Kein Frieden ohne Gerechtigkeit – ob bei Obama oder Muslimen
Dieser Tage erlebt die Welt, wie die selbsternannte Führungsmacht der Welt versucht, Frieden und Freiheit ohne Gerechtigkeit zu etablieren, aber das ist ein Widerspruch in sich selbst.
Der von der Hofberichterstattung der Westlichen Welt zu einer Art “Messias“ auserkorene neue US-Präsident Obama ist nicht nur unfähig, jegliche Art von Miniwunder zu vollbringen, sondern scheitert an den einfachsten Grundprinzipien der Menschlichkeit: Ja, er wollte einen Schlussstrich ziehen unter die Vergangenheit der USA. Was die vorangegangene Administration gemacht hat, sei nicht mit amerikanischen Werten (was immer das sei) vereinbar gewesen. Aber er wolle niemand dafür belangen oder zur Verantwortung ziehen. Und genau das kann niemals funktionieren! Es ist nicht möglich ein Unrecht zu beenden, indem man die Verbrecher an dem Unrecht ungestraft herumlaufen – und wie im Fall von Cheney – sogar ihre Verbrechen lautstark befürworten lässt. Unbeirrt propagiert Cheney Folter, Geheimgefängnisse und weitere Verbrechen, ohne dass ihm irgendwer dafür zur Rechenschaft zieht.
Die Hofberichterstattung unterstützt solche Leute. So titelte die Washington Post einen aktuellen Artikel mit “Was, wenn Cheney recht hat?“ Es ist kein Wunder, dass die Hofberichterstattung der Westlichen Welt jenes Verbrechen auch weiterhin verteidigt, denn schließlich hat sie einen gehörigen Anteil daran. Und sollten eines Tages ernsthafte Konsequenzen gezogen und die Verbrecher wirklich bestraft werden, dann wären einige Chefredakteure westlicher Blätter sicherlich unter den Anführern der Mitwisser und Unterstützer von Verbrechen zu belangen.
Die ganze Geschichte um Guantanamo kam derzeit nur deshalb etwas verstärkt in die Schlagzeilen, weil das US-Repräsentantenhaus die Finanzmittel von 80 Millionen US-Dollar für die Schließung des Folterlagers verweigert hat. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass sich die US-Politik tagtäglich mehr entlarvt, hat kein westlicher Hofjournalist es gewagt, die Frage aufzuwerfen, wofür man denn 80 Millionen benötigt, um ein Gefängnis zu schließen? Sind die Gelder dafür gedacht, um eine umweltgerechte Entsorgung der Gebäude auf Kuba zu gewährleisten, weil man sich so viele Sorgen um die Umweltbedingungen auf Kuba macht? Oder benötigt man so viel Geld um die 270 verbliebenen Insassen mit hinreichend Entschädigung auszustatten? Nebenbei erfährt man, dass von den ca. 250 verbliebenen Gefangenen etwa 50 Gefangene, bei denen kein Sicherheitsrisiko bestehe, in Drittländer transferiert werden sollen. Warum jene ungefährlichen Gefangenen nicht in den USA bleiben dürfen, um dort ihren Lebensabend mit entsprechender Entschädigung zu verbringen nach all der Folter, wagt ebenfalls kaum ein Hofjournalist zu fragen.
Obamas Kardinalfehler bestand und besteht darin, dass er vorgab, ein höheres Maß an Gerechtigkeit walten zu lassen, ohne das vorher begangene Unrecht und die Übeltäter zu bestrafen. Man stelle sich einmal vor, die Alliierten hätten nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Deutschland schaffen wollen, ohne jegliche Kriegsverbrecher zu bestrafen; wer hätte das verstehen können? Aber genau damals ist etwas aus der Geschichte Bekanntes wiederholt worden, was man heutzutage als Siegerjustiz bezeichnen kann. Es sind eben nur deutsche Kriegsverbrecher verurteilt worden, nicht aber russische oder amerikanische! War das aus Kriegssicht sinnlose Schlussbombardement Dresdens kein Kriegsverbrechen?
Die Obamas dieser Welt wähnen sich stets als Sieger. Und daher gibt es Verurteilung nur von vermeintlichen oder echten Verbrechern der Gegner, nicht der eigenen Seite. Die gleiche Logik treibt Israels Politik und ihre westlichen Unterstützer seit über einem halben Jahrhundert an. Mit jedem propagandistischen Freispruch für israelische Verbrechen der Vergangenheit, wird das nächste Verbrechen eingeläutet.
Es handelt sich bei diesem Phänomen allerdings nicht allein um eine israelisch-amerikanische Exklusiv-Erscheinung der Neuzeit. Ist sie nicht in mehr oder weniger allen Zeiten, allen Kulturen, allen Sprachen und allen Völkern verankert? Fällt es nicht allen Menschen schwer, die Verbrechen der “eigenen Seite“ zu verurteilen? Hierbei stellt sich natürlich die Frage, warum man sich überhaupt mit einer Seite “identifiziert“, die Verbrechen begangen hat? Wäre es nicht ein Weg zur Befreiung aller Menschen, wenn sie sich von Verbrechen und Verbrechern lossagen würde, und sich der universellen Menschlichkeit widmet, die in Grundzügen doch bei allen Menschen vorhanden und gleich ist?
Die Fragestellung soll anhand einiger historischer und aktueller Beispiele verdeutlicht werden:
- Es wird kein glaubwürdiges Streben nach Wahrheit in der katholischen Kirche geben, so lange man sich nicht von nachweislich verbrecherischen Päpsten distanziert und diese verurteilt hat. - Es wird keinen Frieden und Freiheit für die USA geben, so lange man diejenigen, die Millionen von Menschen ermordet haben, frei herumlaufen lässt, selbst wenn sie einmal Präsidenten waren. - Iraker werden keinen Frieden finden, so lange sie sich nicht von dem distanzieren, was sie dem Iran und ihrer eigenen Bevölkerung angetan haben oder damals in weiten Teilen des Landes viel zu schweigsam geblieben sind. - Es wird keinen Frieden und Freiheit in Europa geben, wenn man die völkerrechtwidrigen Einsätze innerhalb Europas und die Zerschlagung eines ganzen Staates als “normal“ darstellt. - Es wird keine glaubwürdige Vertretung von Gottesehrfurcht unter Türken geben, so lange sie die Verbrechen der Osmanischen Regenten (drunter massenhafter Brudermord) leugnen oder darüber hinwegsehen. - Es wird keinen Frieden und Freiheit für Juden geben, so lange sie die Verbrechen im Namen des Zionismus mit dem Judentum gleich setzen. - Es wird keine glaubwürdige Darstellung des Islam geben, so lange Muslime die Verbrecher an Tausenden und abertausenden Muslimen der ersten Stunden und die Mörder Fatimas schweigsam unter den Tisch kehren oder sogar ehren. - Es wird keine wahre Gottesehrfurcht im Islam geben, so lange die Verbrecher an den Enkeln und Urenkel des Propheten Muhammad, seien es Ummayaden oder Abbasiden für ihr Errungenschaften geehrt aber für ihre Verbrechen nicht verachtet werden. - Es wird keinen Frieden zwischen den Religionen geben, so lange sie sich nicht allesamt von dem distanzieren, was sie einander angetan haben.
Die Auflistung ließe sich unbegrenzt fortsetzen. Geschichtsschreiber berichten von “Siegern“. Da heißt einer “der Große“, weil er soundsoviele Länder überfallen hat. Unter Muslimen heißt ein späterer Märchenkalif “Raschid“ (rechtgeleitet), obwohl er die wahren Gläubigen seiner Zeit erbarmungslos verfolgt hat! Da heißt einer “der Prächtige“, “der Mächtige“, “der Eroberer“ usw., und stets werden ihre geschichtsträchtigen “Erfolgslegenden“ verbreitet, kaum aber ihre Verbrechen an der Menschlichkeit!
Wie bereits dargestellt, handelt es sich bei diesem Misstand um eine alle Menschen betreffende Krankheit. Sie ist volks- und kulturübergreifend! Man könnte sogar behaupten, dass diese Art des Denkens, die krankhafte, selbstbezogene und arrogante Siegermentalität die gemeinsame Kultur aller Falschheit ist. Dem gegenüber steht eine gemeinsame Kultur der Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Auch sie ist volksübergreifend! In allen Menschengruppen gibt es Menschen, die sich lossagen von der Falschheit, von den Verbrechen, und eine Kultur des wahren Friedens und der wahren Freiheit auf Basis von Gerechtigkeit anstreben.
Was konkret bedeutet das für das heutige Deutschland? Die Antwort folgt aus der Einfachheit der Gegebenheit, welche von den Machthabern als zu “komplex“ und zu “kompliziert“ dargestellt wird, um eine Verurteilung von wahren Verbrechern zu vermeiden. Das Bush-Regime war eines der größten Verbrecher unserer Zeit. Jeder, der dieses Regime aktiv unterstützt hat, ist ein Unterstützer von Verbrechen und Verbrechern. Die Tatsache, dass sie heute an der Macht sind, macht sie sicher, dass sie niemals dafür verurteilt werden. Aber das darf nicht der Maßstab für die Verurteilung durch alle wahrheitsliebenden Menschen seien. Konkret bedeutet das für Deutschland: Es wird hier keinen echten Frieden und Freiheit geben, so lange
- die Unterstützer des Bush-Regimes für ihre spezifische Verantwortung zur Rechenschaft gezogen werden, - die Verantwortlichen der Springer-Presse für alles, was sie den Bürgern dieses Landes angetan haben, zur Rechenschaft gezogen werden, - diejenigen, die Kriegsgebiete mit Waffen beliefern (z.B. Israel) zur Rechenschaft gezogen werden, - die Kirchen, Synagogen und Moscheen und deren Verantwortliche, die Angriffskriege unterstützt haben, zur Verantwortung gezogen werden.
Auch bei dieser Auflistung wird deutlich, dass sie noch lange fortgesetzt werden könnte. Wie jene Verantwortung und Rechenschaft im Einzelnen auszusehen hat, muss die Bevölkerung Deutschlands genauso für sich entscheiden, wie es andere Bevölkerungen für ihre Verantwortlichen tun müssen. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, dass eine Siegerjustiz, eine Justiz, die die Großen laufen lässt und die Kleinen bestraft, eine Mentalität, die auf Macht und Gewaltherrschaft beruht, jemals für irgendein Volk dieser Erde zu wahrem Frieden führen könnte.
Und letztendlich müssen sich auch die Muslime in diesem Land, deutsche Muslime, die Frage stellen, welche Rolle sie für die Bevölkerung in Deutschland und damit ihre Heimat, spielen wollen; die Rolle eines schweigsamen Duckmäusers, der zu Vielem schweigt, nur weil die Herrscher sonst mit Repressalien drohen, oder der sich konstruktiv einbringt und zur friedlichen Gestaltung des Landes einsetzt, selbst wenn es manchen Machthabern missfällt? Wahre Vertreter aller Propheten Gottes standen immer auf Seiten der Unterdrückten gegen Unterdrücker, auf der Seite der Armen gegen die Reichen, auf der Seite der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter. Gottesehrfürchtige Menschen setzen sich stets für die Rettung von Menschen ein und nicht für die Rettung von Banken und geben für Ersteres auch stets mehr aus als für Letzteres. Wer das wahre jüdisch-christliche Erbe des Landes bewahren will, darf diese Wahrheit nie vergessen! Oder glaubt jemand, dass Jesus heute die deutsche Regierung inklusive Teile der sogenannten Opposition darin unterstützen würde, Soldaten in mehr Länder denn je zuvor zu entsenden?
Frieden und Freiheit ist nur mit Gerechtigkeit möglich. Zwar gibt es wahre und vollkommene Gerechtigkeit nur bei Gott und nicht in dieser Welt. Aber wenn das Bemühen um Gerechtigkeit kein Wert in der Gesellschaft darstellt, wenn die Mächtigen und Herrscher samt ihrer Hofberichterstattung sich sogar gegen Gerechtigkeit wehren und die Macht der Herrschenden und den Reichtum der Reichen bewahren wollen, dann gibt es Unfrieden in vielen Herzen im Land. Wenn aber eine Bevölkerung durch die ihm gegebenen Möglichkeiten der Wahl diejenigen wählt, die bestehende Unrechtsverhältnisse aufrecht erhalten oder gar auszubauen gedenken, dann ist ihr eine gehöre Portion Mitverantwortung nicht abzustreiten.
Es gibt keinen Frieden oder zumindest den aufrichtigen und wahrhaftigen Versuch zur Gerechtigkeit, ob in Afghanistan, Irak, Palästina, Deutschland oder den USA. Denn das ist eine universelle Gesetzmäßigkeit für alle Völker, alle Religionen und alle Menschen der Welt; und das wäre das wahre jüdisch-christlich-muslimisches Erbe Deutschlands, wofür es sich lohnt, sich einzusetzen.