Liegt es wirklich an einer potentiellen Atombedrohung?

Von Yavuz Özoguz am 08. Februar 2010 14:19:22:


Liegt es wirklich an einer potentiellen Atombedrohung?

Diplomatische Gepflogenheiten der Westlichen Welt kennen nur eine Sprache gegenüber Staaten, die die westliche Vorherrschaft nicht anerkennen, und das ist die Drohung. Aber die Gründe, die für die Drohung angegeben werden, sind zuweilen pure Heuchelei!

Während in der gesamten islamischen Welt (die Türkei ist hier mit seinen immer engeren Beziehungen zum “Osten“ nur ein Paradebeispiel) das Ansehen der Islamischen Republik Iran steigt und diese Tage der 31. Jahrestag der Gründung gefeiert wird, werden die Drohungen aus der Westlichen Welt, allen voran Israel, USA und Deutschland immer lauter und unverschämter. Vorgegebener Grund für die Drohungen ist das Atomprogramm der Islamischen Republik Iran.

Da können die Verantwortungsträger im Iran noch so viel beteuern, dass es ausschließlich friedlichen Zecken dient. Da kann das geistige Oberhaupt noch so viele Fatwas (religiöse Dekrete) herausgeben, dass Atomwaffen für Muslime verboten sind. Da können die Kontrolleure noch so oft im Iran herumreisen und alle Urananreicherungen transparent verfolgen (zum Vergleich: Israel hat Atomwaffen und lässt niemanden irgendetwas kontrollieren). Da können selbst Machthaber anderer nichtwestlicher Staaten das Recht der Islamischen Republik Iran bestätigen, die Atomenergie für friedliche Zwecke zu nutzen. Und da kann vor allem seit nunmehr fast einem Jahrzehnt übelster westlicher Propaganda in dieser Hinsicht noch nicht ein einziger Beleg dafür gefunden worden sein, dass der Iran Atomwaffen anstrebt. Die Westliche Welt bleibt bei ihrer Propaganda! Die Westliche Welt bleibt bei ihrer Kriegsdrohung und steigert diese! Die Westliche Welt bleibt bei ihrer aggressiven Imperialpolitik von Herrenmenschen! Aber liegt es wirklich an der Atomforschung?

Um die reale Situation einmal besser zu verstehen, könnte man ja ein Gedankenexperiment durchspielen. Nehmen wir einmal an – aus welchen wundersamen Gründen auch immer – entscheidet sich die Islamische Republik Iran dafür, ab sofort jegliche Forschung im Atombereich aufzugeben und sowohl für die Atomreaktoren als auch im Medizinbereich total abhängig von der Westlichen Welt zu sein. Glaubt irgendein Mensch mit Minimum an Vernunft, dass dann die Sanktionen zu Ende gehen, dass dann die Feindschaft der Westlichen Welt gegenüber der Islamischen Republik Iran aufhört und alle andere Forschung unangetastet bleibt? Würde die Westliche Welt tatsächlich mit ihrer Hegemonialpolitik durchkommen und einem anderen Staat vorschreiben können, woran er forschen darf und woran nicht, dann wäre die nächste Forderung die Raketentechnik. Der Iran kann eigene Satteliten in dem Weltraum befördern. Solch eine Technik kann auch als “Bedrohung“ empfunden werden. Und wenn die Westliche Welt – allen voran Israel – etwas als “Bedrohung“ empfindet, dann sieht sie sich im Recht, dem potentiellen Bedrohenden alles zu verbieten. Nach den friedlichen Weltraumraketen folgen alle Flugzeuge in Eigenproduktion, dann die Bodenfahrzeuge und Flugabwehrraketen aus eigener Produktion. Letztere haben zwar nachweislich ausschließlich einen defensiven Charakter, aber man könnte ja argumentieren, dass man damit auch voll besetzte Passagierflugzeuge vom Himmel holen kann. Die USA wissen sehr genau, wie man das macht, und haben den verantwortlichen Massenmörderoffizier sogar ausgezeichnet! Nach den Flugabwehrraketen folgen dann sicherlich auch jegliche Art der medizinischen Forschung bis hin zu eigenen Messern und Gabeln, die auch eine Gefahr darstellen können.

Es gibt kein Ende des Bedrohungsszenarios der Westlichen Welt, mit der sie sich die Unverschämtheit herausnimmt, anderen Ländern etwas verbieten zu wollen. Folgt das Land, dem etwas verboten werden soll, den “Anweisungen“ der Westlichen Welt nicht, so wird mit Bombardierung gedroht. Das kuriose an jener Drohung ist: Würde man nur einen Bruchteil der Maßstäbe für einen potentiellen Bedrohenden auf die Westliche Welt selbst anwenden, dann hätte jedes Westliche Land schon mehrfach bombardiert werden müssen. Allein daran ist zu ersehen, wie absurd einerseits die Maßstäbe sind und andererseits welch imperiales Denken Antrieb für die aggressive westliche Weltpolitik ist.

Weiterer kurioser Aspekt der Bombardierungsbedrohungen gegen die Islamische Republik Iran ist die reale eigene Gefährdung, die von sämtlichen Kommentatoren der Hofberichterstattung absolut ignoriert wird. Wer soll denn die weit über 100.000 US-Soldaten in der Region vor der iranischen Antwort auf eine Bombardierung schützen? Und wie will die Bundesregierung der eigenen Bevölkerung erklären, dass sie das Leben von einigen Tausend Bundeswehrsoldaten so leichtfertig geopfert hat, falls Deutschland seinen so aggressiven kriegstreberischen Weg fortsetzt? Es ist doch die Islamische Republik Iran, die mäßigend auf die Afghanen einwirkt. Die Soldaten der Westlichen Welt sind doch nicht einmal in der Lage ihr eigenes Leben gegen eine nicht vorhandene Armee im Irak oder Afghanistan zu schützen, geschweige denn das Leben von anderen. Wie wollten sie gegen ein der bestorganisiertesten und durchtrainierten Armeen der Region bestehen, die hoch motiviert das Martyrium der Unterdrückung vorzieht, während jeder westliche Soldat nur anstrebt, halbwegs heil wieder nach Hause zu kommen?

Ein Blick in einige jüngste Ereignisse in der Islamischen Republik Iran verdeutlicht, dass es um ganz andere Dinge geht, als um irgendeine Forschung. Es geht um nichts Geringeres als die Abschaffung der Islamischen Republik Iran. Dass die USA und Israel seit Gründung der Islamischen Republik Iran alles dran gesetzt hat, um dieses Ziel zu verfolgen, ist kein Geheimnis; und dass sie mit all ihren Bemühungen kläglich gescheitert ist, auch nicht. Aber dass Deutschland neuerdings aktiv mitmischt, ist eine Qualitätssteigerung in der Eskalationsstufe, die nicht hinzunehmen ist. Zwar wird der eigenen Bevölkerung das Märchen von irgendwelchen Beamten aufgetischt, die “nur“ verliebt waren und daher gegen die eigenen Vorschriften agiert hätten, aber das glaubt den Deutschen im Iran niemand mehr! Tatsache ist, dass jene “Beamten“ über Diplomatenpässe verfügten, und solche Menschen nennt man im Iran “Diplomaten“, auch wenn die deutsche Hofberichterstattung sie nicht so nennen will. Unstrittig zwischen beiden Seiten ist auch, dass jener Diplomat mit grünen Armbändern bei den “Demonstrationen“ von Sicherheitskräften festgenommen wurden. Im Iran wäre allein das ein Missbrauch des Diplomatenstatuts, von dem die deutsche Hofberichterstattung aber nichts wissen will. Im Iran wird zudem behauptet, dass jene Diplomaten sogar grüne Armbänder verteilt hätten; und das würde darauf hindeuten, dass die deutsche Politik einmal mehr unter völligem Realitätsverlust auf das falsche Pferd gesetzt hat, einmal mehr zum Schaden der eigenen Wirtschaft, zum Schaden der eigenen Bevölkerung und zum Schaden der eigenen Soldaten in der Region!

Die Hofberichterstattung versucht mit allen nur erdenklichen Mitteln diese gegen die Interessen des eigenen Volkes gerichtete Politik dadurch zu rechtfertigen, indem sie die iranischen Machthaber jeden Tag in einer neuen Steigerungsform verunglimpft.

Es geht hier aber weder um Ahmedinedschad, noch um irgendeine Atomforschung. Es geht darum, dass die Islamische Republik Iran angetreten ist, Gerechtigkeit auf Erden einzufordern und damit immer erfolgreicher wird. Es geht darum, dass das Leid des palästinensischen Volkes nicht mehr protestlos von allen Völkern der Welt hingenommen wird, weil aus dem Iran die Frage kommt, mit welchem angeblichen Menschenrecht jene Verbrechen zu rechtfertigen sind. Es geht darum, dass eine selbsternannte Polizei, wie die USA, nicht das Recht hat, nach belieben in fremde Länder einzufallen und jene Verbrecher, die dafür verantwortlich sind, eben nicht ihren Lebensabend auf einer Luxus-Ranch verbringen sollen, sondern hinter Gittern. Es geht darum, dass die Herrschaft der Gewalt und Macht ersetzt wird durch die Herrschaft der Gerechtigkeit. Die Westliche Welt steht immer offensichtlicher für die Herrschaft der Gewalt und Macht und kann das inzwischen auch vor den eigenen Bevölkerungen nicht mehr verheimlichen. Die Islamische Republik Iran steht immer deutlicher für die Herrschaft der Gerechtigkeit und das können selbst die schlimmsten Schreiber der Westlichen Welt nicht ewig ihren Bevölkerungen vorenthalten.

Es geht aber um noch viel mehr! Es geht z.B. darum, ob Christen daran glauben, dass Jesus eines Tages zurück kehren wird und sich aktiv und konstruktiv darauf vorbereiten, indem sie sich für Gerechtigkeit einsetzen! Die meisten Christen dieser Welt hatten das vergessen. Durch die Islamische Revolution ist auch die Erwartungshoffnung der Christen neu geweckt worden. Und es geht vor allem darum, dass Islam die Religion der Liebe ist. Alle Hassprediger der Westlichen Welt gepaart mit ihren Spiegelbildern unter Muslimen können diese Tatsache nicht auslöschen. Und die Anhänger jener Liebesreligion sind bereit, Opfer zu bringen.

Imam Chamene’i, Oberhaupt der Islamischen Republik Iran, hat es deutlich gesagt mit Verweis auf die islamische Geschichte. Es wird kein zweites Waffenstillstandsabkommen von Imam Hasan (gegenüber dem Gewaltherrscher Muawiya) geben, wenn, dann gibt es ein zweites Kerbela! Jeder, der Kerbela kennt, weiß was das bedeutet. Die Westliche Welt bedroht die Bevölkerung der Islamischen Republik Iran mit dem Hinweis darauf, einen zweiten Holocaust verhindern zu wollen. Es wird ihr – wenn sie nicht bald zur Vernunft kommt – nichts anderes übrig bleiben, als eine Atomrakete auf Teheran abzuwerfen. Die Iraner, die für das System stehen, und das ist die absolute Mehrheit jenes Volkes, das Fußvolk, die in anderen Ländern so verachteten und hier so geehrten, sie sind voller Dankbarkeit bereit, alles, was sie haben, zu opfern. Die Iraner, mit denen westliche Hofjournalisten zusammen treffen, haben Angst davor. Aber was wäre es für ein Signal an die Menschheit, wenn die Westliche Welt, um das Unrecht der unaufhörlichen zionistischen Besatzung sicher zu stellen, ein noch größeres Verbrechen begehen würde, als es die Nazis getan haben? Was aber bleibt der Westlichen Welt angesichts dieser Situation, in die sie sich selbst manövriert hat?

Herrscher der Westlichen Welt waren der Meinung, dass der „Druck“ nur groß genug sein muss, damit die Bürger der Islamischen Republik Iran nachgeben. Diese Vorstellung rührt von ihren “Islamexperten“, von ihren teils idiotischen Wissenschaftlern, die selbst die einfachsten Zusammenhänge nicht richtig verstehen können. Auch wenn es in westlichen Ohren ungewöhnlich klingen mag: Es gibt auf diesem Planeten noch Menschen, die an das ewige Leben glauben. Und es gibt Menschen, die glauben, dass es ihnen im ewigen Leben besser gehen wird, wenn sie sich im Diesseits für Gerechtigkeit einsetzen und sich einer ungerechten Gewaltherrschaft nicht beugen. Diese Menschen glauben an Jesus, sie glauben an Muhammad und sie glauben an eine zu erwartende Erlösung! Mit keiner Waffe dieser Welt wird man in der Lage sein, sie zu besiegen – so Gott will.

Insofern steht die Westliche Welt vor folgender Situation. Entweder sie muss ein Verbrechen begehen, dass die bereits derzeit unerträglichen Verbrechen in Palästina, Irak und Afghanistan um Potenzen übersteigt, oder aber sie muss einen Weg der Gerechtigkeit anstreben. Letzteres bedeutet das faktische Ende des “Judenstaates“, denn es ist niemals mit Gerechtigkeit vereinbar, dass Christen und Muslime gegenüber Juden in Israel benachteiligt werden. Wenn man jene Szenarien, welche die westliche Hofberichterstattung ohne auch nur einen einzigen Schritt weiter zu denken den eigenen Bevölkerungen auftischt, zu Ende denken würde, wüsste man, dass man vor der Wahl steht: Atombombe auf Teheran oder Auflösung Israels für ein friedliches Miteinander von Juden, Christen und Muslimen im Heiligen Land. Die Islamische Republik Iran kann noch lange bestehen, ohne auch nur einen Schritt in dieser Hinsicht zu tun oder von anderen zu fordern. Die Westliche Welt wird aber ihre eigene Gewaltherrschaft nicht weiter aufrecht erhalten können, ohne sich zu entscheiden und zu handeln. Vielleicht gibt es ja sogar einige eingefleischte Zionisten, die merken, dass das gemeinsame Miteinander von Juden, Christen und Muslimen in Palästina die bessere Lösung sein könnte, aber noch ist von denen zu wenig zu hören.

Muslimische Intellektuelle müssen aufhören zu schweigen angesichts der weltweit zunehmenden Bedrohung gegen die Menschheit, ausgelöst durch eine westliche Kriegstreiberpolitik. Und insbesondere deutsche Schreiber machen sich mitschuldig an jedem einzelnen getöteten deutschen Soldaten (ganz zu schweigen von deren Opfern), wenn sie diese kriegstreiberische Politik weiter fortsetzten.

„Und wenn ihnen gesagt wird: Stiftet kein Unheil auf der Erde, so sagen sie: Wir sind doch die, die Gutes tun. Gewiss jedoch sind sie die, die Unheil stiften, aber sie empfinden es nicht.“ (Heiliger Quran 2:11-12)