Als schwarzer Humor wird eine Art Humor bezeichnet, der normalerweise als ernst betrachtete Themen in satirischer oder bewusst verharmlosender Weise behandelt. Mit Obama bekommt die Begrifflichkeit aber eine völlig neue Bedeutung.
In einer neuerlichen Variante gleichgeschalteter Hofberichterstattung haben die westlichen Medien kritiklos und ohne nachzufragen Obamas Auftritt in Afrika im Stil eines Regierungssprecherorgans dem westlichen Bürger übermittelt: Mit den Worten „Yes you can“ – einer Variation seines eigenen Wahlkampfmottos – soll der US-Präsident die Völker Afrikas aufgerufen haben, die Chance auf Frieden, Demokratie und Wohlstand zu ergreifen. „Dies ist ein neuer Augenblick der Verheißung“, soll er gesagt haben. Was erwartete man auch sonst von einem “Messias“ des Kapitalismus als “Verheißung“?
An alle Afrikaner gerichtet behauptete er, es gehe um Demokratie, Transparenz, Eigentumsrechte, Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung. Was Obama da von sich gegeben hat, war im wahrsten Sinn des Wortes ein Schwarzer Humor. Aber dass die westliche Hofberichterstattung diesen bisherigen Höhepunkt US-amerikanischer Heuchelei so kommentar- und kritiklos unter seinen Bevölkerungen verbreitet, verdeutlicht einmal mehr den Untergang der Demokratie, und zwar nicht in Afrika, sondern in Europa.
Wie ist den die Lage in Afrika real? Wahrscheinlich ist es der Kontinent mit den korruptesten Regimes der Welt, mit den brutalsten Tyrannen und Diktatoren, und den ärmsten und unterdrücktesten Bevölkerungen! Aber wer sind die Unterdrücker und wer hält sie an der Macht? Gibt es einen einzigen monarchisch herrschenden Verbrecher in Afrika, der auch nur einen einzigen Tag seine eigene Macht erhalten könnte, ohne massive Unterstützung durch die USA und die Westliche Welt?
Schauen wir auf Ägypten. Hier herrscht ein von seinem Volk als Pharao betitelter Machthaber auf Lebenszeit, der ein General und Geheimdienstchef in ziviler Uniform ist. Alibiwahlen finden bei einer Wahlbeteiligung von 25% stets den gleichen Gewinner der Einheitspartei. Er und seine Vorgänger haben das Land derart abgewirtschaftet, dass die einstmalige Kornkammer Afrikas auf massive Getreidelieferungen aus den USA angewiesen ist. Jene Lieferungen fließen ununterbrochen, um das brutale Regime am Leben zu erhalten. Im Gegenzug garantiert das Regime, dass jegliche Freiheitstheologie unterdrückt wird, jegliche Opposition im Land brutal niedergeschlagen wird, und jegliche Hilfeleistung für die benachbarten Palästinenser unterbleibt. Weiterhin werden der CIA beliebig viele Geheimgefängnisse und Folter-Camps eingeräumt, die allerdings inzwischen nicht mehr ganz so geheim sind. Der ägyptische Geheimdienstchef arbeitet intensiv mit dem Mossad zusammen. Die ägyptischen Streitkräfte gelten als die stärkste Militärmacht in Afrika, fast ausschließlich ausgestattet mit US-Geschenken!
Aber werfen wir auch einmal einen Blick auf ein kleineres Land, wie Tunesien, von dem westliche Urlauber nur die “Trauminseln“ kennen, nie aber die Moscheen besucht haben; wie auch, sind die doch außerhalb der Gebetszeiten verschlossen. Tunesien ist das einzige Land in der gesamten islamischen Welt, in dem die Moscheen nach den Gebetszeiten systematisch verschlossen werden, damit sich ja niemand dort zu Diskussion trifft; das traut sich nicht einmal China! Die USA sind bei solchen Ländern, die noch nicht so gut Englisch sprechen, durchaus bereit, die diktatorische Macht mit Frankreich zu teilen. Sollte es in solchen Ländern aber versehentlich einmal zu halbwegs freien Wahlen kommen und das Volk seine eigenen Vorstellungen wählen, dann wird geputscht, wie in Algerien gesehen, mit Unterstützung französischer Soldaten und propagandistischer Unterstützung der gesamten US-Medien! Demokratie ist, wenn man die Westliche Welt wählt!
Weitere Beispiele gefällig? Wie wäre es mit dem König von Marokko? Der hat eine lupenreine Erbmonarchie und lässt sich sogar auch noch “Befehlshaber der Gläubigen“ nennen, ein Titel, der “Imam Ali“ zustand! Er gilt als ein Garant westlicher Interessen in Nordafrika und daher als “gemäßigtes“ Staatsoberhaupt.
Es gibt aber auch tatsächlich ernsthafte Versuche einer Art von Demokratisierung, wie z.B. in Mali. Zur “Belohnung“ gehört Mali zu den ärmsten Ländern der Welt, das keine täglichen Getreidegeschenke aus den USA erhält und auch sonst allein gelassen wird.
Und da kommt dieser US-amerikanische Präsident und fordert “Demokratisierung“ in Afrika. Wie wäre es, wenn er damit in dem bevölkerungsreichen Land Ägypten beginnt? Er könnte zunächst eine Foltergefängnisse schließen lassen, die Unterstützung des Diktators aufkündigen und mit Wissenschaftlern aufzeigen, wie man das Nilgebiet wieder fruchtbar machen kann, damit Ägypten nicht am Tropf von US-Getreidelieferungen hängt. Davon war aber nicht die Rede bei dem so redegewandten Auftritt dieses Sunnyboys mit extrem weißen Zähnen. Und die Hofberichterstattung fungiert als verlängerter Arm dieses schwarzen Humors.
Afrika wird sich früher oder später befreien, das ist der unaufhaltbare Lauf der Geschichte; und zwar ohne Obama! Aber die Westliche Welt muss aufpassen, dass sie im Zuge ihrer gleichgeschalteten und eingebetteten Hofberichterstattung nicht selbst zu dem wird, was sie in Afrika nicht sehen will: Ein die Menschheit unterdrückendes Monstergebilde, das vorgibt demokratisch zu sein.
Einer der Hauptfehler der Berichterstattung, so weit jener Begriff für diese Massenmanipulation überhaupt noch angewandt werden kann, besteht darin, dass die Westliche Welt aus allen Ländern immer nur die Meinung und das Befinden der Reichen, der Puppen, der Aufgedonnerten, der “Westlichen“ berücksichtigt und verächtlich auf die unwestliche Mehrheit des Volkes schaut. Diese selbstzerstörerische Krankheit hat sich aber inzwischen so weit fortgepflanzt, dass sie auch dann noch weiter wirkt, wenn nicht aus Afrika, sondern aus Europa berichtet wird.
Es gibt aber keine Freiheit ohne Gerechtigkeit, weder in Afrika, noch in Europa. Und es ist die Westliche Welt, die derzeit das größte Maß an Ungerechtigkeit in die Welt trägt. Und es obliegt auch den Bürgern der Westlichen Welt, dem Einhalt zu gebieten. Obamas schwarzer Humor ist eine Beweihräucherung der Bürger der Westlichen Welt, die genau jene eigene Ungerechtigkeit, jene eigene Doppelzüngigkeit und Heuchelei nicht mehr bereit sind, mitzutragen. Obamas Auftritt ist ein Beweis dafür, dass die Bevölkerungen der Westlichen Welt jenen offenen Imperialismus der Machthaber nicht gewillt sind mitzuverantworten. Der weltweite Hass auf Bush und alles, war er repräsentierte, ist der Beweis für die gedankliche Befreiung der Völker und deren Vereinigung gegen das Unrecht. Im nächsten Schritt muss eine weitere Emanzipation folgen, in dem die Ablehnung auch der heuchlerischen und verdeckten Formen des Imperialismus erfolgt. Obamas schwarzer Humor gibt die beste Gelegenheit dazu!