Wenn in einem Land hohe Geistliche zum Mord an Andersgläubigen aufrufen, dann ist das ein Skandal gegen die Menschlichkeit, gegen den alle Medien aufbegehren müssten. Aber offensichtlich anders ist es, wenn es in dem Staat erfolgt, dessen uneingeschränkter Schutz zur Staatsräson der Bundeskanzlerin erklärt wurde.
Die in Israel angesehen Tageszeitung Haaretz vermeldete am 9.11.2009 eine Nachricht, die verdeutlicht, welche Denkweise in Israel ungestraft verbreitet werden kann. Der Titel des Artikels lautet:
West Bank rabbi: Jews can kill Gentiles who threaten Israel (Rabbiner in der Westbank: Juden dürfen Nichtjuden töten, die Israel bedrohen).
Der Rabbiner, um dessen Aussagen es geht, heißt Yitzhak Shapiro und ist geistiges Oberhaupt einer der völkerrechtswidrig erbauten Siedlungen auf besetztem Gebiet im Westjordanland. Er hat gemäß dem Haaretz-Artikel ein Buch veröffentlicht mit dem Titel “Die Könige der Torah“. Darin heißt es – wiederum gemäß Haaretz – dass selbst Kinder und Babys getötet werden dürfen, wenn sie eine Bedrohung für die Nation darstellen. In welcher Form ein Baby eine Bedrohung für eine Nation darstellen kann, wird nicht weiter erörtert.
Rabbi Yitzhak Shapiro geht aber einen Schritt weiter und schreibt, dass unter Umständen selbst die Gerechten unter den Nichtjuden ermordet werden dürfen, selbst wenn sie nicht direkt verantwortlich für die Bedrohung sind – so Haaretz. Zahlreiche angesehen Rabbiner, darunter Rabbi Yithak Ginzburg und Rabbi Yaakov Yosef, haben das Buch ihren Anhängern und Studenten zum Lesen empfohlen.
Sucht man die Nachricht in der Hofberichterstattung deutscher Staatsräson, so findet man – wie nicht anders zu erwarten – kein einziges Wort darüber. Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass zweifelsohne nicht alle Juden – weder in Israel noch außerhalb Israels – so denken werden. Insofern wäre eine Verallgemeinerung jenes mörderischen Gedankenguts auf eine größere Gruppe von Israelis nicht haltbar. Die Aufdeckung erfolgte schließlich in Israel selbst! Tatsache aber ist, dass in Israel ein derartiges Buch, dass faktisch den Mord von unschuldigen Menschen rechtfertigt, problemlos geschrieben, gedruckt und verbreitet werden darf, ohne jegliche rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen.
Die Tatsache, dass die deutsche Hofberichterstattung zudem kein einziges Wort über solch einen Skandal schreibt, verdeutlicht, wie sehr man in bestimmten Redaktionsetagen (die alle Haaretz lesen) um das Unrecht in Israel weiß und es dennoch – oder gerade deswegen – dem Bundesbürger vorenthalten will. Damit machen sich jene Redaktionen mitschuldig an dem Verbrechen der sogenanten Siedler und deren geistigen Oberhäupter, die ihre Verbrechen nur deshalb so problemlos und mit Unterstützung so vieler westlicher Staaten fortsetzen können, weil die Bürger in den westlichen Staaten nicht darüber informiert werden. Es wird aber auch deutlich, dass es der westlichen Hofberichterstattung gar nicht – wie oft vorgegeben – um die Sicherheit oder gar Frieden für Juden oder Israelis geht. Denn es liegt auf der Hand, dass solch eine Ansinnen von Siedlern nicht zum Frieden – auch nicht zum Frieden von Israelis – beiträgt. Vielmehr würde der öffentliche Aufschrei gegen solche Rabbiner dem Frieden dienlich sein.
Frieden in der Region ist nur möglich im gleichberechtigten Miteinadern von Juden, Christen und Muslimen. Wer sich für etwas anderes einsetzt, hat offenbar andere Ziele als den Frieden.