Muslime sind nicht die einzigen in diesem Land, die sich kritisch gegen den Zionismus , die zunehmende US-Aggression gegen islamische Länder, gegen die EU, den Lissabonvertrag und gegen Globalisierung äußern. Es gibt auch viele Deutsche aus dem eher rechtskonservativen Lager, wenn man es so nennen kann, die das tun. Es gibt viele gute alternative Blogs, die sich dieser Themen annehmen, die sich mit der zwielichtigen Rolle Obamas als Hoffnungsträger beschäftigten und sie kritisch unter die Lupe nahmen, schon zu einer Zeit, als Obama als „Messias“ in den westlichen Medien noch hochgejubelt wurde. Selbst bei Letzteren ist jetzt die anfängliche Obamamania einer gewissen Ernüchterung gewichen. Bei einigen Websites oder blogs fällt auf, dass sie sich nur außenpolitischen Themen widmen, und da bestehen zwischen national- konservativ gesinnten Deutschen und Muslimen große Schnittmengen, ergo kaum Konfliktpotential. Aufgrund dieser Tatsache versuchen viele Neunmalkluge aus dem vorwiegend antideutschen/ pro-zionistischen Lager gern, einen Zusammenhang zwischen Muslimen und Nazis herzustellen. Bei deutschen Antizionisten dagegen fällt auf, dass sie sich zwar vorwiegend für Freiheit und Selbstbestimmungsrecht auch und vor allem der muslimischen Völker einsetzen, aber in Deutschland Muslime als Bedrohung ihrer Kultur empfinden. Hier ist jetzt nicht von genuin rassistischen Rechtsradikalen wie der NPD die Rede, die gesellschaftlich ohnehin kaum eine Rolle spielen, sondern eher von den Wertekonservativen, die also im Gegensatz zu Sympathisanten der Linken oder der Grünen Werte wie Familie noch hochhalten und auch Religionen respektieren. Das hat eine Spaltung der Gesellschaft zur Folge, die weder der deutschen Mehrheitsgesellschaft noch den Muslimen hier nützt. Denn muss immer die Frage stellen, wem es nützt, wenn Muslime vor den „eingeborenen“ Deutschen Angst haben und die Mehrheitsgesellschaft vor der sogenannten „Islamisierung“, was immer das heißen soll. Auf beiden Seiten müssen diese Ängste abgebaut werden, und wir Muslime könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten, in dem wir selber unsere Werte leben statt nur darüber reden. Es fängt schon damit an, dass der Islam vorwiegend als eine Migrantenreligion wahrgenommen wird. Wo viele Muslime zusammenleben oder auch in den Moscheen wird vorwiegend Türkisch, Arabisch oder Bosnisch gesprochen, aber nicht Deutsch. Dabei reicht die Geschichte der Muslime in Deutschland schon weitaus weiter zurück als auf die 60 er Jahre, als die ersten Gastarbeiter aus der Türkei eintrafen. Die Deutsche Muslimische Gesellschaft wurde bereits 1922 gegründet und war eine der ersten Organisationen der Muslime in Deutschland. Deren Ziel war nach eigenen Angaben „das Verständnis für den Islam zu fördern“ und „die Kameradschaft unter den Muslimen in ganz Europa zu fördern.“ Ohne jetzt weiter darüber ins Detail zu gehen, da das alles schon im Muslim-Journal steht „Faszination Islam in Deutschland“, Ausgabe Nr. 2. Die erste Quran-Übersetzung auf Deutsch gab es sogar schon viel früher. Wer sich darüber näher informieren will, Details sind dem Muslim-Journal Ausgabe Nr. 02 zu entnehmen. Diese Deutsch-Muslimische Gesellschaft hatte sogar Juden vor Verfolgung beschützt, was heute kaum ein Deutscher weiß. Lange Rede, kurzer Sinn: Es müssen noch mehr von Muslimen organisierte Veranstaltungen auf Deutsch angeboten werden, einmal im Jahr der „Tag der Offenen Moschee“ reicht dafür definitiv nicht aus. Muslime müssen die Sprache hier lernen, schon im eigenen INteresse, aber auch, damit wir uns besser verständigen können. Es kann nicht angehen, dass man jahrzehntelang in einem Land lebt, ohne die Sprache auch nur rudimentär zu beherrschen. Wir können der deutschen Mehrheitsgesellschaft eine Menge geben – leider geschieht das noch viel zu wenig. Typisch „deutsche Tugenden“ wie Pünktlichkeit, Gesetzestreue, Ordnung und Fleiß sind auch islamische Tugenden, auch wenn wir Muslime sie leider sehr vernachlässigt haben! Genauso sind Familienzusammenhalt, Liebe zu Kindern, Respekt gegenüber alten Leuten, Nachbarschaftshilfe und Gastfreundschaft in Deutschland zwar etwas verschüttet, aber laufen der deutschen Kultur wohl kaum zuwider. Die könnten ja von den nichtmuslimischen Deutschen und den Muslimen zusammen wiederbelebt werden. Im Zuge der Wirtschaftskrise, die immer weitere Teile der Bevölkerung verarmen lässt, haben wir keine andere Wahl, als die Probleme, von denen die Gesamtbevölkerung betroffen ist, gemeinsam zu lösen, nicht gegeneinander. Aussagen wie „die Deutschen hassen uns“ oder „die Muslime wollen uns islamisieren“ bringen keinen von uns wesentlich weiter!