Muslime verstehen ihre Religion als Gnade Gottes um sich selbst derart zu vervollkommnen, dass man als freier Mensch die Liebe Gottes aufnehmen, genießen und leben kann. Dafür hat der Islam zahlreiche Einzelaspekte und wertvolle Gaben, die heutzutage aber den Muslimen offenbar Stück für Stück genommen werden sollen.
Seitdem ich bei der gesegneten Ruqayya bint Husain (a.) in Damaskus war, die im Volksmud als “Sukaina“ bekannt ist, hatte ich ein grünes längliches Tuch an meinem Pilotenkoffer, mit dem ich täglich zur Arbeit gehe. Bei dem Grab war ich so ergriffen von dem Geist, welchen jene Atmosphäre der Grabstelle verströmt, dass ich in der Erinnerung an jene Szene und mit der Absicht mich Gott zu nähern, ein kleines längliches grünes Tuch erworben, damit die Gitter des Grabes gewischt, und es an meinen Arbeitskoffer geknotet habe. Als der jüngste Umsturzversuch im Iran immer dreistere und absurdere Züge annahm, hat mich ein Bekannter, der den Koffer sah, eher schelmisch darauf angesprochen, ob ich auch die “grüne Revolution“ unterstützen würde. Schockiert über die Möglichkeit dieses Gedankens, habe ich das Tuch abmontiert; Ruqayya (a.) wird es verstehen.
Aber ich selbst habe es nicht verstanden. Was haben sie eigentlich mit uns und unserer Religion nicht nur in Deutschland gemacht? Immer wenn ich die Texte von Imam Chamene’i in deutscher Übersetzung aus dem Iran lese, muss ich über so manche “Verrenkung“ schmunzeln. Der persische Begriff “rahbar“, mit dem Imam Chamene’i im Iran betitelt wird, heißt in jedem vernünftigen Persischlexikon übersetzt “Führer“, wie z.B. bei dem “Reiseführer“. “Führer“ aber kann man aus historischen Gründen in Deutschland nicht mehr sagen (oder gar denken), obwohl hier eine Art voranschreitender Wegweiser zu Gott und nicht zu Nazitum oder Rassismus gemeint ist. Um der deutschen Geschichte auszuweichen, schreiben die Übersetzer im Iran “Führender“, was her etwas “holprig“ klingt. Ich schreibe oft “Oberhaupt“, obwohl das gar nicht den Inhalt voll trifft.
Auch den “Dschihad“ mussten wir uns abgewöhnen. Der Islam ist die Religion des Großen Dschihad! Die allumfassende Anstrengung des Menschen gegen das Böse in sich selbst ist einer der wichtigsten Aspekte des menschlichen Daseins, um seine Empfangskapazität für die Liebe Gottes auf- und auszubauen. Aber von “Dschihad“ trauen wir uns hier nicht mehr zu schreiben. Wer will schon mit den Verbrechern der Taliban, Al-CIAda oder irgendwelchen USAma bin Ladens in einen Topf geworfen werden. Wir hatten den wahren Dschihad, sie haben die Perversion daraus in den Medien etabliert, und daher wird uns suggeriert, die Begriffe nicht mehr zu verwenden, und die Medienleistung dabei ist wirklich enorm!
Auch dürfen wir uns z.B. nicht all zu laut für das Familienleben, wie wir es für richtig erachten einsetzen. Wehe dem Muslim, der behauptet, dass Homosexualität unmenschlich ist. Die Medien werden schon dafür sorgen, dass er es bereuen wird. Wenn wir z.B. behaupten würden, dass es ein Verbrechen gegen die Menschenrechte des Kindes ist, wenn es von Homosexuellen adoptiert werden darf (was in einigen europäischen Staaten schon rechtlich möglich ist), dann werden wir mit Nazis und Pius-Brüdern gleichermaßen in einen Topf geworfen, obwohl erstere sich ja gar nicht dagegen äußern. Aber Hauptsache wir tun es nicht.
Ideal ist der Muslim, wenn er nur betet und fastet, notfalls seine religiösen Abgaben noch zahlt, und ein Mal zur Hadsch darf er auch gehen. Aber beim Beten muss er aufpassen. Er sollte z.B. in seinen Bittgebeten keine Flüche aussprechen, weder gegen Massenmörder, noch gegen Besatzer oder Kriegstreiber, denn das könnte als “Angriff“ gegen Deutschland verstanden werden. Auch sollte er dann die Sure über den Vater des Feuers nicht rezitieren, denn das könnte auf eine aktuelle Person bezogen werden. Idealerweise rezitiert er auch nicht die Sure mit der al-Aqsa, denn das stellt einen Anspruch auf Jerusalem dar. Und die kurze Sure gegen die “Ungläubigen“ sollte er auch meiden, denn dann fühlen sich viel zu viele Menschen angesprochen. Am Besten, er lässt den ganzen Qur´an weg, denn jeder Vers könnte missverstanden werden. Er kann ja im stehen und Verbeugen und Niederwerfen still seine Andacht vollziehen. Aber er sollte dabei nicht unbedingt in Richtung Mekka stehen, denn das könnte als Angriff auf die Herrschaft der USA über Saudi-Arabien verstanden werden. Und statt zwei Mal sollte er sich drei Mal oder nur ein Mal niederwerfen, denn zwei Mal Niederwerfung bedeutet den Glauben an die Wiederauferstehung und wäre damit eine Befreiung von Materiellem, was nicht erwünscht ist.
Aber zumindest Fasten darf er, ist ja auch gesund etwas abzunehmen. Doch sollte er zumindest etwas Trinken. Überhaupt nicht zu Trinken in den langen Sommertagen lässt ihn zumindest kurzzeitig und zumindest in geringen Maß das spüren, woran heutzutage Millionen und Abermillionen von Menschen sterben. Sie sterben an Hunger und Durst, obwohl die Welt an Überfluss von Nahrungsmitteln erstickt. Wer beim Fasten an die denkt, der könnte auf “dumme“ Gedanken kommen und noch den Ursachen und Schuldigen suchen. Und auch die Unterdrückung der sonstigen Gelüste, selbst wenn für einen begrenzten Zeitraum, ist das nicht “unnatürlich“? Natürlich ist es doch, sich seinen Gelüsten hinzugeben, denn so ist man optimal kontrollierbar, und eine Konsumgesellschaft braucht Menschen die man kontrollieren und “animieren“ kann. Also sollte er lieber eine Kartoffeldiät realisieren.
Die Abgaben von Geldern ist ja akzeptabel, aber idealerweise für “Bedürftige“ in Deutschland und nicht in ärmeren Regionen der Welt. Denn Letzteres könnte als Unterstützung von Terroristen gedeutet werden. Wer auf die Idee kommt, seine religiösen Abgaben zum Bau von Häusern im zerstörten Gaza-Streifen zu spenden, sollte wissen, dass dort selbst der Beton und die Mauersteine die Hamas wählen, und daher als Terroristen einzustufen sind.
Natürlich darf er ein Mal in seinem Leben zur Hadsch. Aber er sollte dort nicht an dem Ritus zur “Lossagung von den Götzendienern“ teilnehmen. Das mögen weder die Saudis noch die USA oder Israel. Auch sollte er bei der Steinigung des Teufels nicht auf unsinnige Gedanken kommen und an heutige Teufel denken. Der Teufel ist Geschichte und Legende, und wer könnte etwas dagegen haben, wenn man eine verstorbene Legende mit Steinen bewirft.
Zurück in Deutschland sollte er aufpassen, welche weiteren islamischen Begriffe er verwendet. Z.B. ist der Begriff “Märtyrer“ aus Sicht der Muslime hier nicht angebracht. Eine Kopftuch tragende Frau, die einzig und allein wegen ihres Kopftuches in einem deutschen Gerichtssaal ermordet wird, als “Märtyrerin“ zu bezeichnen ist doch nun wirklich etwas übertrieben. Aber deutsche Soldaten, die beim Einsatz für Freiheit und Demokratie inzwischen auch ganz offen an “offensiven Aktionen“ mit “allen Mitteln die man hat“ eingreifen, dabei versehentlich auch Zivilisten erschießen und stets durch einen “Hinterhalt“ selbst umkommen, ja die sind Märtyrer, die unsere Freiheit und Demokratie am Hindukusch verteidigt haben. Insofern ist der Begriff “Märtyrer“ nicht so verpönt, wie z.B. “Führer“, aber es kommt darauf an, wer ihn verwendet.
Überhaupt, warum trägt die Muslima in Deutschland auch Hidschab, die islamische Frauenverhüllung? Ist eine Frau ohne Kopftuch eine schlechtere Muslima? Nun ja, wenn sie es aus rein religiösen Gründen trägt, kann man es ja hinnehmen, aber das war bei der ersten deutschen Kopftuchmärtyrerin nicht der Fall. Sie hat ja einen Menschen angezeigt, und das ist eindeutig politisch. Andere könnten auf die Idee kommen, dass Frauen jene Tücher tragen, um der Ausbeutung der weiblichen Schönheit entgegen zu treten ohne die eigene Weiblichkeit zu verleugnen, aber das ist eben auch “politisch“. Anders ausgedrückt: Wer sich vor den Menschen verhüllt und die Absicht hat, dass Menschen ihre weibliche Schönheit nicht sehen sollen, der handelt “politisch“ und das ist abzulehnen. Aber wer sich vor Gott verhüllt, damit Gott ihren Körper nicht sieht, der handelt “religiös“ und das ist akzeptabel.
Tausende und Abertausende Beispiele ließen sich anführen, wie der Islam sein sollte, damit er “integriert“ wird. Es gibt aber auch Vorgaben beim Sprachgebrauch, die verwendet werden sollen! Wenn z.B. eine Handlung gegen den Islam und die Muslime begangen wurde, dann geschah das aus “Islamophobie“? Klingt das nicht toll? Klingt das nicht Intellektuell? Man könnte es auch übersetzten in “Angst vor dem Islam“. Dann klingt es nicht mehr so toll. Denn es ist ja gar nicht klar, ob jene Angst berechtigt ist oder nicht. Bei Antisemitismus z.B. ist klar dass der Antisemit die Schuld trägt. Bei Islamophobie könnte ja auch der Muslim schuld sein. Und dementsprechend rühmen sich sogar einige der als Hetzschreiber empfundenen Autoren damit, islamophob zu sein. Sie verwenden Sprache als fürchterlich Waffen gegen den Islam und die Muslime, die in letzter Konsequenz dann mörderisch wirkt; in Deutschland wie in Afghanistan.
Wie sieht also zusammenfassen der ideal integrierte Muslim in Deutschland nun wirklich aus: Er hat ein grünes Stirnband mit dem er bei einer Demonstration zum Christophers-Street-Day mitläuft, zwischendurch im Handstand in Richtung Freiheitsstatue seine Gebets-Yoga-Übungen macht und dabei an seine Kartoffel-Diät denkt. Sein Dschihad besteht darin, dass er sich täglich von allem und jedem distanziert und dafür entschuldigt, dass manche Angst vor Muslimen haben, und er spendet dafür einen Teil seines Vermögens für verfolgte Siedler im Westjordanland. Bei der Hadsch wirft er besonders inbrünstig Steine auf tote Stauten und denkt sich nichts dabei, und eine Muslima darf dort sogar ein Kopftuch trage, was sie sonst ablegt, um ihre freiheitliche Gesinnung zu demonstrieren. Um ja nie in Verdacht zu geraten, hat sie auch bei keinem Regen eine Kapuze, sondern höchstens einen Schirm. Sie (oder Er) liebt die USA und Israel, hat Verständnis für die unschöne Notwenigkeit von Guantanamo, freut sich, dass Obama alles weiter führt aber besser darüber spricht, steht hinter der Besatzung von Palästina, Irak und Afghanistan und sendet Sara Conner einen Fan-Brief, weil sie vor unseren tapferen Soldaten in Afghanistan singen wird, um zum einen den rückständigen Afghanen die Befreiung der Frau auf der Bühne zu demonstrieren und den deutschen Soldaten, die fern von ihren Ehepartnern sind, einen gewissen zumindest visuellen Ersatz anzubieten. Wer würde solch einem Muslim die deutsche Staatsbürgerschaft verwehren?
Aber möglicherweise, ja möglicherweise ekelt es sogar viele deutsche Nichtmuslime vor solch einem Menschen, denn auch viele Nichtmuslime in diesem Land haben ihre gottgegebene Natur nicht völlig zerstört und spüren einen Hauch von Wahrheit und Gerechtigkeit. Sie wollen all diese Dinge nicht, die derzeit geschehen, sondern Frieden und Freiheit in Gerechtigkeit. Das Einzige, was sie möglicherweise noch nicht verstanden haben, ist die Tatsache, dass sie selbst ihre Herzen für die Glückseligkeit öffnen müssen. Ja, Glückseligkeit fällt kostenfrei vom Himmel, aber die Aufnahmekapazität liegt bei uns, und die erfordert einen Anstrengung, die erfordert den Dschihad in unserem Herzen und davon sollte sich niemand abbringen lassen, selbst wenn er die wahre Freiheit in der Ergebung in Gott noch nicht verinnerlicht hat.
Vor allem der Titel sollte nicht außer Acht gelassen werden:
Ein kastriertes Lebewesen kann sich ja nicht weiter fortpflanzen und ist unfruchtbar. Und ebenso ist ein kastrierter Islam, wie er ja im gesamten Text beschrieben wird, "unfruchtbar"! Solch ein "Islam" wird es nicht weit bringen und es wird nicht einmal mehr sein Name übrig bleiben. So ein "Islam" ist Abtar, abgeschnitten, wie es in der Sure Kauthar heißt. Jede Revolution ist undenkbar mit diesem Gedankengut und jede Verbesserung der Gesellschaft ist mit so etwas absolut unmöglich.