Die Nachrichtenlage ist derart abstoßend, dass viele Menschen gar nicht mehr hören oder sehen wollen, in was für einer unmenschlichen Welt wir leben, und jeder wünscht sich ein Flecken Paradies auf Erden, doch wie kann man es erreichen?
Ist es nicht unvorstellbar? Jeden Tag sterben allein ca. 30.000 Kinder an Hunger und Durst. Auch wenn die Medien uns die Bilder dieser an Hunger sterbenden Menschen inzwischen gänzlich vorenthalten, so ist ihr Leid ja nicht geringer sondern schlimmer geworden. Gleichzeitig verfügt die Welt über ein Waffenarsenal, mit der sie sich selbst mehrfach vernichten könnte, und die Waffenverkäufer haben immer noch nicht genug. Mehr Menschen denn je sterben an Drogenkonsum. Die Scheidungsrate ist weltweit auf einem Rekordhoch gepaart mit einem weiteren Rekordhoch an Kindesmisshandlungen. Die Schamlosigkeit ist derart gesteigert, dass die heutige Perversion morgen zur Normalität und durch eine noch größere Perversion abgelöst wird. Die Schere zwischen Arm und Reich in der Welt ist so groß, dass täglich hunderte von Menschen in dem verzweifelten Fluchtversuch von der einen in die andere Welt ertrinken. Im Iran versuchte das gewalttätige kapitalistisch-imperialistische Westimperium einen Putsch, in Honduras war es erfolgreich und in China werden Menschen aufeinander gehetzt, um Machbereiche auszuweiten. Überall Tote, überall Verletzte, überall Leid, und überall kaltblütige Politiker und Journalisten im Hintergrund, die jeden Konflikt zu eigenem, meist verbrecherischen Selbstzweck, missbrauchen. Wollte man die weltweiten Katastrophen auflisten würde die Zahl der aktuell erscheinenden Bücher nicht ausreichen.
Ja, selbst wenn wir unseren Blick nur auf Deutschland beschränken würden, kämen wir vor Erbrechen über all die unmenschliche Grausamkeit nicht hinaus. Nie zuvor hat die Bundesrepublik Deutschland so viele Soldaten ins Ausland geschickt, und dabei so viel getötet oder wurden getötet. Nie zuvor wurden Soldaten für ihre “Kampfeinsätze“ mit Orden ausgezeichnet. Nie zuvor hat der Staatsauhalt solch eine große Verschuldung aufzuweisen gehabt, nie zuvor war die Perspektive eines ausgeglichenen Haushaltes so utopisch wie heute. Nie zuvor gab es so viele von Verfassungsrichtern zurückgepfiffene Gesetzesinitiativen, nie zuvor haben alle Maßnahmen des Bundes die soziale Gerechtigkeit derart erschüttert, wie heute. Nie zuvor wurden Banken und deren Manager derart unverfroren subventioniert und sämtliche Risiken auf den Bürger verlagert. Nie zuvor gab es so viele Störfälle in Atomkraftwerken. Nie zuvor gab es so wenige Kinder im Land, eine so deutliche Bevölkerungsabnahme, so wenig Einwanderung, so wenig Einbürgerung, so viele zerstörte Familien, so viele Abtreibungen (bezogen auf die Zahl der Schwangerschaften), nie zuvor gab es so viel Entehrung von Heiligkeiten; selbst von der Kirche mitgetragen! Nie zuvor gab es so viel Pornographie, Kinderpornographie, Prostitution, Korruption und Lobbyismus. Nie zuvor hat sie Deutschland so massiv in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten eingemischt und so sehr das bestehende Ansehen in der gesamten nichtwestlichen Welt verspielt. Nie zuvor gab es Schmährufe gegen Deutschland in so massiver Art in so vielen Ländern gleichzeitig, die die unmenschliche Politik Deutschlands verurteilen. Nie zuvor hat die Bundesrepublik Deutschland so eng an der Seite von Menschenrechtsverletzern, Besatzern, Folterern und Vertreibern gestanden. Nie zuvor hat sich ein Papst gegen bestehende Missstände so spät geäußert, nachdem es bereits die ganze Welt getan hat, und nie zuvor hat die Kirche so extrem offensichtlich versucht, das bestehende unmenschliche System dennoch zu stützen. Nie zuvor in der Bundesrepublik Deutschland haben so viele Menschen all diese Missstände erkannt und werden dennoch die Gleichen wiederwählen, die für all diese Missstände mitverantwortlich sind.
Wie soll man angesichts solch einer Lage in der Welt, wie soll ein gutherziger Deutscher angesichts solch einer Ausgangssituation in Deutschland da überhaupt an das Paradies nur denken? Müssen wir nicht alle unsere Kräfte auf den Antiimperialismus, Antirassismus, Antikapitalismus, Antifolter, Antiunmenschlichkeit und weitere “Antis“ konzentrieren?
Doch verlieren wir dabei nicht unser eigentliches Ziel vor Augen, indem wir nur noch “Anti“ sind? Sind jene Krawallmacher, die Polizisten verprügeln und öffentliche Verkehrmittel anzünden wirklich “Idealisten“? Welche Schuld hat ein Familienvater, der in Polizeiuniform den Auftrag erfüllt, die Straße von Brandsätzen frei zu halten? Was hat er verbrochen, dass er mit giftigem Feuerlöscherpulver besprüht wird und dann nicht mehr atmen oder sehen kann? Was kann der Steuerzahler dafür, dass es so viel Unheil gibt, und warum soll er deshalb neue öffentliche Linienbusse mitfinanzieren? Und welche Schuld trägt der Ladenbesitzer, dessen Laden angezündet wird oder dessen Schaufenster unter Pflastersteinbeschuss zusammenbrechen? Welcher Mensch hat das Recht, sich selbst zum Ankläger, Richter und Vollstrecker über ein ganzes System zu erheben und Unheil mit Unheil zu bekämpfen? Worin unterscheiden sich jene “Demonstranten“ in Hamburg oder Berlin von dem System, wenn sie die gleiche Unmenschlichkeit an den Tag legen, die sie vorgeben zu bekämpfen? Sind sie nicht vielmehr der pervertierte Beweis des Systems, dem es gelingt, Unmenschlichkeit erfolgreich fortzupflanzen?
Wir Blinde irren wir umher und verlieren dabei unsere Zukunft. Aber wie will man einem Blinden schöne Farben erklären? Wie will man einem Blinden die Schönheit des Anblicks erklären? Sehen wir in all unserer Blindheit nicht nur das Spiegelbild unserer eigenen Seelen? Das Baby im Mutterleib kann sehen, und es ist dennoch blind, denn es ist fast dunkel und die Augenlider sind zu. All die Fähigkeit zu sehen, nützt ihm noch nicht, denn es gibt Schleier vor seinen Augen, es gibt Wände, es gibt Mauern. Er kann nur erahnen, dass es eine Welt außerhalb des Mutterleibes geben kann, geben muss, denn er ist doch langsam zu klein für jenes Universum. Wie können wir einem Blinden erklären, dass die Röte der Rose so wunderschön ist? Wir sind gezwungen auszuweichen. Wir werden den Tastsinn des Blinden bemühen, wir werden seinen Geruchssinn ansprechen und es umschreiben mit einem Sinn, denn der Blinde kennt.
So beschreiben auch die Heiligen Schriften das Paradies. Sie verwenden eine Sprache unserer derzeitigen Sinne. Wir sind blind und sollen etwas erklärt bekommen, das wir noch gar nicht “sehen“ können, bis wir “geboren“ werden. Aber es ist bereits jetzt da. Warum übersehen wir es nur?
Habt ihr nicht die Menschen gesehen, die, obwohl sie ein “sicheres Leben“ hatten, zu den Hungernden gegangen sind und versuchen zu helfen? Die Tatsache, dass verblendete bzw. “verblindete“ Medien davon nicht berichten heißt doch nicht, dass es sie nicht gibt. Sie wirken voller Liebe. Es gibt auch Ärzte, die nicht ihren Urlaub in einem von Pharmaunternehmen finanzierten Luxus-Bordell auf irgendeiner Karibik-Insel verbringen, sondern in der Zeit ihrer eigentlichen Erholung kostenfrei für Arme in Afrika arbeiten. Warum sehen wir sie nicht? Warum sind wir so blind? Sicher gibt es zu viele Waffen, und sicher wird damit ein unvorstellbares Leid angerichtet, denken wir doch nur an das Gaza-Massaker. Aber es gibt auch hier und da eine Frau aus der Westlichen Welt, die ihr sicheres Haus aufgibt und zu ihren Menschenschwestern im Gaza zieht, dort in Armut mit ihnen leben will in Solidarität und sich mit all ihrem Herzen und allen Mitteln gegen das Leid engagiert, sie wird festgenommen, abgeschoben, die Hofberichterstattung verschweigt ihren Einsatz, aber es gibt sie. Der Einsatz solch einer einzigen Frau ist größer, stärker und mächtiger, als alle zionistischen Waffen zusammen! Warum sehen wir das nicht?
Neben hunderten Drogenkonsumenten, gibt es einen Gutherzigen, der ihnen versucht zu helfen. Neben all den Scheidungen gibt es immer noch den Wunsch nach der großen Liebe und Treue. Neben all den Kindesmisshandlungen gibt es Menschen, die fremde hilflose und durch die Vergangenheit schwierige Kinder aufnehmen und ihnen versuchen zu helfen. In den ärmsten Gebieten der Welt mit Lepra gibt es die Mütter aller Religionen, die ihnen helfen. Je größer das Leid, desto größer auch der Einsatz der Menschen gegen das Leid, warum übersehen wird das?
Neben all der Schamlosigkeit und Perversion gibt es aber auch immer mehr Menschen, die sich für ein menschenwürdiges anständiges Dasein engagieren. Wie viele Menschen läutern ihr eigenes Leben angesichts des Leids an Kindersklaverei, das sie sehen und versuchen zu helfen? Es gibt sie! Die Tatsache, dass die Hofberichterstattung nicht den Focus auf sie legt, liegt doch nur daran, dass sie blind sind und blinde Leser wünschen. Würden die Menschen die Schranken vor ihren Augen herunterreißen, würden jene Hofberichterstatter doch arbeitslos werden.
Manche der Menschen, die beim verzweifelten Fluchtversuch ertrinken würden, werden von einem einzigen Schiff gerettet, deren Besitzer bereit sind, sich vor den Hetztribunalen des Kapitalismus zu verantworten und alle Konsequenzen auf sich zu nehmen. Es sind Menschen unter uns! Sie könnten in der Nachbarschaft leben. Wissen wir, für welche gute Tat sich unser Nachbar engagiert?
Sicher verbreitet der Imperialismus Krieg und Elend. Aber gibt es nicht unzählige Menschen überall in der Welt, zunehmend auch in der Führung von Staaten, von kleinen wie großen, die sich dagegen wehren? Ist nicht dieser Clown des Weißen Hauses deswegen an die Spitze des kapitalistischen Imperiums gesetzt worden, weil die Menschheit all die Verbrechen nicht mehr mittragen will? Ist nicht Deutschland so in Verruf in der Welt geraten, weil es Widerstand gegen Ungerechtigkeit gibt? Sind das nicht Ansätze zu dieser wunderschönen roten Farbe der Rose, die wir als Blinde nur so schwer verstehen können?
Ja deutsche Soldaten sind jetzt offenbar mit in ihren Radar-Flugzeugen auch an mörderischen Einrätzen beteiligt. Aber die Tapferkeitsorden wurden doch nicht nur verliehen, weil Soldaten ihren in Not geratenen Kameraden zu Hilfe geeilt sind. Sie haben auch entgegen der eigenen Dienstvorschrift afghanische Zivilisten und Kinder gerettet bei Einsatz ihres eigenes Lebens. Warum konzentrieren wir uns nicht auf diesen Aspekt? Die deutschen Soldaten, die dort für einen höheren Sold und besser Aufstiegschancen in der Bundeswehr kämpfen, sind doch keine Monster. Es sind doch Politiker und deren Hofjournalisten, die eine “monströse“ Politik propagieren und dadurch auch ihre eigenen Soldaten missbrauchen.
Kinderpornographie, Prostitution, Korruption füllen die Medien, füllen die Krimis, füllen die Nachrichten und Diskussionsrunden. Aber wo gibt es einmal eine Talkrunde mit einer Krankenschwester, die in einem Kinderhospiz sterbende Kinder in den Tod begleitet? Es gibt sie zu Hunderten im Land!
Wir müssen hier nicht alle “Gegenbeispiele“ aufführen, um zu erkennen, dass das Gute überwiegt. Das Böse scheint so mächtig, so umfassend, und doch ist es ein Nichts! Es ist lediglich die Bedeckung des Guten. Es hat keine eigene Existenz. Es ist der Schatten ohne Eigenleben. Aber warum schauen wir immer nur auf den Schatten? Wollen wir uns selbst verdunkeln?
Lass jene, die blind bleiben wollen, in ihrem Schattensumpf verbleiben. Wir hingegen müssen zumindest versuchen zu erahnen, welch ein Licht da “draußen“, außerhalb des Mutterleibes der Mutter Erde auf uns wartet. So können wir unsere noch ungeborenen Augen weiterentwickeln und vielleicht sogar gewisse Lichtschimmer, die es durch die Wände hindurch schaffen zu uns durchzudringen, “sehen“.
Unser Einsatz darf niemals vornehmlich “gegen“ etwas sein, sondern muss “für“ etwas sein, für ein Paradies auf Erden in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Die Liebe im Herzen ist der Schüssel für einen konstruktiven Eifer, der nicht zerstört sondern aufbaut, selbst wenn es andere immer wieder zerstören. Mehr denn je bedürfen wir der Selbsterziehung in Spiritualität, die uns die Kraft dazu gibt, uns für das Paradies einzusetzen; für das Paradies in beiden Welten. Wir müssen nur an den richtigen Stellen suchen und mit den richtigen Augen. Das wahre Paradies können wir erst dann sehen, wenn unsere Augen “befreit“ sind und sich nach der Geburt erstmalig öffnen können. Aber die Sehnsucht, das Paradies sehen zu wollen, kann zu der wahrhaftigen Selbsterziehung führen, die all die Schatten der Welt überwindet. Das ewige Paradies ist da und wir können es nicht verändern! Aber im Wirken für ein Paradies auf Erden, bauen wir unseren Zugang zum ewigen Paradies.