Während die Islamische Republik Iran ihr 30-jähriges Bestehen feiert, schauen viele auf die politischen Errungenschaften der Islamischen Revolution, manche auf die wissenschaftlichen Entwicklungen und wenige auf die wirtschaftliche Revolution. Aber fast niemand in der Westlichen Welt nimmt den wichtigsten Teil der Islamischen Revolution wahr: Die kulturelle Revolution.
Die Nachhaltigkeit der Islamischen Revolution kann heute noch nicht an politischen, wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Entwicklungen allein ersehen werden. Denn sie könnten keine hinreichende Grundlage dafür sein, gegen die immer noch vorhandene Übermacht der Westlichen Welt bestehen zu können. Zweifelsohne ist die heutige Islamische Republik Iran - bei allem Lob für die enorme Entwicklung - im Vergleich zur westlichen Welt nicht halb so weit, wie einstmals die damalige Sowjetunion im damaligen Vergleich. Man erinnere sich daran, dass die besten Mathematiker und Ingenieure der Welt aus der UDSSR kamen und die Sowjets früher im All waren, als die USA. Dennoch war die UDSSR letztendlich chancenlos gegen den "Westen". Eine rein auf materieller Sichtweise beruhende westliche Ideologie kann solche "Überlegenheiten" allerdings auch nur "materiell" analysieren und verstehen. Und daher wird der eigenen Bevölkerung entsprechen der eigenen Denkweise erläutert, dass der damalige "Ostblock" aus wirtschaftlichen Gründen verloren hätte. Selbst die eigene Überlegenheit in nichtmateriellen Bereichen wird übersehen bzw. nicht weiter betrachtet, passt sie doch nicht in das inzwischen götzenhaft verehrte rein materielle Kapitalismusmodell.
Dabei war es vor allem die Kultur des "Westens", die derjenigen des damaligen "Ostens" überlegen war. Im Westblock gab es zweifelsohne mehr Freiheit als im Ostblock. Und Freiheit ist eines der dem Menschen angeborenen Bedürfnisse. Sie entspricht der Natur des Menschen. Selbst Gott gibt uns die Freiheit, uns gegen Ihn zu entscheiden (mit allen Konsequenzen). Und der die Freiheit eingrenzende antifaschistische Schutzwall - wie er genannt wurde - wurde nun einmal vom Osten gebaut. Die Meinungsäußerung war im Westblock freier als im Osten (bzw. die darin verborgene Manipulation erheblich geschickter). Religion durfte im Westblock freier ausgeübt werden als im Ostblock; auch eines der Bedürfnisse des Menschen. Und ein weiteres Bedürfnis des Menschen, die Familie, wurde im Westblock mehr gefördert als im Ostblock (was allein am Vergleich der Scheidungsraten und Abtreibungsraten erkennbar ist). Der Ostblock ist nicht an seiner wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder politischen Unterlegenheit gescheitert (viele Ostpolitiker hatten eine erheblich fundiertere Ausbildung als Westpolitiker), sondern an seiner kulturellen Unterlegenheit.
An dieser Stelle könnte man den Sieg der französischen Revolution über das vorangegangene System anhand dieses Aspektes analysieren und käme zum gleichen Schluss. Und der Untergang des Osmanischen Reichs (wie auch aller vorangegangenen muslimischen Dynastien) war stets eine kulturelle Niederlage. Muslimische Intellektuelle sahen im "Westen" die überlegene, weil menschlichere Kultur im Vergleich zu der eigenen Realität.
Und genau hier setzt die Islamische Revolution an, und an diesem Aspekt ist die Überlegenheit der Islamischen Revolution zu erkennen. Die Islamische Republik Iran ist weder wirtschaftlich noch wissenschaftlich bereits so weit, dass sie der westlichen Welt schon heute ernsthaft Paroli bieten könnte. Eine westliche Atomwaffe auf Teheran, und der Iran wäre auf Jahrhunderte irreparabel zerstört! Aber genau an diesem Beispiel zeigt sich bereits die kulturelle Überlegenheit: Die Mehrheit im Volk der Islamischen Republik Iran hat keine Angst vor solcher einer Atombombe! Jede westliche Stadt, die mehrheitlich materielle Werte anstrebt, könnte mit einer viel geringeren Drohung zu allen möglichen Niederwerfungen bewegt werden. Aber die Bevölkerung der Islamischen Republik Iran wirft sich eben nur noch vor Gott nieder.
Das ist eine kulturelle Revolution mit umfassenden Folgen. Die politischen Auswirkungen hat die Welt bereits beim Libanon-Feldzug und dem Gaza-Massaker durch Israel miterlebt. Das fast ein halbes Jahrhundert lang als moralisch überlegen dargestellte zionistische System, musste seine Maske fallen lassen und hat sich als brutales Monster entlarvt. Der Grund ist nicht eine militärische Unterlegenheit; ganz im Gegenteil. Weder der Libanon noch insbesondere der Gaza-Streifen hatten die Spur einer militärischen Chance gegen den größten Militärapparat der Region. In beiden Fällen wurde die Infrastruktur nahezu völlig zerstört und jeweils über 1000 Zivilisten von Israel massakriert. In beiden Fällen waren die eigenen Verluste unter Zivilisten für Israel im unteren zweistelligen Bereich. Dennoch hat Israel in beiden Fällen verloren! Man erinnere sich daran, als Israel gegen gleich mehrere staatliche Armeen eines arabischen Nationalismus antrat. In nur sechs Tagen waren der Widerstand der gegnerischen Armeen niedergestreckt! Beim Libanon-Feldzug und dem Gaza-Massaker musste jeweils der UN-Sicherheitsrat (nachdem er wochenlang das Massaker zugelassen hatte) eingreifen, um das Ansehen Israels zu retten! Denn weder Gaza noch der Libanon waren bereit aufzugeben, obwohl das Massaker alle menschlichen Vorstellungen übertroffen hatte. Aber die kulturelle islamische Revolution lehrt: "Unterdrücke nicht und lass dich nicht unterdrücken". Damit hat die westliche Welt die einzige Waffe, die sie zur Unterdrückung der gesamten Menschheit scheinbar unerschütterlich in der Hand hielt, unwiderruflich verloren. Sie drohte damit, die Menschen zu ermorden, und jetzt tritt eine Revolution auf und sagt: "Ich bin bereit dazu und werde mich daher nicht unterwerfen!"
Sehr deutlich wird dieser so wichtige Aspekt in der Erinnerung an das Martyrium Imam Husains, als er mit wenigen Getreuen gegen die unschlagbare Armee der ummayadischen Gewaltherrscher aufstand am Tag von Aschura am Ort Kerbela. Er wurde zusammen mit seinen Getreuen massakriert, aber er hat den wahren Islam gerettet! Die Erinnerung daran war sämtlichen Gewaltherrschern der muslimischen Welt ein echter Dorn im Auge, richtete sich doch die Erinnerung daran auch gegen ihre eigene Gewaltherrschaft. Mit zwei sehr unterschiedlichen Methoden, wurden Muslime von dieser so kräftigen und mächtigen Erinnerung abgebracht. Sunnitischen Muslimen wurde eingeflößt, dass Aschura irgendetwas mit Mose Teilung des Meeres und Noahs Strandung zu tun hätte, so dass die Erinnerung an Imam Husain, dem auch unter sunnitischen Muslimen so geliebten Enkel des Propheten Muhammad, mit der Zeit völlig verblasste. Schiitischen Muslimen, die von der Erinnerung an Aschura nicht abzubringen waren, wurde eingeflößt, dass die Erinnerung so extrem traurig, ja, so übertrieben traurig sei, dass man sich selbst brutalst geißeln müsse, um jene Trauer auszudrücken, und derjenige, der sich selbst am heftigsten geißelt, sei Imam Husain am nächsten. Die Folge war, dass noch vor nur 35 Jahren sunnitische Muslime Aschura mehr oder weniger überhaupt nicht kannte und nicht wussten, wo Kerbela liegt und schiitische Muslime in einer Art Blutrausch eine Prozession vollzogen, die jeden halbwegs vernünftigen Menschen abstoßen musste. Beide waren aber absolut harmlos für die jeweiligen Unterdrücker, von denen sie beherrscht wurden.
Die Islamische Revolution hat hier eine echte kulturelle Revolution bewirkt! In nur 30 Jahren weiß inzwischen fast jeder gebildete sunnitische Muslim sehr wohl, was Aschura bedeutet und erinnert sich an jenem Tag des Martyriums des Helden Husain, und schiitische Muslime, die von der Islamischen Revolution inspiriert sind, schlagen sich schon lange nicht mehr blutig, sondern gedenken und trauern mit herzergreifenden Gesängen und neuen Arten der Prozession, die es vor 35 Jahren gar nicht gab. Das ganze hat sich in einer historisch unverstellbar kurzen Zeit verbreitet, so dass es jene Gesänge inzwischen nicht nur in allen muslimischen Sprachen gibt, sondern inzwischen sogar auch z.B. in Deutsch! Und viele Nichtmuslime wissen inzwischen auch, wer Imam Husain ist.
Den Sieg dieser Islamischen Kulturrevolution kann man sehr deutlich z.B. im Libanon an unübersehbaren Zeichen erkennen: Julia Boutros ist eine der bekanntesten christlichen Sängerinnen des Libanon. Nach dem Libanonkrieg 2006 durch Israel sang sie ein Lied zur Ehrung der Märtyrer insbesondere auch der Hizbullah, was ihren Popularitätsgrad noch einmal steigerte. Denn wenige Monate nach dem Libanonkrieg veröffentlichte sie das Lied "Ahibba'i" (Meine Lieben). Der Text basierte nach ihren eigenen Angaben auf einer Botschaft, die Seyyid Hassan Nasrullah (Generalsekretär der Hizbullah) während des Krieges an die Frontkämpfer geschickt hatte. Der Erlös sollte den Familien der Märtyrer, vorwiegend Kämpfer der Hizbullah zugute kommen. Die Einnahmen sollen mehrere Millionen EUR betragen haben, die sie den Familien zur Verfügung gestellt hat. Dabei ist ihr Lied in den islamisch-revolutionären Kreisen nicht einmal richtig bekannt, denn Sie singt zumeist allein (also nicht im Chor) und der alleinigen weiblichen Stimme in einem Lied dürfen Männern im Islam nicht zuhören.
Die Islamische Kulturrevolution ist auch in allen westlichen Staaten zu spüren. Hatte man einstmals absolut nichts dagegen, dass Putzfrauen Kopftuch trugen, "kämpft" eine westlicher "Extremismus" einen verzweifelten Kulturkampf gegen das Kopftuch an den Universitäten. Denn das Kopftuch ist nicht das Symbol der Unterdrückung der Frau; wie es die "Kämpfer" vorgeben. Es ist ein Symbol der Befreiung der Frau von all der Ausbeutung, die sowohl ihr Körper als auch ihre Arbeitskraft in der westlichen Welt erfährt. Verglichen mit dem einstmaligen Ostblock war die Ausbeutung geringer. Und verglichen mit der Ausbeutung der Frau in einer zum Feudalsystem verkommenen muslimischen Welt, war die Frau in der westlichen Welt erheblich freier. Jetzt aber steht der westlich-materialistischen Welt eine Frauenbefreiung gegenüber, die sie nur noch mit Verboten entgegen treten kann, weil sie die geistige Auseinandersetzung nicht zu gewinnen ist. Es sind die Muslimas, die heute u.a. gegen Pornografie; schon lange nicht mehr angebliche Emanzipationsbewegungen. Die selbstbewusste muslimische Frau, die sowohl ihre Weiblichkeit ausleben und genießen kann als auch als gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft ihre Weiblichkeit nicht der öffentlichen Ausbeutung preis gibt, ist dem westlichen Freiheitsmodell kulturell überlegen.
Die islamische Kulturrevolution macht sich u.a. auch in dem eingeforderten Lebensstil der "Oberen" bemerkbar. Die Oberhäupter im Land werden aufgerufen, einen bescheidenen und einfachen persönlichen Lebensstil zu pflegen, damit sie die Bedürfnisse der Armen Bevölkerung besser verstehen können. Soziale Gerechtigkeit bekommt eine völlig neue Dimension! Überhaupt hat die Islamische Revolution den Götzen Freiheit, der als Obergott über die gesamte Westliche Welt herrschte, zerstört und gezeigt, dass es nur einen Gott gibt, und dieser uns nicht nur Freiheit mitgegeben sondern auch Gerechtigkeit eingefordert hat. Der neue und immer lauter werdende Ruf nach Gerechtigkeit verbreitet sich noch schneller in der gesamten Welt als die Abschaffung von Krawatten von den Hälsen der Muslime. Und diese Bewegung ist mit Waffen nicht aufzuhalten.
Der wohl wichtigste Aspekt der Islamischen Kulturrevolution aber ist und bleibt die Führung durch einen gottesehrfürchtigen Geistlichen, aber das wäre ein neuer Artikel.
Zweifelsohne sind viele der genannten und - noch viel mehr - nicht genannten Aspekte in der Islamischen Republik Iran nach im Anfangsstadium. Aber ihr Wachstum ist nicht zu übersehen.
Die Islamische Revolution hat gesiegt. Ihre Ausgestaltung obliegt den Muslimen. Davon zu lernen und die eigenen Gesellschaften ebenfalls weiter zu entwickeln zu mehr Frieden und Freiheit in Gerechtigkeit obliegt den Bevölkerungen der Welt; auch in Deutschland und Österreich. Und möglicherweise wird man eins Tags verstehen, dass alle Bürger aller Bevölkerungen von einer Kooperation profitieren können, außer Unterdrücker. Und es ist kein Zufall, dass die schlimmsten Unterdrückerstaaten der heutigen Welt die größten Feinde der Islamischen Revolution sind.