Gerade im Sommer sieht man so oft muslimische Männer mit Muskelshirts. Während sich die muslimischen Frauen bedecken, stellen die Männer ihren Oberkörper zur Schau. Es ist doch traurig, dass nur die Schwestern die ganze Islamhetze und Kritik abbekommen, während die Männer mit Jeans, coolen T-Shirts, gegelten Haaren, Halsketten und Ringen, braungebranten Oberkörper, (...) als Muslime gar nicht wahrgenommen werden.
Aus islamischer Sicht muss der Mann (zwar nur) vom Knie bis zum Bauchnabel bedeckt sein, aber ich denke wir würden unseren Schwestern helfen und sie aus dem Medienfokus rücken, wenn wir Männer uns noch stärker bedecken würden und auch keine nackte Haut zeigen. Damit würden wir der Gesellschaft signalisieren, dass nicht nur muslimische Frauen für den Islam stehen, sondern auch wir Männer uns nicht ausziehen lassen und auch wir Männer den westlichen Modestil nicht nachahmen.
Ich habe in der Vergangeheit an warmen Sommertagen ganz normale T-Shirts getragen, die religiös gesehen auch erlaubt sind, wenn ich beispielsweise in die Stadt ging. Aber seit einiger Zeit trage ich, aus Solidarität zu meinen muslimischen Schwestern, über meinen T-Shirts immer ein weites Hemd, sodass meine Oberarme und Teile meines Oberkörpers bedeckt sind. Gerade in den heißen Sommertagen werde ich in der Gesellschaft stark angeschaut, aber ich empfinde das nicht als negativ. Mit meiner Kleidung möchte ich nämlich die Botschaft vermitteln, dass auch wir Männer gläubig sind und uns an den islamischen (Kleider-) Vorschriften halten. Ich denke das lange Anschauen löst einen Denkprozess aus. Normalerweise wird nämlich gedacht: "Die Frauen von denen müssen sich bei der prallen Sonne bedecken und die Männer laufen herum wie sie möchten = Unterdrückung der Frau."
Unsere Schwestern erkennt man sofort an ihrem Hidschab, aber die Brüder kann man häufig nicht erkennen, es sei denn sie haben einen sehr langen Bart oder tragen arabische Gewänder, wie die Salafis. Ich denke man muss nicht wie ein Salafi rumlaufen, aber man sollte auch als muslimischer Mann erkannt werden. Der 1-Woche Bart und die schlichte Kleidung reichen manchmal nicht aus, um als Muslim erkannt zu werden. Mit ganz normaler Kleidung sehen die meisten Brüder aus wie viele andere Südländer, aber man würde sie nicht gleich als Muslime erkennen. Ich denke aber, dass wir uns so kleiden sollten, dass man uns genauso leicht erkennt, wie unsere Schwestern mit Hidschab.
Ich hoffe dieser Beitrag bringt einige Brüder zum Nachdenken und ich würde es begrüßen, wenn sich weitere Brüder an dieser "Aktion" beteiligen würden und sich einmal fragen, ob man sie als Muslim auf der Straße erkennen würde oder sie eher einem italienischen Macho, einem Gangster-Rapper, einem ganz normalen Südländer, ... ähneln. Mich würden auch eure Meinungen zu diesem Thema interessieren.
sehr schöner Beitrag, auch wenn es mir persönlich nichts ausmacht, wenn nur ich die "Schelte" der Leute abkriege . Mein Mann praktiziert diese Solidarität schon lange, er geht meist auch nicht mit T-Shirt raus. Auch wenn ich nichts dagegen hätte . Denn ich empfinde den Hijab nicht als Belastung.
Ich finde, auch wenn es nichts weltbewegendes ist, so kommt es doch gerade auf solche Kleinigkeiten an.
Inchallah mögen wir die Kraft finden uns an unsere guten Vorsätze zu halten.
Hinzufügen möchte ich noch eine andere Sache -
Zitatmaschallah, sehr vorbildlich muss ich sagen, hoffe dass viele sich ein Beispiel daran nehmen. Nicht nur in der Kleidungssache...
Das stimmt. Denn es kommt wie beim Hijab nicht (nur) auf das äußere Erscheinungsbild an, sondern vielmehr auf die innere Einstellung. Oder anders ausgedrückt: der äußere Hijab ist die Vollendung des inneren Hijab.
Als Mann frage ich mich schon öfters, ob es bei diesem Wetter und bei diesen Aussichten so gut für mich ist, wenn ich öfter aus dem Haus gehe, als es unbedingt nötig ist. Ja, natürlich sagt man sich man guckt nicht hin usw., und man senkt ja auch seinen Blick. Aber ich fühl mich manchmal so, als ob ich sagen würde- "Ja, ich gehe in die Disco, aber ich hör mir die Musik nicht an, ich trinke auch nicht und außerdem tanze ich nicht." Da stimmt doch irgendwas nicht. Es gibt ja auch etwas, das nennen die englischen Geschwister "passive sinning". Ich weiß bis heute nicht, wie ich das korrekt auf deutsch übersetzen sol,- vielleicht "schlechter Einfluss", "Sünden von anderen", "passive Sünden". Auch wenn man einen starken Glauben haben mag, so hat die äußere Umgebung doch einen Einfluss auf das Herz eines Menschen. Und sei er noch so gering. Auch hier sind es die Kleinigkeiten, die wenn sie sich anhäufen, große und schlimme Auswirkungen haben können.
Das sind halt so Gedanken, vielleicht geht des dem einen oder der anderen ähnlich.
ZitatAls Mann frage ich mich schon öfters, ob es bei diesem Wetter und bei diesen Aussichten so gut für mich ist, wenn ich öfter aus dem Haus gehe, als es unbedingt nötig ist.
Darüber denke ich auch öfters nach. Als Muslime sollten wir Plätze vermeiden, wo Sünden begangen werden und gerade im Sommer wird die Innenstadt zur Sündenmeile. Es wird auch von Jahr zu Jahr schlimmer. Früher haben nur einige Mädchen/Frauen extrem kurze Sachen getragen, aber jetzt tragen fast alle Hotpants, durchsichtige Blusen, ...
Man sollte versuchen im Sommer große Menschenansammlungen zu vermeiden, dass ist besser für die Seele. Auch wenn man sich bemüht bewusst wegzugucken, hinterlässt das sündige Umfeld ihre Spuren und es gelingt einem auch nicht immer rechtzeitig wegzugucken, dann fühlt man sich noch viel unwohler.
Wie man sich an warmen Tagen verhält hängt auch mit unserem konstruierten Bild vom Sommer zusammen. Sobald die Sonne scheint denken einige Geschwister: "Ich muss die Sonne nutzen, um schön braun zu werden," oder "Ich muss diesen Tag maximal ausnutzen, um möglichst viel Spass zu haben, weil die Sonne scheint." Unser "Sommerbild" ist ein wenig manipuliert von den Medien. In vielen Hollywoodfilmen wird beispielsweise der Sommer assoziert mit Partys, Cabrios, leichbekleidete Mädchen/Frauen, Swimming Pools, Eis, Picknick, Strand, Bikini ...
Diese Assoziationen bleiben in unserem Unterbewusstsein, auch wenn es in den Hollywoodfilmen um ganz andere Themen ging. Wir glauben häufig, dass wir alles unter Kontrolle haben und die konsumierten Medien uns nicht beeinflussen. Die Realität ist aber, dass alles um uns herum unser Unterbewusstsein beeinflusst.
Nein, mal ganz ernst, diese Einstellung fehlt leider bei vielen muslimischen Männern und Jungen. Deshalb finde ich es sehr schön, dass dieses Thema mal angesprochen wurde. Es ist tatsächlich so, vor allem wenn man mit seiner Ehefrau unterwegs ist, sie im Hijaab und der Mann im kurzärmeligen T-Shirt, dann wird leider zu oft ein antiislamisches Klischee geschürt - unabhängig davon, ob die Schwester den Hijaab als Last empfindet oder nicht. Einige Nichtmuslime empfinden es als Last und bemitleiden sie dann zumeist grundlos.
Eine Schwester hat mal erlebt, dass eine andere Frau zu schwitzen angefangen hat als sie sie im Hijaab gesehen hat. Die Schwester selbst musste nicht schwitzen, da keine Sonne direkt auf ihre Haut schien. So weit kommt es leider manchmal, dass unsere Schwestern sich anziehen und die anderen zum Schwitzen bringen.
Danke für diesen Text. In diesen Sommertagen zweifle ich immer daran ob ich wirklich aus Erde oder nicht doch aus Eis geschaffen worden bin. Aber was mir nicht gefällt an diesen Text ist dieses "Damit die Gesellschaft nicht denkt....", bei allem gilt wenn es nicht um Gotteswillen getan wird fruchtet es wenig. Ist doch eigentlich egal ob die anderen wissen wie eine Muslima leidet, tut sie ja auch!
ZitatAber was mir nicht gefällt an diesen Text ist dieses "Damit die Gesellschaft nicht denkt....", bei allem gilt wenn es nicht um Gotteswillen getan wird fruchtet es wenig. Ist doch eigentlich egal ob die anderen wissen wie eine Muslima leidet, tut sie ja auch!
Hmmm ... Meiner Meinung nach gehört die Berücksichtigung gesellschaftlicher Gefühle zum richtigen Gottesdienst dazu. Das heißt nicht, dass die Gesellschaft den Takt angibt, aber viele Gesetze Gottes bieten einen "Spielraum" und diesen "Spielraum" kann man abgleichen mit den gesellschaftlichen Empfindungen, um das Ideal so nah wie möglich zu kommen.
Nehmen wir das Kleidungsbeispiel: Religiös gesehen darf ich im Sommer in der Öffentlichkeit ein normales T-Shirt tragen. Aber durch die Analyse der Gesellschaft komme ich zu dem Schluss, dass es besser wäre, wenn ich darüber ein Hemd anziehe, um diesem "Ich-zeige-der-Welt-meine-Oberarmmuskeln-Trend" entgegen zu wirken. Jetzt trage ich beispielsweise ein Hemd darüber, aber welche Form und welche Farbe sollte es haben? Wenn ich mich komplett schwarz anziehen würde, könnte man mich mit der "Gothic-Bewebung" assozieren. Wenn ich ein Hawai-Hemd trage, assoziiert man mich mit "Ballermann/Mallorca-Touristen", ...
Nach meinem Verständnis muss man hier sein Wissen und seinen Verstand einsetzen, um zur optimalsten Lösung zu gelangen. Letztendlich kann natürlich jedes Kleindungsstück mit irgendetwas assoziiert werden, aber man sollte doch als "Vorbild" darauf achten, dass man nicht aus Nachlässigkeit irgendeiner falschen Gruppe zugerechnet wird oder ein Hemd auswählt, womit man einfach nur trottelig aussieht. Nur durch Nachdenken bleibt man auf dem Laufenden und kann den erlaubten "Spielraum" der Gesetze Gottes so verändern (natürlich nur innerhalb des erlaubten Rahmens), dass es dem Ideal am nähesten kommt.
jedoch darf dieser Gedankengang nicht dazu führen, dass man andere, die dies nicht tun und kurzärmelige T-Shirts tragen, verurteilt. Man darf dabei nicht halaal zu haraam machen. Übrigens: Muskelshirts zu tragen ist ja auch für Männer nicht erlaubt, weil sie zu eng anliegen und die Körperkonturen hervorheben. Lockere T-Shirts hingegen schon.
ZitatNur durch Nachdenken bleibt man auf dem Laufenden und kann den erlaubten "Spielraum" der Gesetze Gottes so verändern (natürlich nur innerhalb des erlaubten Rahmens), dass es dem Ideal am nähesten kommt.
Du hast natürlich erklärt, was du damit meinst, aber ich würde es trotzdem vermeiden das Wort "verändern" zu verwenden. Man könnte einfach sagen: Im Islam gibt es situationsabhängige Gesetze und eine Spanne erlaubten Verhaltens. Es gibt ein Minimum, was erwartet wird, dessen Höhe auch unter Umständen situationsabhängig ist. Und alles was man zusätzlich macht ist Licht auf Licht, wie es im Koran so schön heißt.
Ich denke aber auch, dass es vor allem hier in Deutschland notwendig ist ein Zeichen zu setzen und zu seinem Glauben öffentlich noch mehr zu stehen als sonst, ohne damit zu übertreiben, zu provozieren und ein falsches Bild von sich zu geben. Wir sollen aus Weisheit auf andere Rücksicht nehmen und gleichzeitig islamisches Selbstbewusstsein besitzen. Wir sollten nicht abstossend sondern einladend anders sein.
Denn das hat grosse Auswirkungen, sowohl auf die Gemeinschaft insgesamt, weil es ihre Identität und ihr "Wir-Gefühl" stärkt und das ist sehr wichtig, wenn man eine Minderheit ist als auch auf den Muslim als Individuum, das sich dadurch ein Stück weiter von den Grenzen des Verbotenen, die Allah gezeichnet hat, entfernt. Das ist auch ein echtes authentisches islamisches Prinzip, das Allah (s.t) im Koran erwähnt: [2:187] ... Das sind Gottes Grenzen, so kommt ihnen nicht nahe. So macht Allah den Menschen Seine Zeichen klar. Vielleicht werden sie (Ihn) fürchten.
In diesem heiligen Vers wurden wir nicht nur aufgefordert die Grenzen nicht zu überschreiten, sondern dass wir auch diesen Grenzen nicht nahe kommen. Es gibt auch so einen schönen Hadith, der sinngemäß ungefähr besagt: Wer am Hoheitsgebiet (eines anderen) seine Herde versorgt, kann jede Zeit die Kontrolle über die Herde verlieren, welche dann in dieses Hoheitsgebiet eindringt. Der Zorn der Menschen ist noch ertragbar aber der von Allah (s.t) nicht. Wir suchen Zuflucht bei Allah vor dem Zorn Allahs.