Wie die Islamische Revolution sich selbst und die Welt emanzipiert
Gestern gab es einmal mehr ein Freitagsgebet in Teheran, welches die Aufmerksamkeit der Westlichen Welt auf sich zog. Da die Erwartungen der Westlichen Welt nicht erfüllt werden konnten, wird einmal mehr von der Hoffnung der Westlichen Welt auf Umsturz im Iran statt über die realen Verhältnisse berichtet.
Übereinstimmend berichten Westliche Medien, dass die gestrige Freitagsansprache von Ranfsandschani nicht im Fernsehen zu empfangen gewesen sein soll, dabei haben Mitarbeiter des Muslim-Markt die gesamte Rede über IRIB Feed auf Hotbird verfolgt. Was dort zu sehen war, war mehr als eindeutig! Die Begrüßung des Hauptredners Rafsandschani durch die Mitbetenden fiel für Freitagsgebetsverhältnisse vergleichsweise “kühl“ aus. Dafür gab es Störparolen von Musawi-Anhängern außerhalb des Hauptgeländes, die selbst Rafsandschani derart nervten, dass er darum bat, die Freitagsgebetsatmosphäre nicht zu stören. Ansonsten gab es lauter Fotos von Imam Chamene´i in den Händen der Gläubigen, aber keine Fotos von Rafsandschani. Einmal mehr sollte also jener Multimillionär die Chance seines Lebens erhalten, um seine Fehler der vergangenen Monate zu korrigieren. Zusammenfassend ist festzustellen: Er hat sie leider nicht genutzt. In der von ihm bekannten Art zu Lavieren, hat er versucht, es mehr oder weniger allen recht zu machen und hat damit weder die Anhänger der Islamischen Revolution erreicht noch jene Musawi-Anhänger, die ihn (und Rafsandschani) gerne für einen Umsturz im Westlichen Sinn “nutzen“ wollen. Dementsprechend waren seine Aussagen eher “unspektakulär“! Neben jedem unverschämten Angriff auf den Imam und arroganten Forderungen stand eine Einschmeichelei an den Imam und Gesäusel.
Hunderttausende – so wird von der Westlichen Welt berichtet – wären anschließend auf den Straßen gewesen. Das ist natürlich sehr erstaunlich angesichts der Tatsache, dass wie jeden Freitag Hunderttausende eben zu jenem Freitagsgebet kommen. Dass es bei Imam Chamene´i Millionen waren, wurde allerdings nicht erwähnt! Und einige haben unter diesen Hunderttausend anschließend auch einige Parolen gerufen, weshalb die Polizei eingreifen musste, nicht um jene Parolenrufer zu bestrafen, sondern um sie vor der aufgebrachten Menge zu schützen, die auf sie losgehen wollte. So wurde das Tränengas nicht etwa gegen einige Musawi-Anhänger, die sich geschickt in der Gesamtmenge versteckt hielten, eingesetzt, sondern zu ihrem Schutz gegen die aufgebrachte Menge! Das erklärt auch, warum dieser Teil der Ereignisse vergleichweise “zurückhaltend“ in den Westlichen Medien wiedergegeben wird. Ohnehin waren viel weniger Musawi-Anhänger bei Freitagsgebet, als es die Westliche Propaganda erhofft hatte. Aber das ist leicht zu erklären: Die Schnellkurse für das kurzfristige Erlernen des Freitagsgebets waren ausgebucht.
Hunderttausende waren beim Freitagsgebet anwesend. Neunzigtausende werden zuhause ihr Mittagsgebet nachholen oder haben es bereits im Anschluss an das Freitagsgebet auf dem Universitätsgelände getan, denn das Mitbeten hinter Rafsandschani gilt ihnen nicht mehr als hinreichend zur Erfüllung der religiösen Pflicht. In der Schia ist eine der Voraussetzungen des Vorbeters, dass er als “Gerechter“ eingestuft wird. Wer sich aber derartig zweideutig hinter oder von den Imam der Gemeinschaft (Umma) stellt, kann dementsprechend diese Voraussetzung nicht mehr erfüllen.
Eine der am häufigsten von Anhängern der Islamischen Revolution gestellte Frage dieser Tage ist, warum man diesen Rafsandschani den überhaupt noch an solch ausgewählter Stelle reden lässt. Immerhin ist er einer der Vertreter des amtierenden Imams bei Freitagsgebet in der Hauptstadt der Islamischen Republik Iran. Hierbei sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen, die selbst manche Anhänger der Familie des Propheten immer noch nicht hinreichend verinnerlicht haben. Rafsandschani ist nicht von Imam Chamene´i zum Freitagsimam ernannt worden, sondern bereits zu der Zeit von Imam Chomeini. Damals hat sich Rafsandschani unzweifelhaft für die Revolution eingesetzt, selbst wenn seine private Neigung zum Wohlstand auch damals vorhanden war. Imam Chamene´i hat ich lediglich “übernommen“ bzw. eben nicht abgesetzt, wie er bisher noch keinen einzigen den übernommenen Freitagsimame abgesetzt hat! Selbst als z.B. in Isfahan einstmals ein “übernommener“ Freitagsimam offen gegen Imam Chamene´i opponierte, hat Imam Chamene´i ihn nicht abgesetzt; sondern es war das Volk, das damals aufstand! Und hier tritt der entscheidende Aspekt der Schia hervor, welcher äußerlich wie eine Schwäche wirkt und letztendlich doch die große Stärke ausmacht: Oberhäupter der Wahrheit sind keine Despoten, die “von oben“ herrschen, sondern Diener des Volkes, die versuchen rechtzuleiten. Wenn das Volk mitzieht, dann können sie die Dienste der Wahrhaftigen genießen. Zieht es aber nicht mit, werden sie von den Wahrhaftigen nicht dazu gezwungen.
Das ist eine Wahrheit, die sämtliche Propheten, die die Vorbilder heutiger Wahrhaftiger sind, vorgelebt haben. Waren Jesus und Maria nicht zu allen möglichen Wundern befähigt? Aber warum haben sie diese nie eingesetzt, als das Volk sie bedrohte? War Prophet Muhammad nicht zu allen Wundern aller Propheten befähigt? Aber warum hat er diese nicht eingesetzt, um seine Nachfolgefrage klarer, als ohnehin schon geschehen, zu “erzwingen“? Hätte Allah nicht Imam Hasan und Imam Husain schützen können durch so viele Wunder? Aber darum geht es nicht! Es geht nicht darum, dass ein Rechtleiter “von oben“ die Rechtleitung erzwingt. “Von oben“ ist doch Gott da, der könnte doch alles erzwingen! Es geht darum, das Volk, jeden Einzelnen und die Gemeinschaft zu erziehen; Wege aufzuzeigen, wie man sich selbst befreit und emanzipiert; Wege aufzuzeigen, wie man die Liebe Gottes empfangen kann! Was würde es z.B. in Deutschland nützen, wenn “von oben“ irgendwer die Machtverhältnisse ändern würde? So lange die Bevölkerung die Bild-Zeitung liest, wäre es keine Befreiung! Insofern war die Aufforderung der Bundeskanzlerin Merkel an den Iran auch sehr entlarvend: „Gebt ihnen die Meinungsfreiheit, so wie wir sie kennen“. Genau solch eine Freiheit wünschen sich die Bürger im Iran eben nicht! Und auch den Bürgern in Deutschland täte es sicherlich gut, wenn die gleichgeschaltete Hofberichterstattung etwas objektiver berichten würde, z.B. auch dadurch, dass die “Gegenseite“ zumindest ab und zu Wort käme.
Rafsandschani hat seine Chance verspielt. Möglicherweise war es seine letzte Chance. Aber es ist nicht die Aufgabe des Imams der Umma, in “abzusetzen“. Es ist die Aufgabe der Gemeinschaft, der Umma, ihn zu entlarven und bloßzustellen. Als z.B. Muawiya einstmals im Namen des Islams die Absetzung des amtierenden Imam Ali forderte (so weit ist Ranfsandschani nicht gegangen), hat Imam Ali (a.) ihm dennoch immer wieder neue Chancen eingeräumt, sich zu läutern. Aber manch treuer Anhänger von Imam Ali (a.) hat damals versucht, das Volk darüber aufzuklären, wer Muawiya ist. Nun ist Ranfsandschani nicht unbedingt mit Muawiya zu vergleichen, aber es wird Zeit, einige historische Ereignisse aufzuarbeiten! Einstmals hat Imam Chomeini – Gott habe ihn selig – davon gesprochen, dass es so wäre, als wenn man ihn einen Giftkelch gereicht hätte. Jemand aus der höchsten Führungsriege hat ihn damals dazu gedrängt, den Verteidigungskrieg gegen Saddam zu beenden. Imam Chomeini war aber der Meinung, dass so lange Saddam lebt, es keinen Friede für Iraner und Iraker gibt, womit er recht behalten sollte. Wer war es aber damals, der Imam Chomeini jenen Giftkelch aufgezwungen hat? Und wer war jene andere Person damals der seine religiösen Würden abgelegt und demonstrativ an die Front gegangen ist, um den Iran zu schützen, auch zu schützen vor den damals aktiv in den Krieg eingegriffenen USA? Ja, es wird Zeit diese Fakten auf den Tisch zu legen. Und welche “Gelehrte“ sind dafür bekannt, dass sie die besten Restaurants der Stadt kennen? Welche “Gelehrte“ haben damals wie heute den Imam im Stich gelassen? Das muss alles auf den Tisch, damit die Islamische Revolution sich in uns weiterentwickeln kann. Haben wir Schiiten in Deutschland, allen voran auch der Autor dieses Artikels, nicht selbst zu lange geschwiegen, als ein “Vertreter“ des Imams alles andere Vertrat als den Imam? Wird es nicht Zeit, viel offener und eindeutiger gegen Korruption und Misswirtschaft auf allen Ebenen vorzugehen, insbesondere unter Geistlichen? Eine mittelalterlich anmutende Geistlichkeit, die auch nach 30 Jahren Islamische Revolution nicht verstanden hat, dass Vorbeter und andere Verantwortungsträger Diener des Volkes zu sein haben und nicht deren Könige, denen ist ohnehin kaum noch zu helfen. Umso bedeutender ist der hindernisreiche Weg, den der iranische Präsident Dr. Ahmedinedschad eingeschlagen hat. Er hat den Kampf gegen das Unrecht in der Welt und vor allem auch im eigenen Land nunmehr offensiv aufgenommen, weiß er doch fast zwei Drittel des Volkes hinter sich! Und je härter der Korruption bekämpft, je deutlicher er gegen Nutznießer von Korruption angeht, umso deutlicher und heftiger wehren sich jene Herrschaften, auch mit Hilfe der Westlichen Welt.
Apropos mittelalterliche Geistliche; die Westliche Welt hat einen neuen Stargeistlichen im Iran ausgemacht: Großayatulschaytan Montezari. Es fällt kein Wort über dessen dubiose Vergangenheit, kein Wort über seine Verwicklung in Korruption und die Gründe seines religiösen Absturzes. Er hat eine “Fatwa“ gegen Imam Chamene´i erlassen, und das genügt, um als Star in der Westlichen Welt aufzusteigen. Er soll laut westlicher Hofberichterstattung sogar extrem einflussreich sein. Wenn er denn so einflussreich ist und eine Fatwa gegen Imam Chamene´i erlassen hat, warum hört denn niemand auf ihn?
Dazu ein Gegenbeispiel: Der Tabak-Boykott im Jahr 1890 n.Chr. im Iran ging auf eine Fatwa eines Rechtgelehrten im Irak namens Mirza Muhammad Hasan Schirazi zurück. Hintergrund war die landesweite Vergabe der Tabak-Konzession im Iran – Anbau, Verkauf, Export – durch Schah Nasreddin im Jahre 1890 bei einer Europareise an den britischen Major Talbot, wodurch Talbot faktisch alle relevanten Einnahmen für sich behalten konnte und das anbauende Land nahezu leer ausging. Nasreddin Schah wollte damit seinen extravaganten Lebensstil und seine kostspieligen Europareise finanzieren. Dieser Ausverkauf iranischer Wirtschaftskraft führte zu landesweiten Unruhen. Auf eine entsprechende Anfrage veröffentlichte Ayatollah Schirazi, der im Irak residierte, die berühmte Fatwa, welches den Genuss von Tabak als unislamisch darstellte und aus politischen Gründen verbot. Der darauf folgende Tabakboykott im gesamten Iran veranlasste den Schah (1892) die Konzession zurückzuziehen. Die Entschädigungssumme von 500.000 Pfund an Talbot stellte die erste Auslandschuld des Iran dar. Die Wirkung der Fatwa war gleich aus mehreren Gründen ein Schock für die britischen Besatzer. So hatten die Iraner sich dem Aufruf eines Irakers angeschlossen und damit alle nationalistisch gesinnten Spaltungspläne der Briten durchkreuzt. Außerdem hatte ein Vorbild der Nachahmung ein politisches Rechtsurteil [fatwa] mit weitreichenden Folgen verfasst, womit die Briten nicht gerechnet hatten, denn die allgemeinen Rechtsurteile zum Rauchen bleiben davon unberührt. So wirkt die Fatwa eines Gelehrten mit Einfluss unter Muslimen. Jener unbedeutende Wicht hingegen, dessen Einfluss gerade einmal bis zur westlichen Hofberichterstattung und deren kapitalistischen Sehnsüchten reicht und der es immer noch nicht verkraftet hat, dass er nicht Nachfolger Imam Chomeinis wurde, wettert umher und ruft zum gewaltsamen Sturz der Regierung auf, ohne dass ihn irgendjemand im Iran daran hindert oder er dafür belangt wird. So sieht wahre Meinungsfreiheit aus, Frau Merkel; allerdings nur bei Systemen, die es sich leisten können.
Wir leben in einer Zeit, in der wir uns eindeutiger als bisher positionieren müssen! Es ist die Zeit der Weltweiten Entscheidungen. In Deutschland ist diesbezüglich dieser Tage etwas wirklich Erstaunliches geschehen! Frau Felicia Langer wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Wir gratulieren! Auf die Frage der Jerusalem Post, wie sie es denn im Muslim-Markt-Interview mit der Bestrafung von Kriegsverbrechern gemeint habe, wiederholte sie ihre Position, dass Leute wie Barak nach Den Haag gehören. In solch einer Zeit schwimmen auch der Hofberichterstattung die Felle davon und sie wissen nicht mehr, wie sie über die Ereignisse berichten sollen.
Die Islamische Republik Iran wird die Rafsandschanis und Montezaris und Musawis überwinden. Die Macht der “Reichen“ schwindet, den das Volk steht auf der Seite der Armen und Bedürftigen. Das Volk unterstützt den Imam und den Präsidenten, die sich als Diener des Volkes verstehen, da das der beste Gottesdienst ist. Es wird Zeit, dass die Macht der “Reichen“ auch an anderen Worten vermindert wird, damit wir die Emanzipation zu einer menschenwürdige Welt erreichen können. Und der nächste Fastenmonat Ramadan fängt langsam an, an der Tür zu klopfen.
Zitat von Qasem Aber das ist leicht zu erklären: Die Schnellkurse für das kurzfristige Erlernen des Freitagsgebets waren ausgebucht.
Zitat von Qasem Hunderttausende waren beim Freitagsgebet anwesend. Neunzigtausende werden zuhause ihr Mittagsgebet nachholen oder haben es bereits im Anschluss an das Freitagsgebet auf dem Universitätsgelände getan, denn das Mitbeten hinter Rafsandschani gilt ihnen nicht mehr als hinreichend zur Erfüllung der religiösen Pflicht. In der Schia ist eine der Voraussetzungen des Vorbeters, dass er als “Gerechter“ eingestuft wird. Wer sich aber derartig zweideutig hinter oder von den Imam der Gemeinschaft (Umma) stellt, kann dementsprechend diese Voraussetzung nicht mehr erfüllen.