Friede sei mit Ahly Yasiin, ein sehr sehr schöner Artikel muss ich sagen:
Fast wie in Trance schauen viele Bürger zu, wie sie widerstandslos auf die Schlachtbank des Kapitalismus geführt werden, und lassen sich hilfs- und hoffnungslos ausnehmen. Dabei wäre es durchaus möglich, sich selbst und andere zu retten.
Heute kam eine Meldung, dass die Schere zwischen Arm und Reich in den USA inzwischen dramatische Ausmaße angenommen hat. Erfahrungsgemäß sind die USA stets Vorreiter, was den Raubtierkapitalismus angeht. Deutschland dackelt seit dem von der SPD ermöglichten Merkel-System artig hinterher. Und viele Bürger in Deutschland wissen, was auf sie nach den Wahlen zukommen wird, unabhängig davon, ob Frau Merkel mit der FDP ihre Auffassung von Staatsräson freiheitlich oder gezwungenermaßen mit der SPD mit sozialer Verpackung präsentieren wird. Der Kapitalismus wird weitergehen bis zum bitteren Ende für alle und je länger das Ende des Kapitalismus hinausgezögert wird, desto schlimmer wird der zwangsläufige Zusammenbruch.
Doch der Bürger hat wenig Gelegenheit, tiefgreifend darüber nachzudenken. Es plagen ihn Harz IV, seine Schulden auf Haus oder Wohnung, seine Schulden beim letzten Fernsehkauf und beim Möbelkauf, die er erst nach einem Jahr zahlen sollte und das Jahr schneller vorbei ist, als er es wollte, die Leasing-Raten für sein Auto, die Schulden bei Verwandten und Bekannten und die drohende Privat-Insolvenz. Gehört er zu der Elite von Leuten, die von all diesen Problemen verschont ist, so macht er sich zumindest Sorgen um die deutschen Soldaten in Afghanistan, hat Angst vor Terroranschlägen nicht nur im Sauerland und vor weiteren Kriegen Israels gegen den Libanon oder der Westlichen Welt gegen den Iran. Hatten wir nicht erst kürzlich darauf bestanden, dass die Öllieferländer das Öl nicht als "Waffe" gegen den Westen missbrauchen sollten? Jetzt wollen wir Benzin als Waffen gegen den Iran missbrauchen, ohne dass irgendein Bundesbürger irgendeine Abneigung gegen Iraner empfindet und die Politik des Iran nicht halb so bedrohlich findet, wie die Politik von so manchem Verbündeten.
Aber was soll man tun? Ist nicht alles ohnehin sinnlos? Wird nicht nach den Wahlen in Deutschland ohnehin alles zusammenbrechen? Wird nicht nach den nächsten Sanktionen gegen Iran es wieder irgendeinen Krieg geben? Ist nicht klar, dass unsere Soldaten weder in Afghanistan bleiben können, noch dort weg können? Was soll der Bürger auch denken, wenn der ehemalige Verteidigungsminister (immerhin CDU) raus aus Afghanistan will und der amtierende nicht? Ist es nicht immer so, dass die "Ehemaligen" vernünftig denken und die amtierenden irgendwelchen "Zwängen" unterlegen sind, die nichts mit Deutschland oder der Bevölkerung in Deutschland zu tun haben?
Und jetzt soll die größte Rezension aller Zeiten auch schon vorbei sein. Wer soll das denn glauben? Wie kann die größte Finanzkrise der Welt, die deshalb entstanden ist, weil sich alle Länder überschuldet haben, dadurch vorbei sein, dass sie sich jetzt alle noch mehr und noch schneller überschuldet haben? Gibt es denn überhaupt keinen gesunden Menschenverstand mehr in der Politik oder unter Hofjournalisten?
Solche und ähnliche Gedanken prägen die Stammtische und auch seriösere Kreise. Hoffnungslosigkeit ist ein schleichendes Gift, das sich in das Leben einschleicht und es zerstört. Und solch ein zerstörtes Leben ist willfährig für alles und jeden, der es beherrschen möchte. Aber muss die Gedankenwelt so sein?
Was der Otto-Normal-Bürger in Deutschland für sich und Deutschland fühlt, fühlen manche Muslime leider nicht anders. War das nicht ein Skandal beim Mord in Dresden und sie betrügen uns noch immer. Warum haben wir kein Wort von dem Mord in Amsterdam gehört? Was verschweigen uns die Medien? Und wie geht es der Mutter, der die fünf Töchter entzogen wurden? Wie soll die Zukunft der Muslime in Deutschland sein, wenn die amtierende Regierung alles in ihrer Macht liegende versucht, um die Dachverbände einzulullen und gleichzeitig in der Weltpolitik die Demütigungspolitik von Herrenmenschen praktiziert, sei es beim EU-Beitritt der Türkei oder dem antiimperialistischen Kurs des Iran. Und wie löse ich die Schwimmproblematik meiner Tochter, wenn das Hallenbad die muslimischen Schwimmkleider nicht zulässt? Wie bekommen wir eine bessere Einheit der Muslime hin, auch im Monat Ramadan? Fragen über Fragen und alle Fragen knabbern an der Hoffnung!
Aber alle jene Fragen haben Antworten. Wichtig ist es, zunächst einmal das Menschenbild zu klären! Wer ist der Mensch? Warum wurde er erschaffen? Was ist sein Ziel? Wenn der Mensche den wahren Monotheismus verstanden hat und weiß, dass Gott des Menschen nicht bedarf und ihn in Seiner absolut selbstlosen Liebe erschaffen hat als Empfänger von Liebe, dann wird der Mensch möglicherweise zur Besinnung kommen und sich die Frage stellen, wie er jene Liebe am besten empfangen kann; und zwar nicht nur in diesem kurzen Leben.
Der Mensch als Liebesempfänger, der Mensch mit einem Herzen als Tempel Gottes, wie es Christen sagen, oder Thron Gottes, wie es Muslime formulieren, solch ein Mensch ist nicht so ohne Weiteres zu vergiften. Sicherlich würden wir so gerne immer zwischen "richtig" und "falsch" entscheiden wollen bei freier Wahl, aber könnte das nicht jeder? Die wahre Weisheit, so sagt es Prophet Muhammad, besteht darin, zwischen zwei Übeln, das Geringere erkennen und auswählen zu können. Und "richtig" ist, was uns zu Gott führt und "falsch", was uns von Gott entfernt.
Mit diesen einfachen Grundlagen begibt sich der Mensch auf eine Reise in dieser Welt, die mit der Geburt ins größere, schönere und ewige Leben endet. Im Schoß der Erde lernen wir sehen und hören, auch wenn wir noch wenig zu hören bekommen und nur verschleiert sehen. Wir lernen zu schmecken und zu genießen, auch wenn die Genüsse im mütterlichen Erdenleib begrenzt sind. Aber wir bedürfen all dieser Fähigkeiten nach unserer wahren Geburt, an der es keinen Zweifel gibt.
Insofern kommt es gar nicht darauf an, wie die Dinge hier in dieser Welt ausgehen, wenn nur wir selbst die richtige Entscheidung getroffen haben, die menschlichere, die liebevollere die wahrhaftigere. Manchmal kann jene Entscheidung auch nur eine üble Entscheidung sein, weil es das geringere Übel ist.
Für Deutschland bedeutet das, dass es zweifelsohne das größere Übel ist, bei den bevorstehenden Wahlen nicht teilzunehmen und widerstandslos das bevorstehende Merkel-Westerwelle System hinzunehmen. Wir sollten zumindest sagen können, dass wir mit unserer Stimme als Muslime dagegen gestimmt haben. Wer die SPD wählt, läuft Gefahr, die merkelsche Kapitalismusinterpretation zu unterstützen, wie bei den letzten Bundestagswahlen. Und wer die Grünen wählt, wählt auch Kriegseinsätze. Als das derzeit geringste Übel erscheint die "Linke", selbst wenn es aus muslimischer Sicht viele katastrophale Vorstellungen in der Partei gibt, insbesondere was das Menschenbild angeht.
Der Muslim in Deutschland steht vor dem Monat Ramadan. Dieser gibt ihm die Gelegenheit, sich selbst mehr denn je zu läutern und zu stärken und den Tempel bzw. Thron in seinem Herzen zu befreien von den Lasten des "Ich". Er kann erkennen, dass er als Teil der Menschheit eine Verantwortung trägt in einem begrenzten Maß für eine begrenzte Zeit, und es die Unterdrücker der Welt sind, die ihm die Hoffnung nehmen wollen. Wahrer Islam, wahres Christentum und wahres Judentum sind Heilsbotschaften. Sie gehen von einem erwarteten Heil aus, selbst wenn sie sich im Detail unterschieden. Das Heil wird in jedem Fall eintreten! Der Kapitalismus ist eine Schreckensideologie, die eine Katastrophe prophezeit. Kein einziger Ansatz des Kapitalismus kann mehr als einige Jahrzehnte überstehen, dann wird das riesige Schneeballbetrugssystem zusammenbrechen.
So besteht die Aufgabe eines jeden Menschen darin, sich selbst derart zu erziehen, dass er sich selbst, seine Familie, seine Nachbarn und seine Gesellschaft von der Schreckensideologie in eine Heilserwartung führt. Dazu gehört der Aufbau von Freiheit und Reichtum! Reich ist nicht der, der viel besitzt, sondern der, der mit dem, was er hat, zufrieden und dankbar ist. Die Abhängigkeit von Leasingraten, Darlehen, Möbelkrediten usw. macht uns unfrei. Warum sollen wir unsere Kleider, wenn wir es uns derzeit nicht anders leisten können, nicht vom Flohmarkt kaufen? Warum sollen wir nicht öffentliche Verkehrmittel nutzen, wenn ein Auto derzeit nicht drin ist, und warum nicht Gebrauchtmöbel? Der Kapitalismus will uns abhängig machen vom Kapital! Gott schenkt uns die Freiheit durch Genügsamkeit gepaart mit einer konstruktiven Lebenseinstellung voller Fleiß und Einsatz für uns und unsere Umgebung. Sind wir fleißig, können wir uns fragen, wie wir noch fleißiger werden können. Sind wir genügsam, können wir uns fragen, was wir noch abgeben bzw. mit den wirklich armen der Welt teilen können. Sind wir gesund, können wir unser Dankbarkeit in Krankenbesuchen zum Ausdruck bringen, idem wir Hoffnung spenden. Haben wir irgendwelche Fähigkeiten, dann können wir diese Fähigkeiten ausbauen und haben wir Schwächen können wir diese vermindern! Ist das nicht das wahre freie Leben?
Wie also soll es nur weitergehen nach diesem und jenem? Mit noch mehr Einsatz für Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Wissen, dass wir Träger des Thrones Gottes in unserm Herzen sind. Ist das nicht eine wunderbare Aussicht?