Die abgelenkte Wertedebatte eines inzestiösen Kapitalismus
Die Werte einer Gesellschaft bedürfen einer Wertebasis. Geht die verloren, wird einer unmenschlichen Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet und der Untergang der Wertegemeinschaft eingeleitet.
Im Rahmen der Wertedebatte wird oft die im Laufe der Zeit veränderte Einstellung zur Sexualität exemplarisch angegeben. Manche Interessengruppen in Deutschland wollen beispielsweise die freie “sexuelle Orientierung“ bzw. den Schutz der “sexuellen Identität“ in irgendeiner Form in das Grundgesetz mit aufnehmen. Das Verfassungsgericht hat bereits jetzt die “eingetragene“ Partnerschaften Homosexueller gestärkt. Eingetragene Lebensgemeinschaften Homosexueller müssen bei der Betriebsrente im öffentlichen Dienst der Ehe gleichgestellt werden. Und im öffentlichen Leben ist Homosexualität inzwischen fast schon “normal“. Schließlich bekennen sich nicht nur einige Ministerpräsidenten der Länder und der voraussichtlich zukünftige deutsche Außenminister dazu, sondern auch so ziemlich in fast jedem Spielfilm, in fast jedem Krimi, gibt es mindestens einen Hinweis darauf! Homosexuelle haben ihre “Szene-Kneipen“ ihre eigenen Musikgruppen, ihre eigenen Zeitschriften und sogar eigene Demonstrationstage. Die gesamte Angelegenheit ist so “normal“, dass sich kaum jemand traut, kritisch darüber zu schreiben. Jenen, die sich dennoch trauen, wird gleichzeitig mit allen möglichen Strafmaßnahmen gedroht, damit sie es nicht tun. Aber kann das freie Menschen davon abhalten, zumindest auf einer sachlichen Basis das Thema zu debattieren? Warum werden schwache Wertepositionen zunehmend mit Verboten und nicht mit Argumenten verteidigt?
Wie wäre es aber mit einer Frage wie: Warum darf man eigentlich nicht seinen Hund heiraten? Solch eine Frage wird sicherlich von vielen Lesern als unsachlich und hetzerisch empfunden werden. Auch Homosexuelle werden allein die Fragestellung ekelerregend empfinden! Schließlich handelt es sich bei einem Tier nicht um ein Wesen mit freiem Willen. Dennoch sollte die Frage nicht als Hetze abgetan werden, allein schon aus dem Grund, dass einstmals auch in diesem Land (und das ist nicht lange her) Sodomie und Homosexualität auf die gleiche Stufe gestellt wurde. Das war zwar aus bereits erwähnten Gründen nicht sachlich, spiegelte aber die Vorstellung der damaligen Mehrheitsbevölkerung und den Zeitgeist wieder. Soll also der Zeitgeist Werte entscheiden oder Werte den Zeitgeist beeinflussen?
Versachlicht man obige absurd erscheinende Fragestellung, dann könnte man sie abändern in die Frage, ob es denn erlaubt sei, seine Mutter oder Vater, seine Geschwister seine Enkel, Onkel oder Nichten und Neffen zu heiraten! Wieder wird sich jedem Leser (einschließlich den Homosexuellen) jedes Hauthaar sträuben; wieder wird man Ekel verspüren und den Schreiber allein für den geäußerten Gedanken verdammen wollen! Dabei ist vielen gar nicht klar, dass das Bundesverfassungsgericht sich aktuell gerade mit solchen Fällen beschäftigt und noch gar nicht zu einem endgültigen Schluss gekommen ist! Es ist aber einfacher das Thema Inzest zu debattieren, als das Thema Homosexualität, ohne dem Vorwurf der Diskriminierung ausgesetzt zu werden.
Wir haben bei der Frage des Inzests die Situation, dass die absolute Mehrheit der Bevölkerung eine bestimmte sexuelle Beziehung in jeder Hinsicht ablehnt und sogar als schädlich für die Gesellschaft einstuft! Bereits hier wird aber deutlich, dass die meisten Bürger gar nicht so genau wissen, wo eigentlich Inzest beginnt. In der römisch-katholischen Kirche stellt z.B. die Verwandtschaft zwischen Cousin und Cousine ersten Grades ein Ehehindernis dar, von welchem aber “dispensiert“ werden kann. Im Islam hingegen ist die Cousin-Ehe die erste erlaubte im Rahmen der Verwandtschaft, wie in den meisten Ländern der Welt. In Korea, den Philippinen und vielen Balkan-Ländern hingegen ist sie hingegen gänzlich verboten! Noch komplizierter ist es in den USA, wo jene Ehe in manchen Bundesstaaten erlaubt und in anderen verboten ist. Wer soll eigentlich darüber entscheiden, wo Inzest beginnt?
In Deutschland ist ausschließlich der vaginalen Beischlaf in inzestuösen Beziehungen (noch) ein Straftatbestand. Andere sexuelle Praktiken sind hingegen straffrei! Inzwischen aber hat auch in Deutschland ein Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, dessen Senat 2008 über einen Inzest-Fall zu entscheiden hatte, das juristisch verankerte Inzestverbot in Deutschland als unplausibel und problematisch kritisiert und dessen Legitimierung in Frage gestellt. Was also ist die Basis für eine Wertevorstellung; der Zeitgeist?
Der Grund, warum jene Informationen hier dem wahrscheinlich zunehmend angewiderten Leser gegeben werden, liegt darin begründet, dass genau die gleiche Debatte, genau die gleiche Entwicklung einstmals auch bei der Homosexualität zu verzeichnen war. Das Ergebnis ist, dass heute eine der beiden großen Kirchen homosexuelle Beziehungen segnet! Die andere Kirche soll hier allerdings nicht unerwähnt bleiben, die durch ihr unmenschliches Zölibat und der zwanghaften Unterdrückung menschlicher Bedürfnisse maßgeblich zur Verbreitung von Homosexualität beigetragen haben dürfte. An beidem ist aber das Christentum unschuldig!
Überträgt man die Betrachtungen auf eine allgemeine Ebene, dann wird deutlich, dass der Maßstab für “richtig“ und “falsch“ sich seit Jahrzehnten deutlich verschiebt! Dabei ist zu betrachten, dass es sich hierbei allerdings nicht um technische Entwicklungen handelt oder wissenschaftliche Erkenntnisse, die seit Jahrtausenden sich weiter entwickelt haben! Es handelt sich vielmehr um Wertmaßstäbe, die seit einigen Jahrtausenden gültig waren und erst heute abgeschafft werden. Noch heute ist in über 30 Ländern Homosexualität bzw. die Propagierung davon, ein Straftatbestand, und in fast allen Kulturen der Welt (selbst in jenen, in denen eine rechtliche Gleichstellung erfolgt ist) gelten drastische Begriffe für “Homosexualität“ als Schimpfwort. Beschimpft z.B. jemand einen anderen als “du Schwuler“, kann das ein Straftatbestand sein, wohingegen ein Homosexueller, der einen anderen als “du Heterosexueller“ “beschimpft“, kaum mit Strafe rechnen muss.
Amnesty International hat Homosexualität zum Menschenrecht erklärt. Merkwürdigerweise ist hingegen noch niemand auf die Idee gekommen Heterosexualität derart zum Menschenrecht zu erklären, dass damit die Zölibats-Pflicht verboten werden kann. Schließlich ist einer ganzen Berufsgruppe in Deutschland die eheliche Beziehung verboten!
Sicherlich wird man hier hinreichend “wissenschaftliche“ Begründungen für und wieder Homosexualität finden können. Es wird Wissenschaftler geben, die die angeborene Orientierung angeblich beweisen, wie andere, die sie widerlegen. Das dürfte bei der Fragestellung von Inzest nicht anders sein. Aber das ist bei anderen Fragestellungen, wie Schädlichkeit von Tabak und Alkohol, Klimawandel oder Schweinegrippegefahren ja auch nicht anders! Für jede nur denkbare Position gibt es eine “wissenschaftliche“ Erklärung. Wertedebatten können aber in einem kapitalistischen System nicht Wissenschaftlern überlassen werden, die sich systembedingt zu einer “wertefreien“ Wissenschaft verpflichtet haben!
Hier wären die politisch verantwortlichem im Land gefragt. Aber welchen “Wert“ können Politiker vermitteln, die sich dem Kapitalismus verschrieben haben, indem sich jeder Wert am Kapital orientiert; auch die Ehebeziehung? Nirgends wird die Heuchelei der Wertegemeinschaft sichtbarer, als bei Politikern und deren Hofjournalisten. Da wurde eine Zeit lang von “Leitkultur“ und noch länger von jüdisch-christlichem Erbe gefaselt, zumeist um jenes Erbe gegen den Islam zu schützen! Wo aber sind die Stimmen der Synagogen, die Homosexualität gemäß der Thora verurteilen? Wo sind die Kirchen, die sich deutlich und klar dagegen stemmen? Zugegeben, wir haben einen “deutschen“ Papst, der diesbezüglich deutlich geworden ist, aber will das auch jeder seiner Vertreter in den Kirchen weiter tragen?
Wertefreie Debatten sind dazu verurteilt wertlos zu sein, genau wie eine Gesellschaft ohne Gott gottlos wird. Nicht umsonst haben die Grundväter des Grundgesetzes den Gottesbezug in die Präambel einbezogen! Ein Wertekonsens, der kulturübergreifend akzeptable wäre, hätten die Zehn Gebote sein können. Die aber wehren sich gegen Ehebruch (in welcher Form auch immer) genau so klar wie gegen Mord und Raub. Eine Gesellschaft, die sich von jenen Werten verabschiedet wird zu einem mörderischen, räuberischen und schrankenlosem Monster verkommen. Ansätze dafür sind bedauerlicherweise in der bundesdeutschen Gesellschaft zu erkennen.
Die gleichen Politiker und Hofjournalisten, die sich strikt gegen die Todesstrafe für Schwerverbrecher aussprechen haben aber Verständnis dafür, wenn deutsche Soldaten am Hindukusch Zivilisten als Kollateralschaden töten. Die gleichen Politiker und Hofjournalisten, die jeden noch so kleinen Steuersünder unerbittlich jagen wollen, haben nichts dagegen, wenn wir zukünftigen Generationen im Multimilliardenausmaß ihre Steuergelder für Zinsen stehlen, die wir verursachen! So wird deutlich, dass bereits heute Mord und Raub in unvorstellbarem Ausmaß im Rahmen genau jenes Grundgesetzes möglich geworden ist, dass eigentlich auf den jüdisch-christlichen Werten der Gesellschaft aufgebaut sein soll. Und genau so ergeht es fast allen anderen Werten der Zehn Gebote und damit auch des Grundgesetzes!
Eine kleine Gruppe von Bundesbürgern – sie werden Muslime genannt und von ihnen wird die Trennung ihrer Religion vom politischen Einsatz verlangt – setzt sich aber weiterhin für die Wahrung der jüdisch-christlichen Werte in diesem Land ein. Und dafür werden sie von Politikern und Hofjournalisten massiv bekämpft. Wer möchte schon von Muslimen auf seine tagtägliche Heuchelei aufmerksam gemacht werden?
Die Frage der Homosexualität bzw. “sexuellen Orientierung“ betrifft nur einen kleinen Teil der Bevölkerung; selbst wenn man uns anderes weismachen will. Die Frage von Raub und Mord aber betrifft jeden! Es wird Zeit, eine Wertedebatte auf Basis der Fragestellung zu beginnen, was eigentlich das Ziel des Lebens ist! Dabei muss man nicht unbedingt zu dem Schluss kommen, dass der Mensch erschaffen wurde, um die Liebe Gottes zu empfangen, wie es der Islam lehrt. Es würde schon genügen, dass man sich darauf einigt, dass alle Menschen Glückseligkeit anstreben wollen. Sicherlich gibt es hierbei sehr unterschiedliche Vorstellungen, was Glückseligkeit ist, und gleichzeitig müsste die Fragestellung über individuelle Glückseligkeit und kollektives Wohl gegeneinander abgewogen werden. Jene Wertedebatte – völlig unabhängig von welcher Seite man sich beginnt und welche Orientierung in welchem Bereich man hat – wird mit absoluter Mehrheit zu dem Schluss kommen, dass der Kapitalismus ein System ist, welches einer Minderheit Wohl auf Kosten einer Mehrheit sicherstellt! Wo sind aber diesbezüglich die Stimmen der Synagogen und Kirchen? Würden Moses und Jesus den Raubtierkapitalismus nicht verdammen und bekämpfen? Aber auch Muslime dürfen sich hier nicht in ihre Moscheen verkriechen und Angst davor haben, nach dem Freitagsgebet kontrolliert zu werden. Wir alle müssen unsere Stimme erheben für Gerechtigkeit! Viel zu lange schon haben viel zu viele Gesellschaftsschichten geschwiegen gegen das Unrecht, welches den Menschen aufgezwungen wird.
Die Fragestellung, wer dann wen wie heiraten darf oder kann, wird in Folge einer wahren Gerechtigkeitsdebatte automatisch gelöst werden. Daher erscheinen jene Nebendebatten zwischen Heterosexuellen und Homosexuellen, zwischen Abtreibungsbefürwortern und -gegnern, wie Ablenkungen von der eigentlichen Debatte um Gerechtigkeit! Ein Homosexueller hätte aus Sicht eines gottesehrfürchtigen Menschen schlimmstenfalls eine Sünde gegen sich und einen andere Menschen begangen. Ein Abtreibungsarzt hätte schlimmstenfalls mitgeholfen, dass jeweils eine Mutter einen Menschen tötet. Selbst wenn es Hunderttausende im Land sind, so sind es dennoch individuelle Morde aus Sicht der Gottesreligionen. Politiker aber, die Soldaten in ferne Länder schicken und Staatshaushalte immer mehr überschulden, sind an Morden an zahllosen Menschen genau so beteiligt, wie am Raub an ganzen Generationen! Die wahre Unmenschlichkeit geht nicht vom kleinen Sünder aus, sondern von jenen, die behaupten Frieden und Freiheit auf Erden verteidigen zu wollen und dabei zu Massenmördern und schlimmsten Räubern mutieren! Das wahre Unrecht geht vom Kapitalismus aus, und es sind die Kapitalisten, die uns einreden wollen, dass nur Kapitalisten selbst die Systemfehler des Kapitalismus korrigieren können. Ist das nicht die gefährlichste inzestiöse Beziehung?
Es wird Zeit, eine Wertedebatte in Gang zu setzen, in der Muslime deutlich machen, dass wir nicht gegen, sondern für etwas sind, eine Gesellschaft, in der Gerechtigkeit wieder ein wichtiger Wert wird, wie wahre Freiheit und wahrer Frieden. All das aber ist auf Pump im kapitalistischen System nicht möglich. Daher wird es auch Zeit, deutlicher als zuvor, darauf hinzuweisen, dass Muslime in diesem Land eine Bereicherung sein können; nicht nur als Obst- oder Autohändler, sondern vor allem als Menschen, die das christlich-jüdische Erbe des Landes bewahren wollen. Wie viele Christen und Juden aber gibt es noch, die das auch wollen?