Einstmals gab es in der westlichen Welt den Wettstreit der westlich-kapitalistischen Ideologie mit dem Kommunismus, der sowohl als Feindbild diente als auch argumentativ und politisch niedergerungen wurde. Betrachtete man die gar nicht so lange zurück liegenden Aspekte des einstmaligen Wettstreits, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass der Kapitalismus bereits jetzt gegen den Islam verloren hat.
Die Westliche Welt hat einstmals auf nahezu allen Ebenen einen Krieg gegen den “Kommunismus“ geführt. Anhänger jener Ideologie wurden verfolgt und zuweilen sogar ermordet. Aber im damaligen Wettkampf gab es dennoch eine ideologische Überlegenheit des Westens, die sich in vielen Aspekten widerspiegelte, an die man sich erinnern muss, um die heutige Entwicklung besser verstehen zu können.
Tatsächlich wurde der damalige Kampf von beiden Seiten sehr unerbittlich und geradezu mörderisch geführt. Aber die Westliche Welt hatte eine Überlegenheit die zusammengefasst “Freiheit“ hieß und das Freiheitsstreben des Menschen unterstütze. Das Problem heutiger junger Generationen besteht zuweilen darin, dass Sie mit den Symbolen der vergleichsweise jungen Vergangenheit wenig anfangen können. Aber jene Symbole sind Ausdruck einer Lebensqualität einer Realität, die sich mit unterschiedlichen Darstellern wiederholen kann.
Wer erinnert sich z.B. noch an Nicola Sacco und Bart Vanzetti? Es waren zwei aus Italien in die USA eingewanderte Arbeiter und aktive Mitglieder der linken Gewerkschaftsbewegung. Wegen eines Mordes, mit dem sie nichts zu tun hatten, wurden sie im Jahre 1920 angeklagt und nach einem äußerst zweifelhaften Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt sowie hingerichtet mit dem heutigen Vorwurf des “Extremismus“. So gingen beide Seiten des damaligen ideologischen Kampfes miteinander um. Aber nicht nur die Brutalität der Westlichen Welt spiegelt sich in jenen beiden Personen wieder, sondern eben auch die ideologische Überlegenheit! Denn es waren die Intellektuellen, Musiker, Sänger und viele andere mehr, die in der westlichen Welt gegen jenes Unrecht protestierten, noch Jahrzehnte danach! Kurz vor dem 50. Todestag wurde in den 70er Jahren in Hollywood ein Film über Sacco und Vazetti gedreht. Zur Filmmusik gehört dieser Titel "Here's to you Nicola and Bart", gesungen von Joan Baez. Die Musik war von Ennio Morricone: „Here's to you Nicola and Bart - Rest for ever live in our hearts …” Franz Josef Degenhardt schrieb und sang die Deutsche Version: „Euer Kampf Nicola und Bart brannte weit und wurde Fanal…“
Diese kleine symbolhafte Geschichte erinnert an eine Zeit, in der zwar Kommunisten nicht Lehrer werden durften, aber dennoch konnten Bürger der Westlichen Welt erheblich freier für den Kommunismus eintreten, als es umgekehrt der Fall war! Und diese Überlegenheit der “Freiheit“ des Menschen spiegelte sich in vielen andern Lebensbereichen wieder. Keinem Westbürger war es verboten, die Ostsender zu hören, selbst wenn darin solche Hetzsendungen wie der “Schwarze Kanal“ ausgestrahlt wurden. Es war der Osten, welcher Angst davor hatte, dass man Westsender hört und sieht. Jeder Westbürger durfte frei in die östliche Welt reisen und bedurfte dafür keiner gesonderten Genehmigung seiner Heimat. Die Mauer wurde nicht von der westlichen Welt gebaut, sonder von der östlichen, die einen “Antifaschistischen Schutzwall“ errichtete. Denn der Westen hatte zweifelsohne das attraktivere Programm, dass es gar nicht nötig war, den Osten zu verbieten! Zudem konnte man im Westen alles kaufen (wenn man über das Geld verfügte), was im Osten nicht einmal dann möglich war, wenn man das Geld hatte. Auch in der Forschung und Entwicklung hatte man das „menschlichere“ Programm: die besseren Medikamente und Krankenhäuser, die bessere Energieversorgung, den besseren Umweltschutz. Der real existierende Sozialismus bzw. Kommunismus war rückblickend betrachtet chancenlos, obwohl er sich so viele Jahrzehnte gut gehalten hat. Und so gibt es jenes Feindbild nicht mehr, weil jener Feind niedergerungen wurde und sich zumindest ideologisch dem Kapitalismus unterworfen hat. Die bestehenden politischen Auseinandersetzungen erfolgen innerhalb der mehr oder weniger gleichen Ideologie nicht zwischen gegensätzlichen Ideologien, und es geht “lediglich“ darum, wer Anführer jener Ideologie sein darf; nicht mehr aber darum, welche Ideologie überlegen ist.
In diesem Feindbildvakuum offenbarte sich plötzlich eine der bis dahin wenig bekannten Schwächen des westlich-materialistischen Menschen- und Wertemodells: Es konnte ohne Feindbild nicht existieren. Daher wurde sehr komplex und mit unglaublichem Einsatz von Geld- und Personalmitteln an einem neuen Feindbild gestrickt. Wer war da geeigneter als der Islam und die Muslime?
Waren nicht Muslime optimal geeignet für den Vorwurf des Extremismus? Mit der extrem hohen Zahl an ungebildeten Muslimen verfügte man über ein hinreichendes Potential an leicht beeinflussbaren Menschen, die durch Führungsoffiziere (ein Begriff, der damals dem Osten vorbehalten war) zu Extremismus bewegt werden konnten. Und solche Extremisten sollten auch nicht Lehrerin werden – wenn sie nicht bereit waren, ihr Kopftuch abzulegen (merkwürdig nur, dass selbst die Kommunisten die ins Auge springende Parallele nicht bemerken). Jeder Westbürger war frei alle muslimischen Sender zu hören, alle muslimischen Autoren zu lesen (falls er eine muslimische Sprache sprach). Die eigenen “Islamexperten“, die eigenen Filmemacher, die eigenen Intellektuellen würden schon dafür sorgen, dass das Feindbild aufrecht erhalten werden kann. Auf jedes von Muslimen geschriebenen Buch zu Frieden und Liebe, würden 100 “Islamexperten“ hinreichend Bücher zu Hass verfassen. Zudem verfügte man über das enorme Potential an hinreichenden hörigen Königen und Prinzen, die genau jenen “Islam“ verbreiten sollten, wie ihn die westliche Welt benötigte. Der hasserfüllte hirnlose Wahabismus, der dem kleinen Dieb gegen alle islamischen Regeln die Hand abhackt und die großen Verbrecher unterstützt wird ausgerechnet von jenen Königen und Prinzen am Leben erhalten, die keinen einzigen Tag ohne Schutz der US-Soldaten in ihrem eigenen Land verbleiben könnten, ohne das sich ihr Volk gegen sie richtet.
Die westliche Überlegenheit betraf aber auch alle anderen Lebensbereiche. Der Westbürger dürfte überall hin reisen, während der Muslim die Erlaubnis seiner eigenen Regierung benötigte. Man hatte die besseren Medikamente, die bessern Krankenhäuser, die besseren Konsumgüter, die besseren Waffen, das bessere Finanzsystem, die bessere Energieversorgung, den besseren Umweltschutz, die bessere Sozialhilfe; kurz: das “menschlichere“ Programm. Der real existierende Islam sollte genau so chancenlos sein, wie einstmals der Kommunismus.
Doch in dieser Auseinandersetzung ist für die Westliche Welt etwas “schief“ gelaufen. Man hatte zwar die Schwachpunkte der Muslime genauestens studiert, hatte aber keine Ahnung vom Islam! Und im Laufe der letzten drei Jahrzehnte nach der Islamischen Revolution im Iran trat ein Islam auf, mit dem man nicht gerechnet hatte: Die Putzfrau mit Kopftuch war erträglich gewesen, aber die Hochschulabsolventin mit Kopftuch konnte man sich nicht vorstellen. Daher musste sie verboten werden. Das westliche Finanzsystem beruht auf dem selbstzerstörerischen Zinssystem. Der wahre Islam konnte dem ein Wirtschaftssystem entgegen stellen, das eine echte Alternative darstellt und nicht nur den Reichen nützt. Die Westliche Welt baute auf die Überlegenheit der materiellen Starke und Waffen, aber die islamische Revolution gewann die Herzen der Menschen (trotz unglaublicher Propaganda dagegen).
Den einfachsten Argumenten von Muslimen hatte die Westliche Welt nur noch Gewalt entgegen zu setzen, da jene Argumente wahr und somit ideologisch unschlagbar waren! Der Aufforderung, dass Juden, Christen und Muslime gleichberechtigt in Palästina leben sollen, konnte man nur noch eine derartig gewaltige Mauer entgegen setzen, dass selbst die Berliner Mauer daneben wie ein kleiner Zaun wirken würde, wenn sie noch existierte. Dem Argument „glaubt nicht denjenigen, die Mauern bauen, sondern denjenigen, die dahinter eingesperrt werden sollen“, konnte nur noch mit Verboten entgegen getreten werden. Zunächst wurden Vereine in Deutschland verboten; alle (noch) nicht verbotenen wurden durch “Beobachten“ eingeschüchtert, und dann hat die Westliche Welt jetzt sogar einen muslimischen Fernsehsender verboten! Ein deutscher Innenminister verbot den Sender Al-Manar, der bei arabischsprachigen Muslimen sehr beliebt ist! Die Zensur greift um sich, und das in einer Zeit, in der z.B. im Iran zunehmend der Sattelitenempfang frei gegeben wird. Wer die stärkere Ideologie hat, braucht die Schwächere nicht zu fürchten! Und inzwischen ist die Einreise in so manch westliches Land schwieriger, als in manch muslimische Länder geworden (auch für Westbürger).
Aber auch die Überlegenheit in den westlichen Domänen fing an zu wanken. Während die Pharmaindustrie im Westen immer öfter durch ihre Profitgier Schlagzeilen macht, versorgen immer mehr muslimische Länder ihre Bevölkerungen mit wirklich benötigten Medikamenten zu annehmbaren Preisen. Während das westliche Finanzsystem zusammenbricht und nur noch durch das grenzenlose Gelddrucken aufrecht erhalten werden kann, ist deren Auswirkung auf z.B. die Islamische Republik Iran unwesentlich! Und während die westliche Welt ihren Atommüll teilweise durch Uranmunition in muslimischen Ländern entsorgt, will sie es dem Iran verbieten, an der friedlichen Nutzung der Atomenergie zu forschen. Überall in der Westlichen Welt wurden Menschen für ein Verbrechen verurteilt, dass am 11.9.2001 in den USA stattfand, obwohl dessen Urheber bis heute noch gar nicht gerichtverwertbar bekannt sind! Und die USA selbst betreiben Foltergefängnisse speziell gegen Muslime, ohne dass es einen ernsthaften Aufschrei deutscher Politiker dazu gab, obwohl sie alle davon wissen! Ein Lied für die Folteropfer in Guantanmo gibt es nicht in der Westlichen Welt sondern nur noch in der arabischen Welt, deren Sender jetzt hier verboten werden.
Noch ist ein gewisser Vorsprung der Westlichen Welt vorhanden; daran gibt s keinen Zweifel. Aber die Entwicklung zeigt eindeutig, dass die materialistische Ideologie der Westlichen Welt am Ende ist und abbaut, während die auch die spirituell Dimension des Menschen berücksichtigen Ideologie des Islam zunehmend Anhänger gewinnt, zumal ihre Anhänger auch zu einer Selbstreinigung falscher Aspekte in der islamischen Welt beitragen.
Doch nicht alle westlichen Länder haben den gleichen Weg bestritten. So ist z.B. Spanien in den letzten Jahren einen Weg der Kooperation mit den Muslimen gegangen und hat (Zufall oder nicht) auch die eigenen Banken besser kontrolliert, was zu einer geringeren Auswirkung der Bankenkrise in Spanien geführt hat als z.B. in Deutschland. Und die nicht von den USA hörigen aber inzwischen auch kapitalistischen Länder, wie z.B. Russland, kaufen jetzt sogar westliche Unternehmen auf.
Der Islam ist keine Religion des Zwangs (wie ihn US-Wahabiten vorstellen) sondern der Kooperation mit Andersgläubigen. Muslime streben – so sie sich von falschen Traditionen befreit haben – stets die Selbsterziehung an, die im Resultat die Nächstenliebe zur Folge haben muss; auch die Nächstenliebe zum Nichtmuslim! Das islamische Wirtschaftsmodell unterstützt den Schwachen in der Gesellschaft, nicht den Reichen und Starken. Ein islamisches System baut auf dem “Fußvolk“ auf, nicht auf der “Elite“, denn es ist das “Fußvolk“, dass trotz seiner ohnehin schweren Lage zu noch mehr Entbehrungen bereit ist, wenn es aufrichtig und ehrlich behandelt wird, um das Land zu schützen. Die so genannte Elite hingegen ist i.d.R. nur darum bestrebt, ihren Reichtum auszubauen und zu keinerlei Opfern bereit. Der Islam berücksichtigt die spirituelle Dimension des Menschen und versklavt ihn nicht zu einem tierischen Triebebefriediger der möglichst viel zu konsumieren hat. Gleichzeitig verneint der Islam nicht die Bedürfnisse des Menschen sondern hebt sie auf die Stufe eines Gebets und Gottesdienstes. Er betrachtet den Menschen als ganzheitliches Wesen bestehend aus materieller und immaterieller Dimension, und alle System der Gesellschaft, sei es das Wirtschaftssystem oder das Gesundheitssystem, sind für den Menschen da und nicht umgekehrt.
Solch einer ganzheitlichen und vielen Aspekten bereits durchdachten Ideologie hat die Westliche Welt nichts mehr entgegen zu setzen außer Waffen, Mauern und Verbote, und in wenigen Jahrzehnten werden Historiker schreiben, dass der Untergang des Westens bereits heute absehbar gewesen ist, auch wenn die Honeckers von heute es nicht wahrhaben wollen. Dennoch stehen wir heute vor einer Wahl, welche die DDR-Bürger nicht hatten.
Wir können gemeinsam uns für ein menschenwürdiges System einsetzen, das als Vorbild für die westliche Welt wirken kann. Dazu müsste aber die heutige “Elite“ des Landes ihren sowohl das eigene Land als auch die Beziehungen zur muslimischen Welt gefährdenden, zuweilen sogar zerstörenden, Kurs aufgeben. Und die Aufforderung dazu muss vom Fußvolk kommen.