Bundespräsident Horst Köhler im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. [/size]
Zitat[size=150]... .... FR: Wie zufrieden sind Sie mit den Einsichten in der deutschen Gesellschaft, wenn es um das Überbrücken von kulturellen Gegensätzen geht?
Horst Köhler: Die Islamkonferenz des Innenministers war ein guter Ansatz. Wir müssen unsere interne Integrationspolitik deutlich verbessern.
FR: Geht von dieser Debatte, wenn sie mit Begriffen wie "Leitkultur" flankiert wird, nicht auch neue Polarisierung aus?
Horst Köhler: Wer sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten macht, darf nicht von vornherein ausschließen, dass es auch Trennendes gibt. Der Umgang damit will gelernt sein. Wichtig ist, dass die Menschen, die dauerhaft in Deutschland leben, Zugehörigkeit empfinden: zu unserer Sprache, zum Wertekanon unseres Grundgesetzes. Sie müssen wissen, dass sie einer bestimmten Werte- und damit auch Schicksalsgemeinschaft angehören. Die Chance, dass auch unsere muslimischen Mitbürger, von denen etwa eine Million den deutschen Pass hat, gerne hier leben und sich integrieren wollen, halte ich für sehr groß.
FR: Und wenn eine türkischstämmige deutsche Abgeordnete, die zum Ablegen des Kopftuchs auffordert, Morddrohungen bekommt?
Horst Köhler: Dann muss das deutlich zurückgewiesen werden. Die Abgeordnete hat eine völlig legitime Position vertreten, nicht zuletzt als emanzipatorische Forderung einer Frau. Andererseits: Integration in Deutschland wird nicht scheitern, wenn Frauen mit Kopftuch zu sehen sind. Ein Schuss mehr Kosmopolitismus kann und wird uns nicht schaden.
FR: Sie sind ja auch das Staatsoberhaupt der Deutschen muslimischen Glaubens. Suchen die den Dialog mit dem Präsidenten Köhler? Hören sie auf ihn?
Horst Köhler: Ja, wir suchen gegenseitig das Gespräch. Ob meine Gesprächspartner alles richtig finden, was ich sage, weiß ich nicht. Meine Botschaft, dass es ohne deutschen Spracherwerb nicht geht, wird in solchen Gesprächen akzeptiert.
FR: Machen Sie sich da nicht etwas vor? Ist die Wahrheit nicht, dass solche Dialoge auf Ebene der Repräsentanten recht gut funktionieren, während die Gesellschaft sich unten immer weiter auseinander entwickelt?
Horst Köhler: Es gibt Licht, und es gibt Schatten. Ich habe neulich in Duisburg lange mit jungen muslimischen Frauen gesprochen - und ja, einige trugen auch Kopftuch. Sie alle waren exzellent ausgebildet, sie hatten Aufstiegswillen - ein wahrer Schatz für unser Land. Wir brauchen sie. Dabei weiß ich sehr wohl: Solche Frauen sind durchaus eine Herausforderung für junge Männer, die nicht mehr wissen, was ihre Rolle ist. Meine Antwort darauf ist: Ja, es gibt Abschottungs- und Spaltungstendenzen. Man kann ihnen aber auch erfolgreich entgegenwirken, vor allem durch Überwindung von Sprach- und Bildungsdefiziten. Dort liegt die zentrale Aufgabe, wenn man etwas ändern will.... ..... ....