Freitagsgebetsansprache des Revolutionsoberhauptes Ayatollah Khamenei am 1. Freitag im Monat Ramadan 2007 (Teil 1)
Sonntag, 16. September 2007
Im Namen Gottes des Allbarmherzigen des Gütigen!
Allen geehrten Brüdern und Schwestern, die das Gebet beten und auch mir selber möchte ich die Einhaltung der Gottesfürchtigkeit empfehlen, welche die beste Frucht dieses gesegneten Monats ist. Der gesegnete Monat Ramadan ist mit all seiner Fülle und all dem spirituell Schönen wieder eingetroffen...
. Vor Beginn des gesegneten Monats hat der geehrte Prophet des Islams immer die Menschen darauf vorbereitet, dass sie in diese wichtige hohe segenserfüllte Zeit eintreten: "Der Monat Gottes ist mit Segen und Huld zu euch gekommen".
So hat er in den Ansprachen des letzten Freitags des Monatas Schaaban gemäß Überlieferungen gesagt. Er gab ihnen diese Kunde und machte die Menschen darauf aufmerksam, dass der Monat Ramadan wieder begonnen hat.
Wenn wir den Monat Ramadan in einem Satz zusammen fassen wollten, so wäre zu sagen: Es ist der Monat der Gelegenheiten. Eine Fülle von Gelegenheiten liegen in diesem Monat vor mir und vor Ihnen. Wenn wir diese Gelegenheiten richtig nutzen können, werden wir einen großen und sehr wertvollen Vorrat zur Verfügung haben. Ich möchte kurz hierüber sprechen und die erste Gebetsansprache soll vom Monat Ramadan und diesen einmaligen Gelegenheiten handeln.
In der Gebetsansprache des geehrten Propheten, auf die ich hingewiesen haben, sagt er: Dies ist ein Monat, in dem Ihr bei Gott zu Besuch eingeladen seid. Schon dieser Satz ist es wert, darüber nachzudenken: Einladung zu einem Besuch bei Gott. Es ist also kein Zwang, dass alle diesen Besuch wahrnehmen, nein, sie haben es als religiöse Pflicht festgelegt, aber es liegt an uns selber, ob wir dieser Einladung zum Besuch nachkommen oder nicht.
Einige haben bei diesem großen Empfang noch nicht einmal die Gelegeheit gefunden, auf den Einladungsbrief zu achten. Ihr Versäumnis geht darauf zurück, dass sie so sehr in das Materielle und die materielle Welt versunken sind, dass sie gar nicht merken, wann der Ramadan begonnen hat und wann er zu Ende geht. Wie jemand, der zu einem prächtigen segensreichen Fest eingeladen wird und keine Gelegenheit hat, hinzugehen, und es sogar versäumt die Einladung auch nur anzuschauen. Das sind die, die ganz leer ausgehen.
Einige wissen, dass es einen solchen Festempfang gibt, aber sie nehmen nicht teil. Das sind die Leute, denen Gott der Erhabene die Huld und das Glück verwehrt, so dass sie, ohne triftigen Grund, nicht fasten oder nicht in den Genuss des Koranlesens oder der Gebete des Monats Ramadan kommen. Es sind diejenigen, die sich nicht an der Festtafel einfinden. Es ist klar, was ihnen passiert.
Viele muslimische Menschen - wie wir - gehen zu diesem Empfang - aber der Nutzen, den wir aus diesem Empfang ziehen, ist nicht für alle gleich. Einige ziehen optimal Nutzen aus dieser Gelegenheit.
Die Enthaltsamkeit, die zu dem Besuch in diesem Monat gehört - nämlich die Enthaltsamkeit durch das Fasten und das Hungern - ist vielleicht der größte Erfolg bei diesem göttlichen Gastmahl. Das religiöse Fasten bringt dem Menschen großen Segen. Spirituell gesehen und wegen Hervorrufung von Erleuchtung im Menschen ist dieser Segen so groß, dass wir das Fasten vielleicht den größten Segen dieses Monats nennen können.
Einige fasten, nehmen an dem Gästeempfang teil und nutzen ihn. Aber außer dem Fasten haben sie auch für ihre Belehrung durch den Koran auf höchster Stufe gesorgt: Durch die Lesung des Korans und das Nachdenken über seinen Inhalt. Wenn jemand fastet oder in den erleuchtenden Zustand versetzt ist, der vom Fasten herrührt, bereitet die Lesung des Korans, das Vertrautsein mit ihm und die Hinwendung an Gott in der Nacht eine noch größere spirituelle Freude.
Was der Mensch bei einer solchen Koranlesung lernt, das kann er im üblichen Zustand durch die Lesung nicht erzielen. Sie ziehen also auch daraus Gewinn. Außerdem wird ihnen von dem Gespräch zu Gott dem Erhabenen, der Hinwendung zu Gott, seiner Anflehung und der Mitteilung ihrer innersten Geheimnisse an Gott und von jenen Gebeten, Nutzen zuteil. Dieses Gebet von Abi Hamzeh Thumali, diese Gebete für jeden Fastentag, für die Nächte und vor dem ersten Morgenlicht, sind ein Zu-Gott-Sprechen, Gott bitten, sein Herz dem Heiligtum der göttlichen Größe nahebringen. Das ist also auch ein Nutzen für sie.
Deshalb kommen sie bei diesem Gästeempfang in den Genuss all seiner Vorteile. Noch vorrangiger und vielleicht aus bestimmter Sicht noch höher einzustufen, ist die Einstellung von Sünden. Sie begehen in diesem Monat auch keine Sünde.
Während der überlieferten Ansprache des geehrten Propheten fragte der Fürst der Gläubigen (Ali, aleihe salam) den Propheten, welche Tat in diesem Monat die tugendhafteste sei. Und der Prophet anwortete: Enthaltung von Sünden und von dem was Gott verboten hat. Was höher als die freiwilligen Werke steht, ist diese Enthaltung, dieses Verhüten, dass Geist und Seele verschmutzen und rosten. Diese Menschen enthalten sich also auch den Sünden.
Es ist daher eine Summe von Handlungen: Das Fasten, das Koranlesen, das Gebet und Gottgedenken und die Enthaltsamkeit von Sünden, die den Menschen von der Gesinnung und der Handlung dem nahe kommen lässt, was der Islam im Auge hat. Wenn alle diese Werke vollbracht werden, schwinden sämtliche Gefühle der Abneigung aus dem Herzen des Menschen. Der Geist der Opferbereitschaft erwacht in ihm.
Es fällt dem Menschen leicht, etwas für die Bedürftigen und Hilfesuchenden zu tun. Verzicht zugunsten anderer und zum eigenen Nachteil in materiellen Dingen wird für den Menschen gang und gäbe. Sie sehen ja, dass im Monat Ramadan die Kriminalität sinkt und die Wohltätigkeit wächst. Die Liebe unter den Menschen ist im Vergleich zu anderen Zeiten größer, und das zählt zum Segen dieses göttlichen Gästeempfangs. Einige ziehen aus dem Monat Ramadan auf diese Weise den vollen Nutzen, einige auch nicht.
Das eine nutzen sie, das andere verwehren sie sich. Die Muslime müssen in diesem Monat versuchen, den größten Nutzen aus diesem göttlichen Gästeempfang zu ziehen und die göttliche Huld und Vergebung zu erzielen. Besonders die Bitte um Verzeihung möchte ich betonen: Bitte um Vergebung für Sünden, für Fehler, für Fehltritte, ob kleine oder große Sünden. Es ist sehr wichtig, dass wir in diesem Monat unsere Herzen von der Patina befreien, uns von dem Schmutz reinigen, uns reinwaschen. Das ist möglich, wenn wir um Vergebung bitten.
So steht in zahlreichen Überlieferungen, dass das Gebet, in dem wir reuevoll um Verzeihung bitten, zu den besten Gebeten gehört oder das beste ist. Den Herrn um Verzeihung bitten. Für jeden ist die Bitte um Verzeihung relevant.
Auch der geehrte Prophet - dieser großartige Mensch, hat um Vergebung gebeten. Die Bitte um Verzeihung bei Leuten wie uns ist die Bitte um Vergebung für eine bestimmte Art von Sünden. Diese üblichen Sünden und tierischen Neigungen in uns, es sind bekannte Sünden.
Aber einige bitten nicht wegen solcher Sünden um Verzeihung, sondern weil sie religiöse Pflichten nicht sofort erfüllt haben. Andere haben die religiöse Pflicht immer zur rechten Zeit erfüllt, aber auch sie bitten um Vergebung. Und das tun sie wegen der in der Natur des Menschen liegenden möglichen Versäumnis gegenüber der Herrlichkeit des Heiligen Wesens des Herrn. Sie bitten um Vergebung, dass sie nicht die vollständige Erkenntnis besitzen. Diese Art, um Vergebung zu bitten, ist bezeichnend für die Imame und Großen der Religion.
Wir sollen wegen unserer Sünden um Vergebung bitten. Der große Wert dieses Bittens ist der, dass wir den Zustand der Gleichgültigkeit gegenüber uns selbst verlassen. Manchmal täuschen wir uns in Hinsicht auf uns selber. Aber wenn wir daran denken, Gott um Verzeihung zu bitten, werden die Sünden und Fehler, die Eigenwilligkeiten und die Tatsache, dass wir unserem persönlichen Wunschdenken gefolgt sind, vor unseren Augen lebendig.
Wir vergegenwärtigen uns, dass wir die Gebote übertreten haben, dass wir gegenüber uns selbst ein Unrecht begangen haben, vergegenwärtigen uns das Unrecht, das wir anderen antaten. Wir erinnern uns an das, was wir an Untaten begingen. Dann kann es uns nicht passieren, dass wir auf uns stolz werden, uns rühmen und uns selbst vernachlässigen.
Das ist schon einmal der erste Vorteil des Bereuens und der Bitte um Vergebung. Außerdem hat Gott der Erhabene ja auch versprochen, dass wenn jemand um Vergebung bittet, d.h. in einem aufrichtigen Gebet von Gott wirklich die Vergebung erbittet und seine Sünde bereut, Gott der Erhabene dann die Reue annimmt. Dieses Bereuen ist die Rückkehr zum Herrn, ist die Abkehr von den Fehlern und Sünden und Gott nimmt sie entgegen, wenn die Reue eine wahre Reue ist.
Beachten Sie aber, dass es nichts nützt, wenn der Mensch nur hintereinander sagt: Ich bitte Gott um Verzeihung und er in Wirklichkeit mit anderem beschäftigt ist. Das ist kein Um-Vergebung-Bitten. Die Bitte um Verzeihung besteht in einem Gebet, im Anflehen. Der Mensch muss wirklich Gott um göttliche Vergebung bitten und sagen: Ich habe die und die Sünde begangen. O Herr! Erbarme dich meiner. Verzeih mir diese Sünde. Ein solches Um-Verzeihung-Bitten für jede einzelne Sünde wird natürlich die Verzeihung Gottes zur Folge haben. Gott der Erhabene hat dieses Tor geöffnet.
Aber in der heiligen Religion des Islams ist es untersagt, vor anderen seine Sünden zu bekennen. in einigen Religionen geht man in die Anbetungsstätte zu dem Geistlichen und bekennt seine Sünden. Das gibt es aber im Islam nicht. Es ist verboten. Enthüllung der innersten Geheimnisse und Sünden vor anderen ist untersagt. Es nützt auch nichts. Dass es in diesen Religionen eine solche Vorstellung gibt, dass der Priester die Sünden verzeihen können, nein, das gibt es nicht.
Im Islam ist Gott der einzige, der Sünden vergibt. Auch der Prophet kann keine Sünden verzeihen. In einem heiligen Vers lesen wir: "Wenn sie Sünden begangen haben, haben sie gegenüber sich selbst gefrevelt. Wenn sie zu dir, dem Propheten kommen, und Gott um Verzeihung für ihre Sünden bitten, und auch du Vergebung für sie forderst, so nimmt Gott ihre Reue nicht an." Selbst wenn der Prophet für sie um Verzeihung bittet, so kann er selber ihre Sünden nicht verzeihen. Sünden müssen von Gott dem Erhabenen verziehen werden.
Das also ist die reuevolle Bitte um Verzeihung, und diese nimmt wirklich einen wichtigen Platz ein. Wir sollten die reuevolle Bitte um Vergebung in diesem Monat nicht vergessen. Insbesondere kurz vor dem ersten Morgenlicht und in den Nächten. Wir sollten die Gebete, die für den Monat Ramadan gelten, lesen und gleichzeitig auf die Bedeutung des Inhalts achten.
Gottlob ist unsere Gesellschaft eine spirituell erfüllte Gesellschaft. Das Bittgebet, die Hinwendung und die Hilfesuche und Fürbitte bei Gott, sie sind unter unser Bevölkerung verbreitet und die Menschen lieben sie. Unsere jungen Menschen fühlen sich mit ihren hellen, unversehrten Herzen dem Gedenken Gottes zugeneigt. Das sind alles günstige Gelegenheiten. Der Monat Ramadan, der auch eine göttliche Gelegenheit ist, wurde uns zur Verfügung gestellt. Nutzt diesen gesegneten Monat.
Nutzt diese außerordentlich große Gelegenheit. Nähert die Herzen Gott. Macht sie vertraut. Vertraut mit dem reuevollen Gebet um Vergebung. Macht die Herzen und Seelen rein. Tragt eure Bitten Gott, dem Erhabenen vor. Die spirituelle Verbindung unserer Bevölkerung zu Gott dem Erhabenen hat schon Großes bewirkt. Und der Monat Ramadan ist eine außergewöhnliche Gelegenheit dafür. Nutzt diese Chance.
Gott der Erhabene möge, inshallah, uns allen helfen, damit wir in diesem Monat Ramadan die engelhafte Seite in uns über die tierische Seite gewinnen lassen. Wir haben eine himmlische engelhafte Seite, aber auch eine materielle und tierische. Die triebhaften Gelüste und Wünsche lassen die materielle Seite in uns über die himmlische engelhafte siegen. So Gott will, können wir in diesem Monat Ramadan die Vergeistigung, diese Erleuchtung, über die materielle Seite siegen lassen und sie als Vorrat sichern und wahren und den Monat Ramadan wie eine Übung nutzen, denn im Laufe des Jahres wird uns diese Übung zum Vorteil gereichen.