Hätte ein Nichtmuslim die Frage gestellt, ob man die Existenz Muhammads beweisen kann, dann wäre jenes Thema sicherlich sowohl wissenschaftlich als auch inhaltlich kaum einer Erwähnung wert gewesen. Es gab schon immer Propagandisten in der nichtmuslimischen Welt, die mit allen undenkbaren – und eben auch unwissenschaftlichen – Methoden versucht haben, den Islam und die Muslime zu diffamieren, provozieren und in sonstiger Form ihre Feindschaft zum Ausdruck zu bringen.
Jüngst kam aber diese Frage nach der Existenz von einem Mann auf, der sich selbst Muslim nennt, sich sogar den Vornamen Muhammad gegeben hat, und immerhin Professor an einer deutschen Hochschule ist. Gerade letzterer Aspekt hätte bereits zu einer gewissen “Vorsicht“ auf muslimischer Seite aufrufen sollen, denn es ist kaum vorstellbar, dass ein Muslim, der wirklich die Vorstellungen des Islam vertritt, in Deutschland als Hochschullehrer akzeptiert wird, selbst wenn er oder sie die höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen hat. Ausnahmeerscheinungen wie die geehrte Prof. Annemarie Schimmel – Gott habe sie selig – bestätigen nur die Regel. Und der Fall eines pakistanischen Professors an einer Berliner Universität, der seinen Job nur deshalb verloren hat, weil er auf einer vom Iran organisierten Seminarveranstaltung referiert hat, entspricht eher dem Bild von orientalistischen Kreisen, die zumeist keine Wissenschaft betreiben, sondern ihren Hass in Wissenschaft zu kleiden suchen.
Trotz all dieser Vorbehalte aber ist die Frage berechtigt: Kann man die Existenz der Person des Propheten Muhammad wissenschaftlich beweisen? Ein Muslim muss sich diese Frage durchaus gefallen lassen und versuchen darauf zu antworten. Er muss nicht behaupten, dass es “wissenschaftlich“ nachweisbar ist, wenn er es nicht beweisen kann. Er kann auch behaupten, dass er “nur“ daran glaubt. Das Bekenntnis des Islam in ALLEN Rechtschulen und allen Richtungen, allen Sekten, mystischen Orden und sonstigen Denkrichtungen ist in dieser Hinsicht identisch und unzweifelhaft: Der Muslim glaubt daran, dass er einen einzigen Schöpfergott gibt und Muhammad Sein Diener und Gesandter ist. Wenn eine selbsternannte Wissenschaftsarroganz daher kommt und öffentlich die Meinung aufstellt, dass man auch Muslim sein kann, ohne dieses Glaubensbekenntnis abzugeben, dann begeht jene Person sich in eine Situation, in die jemand käme, der behauptet, er sei Christ, glaube aber nicht, dass Jesus gelebt habe.
Aber selbst wenn man jene Arroganz der menschlichen Selbstherrlichkeit einmal außen vor lässt, bleibt die Frage nach der Beweisbarkeit der Existenz von Muhammad bestehen. Ist die Existenz des Propheten des Islam mit heutigen wissenschaftlichen Methoden nachweisbar? Sicherlich würde die Antwort auf diese Frage ganze Bücher füllen. Aber versuchen wir dennoch im Rahmen eines kurzen Artikels einige Hinweise diesbezüglich zu geben:
Wissenschaftlich unstrittig ist, dass Dschafar al-Sadiq (a.) 702-765 n.Chr. gelebt hat. Er ist der Lehrer einer ganzen Reihe großer Gelehrter des Islam, darunter auch der Begründer einige sunnitischer Rechtschulen. Die Aufzeichnungen über sein Leben – so kontrovers der “Heiligenstatus“ wissenschaftlich diskutiert werden kann – sind derart vielfältig und über so viele verschiedene unabhängige Quellen vorhanden, dass es an seiner Existenz keinen Zweifel gibt (es gibt auch keinen einzigen westlichen Wissenschaftler, der seine Existenz bezweifelt). Der Grund für die außergewöhnlich hohe Zahl der Aufzeichnungen über seine Person liegt in der historischen Tatsache begründet, dass er in dem Machvakuum lebte, dass die untergehende Dynastie der Ummayaden hinterließen und die Abbasiten noch nicht hinreichend Macht hatten, ihn so zu unterdrücken, wie sie es später mit seinen Nachkommen taten. In einem immerhin 63-jährigen Leben hat er zwei abbasitische Kalifen miterlebt. Nach Ansicht der Schiiten ist er zwar von einem dieser Kalifen umgebracht worden, aber das ist “wissenschaftlich“ im westlichen Sinn umstritten. Jener Dschafar al-Sadiq ist also 70 Jahre nach dem Ableben des Propheten Muhammad geboren und behauptete ein Leben lang, der Enkel des Urenkels des Propheten Muhammad gewesen zu sein. Wer also behauptet, dass Prophet Muhammad nicht existiert hat, der muss auch behaupten, dass Dschafar al-Sadiq gelogen hat, und damit auch seine Schüler, wie z.B. Abu Hanifa, auf den die hanefitische Rechtschule zurückgeht. Bei aller Differenz zwischen Schüler und Lehrer in Detailfragen, gab es diesbezüglich keine Differenz und Abu Hanifa hat Dschafar al-Sadiq immer als Nachkommen des Propheten Muhammad angesehen.
Jener Dschafar al-Sadiq war der Enkel von Imam Zain-ul-Abidin Ali ibn Husain (a.). Dessen Anrufungen Gottes wurden in dem Werk Sahifat-ul-Sadschadiyya kurz nach seinem Ableben 713 n.Chr. zusammengefasst, ua.a. von seinem Sohn Zaid. Es gilt als ältestes vorhanden Manuskript des Islam nach dem Heiligen Qur´an, dessen Autor 658 geboren ist, also kein zwei Jahrzehnte nach dem Ableben des Propheten Muhammad. Seine eigenen Handschriften und sogar die seines Vaters sind in der Sammlung Tschehel Satuun in Isfahan teilweise einsehbar.
Einen weiteren Hinweis liefert ein Feldzug aus der Zeit des Propheten des Islam, der auch unter Muslimen nicht sehr bekannt ist, da es nie zur Schlacht kam: Der Feldzug von Tabuk, einer Ortschaft im Nordwesten der arabischen Halbinsel. In der frühen islamischen Geschichte 630 n.Chr. ist der Ort bekannt für einen Aufmarsch gegen die Byzantiner. Die Herrscher von Byzanz, allen voran Heraklios, sahen in der Verbreitung des Islam eine Gefahr für ihre eigenen Herrschaftsansprüche und griffen die noch junge Gemeinde vom Nordwesten an in der Hoffnung den Islam besiegen zu können. Kleinere im Nordwesten zur Verteidigung stationierte Truppen der Muslime wurden zunächst durch die enorme zahlenmäßige Übermacht überrumpelt oder flohen nach Medina. Die Armee von Heraklios soll aus 40.000 Soldanten bestanden haben. Zahlreiche antiislamisch orientierte arabische Stämme, wie die Luchman, Judham und andere hatten sich mit den Byzantinern verbündet. Die Gesamtzahl der Angreifer wird von einigen Historikern auf einige Hunderttausend angegeben. Prophet Muhammad (s.) sammelte seine Gefährten und zusammen mit befreundeten Nomadenstämmen konnte er eine Truppe von ca. 30.000 Man aufstellen, die Richtung Tabuk marschierte. Nie zuvor war eine derart große muslimische Armee marschiert. In Tabuk fing er mit einer Art militärischen Manövern an in Erwartung der Gegner. Dieser Aufmarsch der bis dahin so erfolgreichen Muslime ängstigte die Gegner derart, dass sie mehr und mehr auseinander fielen. Einige der ehemaligen Verbündeten der Byzantiner suchten nach Schutzverträgen mit den Muslimen. Die Byzantiner traten daraufhin den Rückzug an, um im Hinterland von Schaam (Region Damaskus) in ihren Festungen Schutz zu suchen. Als Prophet Muhammad (s.) vom Rückzug der Byzantiner erfuhr, sah er keinen Anlass, sie ins Innere ihres Landes zu verfolgen. Er blieb an der Grenze und sicherte diese auf dass sie danach niemand mehr überschreiten sollte. Dschuhanna Ibn Ruba war der Gouverneur von Aila, einem der an der Grenze liegenden Fürstentümer, die ursprünglich Verbündete der Byzantiner waren, sich ihnen im Feldzug angeschlossen hatten und jetzt allein gelassen wurde. Prophet Muhammad (s.) richtete an ihn einen Brief, die Feindschaft zu beenden. Dschuhanna kam mit einem goldenen Kreuz auf seiner Brust, bot Geschenke an, schloss Frieden mit Prophet Muhammad (s.) und zahlte ihm die Schutzsteuer [dschizya]. Diesem Beispiel folgten die Einwohner der Ortschaften al-Dscharba und Adhrun an der Grenze zu Schaam. Tabuk war der einzige Feldzug des Propheten Muhammad (s.) an dem Imam Ali (a.) auf Befehl des Propheten Muhammad (s.) nicht teilnahm, sondern stattdessen sein ernannter Vertreter in Medina war als Zeichen für die Muslime. Zwar ist jener Feldzug bei den Byzantinern etwas “verklärt“ aufgezeichnet, da man damals natürlich nicht eingestehen wollte, vor einer zahlenmäßig erheblich schwächeren Truppe zurückgewichen zu sein. Aber der Feldzug als solches existiert.
Auch in Damaskus gibt es zahlreiche Beweise für jene Zeit. So ist z.B. das Gabfeld Bab-Sagher voll mit Gräbern von Zeitzeugen des Propheten Muhammad (a.). Dort liegt nicht nur der erste Gebetsrufer des Islam Bilal, sondern auch zwei spätere Ehefrauen des Propheten, die jeweils aus sehr tragischen Gründen nach Damaskus kamen. Im Tapkapi-Saray in Istanbul gibt es zahlreiche Utensilien aus der damaligen Zeit, deren Echtheit zwar teilweise angezweifelt wird, aber eben nur teilweise.
Auch die Umayyaden-Moschee selbst ist ein Beweis für die Existenz von Prophet Muhammad. Sie wurde vom Ummayadischen Kalifen Abdulmalik ibn Marwan in Auftrag gegeben, der 685 bis 705 regierte. Marwans Großvater Hakam ibn Aas wurde vom Propheten Muhammad (s.) aus der Stadt Medina nach Taif verbannt, und er durfte nie wieder nach Medina zurückkehren, nachdem er versucht hatte, einen Krieg aus Rachsucht zwischen Muslimen anzuzetteln. Jener Moscheebau war deshalb von großer Bedeutung auch für Christen, weil sich darin die Johannes-Basilika befindet, so dass diese die Vorgänge gut verfolgten. Zudem hat Abdulmalik ibn Marwan für das Bewahren des Grabes seines Vorgängers Muawiya ibn Yazid gesorgt, obwohl er wohl nicht ganz unbeteiligt an dem Mord war. Jener Vorgänger wurde ermordet, weil er die Macht an die Familie des Propheten zurückgeben wollte, da er gesehen hatte, welch Unrecht die Ummayaden begangen haben. Die Grabstätte ist heute noch in der Nähe des Ummayadenpalastes unter einem Gebäude existent.
Wäre die Erfindung der neuen Religion auf fiktiven Personen begründet, so wären die damaligen Herrscher der nach und nach besiegten Regionen (darunter Weltreligionen mit kulturellem Erbe) die ersten gewesen, die auf diesen Schwachpunkt jener Religion hingewiesen hätten. Tatsache aber ist, dass Prophet Muhammad (s.) viele Abgesandte empfangen hat, so dass es nie den geringsten Zweifel an seiner Existenz gab.
Derartige Beweise ließen sich zu Tausenden anbringen. Bei jedem Einzelnen könnte man sicherlich den einen oder anderen Aspekt anzweifeln. Ist jene alte Schrift wirklich die Handschrift jener Person? Liegt wirklich jene Person in dem Grab usw.? Aber die Gesamtheit der Beweise mit ihrem zusammenhängenden ganzheitlichen System und die schlüssige zusammenhängende Geschichte lassen überhaupt keinen Zweifel zu; auch mit den Maßstäben westlicher Wissenschaft nicht.
Der wohl ultimative Beweis für einen Muslim ist aber der Heiligen Qur’an selbst, der in Sprache, Ausdrucksform, Inhalt und Wirkung unübertroffen ist. Dass letzterer Beweis für Nichtmuslime nicht tragend ist, ist allerdings nachvollziehbar.
Nun hat sich in der westlichen Orientalistik unserer Zeit eine Strömung lautstark herauskristallisiert, deren Ziel nicht die wissenschaftliche Erkenntnis ist, sondern sie unter dem Deckmantel der Wissenschaft Hass auf den Islam und die Muslime verbreiten wollen. Teilweise ohne Kenntnis der relevanten muslimischen Sprachen, haben sie jahrzehntelang die übelste Hetzpropaganda gegen Prophet Muhammad verbreitet. Es fällt auf, dass genau jener Kreis nunmehr bei der Behauptung, Prophet Muhammad hätte nie existiert, absolut schweigsam verblieb und keiner aus jenem Hasskreis öffentlich “wissenschaftlich“ widersprochen hat. Das ist deshalb so interessant, da jene These gleichzeitig die gesamte Wissenschaft der Hassprediger als Lügengeflecht entlarven würde (was sie in jedem Fall ist). Aber jenen Orientalisten geht es gar nicht darum, mit ihren Hasspredigten gegen Prophet Muhammad wissenschaftlich recht zu behalten. Ihnen geht es nur darum, den Islam zu bekämpfen. Und wenn eine These auftaucht, die zwar ihr eigenes gesamtes Wirken als Unsinn darstellt aber dennoch hilft, ihr Ziel zu verwirklichen, sind sie auch damit einverstanden.
Jene Diskussion kam bezeichnenderweise im Monat Ramadan auf. Was viele Nichtmuslime nicht wissen ist die Tatsache, dass das Verbreiten von Unwahrheiten über den Propheten Muhammad auch das Fasten bricht, falls ein Muslim das tut. Jener sich selbst offenbar über alle Muslime Deutschlands erhebende Professor hat nach eigenen Angaben gefastet und gleichzeitig die Behauptung aufgestellt, dass das Vorbild seines Fastens gar nicht existiert hat. Um der eigenen Aussage etwas Nachdruck zu verleihen, wurde dann auch noch die angeblich Todesdrohung angesprochen, die angeblich einem Abtrünnigen droht; eine Behauptung, die sich auf die Zeit der Gewaltherrscher von Umayyaden und Abbasiden bezieht, aber offenbar keinerlei wissenschaftlichen Beweises bedarf, um immer wieder propagiert zu werden.
Der Islam und die Muslime wissen, dass Prophet Muhammad nicht nur gelebt hat, sondern heute noch lebt! Die wenigen verbliebenen seriösen Islamwissenschaftler in der westlichen Welt wissen zumindest, dass er einstmals gelebt hat. Wir leben aber in einer Zeit, in der mit noch viel perfideren Angriffen auf Muslime zu rechnen ist, als wir sie uns heute vorstellen können. In solch einer Zeit ist es von großer Bedeutung, dass wir auf der Basis von Sachlichkeit versuchen, argumentativ die Dinge zu behandeln. Was obigen Professor angeht, so ist uns bekannt, dass sowohl unbedeutende Bekannte als auch große Gelehrte versucht haben, mit ihm diesbezüglich Kontakt aufzunehmen. Er hat jenen Kontakt zu Muslimen bis heute verweigert.
Folgende allgemeingültige Aussage kann sich der in die wissenschaftlichen Details nicht so sehr eingeweihte Nichtmuslim aber merken: Wenn Prophet Muhammad auch nur andeutungsweise so gewesen wäre, wie manche Islamhasser unter den Möchtegernwissenschaftlern es darstellen mögen, dann würden Muslime dem Islam abschwören. Wenn aber die nichtmuslimische Bevölkerung auch nur einen Bruchteil die Chance bekäme, den wahren Muhammad kennen zu lernen, würden viel mehr Menschen mit ihm sympathisieren. Das zu verhindern haben sich viele “Orientalisten“ auf die Fahnen geschrieben; aber die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass sie damit scheitern. Denn je mehr übertriebener Hass verbreitet wird, desto mehr fragen aufrichtige Bürger, warum das getan wird. Und hier müssen Muslime sich selbst bilden, um die barmherzigen Antworten des Islam geben zu können.
Und genau hier setzt eine wirklich berechtigte Kritik an den Muslimen an: Die Bildung. Das Vorbild des Islam, deren Lebens- bzw. Verfahrensweise (Sunna) Muslime folgen, besaß die höchste Bildung. Und wer jener Sunna folgen will, muss zumindest die höchste B