIkhtilaf. Als Referenten konnten wir den renommierten Amir Zaidan aus Wien gewinnen. Am 08.10.2010 –im Im Islamischen Zentrum Bielefeld (IZB), August – Bebel – Str. 82 um 19 Uhr –(im Anschluss an das Maghreb-Gebet)
Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen!
Zur Person von Amir Zaidan: Direktor des Islamischen Religionspädagogischen Instituts Wien (IRPI); Leiter des Islamologischen Instituts; Autor von verschiedenen Werken, insbesondere: At-Tafsir, Aqida, Fiqh-ul-Ibadat. U.a. Fernstudium der Scharia und Usulud-din am „Institut Européen des Sciences Humaines“ (IESH); Seminare bei im „Internationalen Zentrum für islamische Wissenschaften e. V.“ unter Leitung von Prof. Dr. Hassan Hitou ; sowie Fernstudium an der Universität Jamia-Nizamia im Fachbereich „Tafsir und ‘Ulumul-quran“.
Ich möchte den Vortrag von Br. Amir Zaidan einwenig zusammenfassen (anhand meiner bescheidenen Notizen), sodass auch diejenigen, die abwesend waren, inschallah davon profitieren können.
Zunächsteinmal differenzierte der Referent zwischen "Ikhtilaf" und "Khilaf", Erstere sei umfassender und beschreibe die Vielfalt, während Letztere immer ein Gegenteil von Etwas sei, z.b.Streitigkeiten um bestimmte Aspekte.
Er betonte in diesem Zusammenhang, dass die Unterscheidung von Gut und Böse einen existentiellen Sinn habe.
Der Referent stellte überschaulich die nicht-islamkonformen Gründe für Ikhtilaf und Khilaf vor, diese sind: 1. Neid 2. Hass 3. Angeberei 4. Verfolgung nicht-islamischer Ziele (Parteilichkeit,Rassismus,Nationalismus etc.)
Im Ergebnis hielt er fest und ermahnte uns, stets unsere Haltung und Absicht zur reflektieren, um ggf. Hass, Neid etc. auszuräumen und sich bemühen objektiv zu sein. Außerdem niemals ungerecht zu sein bzw. ungerecht zu handeln, denn dies ist der Taqwa näher.
Demgegenüber standen die islamkonformen Gründe: 1. Mehrdeutigkeit der Schariah-Belege (Sprach / Usuul etc.) 2. Authentizität der Schariah-Belege 3. Unterschiedlichkeit der Schariah- Modi (sekundäre Quellen) 4. Unterschiedlichkeit in Bezug auf Abrogation 5. Unterschiedlichkeit in Bezug auf Urf / Tradition / Gewohnheiten
Wichtige Regel im Fiqh: Ein Ijtihad wird nicht durch einen anderen Ijtihad aufgehoben, da beides durchaus möglich sein kann.
Als Beispiel hierfür erläuterte er die Hajj-Riten, wo es Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Abfolge etc. gebe. Man stelle sich alle Muslime im Hajj würden sich an einer Stelle befinden. Um uns etwas zur Hand zu geben veranschaulichte der Referent die Verhaltensregeln bei Ikhtilaaf:
1. Aufrichtigkeit 2. Gerechtigkeit üben 3. Objektivität - Überprüfung der eigenen Meinung 4. Sich zum Fehler bekennen und die Wahrheit von Anderen annehmen 5. Keine Unterstellung böser Absichten ohne eindeutige Beweise 6. Entschuldigung suchen: a) Wegen Unwissenheit b)Wegen untersch. möglicher Ijtihad Beachte: Nur die Verkündung ist Pflicht, die Rechtleitung ist bei Allah (swt) 7. Nachsichtiger Umgang mit Fehlern 8. Keine Beseitigung von Schäden durch Erzeugung von mehr Schäden 9. Keine Diskussionen ohne Wissen führen 10. Nur Selbstverpflichtung zu Schariah-Normen, die bei der eigenen Person favorisiert wurden. 11. Trotz der Meinungsunterschiede die Geschwister, die anderer Meinung sind, berücksichtigen und eine angemessene Lösung suchen.
Er stellte auch klar, dass dies einerseits unter den Muslimen, als auch mit Nichtmuslimen, sowie in der Familie, den Verwandten etc. berücksichtigt werden sollten. Außerdem schlug jene vor, die in einer Gemeinde leben und eine andere Meinung haben als die Mehrheit, zu einem bestimmten Aspekt, zu ihrer Ansicht ruhig stehen sollten, aber versuchen sollten nicht zu provozieren. Gleichzeitig sollte die "Mehrheit" in ihren Entscheidungen bzw. Umsetzungen auch die anderen Meinungen berücksichtigen und eine angemessene Lösung finden. Als Beispiele fielen, Beginn und Ende des Monat Ramadans, Verrichtung des Eid-Gebetes.
Und bei alledem und das verkörperte der Referent alle mal, sollte man das Lächeln nicht vergessen und einige Dinge viel gelassener und pragmatischer angehen, somit geht man zahlreichen Versuchungen des Streites und der Fitna am besten aus dem Weg.
In der Fragerunde wurde u.a. gefragt was er für Empfehlungen habe hinsichtlich der Erziehung der Kinder in einer nichtislamischen Umgebung. Er sagte in diesem Kontext etwas sehr Wichtiges: Es sei besser, wenn mit seinem Kind gemeinsam gegen den Schaitan kämpfe, als dass man das Kind an ihn ausliefere, durch extreme Strenge und Zorn o.ä.
Und dies auch übertragen auf die muslimische Geschwisterlichkeit, lieber dem Streit aus dem Weg gehen, und dafür meine(n) Bruder / Schwester nicht verlieren, als auf meine Meinung beharren und vielleicht meinen Bruder aus der Ummah verlieren auf den man "schon draußen warte" (Anspielung auf die heutige Islamfeindlichkeit)
Der Referent und seine Vortragsweise waren sehr gut und ansprechend. Vor allem hab ich selten so einen sympathischen, objektiven, didaktisch klugen und humorvollen, als auch kompetenten Referenten gehört, von dem Muslime unterschiedlicher Herkunft und Hintergründe, als auch Alters, so begeistert waren.