Fragen an Hofjournalisten zur Rede Ahmadinedschads
Eigentlich noch bevor Ahmadinedschad seine Rede vor den UN gehalten hatte, hatten Hofjournalisten bereits geschrieben, dass der Inhalt ein Skandal sei, um es dann zeitgleich mit seiner Rede zu veröffentlichen. Aber haben sich nicht möglicherweise die Hofjournalisten als Antisemiten entlarvt?
Noch bevor Ahmadinedschads Rede im Wortlaut einzusehen war, haben die westlichen Hofjournalisten den interessierten Leser darauf eingestimmt: Es sei ein Eklat gewesen, Ahmadinedschad hätte Israel gedroht, Skandal, er hetzte gegen Israel, die Rede sei antisemitisch usw. usf..
Gespannt warteten wir auf den Wortlaut der Rede. Heut wurde sie von IRIB in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Zunächst suchen wir nach dem Holocaust; dem Lieblingsthema der westlichen Hofberichterstattung, um den iranischen Präsidenten zu diffamieren, indem seine Worte oft verfälscht werden. Aber das Thema kommt weder direkt noch indirekt vor.
Dann suchen wir nach Juden im Text. An einer einzigen Stelle werden sie erwähnt. Der Satz ist allerdings ziemlich lang: „Die Reform der Struktur der UNO und deren Verwandlung in ein zeitgemäße und vollständig bevölkerungsnahe, freie, gerechte und in Bezug auf die internationalen Beziehungen wirksame Organisation, die Reform der Struktur des UN-Sicherheitsrates, die Aufhebung des diskriminierenden Sonderprivilegs des Veto-Rechtes, umgehende und vollständige Herstellung der Rechte des palästinensischen Volkes durch eine freie Volksbefragung und Schaffung der Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben der palästinensischen Muslime, Christen und Juden sowie Abbruch der Einmischungen in die internen Angelegenheiten Iraks und Afghanistans, der Bevölkerung in Afrika, Lateinamerika sowie Asien und Europa.“ Wir können nichts Antisemitisches entdecken. Ist es denn antisemitsch, wenn man das friedliche und gleichberechtigte Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen in der Region und in der ganzen Welt verlangt?
Aber einige wenige europäische Vertreter sollen irgendwann aufgestanden sein, um den Saal demonstrativ zu verlassen. Da viele Europäer (darunter z.B. auch Österreicher) aber dieses Mal im Saal geblieben sind, war jener Boykottaufruf, angeführt von Israel, dieses Mal ein glatter Reinfall. Und der tosende Applaus am Ende der Rede dürfte den wenigen Herausgegangenen auch nicht gefallen haben. Aber dennoch, wir wollten schon wissen, welcher Satz denn nur Antisemitisch gewesen sein soll, und welcher Satz Israel angegriffen haben soll. Das Wort Israel kommt in der ganzen Rede auch nicht vor.
Endlich bei Zionismus werden wir fündig: „Wie ist es möglich, dass sogar der Wiederaufbau ihrer Anlagen, welche während des barbarischen 22-tägigen Angriffes der Zionisten zerstört wurden, auch noch kurz vor Einbruch des Winters weiter verhindert wird, während gleichzeitig die Aggressoren und ihre Unterstützer Parolen über die Verteidigung der Menschenrechte ausrufen und unter diesem Vorwand die anderen unter Druck setzen?!“ Kein Mensch bei Verstand käme auf die Idee, dass jene Frage antisemitisch sein könnte. Vielmehr müsste man die Frage aufwerfen, warum nicht Hofjournalisten und herauslaufende Politiker diese Frage selbst schon gestellt haben. Sind sie möglicherweise anti-palästinensisch?
Wir blättern in den Medien, um herauszufinden, warum die Leute eigentlich rausgelaufen sind. Die meisten Hofjournalisten geben nur an, dass die Rede antisemitisch gewesen sei. Offenbar haben die Leute nur voneinander abgeschrieben, ohne es selbst zu prüfen. Nach langem Suchen werden wir auf israelischen Seiten fündig, die folgende Passage als “antisemitisch“ kritisieren: „Es ist nicht hinzunehmen, dass eine absolute Minderheit mit Hilfe eines raffinierten internationalen Netzwerkes und unmenschlicher Pläne über die Wirtschaft, Politik und Kultur wichtiger Teile der Welt herrscht, eine moderne Sklaverei beginnt und das gesamte Ansehen der Völker, selbst der europäischen Nationen und der US-Bevölkerung für ihre rassistischen Interessen opfert.“ Jener Satz steht eindeutig im Zusammenhang mit Zionismus! Warum aber ist er dann “antisemitisch“? Darf man nicht sagen, dass die Israel-Lobby in den USA und in Deutschland nicht nur die Politik beherrscht, sondern neuerdings auch darüber entscheidet, wer einen Bundesverdienstkreuz erhalten darf und wer nicht? Und wenn man es nicht sagen würde, gibt es denn irgendeinen vernunftbegabten Menschen, der das nicht schon längst mitbekommen hat? Aber was hat die Israel-Lobby mit Judentum zu tun? Wollte man jede Gruppe die sich muslimisch nennt, mit dem Islam gleich setzen? Wollte man jede Gruppe, die sich christlich nennt, mit dem Christentum gleichsetzen? Und warum will man dann jede Gruppe, die sich jüdisch nennt, aber selbst gegen Juden massiv vorgeht, nur weil diese Israel kritisieren, dem Judentum zuordnen? Welche Lehre des Judentums verbreitet denn die Israel-Lobby, so dass andere davon lernen könnten um die Heilslehre des Judentums bei Interesse zu studieren und anzunehmen? War es denn nicht die Israel-Lobby, die jene europäischen Politiker dazu aufgefordert hat, den Saal zu verlassen? Bestätigt nicht das Verhalten mancher Europäer die Korrektheit der Aussage von Ahmadinedschad? Genau an dieser Stelle könnte man aber Ahmadineschad vorwerfen, dass er den offenbar abnehmenden Einfluss unberücksichtigt gelassen hat in seiner Rede, denn dieses Mal sind schon weniger Delegantionen herausgelaufen, als zuvor.
Möglicherweise hat aber eine ganz andere Passage, die gar nichts mit Israel zu tun hat, sondern mit der gesamten Westlichen Welt, den Zuhörern weh getan: „Die Ära, in der das gefühlslose kapitalistische Denken und der Geschmack und das Interesse einer bestimmten Gruppe der Weltgemeinschaft aufgezwungen wurden, und die Ära der Ausdehnung der Welthegemonie im Namen der Globalisierung sowie die Epoche der Aufstellung von Imperien ist abgelaufen. Die Zeit der Erniedrigung der Nationen und Anwendung von Strategien der Doppelmoral und des Anlegens von mehrfachen Maßstäben ist vorbei.“
Wer Vorwürfe mit Wahrheit entgegentritt, der ist gelassen und argumentiert auf Basis von Sachlichkeit. Die Wahrheit braucht sich niemals zu verstecken! Die Hofjournalisten und einige Politiker der Westlichen Welt reagieren mit lautem Geschrei und inhaltlosen Imperialgehabe von Herrenmenschen. Doch bereits zur Schulzeit lernt jeder auch in diesem Land, dass nicht unbedingt derjenige recht hat, der am lautesten schreit.
Ahmadinedschad hat viele Fragen an die Politiker der Westlichen Welt gestellt. Daraus ergeben sich folgende Fragen an die Hofjournalisten der Westlichen Welt:
- Wie lange wollen Sie noch durch ihre Schweigsamkeit mitverantworten, dass die Bevölkerung in Gaza ausgehungert wird? - Wie lange wollen Sie noch mit ihrer Einseitigkeit verhindern, dass Juden, Christen und Muslime gleichberechtigt und in Frieden im Heiligen Land leben? - Können Sie sich vorstellen, dass Sie mit Ihrer Gleichsetzung von Zionismus und Judentum sehr vielen Juden großes Unrecht antun? - Ist nicht die Gleichsetzung von Zionismus und Judentum eine unrechtmäßige Vereinnahmung einer politischen Ideologie für eine Religion und damit antisemitisch? - Wie lange noch wollen Sie den Skandal um Guantanamo durch ihre Schweigsamkeit mittragen? - Wie lange wollen Sie noch Ihren Bevölkerungen erklären, dass der Soldanteeinsatz in Afghanistan der Bekämpfung von Terror und Drogen diene, während beides mit der Anwesenheit westlicher Truppen zunimmt? - Glauben Sie ernsthaft, dass das bestehende System der Ungerechtigkeit zeitlich unbegrenzt fortgesetzt werden kann? - Haben Sie jemals daran gedacht, dass Ihre Berichterstattung mitverantwortlich für Millionen an Hunger sterbenden Menschen ist? - Und haben Sie jemals daran gedacht, wie lange Sie Ihren Job weiter ausüben können, wenn immer weniger Menschen Ihnen glauben schenken?
Wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie feststellen, dass Sie selbst noch viel klarere Fragen an sich selbst richten könnten. Also nutzen Sie die Chance und steigen Sie aus, sich zu prostituieren. Das wäre Ihr persönlicher Beitrag für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt.