Derzeit werden mit unglaublich Summen in den Nachrichten jongliert, dass dem Normalbürger nur schwindelig werden kann. Mit so vielen Nullen kann man wirklich leicht der Überblick verlieren. Daher lohnt ein Blick auf eine Miniatur des Systems in Form der Familie Deutschländer.
Die Familie Deutschländer ist eine Großfamilie und besteht aus insgesamt zwölf Mitgliedern. Zwei sind Großeltern, also eine Großmutter und ein Großvater. Zwei sind Eltern, also Mutter und Vater und die beiden haben acht Kinder (sind aber dennoch Deutsche). Die Großmutter steht für den Bund. Der Großvater steht für die Länder. Die Eltern stehen für die private Wirtschaft und die Kinder sind die Bevölkerung. Alle wohnen in einem Haus und wirtschaften auch zusammen.
Das gesamte Haus hat einen Jahresumsatz von ca. 250.000 EUR im Jahr. Aber Achtung, dass hier keine falsche Vorstellung aufkommt. Bei diesem Betrag handelt es sich um das gesamte Geld, dass alle zusammen "umsetzen". Wenn wir uns die Einnahmen und Ausgaben des Hauses ansehen, so sind vor allem die Beträge der Großmutter bekannt. Sie nimmt im Jahr ca. 30.000 EUR ein, womit die Familie allerdings nicht alleine auskommen muss, denn auch der Großvater nimmt so viel ein und die Eltern auch. Doch die Eltern sind Rabeneltern und geben ungern freiwillig den Kindern ab. Nur weil Großvater und Großmutter manchmal Druck machen, behalten sie nicht alles für sich. Bei Großvater und Großmutters gibt es allerdings ein kleines Problem. Sie nehmen zwar jedes Jahr etwas ein und geben es für die Enkel aus, aber sie geben jedes Jahr viel mehr aus, als sie einnehmen, und das schon, seit sie Großeltern sind. Sie geben nämlich jedes Jahr - nach heutigem Stand - 35.000 EUR aus, jeder für sich. Damit hat sie inzwischen ein solch hoher Schuldenberg angehäuft, dass sich dieser auf ca. 200.000 EUR auftürmt, wobei hier einige Unsicherheiten existieren, da der Großvater nicht so klare Zahlen von sich gibt. Daher meinen einige außen stehende Beobachter, dass ohne Bilanztrickserei der doppelte Betrag anzusetzen sei. Wir wollen hier aber nicht kleinlich sein. Noch unklarer ist die Situation bei den Eltern. Die teilen überhaupt nicht mit, wie viele Schulden sie zusammen haben. Und die Kinder sind eigentlich auch fast allesamt verschuldet, aber das berücksichtigt die Großmutter bei ihrer Statistik auch nicht. Jene 200.000 EUR Schulden - wenn es nur so viel wären - führen dazu, dass inzwischen rund 10.000 EUR an Zinsen jährlich bezahlt werden müssen, also jeder dritte EUR der Einnahmen der Großmutter. Ähnlich geht es dem Großvater.
Nun steht aber ein besonders schweres Jahr bevor, und neben den üblichen 5.000 EUR, die man jedes Jahr ohnehin mehr ausgibt, als man einnimmt, hat die Großmutter vor, weitere 5000 EUR an Schulden aufzunehmen. Und das soll helfen, den Familienhaushalt zu sanieren.
So oder so ähnlich kann man sich die Situation vorstellen, in der sich die Bundesrepublik Deutschland befindet - eben in Miniatur. Sollten wir uns bei alle den vielen Nullen, die bei der Übertragung zu streichen waren, grundsätzlich verrechnet haben, bitten wir diejenigen, die das Gedankenspiel fortsetzen wollen, um Korrektur.
Wenn es sich nicht um einen Staat handeln würde, sondern um eine Familie, gäbe es keine Bank der Welt, der jener Familie auch nur einen Cent leihen würde, denn es ist ausgeschlossen, dass die Familie jemals ihre Schuld zurück bezahlt. Sie haben ja nie mehr Einnahmen als Ausgaben.
Und schon sind wir in eine Falle unserer Denkweise getappt, die vom normalen Verhalten zwischen zwei Familien ausgeht. Wenn die eine Familie der anderen Familie Geld leiht, dann will sie es irgendwann auch zurück bekommen. Das aber ist nicht der Fall im Kapitalismus! Der Kapitalismus will nicht sein Geld zurück; er will das Zehnfache, das Hundertfache usw. und das geht eben nur, wenn die Schulden nicht zurück gezahlt werden, sondern immer mehr werden.
Stellt sich natürlich die Frage, woher die Bank eigentlich das Geld hat, dass sie der Großmutter geliehen hat. Und jetzt dürfte der Leser etwas verblüfft werden: Er hat es von der Großmutter. Wie das? Die Großmutter leiht sich ein Geld von einer Bank, der sie es vorher zur Verfügung gestellt hat? Wenn man das System richtig durchdenkt, dann muss man genau zu diesem Schluss kommen. Es ist ja nicht so, dass die Großmutter sich alles Geld von anderen Familien (also anderen Staaten) leiht, denn die spielen inzwischen allesamt das gleiche Spiel mit, nur einige Kleinfamilien können das nicht. Aber alle Großfamilien funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Großmutter druckt das Geld, gibt es der Bank, um es sich dann wieder von der Bank zu leihen und der Bank dafür Zinsen zu geben. Und sie gibt der Bank aber immer etwas weniger Zinsen, als sie müsste, so dass sich die Schulden automatisch erhöhen. So nennt sie es aber nicht. Wie klingt denn das, wenn Großmutter zugeben müsste, dass sie nicht einmal in der Lage ist, ihre Zinsen zurück zu zahlen? Sie sagt stattdessen, dass sie sämtliche Zinsen zurück zahlt und sich stattdessen neu verschuldet. Das klingt doch viel besser!
Inzwischen wird der Leser glauben, dass der Autor dieses Artikels dem Wahnsinn nahe sein muss, denn es ist doch nicht möglich, dass die höchsten Verantwortlichen der gesamten westlichen Welt solch einen Irrsinn verzapfen. Es kann doch nicht sein, dass alle mitspielen bei diesem System, dass in ein Irrenhaus gehört, nicht aber unter geistig gesunde Menschen. Es kann doch nicht sein, dass wir alle zusammen Gefangene eines Systems sind, dass auf Wahnsinn beruht und es noch nicht einmal merken. Der Autor des Artikels bemerkt: Ich wünschte, sie hätten recht und der Autor wäre verrückt und nicht das System.
Außerdem, ganz so schlimm ist es ja auch nicht mehr. Es gibt ja tatsächlich einige Familien, die es gemerkt haben. Die Familie der Iranländer versuchen sich auszuklinken, die Bolivienländer versuchen es, Venezuelaländer versuchen neue Wege zu gehen, aber zugegeben, es sind noch sehr wenige Familien. Die ersten Familien, die diesen Wahnsinn verlassen und neue Wege versuchen, werden logischerweise von allen anderen Großmüttern auf das Brutalste bekämpft. Großmutter schickt seine missratensten Enkel mit den schlimmsten Waffen, um die andere Familie zu bedrohen und deren Haus zu zerstören! Denn jeder, der aus dem System aussteigt, ist eine Bedrohung des Systems; regt er doch andere an, einmal drüber nachzudenken.
Alle, die heute den Kapitalismus fundamental kritisieren (und nicht nur kosmetische Korrekturen verlangen), gelten als "Fundamentalisten" als "Extremisten" usw.. Es ist das Geschrei von Wahnsinnigen, die ein System vertreten, das als nichts anderes als Wahnsinn bezeichnet werden kann. Und es sind Kapitalisten, die die wahren Extremisten und Fundamentalisten unsere Zeit sind, mit all den Verbrechen, die sie über die ganze Menschheit bringen. Guantanamo, Irak, Afghanistan, Gaza und ganz Palästina, der Hunger in Afrika die soziale Ungerechtigkeit in der Welt sind allesamt Auswirkungen des Kapitalismus, und es wird noch viel viel schlimmer werden, so lange der Kapitalismus wütet. Und es sollte jedem halbwegs vernünftigen Menschen eine Ehre sein, als "Fundamentalist" oder "Extremisten" diffamiert zu werden, wenn man solch einen Wahnsinn anprangert.
Es darf aber nicht beim Anprangern bleiben. Echte Alternativen müssen aufgezeigt werden. Dazu gehört die Verstaatlichung von Banken. Dazu gehört die Abänderung des Charakters des Geldes von einer eigenständigen Ware im Kapitalismus zu einem normierten Tauschmittelschein, als der es gedacht war. Dazu gehört eine Wirtschaftsordnung, die nicht auf Schulden aufbaut sondern auf der Leistungsstärke seiner Bürger. Dazu gehört die Überwindung des Zinswahns. Dazu gehört die Einbeziehung der Bürger in Entscheidungsprozesse, damit sie diese mittragen. Dazu gehört die Entmachtung und Enteignung von übertriebenem Besitz und deren Verteilung an Bedürftige. Dazu gehört die Überwindung einer Verschwendungssucht und die Überwindung einer Konsum-orientierten Denkweisen. Dazu gehört sehr viel mehr!
Gebildete Bevölkerung ,wie sie in Deutschland und andere Ländern existieren, haben - trotz hohem Anteil an Bild-Zeitungs-Lesern - durchaus das Potential dazu, dieses Wahnsinnssystem zu überwinden und eine ganzheitliche und wirklich nachhaltige Alternative aufzubauen, um die Zukunft des Landes zu sichern. Aber dazu muss zunächst der Wille etabliert werden; durch Läuterung und Selbsterziehung und darauf aufbauend durch Aufklärung der Bevölkerung.