Der Widerstand, dass der Islam nicht europäisch bzw. neuzeitlich geprägt sein könnte, ist theologisch nicht begründbar.
Meine Interviews oder Artikel in den Medien ziehen eifrig Kommentare und Zuschriften an; vor allem verunsicherte Muslime fragen mich immer wieder, was ich denn mit einem europäisch geprägten Islam meine. Vor allem werde ich öfters mit der Frage konfrontiert, wie denn der Islam in Europa anders sein könne als in den anderen muslimischen Ländern.
Wenn diese Fragestellung theologisch des Öfteren formuliert wird, ist sie in der Regel von gesellschaftspolitischer Natur. Denn aus der Geschichte des Islam wissen wir, dass der Islam nicht nur die Spuren des gesellschaftlichen Kontextes, sondern auch die Namen dieses Kontextes trägt. Gleich nach dem Ableben des Propheten haben die Muslime in verschiedenen Teilen der Welt eine Theologie und eine islamische Lebensweise in ihrem jeweiligen Kontext entwickelt. Diese kontextuelle Theologie war für die islamische Lehre ganz selbstverständlich. Dadurch sind sehr viele Lehrschulen entstanden, die auf die Bedingungen der Gesellschaft angepasst und für die jeweiligen Verhältnisse verständlich waren.
Ich denke allerdings, dass Prof. Aslan unter "europäisch geprägtem Islam" etwas völlig anderes versteht als so manche europäische Politiker und Journalisten, für die wir erst akzeptabel werden, wenn wir uns vollständig vom Islam distanzieren.