Eine Kussverweigerung, eine verwehrte Gratulation und Reissäcke in China
Wenn die Hofberichterstattung der Westlichen Welt versucht über die Kultur des Islam zu berichten, sind zuweilen humoristische Verdeutlichungen ihrer Inkompetenz kaum zu vermeiden.
Gestern wurde der Präsident der Islamischen Republik Iran Hadsch Dr. Ahmadinedschad für seine zweite Amtsperiode vom religiösen Oberhaupt Imam Chamene´i in einer feierlichen Zeremonie berufen. Dabei kam es im Fernsehen zu beobachten zu einer Szene, die jedes muslimische Vorschulkind zu deuten wüsste, aber so manchen Journalisten der westlichen Hofberichterstattung offenbar überforderte.
Eines der Flagschiffe des deutschen Propagandaarms westlicher kapitalistisch-imperialistischer Hegemonialträume namens “Der Spiegel“ titelte: “Chamenei verweigert Ahmadinedschad Handkuss“.
Aber es war nicht jener Spiegel westlicher Inkompetenz allein, der darüber “berichtete“. Auch die Süddeutsche und alle Blätter der Springer-Presse berichteten von jenem angeblich verwehrten Handkuss, allen voran die Bild-Zeitung (“Ahmadinedschad darf nicht die Hand küssen“). Die Gelegenheit zum genüsslichen Mitlesen wollen wir Muslimen nicht vorenthalten, und daher hier eine Passage aus dem Spiegel-Artikel:
[Zitat Spiegel] „Dieser Kuss ging ins Leere: Irans Präsident Ahmadinedschad hat bei der Feier zu seiner Wiederwahl vergeblich versucht, die Hand des geistlichen Oberhaupts Chamenei zu küssen. Während der Zeremonie wich der Ajatollah plötzlich zurück - und bot ihm die Schulter ... Die Bilder erinnern an Slapstick-Comedy: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad beugt sich vor und versucht, dem geistlichen Führer Ajatollah Ali Chamenei die Hand zu küssen - und zielt ins Leere. Unbeholfen rettete sich der viel kleinere Staatschef an die Schulter Chameneis, wo jener einen Kuss schließlich lächelnd gewähren lässt. Was wie eine Panne im Protokoll aussieht, ist mehr als nur eine kleine Unbeholfenheit. In Iran gilt der Handkuss als eine der höchsten Bekundungen von Respekt. Vor vier Jahren hatte Ahmadinedschad Chamenei nach seinem Wahlsieg die linke Hand geküsst, das Foto wurde auf den Titelseiten mehrerer Zeitungen gedruckt. In diesem Jahr wurde dem Staatschef diese Ehre nun verwehrt - warum, ist allerdings unklar.“ [Zitat Ende]
Die anderen Blätter schreiben das Gleiche, nur im Sprachgebrauch der eigenen Leserschaft angepasst. Die Bildzeitung verzichtet auf so intellektuelle Begriffe wie “Unbeholfenheit“, da das ihre Leserschaft sonst überfordern würde.
Die Zeitung “Die Presse“ in Österreich hat allerdings eine besonders sensationelle Erklärung für das Ereignis parat: „Nachdem Ahmadinejad seine Urkunde von Khamenei überreicht bekommen hatte, machte er rasch einen Anlauf, die Schulter des religiösen Führers zu küssen, dem gab Khamenei nur zögerlich nach. Es sah so aus, als wäre es Ahmadinejad mit seiner schnellen Bewegung zum Schulterkuss vor allem darum gegangen, einen Handkuss zu vermeiden, der ihn als den klar Untergeordneten dargestellt hätte.“
Einmal mehr beweisen jene Schreiberlinge, dass sie wirklich überhaupt keine Ahnung vom Islam, von Muslimen und von der Kultur in den muslimischen Ländern (auch unter Christen Vorort) haben. Und gleichzeitig beweisen sie, dass sie noch nie das bekannteste Foto von Imam Chamene´i mit Hizbullah-Generalsekretär Allama Sayyid Nasrullah gesehen haben. Und es ist wirklich erstaunlich, dass die Leserschaft in Deutschland und Österreich von solch einer Journalistenschar so “idiotisch“ (anders kann man das wirklich nicht mehr nennen) “informiert“ werden kann und darf, denn niemand ist verpflichtet diesen Unsinn zu lesen.
Also der Reihe nach: Vor vier Jahren, bei der Amtseinführung durch Imam Chamene´i wollte Hadsch Dr. Ahmadinedschad die Hand von Imam Chamene´i küssen. Imam Chamene´i gewährte ihm den Kuss, da er noch ein junger und erstmaliger Präsident war, der sich noch bewähren musste. Tatsächlich ist der Handkuss im Islam eine besondere Form der Ehrenbekundung gegenüber einer besonders zu ehrenden Person.
Zum Vergleich: Als vor mehreren Jahren bei der Palästina-Konferenz in Teheran Imam Chamene´i seine Rede gehalten hatte, standen die Zuhörer auf – allen voran Allama Sayyid Nasrullah – stellten sich in einer Reihe auf, um nach und nach dem Redner zu seiner exzellenten Rede zu gratulieren. Im Gegensatz zu dem vor ihm stehenden Gratulanten, küsste Allama Nasrullah die Hand Imam Chamene´is. Später von Reportern auf jene Geste angesprochen, warum er das getan hätte, antwortete er, dass er nur für jenen Kuss aus dem Libanon gekommen sei! Das war wirklich eine hohe Form der Ehrenbekundung. Einige Jahre später, als Sayyid Nasrullah wieder mit Imam Chamene´i zusammentraf, wollte dieser ihn wieder die Hand küssen, aber Imam Chamene´i zog seine Hand zurück bzw. beiseite, so Sayyid Nasrullah nur noch mit Mühe und Einsatz seiner Hand den Oberarm Imam Chamene´is küssen konnte. Jene Szene wurde von einem Fotografen festgehalten und gilt als das mit Abstand berühmteste Foto Allama Sayyid Nasrullahs, das jedes Kleinkind im Libanon kennt. Für deutsche Leser, die das Bild noch nicht kennen, siehe z.B.:
Die Erklärung der Szene ist wie folgt. Allama Sayyid Nasrullah wollte wiederum Imam Chamene´i seinen besonderen Ehrenbeweis liefern, aber die “Gegenehrung“ des Imams besteht darin, dass er den Handkuss nicht zulässt und somit den Handkusswilligen auf die gleiche Stufe stellt, wie sich selbst. Junge Muslime, die den älteren Vater oder Onkel die Hand zur Ehrung küssen wollen, kennen die Szene schon sehr früh, wenn ihnen z.B. der Vater oder Onkel ab einem bestimmten Alter und Reifegrad den Handkuss “verwehrt“ und sie damit aufwertet. Jene “Verwehrung“ ist also keine Zurückweisung, sondern eine besondere Auszeichnung! Ahmadinedschad hat wiederum versucht die Hand seines Imams zu küssen, aber der hat ihn angesichts seiner großen Leistungen nunmehr vor allen Leuten ebenfalls ehren wollen und hat daher den Handkuss nicht zugelassen. Ahmadinedschad wiederum wollte es sich nicht nehmen lassen, die Ehrung doch auszuführen und küsste ihn daher auf die Schulter. Die Szene hat jeder Muslim, jede Muslima, jedes Kind von Eltern von Muslimen, jeder Neffe und jede Nichte von Muslimen verstanden, nur die Journalisten der deutschen Hofberichterstattung nicht. Denn die sind offenbar “Islamexperten“, wenn sie ein Mal in ihrem Leben einen Döner gegessen haben und “Iranexperten“, wenn sie ein Mal in ihrem Leben einen Muslim beleidigt haben. Die Qualitäts- und Qualifikationsanforderungen an Islam- und Iranexperten im deutschen Journalismus sind niedriger als die Anforderungen bei jedem anderen Beruf der Bundesrepublik.
So ganz nebenbei gab es aber auch noch eine andere sehr “bedeutsame“ Nachricht: Bundeskanzlerin Merkel will Hadsch Dr. Ahmadinedschad zu seiner Amtseinführung nicht gratulieren. Als Bundesbürger sind wir sehr dankbar für jene Geste, denn eine Gratulation durch eine Person, die offenbar ihr gesamtes Amtsleben lang gegen die Islamische Republik Iran gewettert hat, und bei Treffen mit Amtskollegen zuweilen kein andere Thema zu kennen scheint, wäre ohnehin Heuchelei und das ist im Islam schlimmer als Feindschaft. Zudem dürfte es den Bürger in der Islamischen Republik Iran wenig erfreuen, wenn die mit Abstand engste Verbündete Israels irgendwem im Iran gratuliert und es würde den Gratulierten diskreditieren. Es entspricht der heutigen außenpolitischen Linie Deutschlands, dass sie sich von der “Internationalen Staatengemeinschaft“ verabschiedet, denn fast alle Staaten der Welt gratulieren dem Iranischen Präsidenten, darunter auch viele Europäer und EU-Mitglieder! Und im Augenblick hat es Deutschland eben nicht verdient, dazu zu gehören.
Nicht zuletzt könnte man die Frage aufwerfen, welchen Bedeutungsrang eine Nichtgratulation der Bundeskanzlerin im Iran angesichts von in China umkippenden Reissäcken haben kann. Da wir aber nicht wissen, ob und wie viele Reissäcke in China umkippen, überlassen wir die Antwort jenen Journalisten, die noch nicht einmal die Bedeutung der Kussriten im Islam kennen. Wie sollten die jemals mehr über den Islam verstehen, als ein Reissack?
Dieser Spiegel Artikel wirkt in jedem Fall echt trottelig und idiotisch. Allerdings glaube ich, dass hinter solchen Artikeln nicht unbedingt nur Unwissenheit steckt, sondern im Gegenteil- diese Hetzer kennen die Wahrheit aber verleugnen diese, weil sie gegen sie sind, und weil sie wollen, dass ihre Leser, also letztendlich die breite Bevölkerung so wenig wie möglich von dieser reinen und großartigen Wahrheit erfährt. Oder wie ist es zu erklären dass ein "Gottkönig" bzw. Dalei Lama mehrere Tage hintereinander hier in Deutschland den Buddhismus predigen kann? Ist das keine Gefahr für das "jüdisch-christliche Abendland"? Nein, ist es nicht in meinen Augen, und auch in den Augen der Schreiberlinge, denn sonst würden sie auch gegen diesen hetzen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass die Benutzung des Begriffes des jüdisch-christlichen Abendlandes ohnehin nur eine leere propagandistische Worthülse ist, ist nicht zu vergessen, dass es sich bei diesem immergrinsenden Gottkönig offenbar auch nur um einen Lakaien gewisser Mächte handelt. Die Predigen des Dalei Lamas und die Unterstützung des Westens für diesen haben offensichtlich das Ziel die Menschen vom mehr oder weniger reinen jüdische und christlichen Monotheismus abzubringen, indem man ihnen vorgaukelt, dass dieser keine ausreichenden Moral und Ethikvorstellungen habe. Juden- und Christentum sind also etwas ganz anderes als das "jüdisch-christliche" Abendland. Und da der oberste geistige Führer des Buddismus ohnehin ihr Freund ist, müssen sie sich auch keine Sorgen machen, dass seine Anhänger sich gegen den Westen auflehnen. Klingt komplizierter als es ist. Sie wissen genau, dass der Islam eine Auflehnung gegen ihre Ansprüche ist und hetzen deswegen gegen diesen oder leugnen seine Wahrheit- diese Kussgeschichte ist nur ein harmloses Beispiel. Und genau so kennen sie die Wahrheit über den Dalei Lama und seinen Buddhismus. Und Friede sei mit dem, der der Rechtleitung folgt.