Erklärung des Muslim-Markt zum Fitr-Fest – Bereiten wir uns auf das Chaos vor!
Was war das für eine Nacht? Im Fünfminutenabstand klingelte das Telefon bis tief in die Nacht von Geschwistern überall in Europa, die wissen wollten, ob morgen Fest ist und wenn ja warum, und warum wir von der Fatwa des Islamischen Zentrum Hamburg abweichen, und wer uns die Legitimität gegeben habe usw. usw. Es folgten Schmähungen gegen den Muslim-Markt in diversen Foren von Leuten, die uns nie nach unseren eigenen Gründen gefragt haben. Noch spät in der Nacht riefen Brüder an und forderten uns auf, die Ankündigung aus dem Internet zu nehmen und wollten uns verbal dazu verpflichten, heute zu fasten. Im Mailer spielte sich alles in schriftlicher Form noch einmal ab. Und das alles in der Nacht zu unserem Fest.
Ja, liebe Geschwister. Es wird Zeit, dass sich die Muslime darauf vorbereiten, noch viel “turbulentere“ Zeiten zu erleben, als es ohnehin schon weltweit der Fall ist. Viele Muslime glauben, dass wenn der Erlöser kommt, dann endlich Frieden herrschen wird. Sie missachten dabei die Prophezeiungen, die besagen, dass zunächst das absolute Chaos herrschen wird. Und sie missachten dabei auch, dass das Chaos vor allem unter Muslimen herrschen wird! Einen klitzekleinen Vorgeschmack auf dieses Chaos lernen die Muslime seit vielen Jahren zum Fest am Ende des Monats Ramadan kennen. Ursprünglich gab es bis zu drei Tagen Unterschied zwischen Wahabiten, Sunniten und Schiiten bei der Festlegung zum Fest. Später war der Unterschied auch unter Sunniten und unter Schiiten wahrnehmbar. Inzwischen gibt es den Unterschied bei Schiiten, die dem gleichen Mardscha (Vorbild der Nachahmung) folgen und zudem in der gleichen Region leben. Viele betrachten es als sehr traurig. Andererseits ist es eine Gelegenheit und Chance sich auf das Chaos vorzubereiten, das uns allen bevorsteht, um rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, dem Chaos zu entgehen und für sich selbst Lösungsmöglichkeiten zu erkennen.
Dem Muslim-Markt wurde vorgeworfen, wir würden gegen die offizielle Vertretung des von uns geliebten Imam Chamene’i in Deutschland agieren. Das ist aber eine böswillige Unterstellung, die der Muslim-Markt entschieden zurückweisen muss! Der Muslim-Markt hat schon immer seine Entscheidungsfindung bezüglich der Mondsichtung und der darauf aufbauenden Festverkündung unabhängig von wechselnden Vertretern auf Basis der für jeden nachlesbaren Fatwas Imam Chamane’is aufgebaut.
Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen auf alle religionsrechtlichen Fragen diesbezüglich einzugehen. Daher beschränken wir uns auf wenige Aspekte. In der Frage Nr. 840 zum Thema (sowohl in arabisch, als auch in englisch, als auch in persisch, u.a. nachlesbar unter leader.ir) fragt jemand, ob eine Festverkündung des “Imams der Muslime“ in einer Stadt auch für andere Städte gilt. In der Antwort heißt es, dass falls der “Imam der Muslime“ die Verkündigung für das ganze Land veröffentlicht, dann es für jede Stadt im ganzen Land gültig ist, unabhängig davon, wie groß das Land ist, und unabhängig davon, ob der Mond in allen Städten sichtbar gewesen wäre oder nicht. Die Frage der Definition des “Landes“ bleibt hierbei offen. Es ist zudem die einzige veröffentlichte Frage zum Thema, in der vom “Imam der Muslime“ die Rede ist. Imam Chamene’i hat seine Festverkündung nie auf irgendwelche Staatsgrenzen beschränkt! Das “Land“ des Imam der Muslime ist gemäß unserem Verständnis die gesamte Welt, auf die sich unsers Erachtens auch die Fatwa bezieht.
Teilt man aber die Ansicht der Globalgültigkeit der Ankündigung des Imams der Muslime nicht, so kommt die regionale Sichtungsbetrachtung ins Spiel. Hierbei spiel die Frage des so genannten gleichen Horizontes eine Rolle. Einstmals war der Horizont mit dem Längengrad definiert. Wenn ein östlich liegender Ort glaubhaft die Sichtung veröffentlicht hatte, galt es für alle westlich davon liegende Orte auch. Imam Chamene’i hat diese Art der Betrachtung ein wenig wissenschaftlich verfeinert und auf die Orte verwiesen, die aus wissenschaftlicher Sicht ausgehend von der Sichtung betroffen wären. Das bedeutet bei der aktuellen Mondstellung zur Erde, dass zwar jeder direkt westlich gelegene Ort wie auch jeder südwestliche und geringfügig nordwestlich gelegene Ort betroffen ist, aber nicht die stark nordwestlich gelegenen Orte. Schaut man sich die relevanten Karten diesbezüglich an, so erkennt man dass falls die Sichtung für den Norden des Iran gültig ist, sie auch für den Süden Deutschlands gültig sein muss (und für die Schweiz und Österreich ohnehin).
Die astronomischen Anstalten haben für Europa am Dienstag, den 30.9. eine Sichtung ausgeschlossen, weshalb möglicherweise der eine oder andere zu dem Schluss gekommen ist, dass daher am Mittwoch ein Fest in Europa nicht möglich sei. Jene gleichen Wissenschaftler hätten aber bei gleichen wissenschaftlichen Maßstäben ebenfalls für den Iran eine Sichtung an jenem Tag ausschließen müssen. Die Sichtung ist aber offenbar (wo auch immer) erfolgt, so dass Imam Chamene’i das Fest verkündigt hat. In seiner Aussage ist zudem nicht bekannt und deutlich, dass er das Fest auf irgendein Land beschränkt hätte. Uns ist nicht bekannt, auf welcher Basis Imam Chamene’i das Fest verkündet hat. Wir wissen nur, dass er es getan hat!
Die Betrachtungsweise des Muslim-Markt diesbezüglich ist seit Jahren immer fester verwurzelt gewachsen. Wir gehen davon aus, dass falls Imam Chamene’i als Vertreter des 12. Imam das Fest verkündet (wann immer und wo immer), es für die ganze Welt gültig ist und alle Gläubigen zum nächstmöglichen Zeitpunkt (also zum nächsten Morgen) das Fest feiern. Diese Ansicht unsererseits führte dazu, dass wir in diesem Jahr mit der Verkündung Imam Chamene’is veröffentlicht haben, dass wir – aber eben nur wir – uns seinem Fest anschließen.
Der Vorwurf, viele Gemeinden hätten wegen uns zur Spaltung der Schiiten geführt, entbehrt jeder Grundlage. Uns ist kein einziger Gemeindeleiter bekannt, der seine Entscheidung auf der Veröffentlichung des Muslim-Marktes aufbaut. Dass aber viele Gemeindeleiter auf einer ähnlichen Basis zu einem ähnlichen Schluss kommen, kann wohl kaum dem Muslim-Markt vorgeworfen werden.
Bliebe noch der Vorwurf, dass wir der offiziellen Vertretung Imam Chamen’is in Deutschland angeblich widersprechen. Es sei an dieser Stelle vermerkt, dass jener Vorwurf nicht vom Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) kommt, sondern von Leuten, die glauben im Namen des IZH in der Öffentlichkeit zu schreiben. Das IZH hat seine Beweggründe zur Festverkündung für Donnerstag klar und deutlich auf ihrer Internetseite veröffentlicht, und jeder kann es nachlesen. Der einzige Unterschied zu unserer Betrachtungsweise besteht darin, dass Imam Chamene’is Festverkündung nicht als die global gültige Ankündigung betrachtet wird. Es ist das gute Recht eines Vertreters Imam Chamene’is zu solch einem Schluss zu kommen, den sie selbst verantworten, und ALLE, die sich jener Meinung anschließen, sind auf der SICHEREN SEITE! Sollte die Ansicht richtig sein, haben sie richtig gehandelt. Sollte sie falsch sein, so tragen nicht sie die Verantwortung dafür.
Hingegen ist unser Verhalten in dieser Hinsicht sehr riskant! Sollte sie richtig sein, so haben wir zwar richtig gehandelt, aber wir können niemandem damit helfen, da wir alle Anhänger darauf hinweisen, dass wir ihre Verantwortung diesbezüglich nicht übernehmen können. Und sollte es falsch sein, haben wir schwere Sünde auf uns geladen! Wir können aber nicht gegen unsere eigene Überzeugung handeln. Und unsere eigene Überzeugung ist außerhalb aller oben genannten Argumente! Wir interessieren uns in keinster Weise für den Himmelskörper, der Mond genannt wird! Der Mond steht für uns stellvertretenden für Imam Ali (a.), wie die Sonne für den Propheten. Und unser heutiger „Mond“ ist Imam Seyyid Ali Chamene’i al-Hussaini! Das genau ist die Ansicht des Muslim-Markt und Basis unserer Entscheidung, zu der wir stehen.
Dennoch ist es an dieser Stelle noch einmal angebracht, auf einige Aspekte hinzuweisen, die von entscheidender Bedeutung sind und die wirklichen Unruhestiftern die Argumentationsbasis entziehen kann inschaallah.
Der Muslim-Markt ist KEINE offizielle Vertretung irgendeines Geistlichen dieser Welt, weder wurde irgendein Mitarbeiter des Muslim-Markt dazu ernannt, noch hat irgendein Mitarbeiter des Muslim-Markt jemals solch eine Behauptung aufgestellt!
Der Muslim-Markt und alle seine Mitarbeiter haben weder die Befähigung noch den Anspruch irgendeine Fatwa (religionsrechtliches Urteil) herauszugeben, und so etwas Heiliges steht uns auch nicht zu!
Der Muslim-Markt hat in der Vergangenheit jeden Fragenden nach Fatwas durch Imam Chamene’is an Imam Chamene’i selbst oder dessen Vertretung im Islamischen Zentrum Hamburg verwiesen und wird das auch in Zukunft tun! Nur wenn eine Frage bereits durch veröffentlichte Fatwas Imam Chamene’is beantwortet war, haben wir die vorliegende Antwort weitergeleitet.
Der Muslim-Markt fordert ABBSOLUT NIEMANDEN auf, unseren Entscheidungen bezüglich derartigen religionsrechtlichen Verhaltens, zu folgen, noch haben wir jemals dazu aufgerufen, von anderen Entscheidungen diesbezüglich Abstand zu nehmen. Wer etwas anderes behauptet, verbreitet die Unwahrheit. Vielmehr stehen wir unseren Geschwistern immer nach bestem Wissen und Gewissen zur Seite, weisen Sie aber deutlich auf ihre eigene Verantwortung dabei hin.
Es ist davon auszugehen, dass die teilweise chaotische Situation dieses Jahres sich in den nächsten Jahren nicht nur wiederholen wird, sondern möglicherweise neue, von uns heute noch gar nicht absehbare, Komplikationen hinzukommen. Wir betrachten all das als Prüfung, die wir gemeinsam meistern müssen inschaallah.
Das Fest – so segensreich und wichtig es ist – ist ein Geschenk an uns zur Freude. Es ist mit keinen schweren Pflichten verbunden, sondern mit der Gnade des schönen Beisammenseins. Die Tatsache, dass sich dieses Beisammensein bei manchen um einen Tag verzögert, kann der Gesamtfreude wenig Abbruch tun, und es bleibt hinreichend Zeit zum gemeinsamen Feiern! Auch stellt das Fest in einer Umgebung wie Deutschland kaum eine Schwierigkeit dar, mit der man durch besondere Anstrengung Gottes Lohn anstreben könnte, sondern ist eine Gnade von sich aus.
Wahre Einheit beginnt aber niemals beim Feiern! Wahre Einheit beginnt bei schwierigen Anstrengungen. Das Fasten selbst ist solch eine Anstrengung. Was macht es, wenn man 29 Tage zusammen gefastet hat, und es dann einen einzigen Tag nicht zusammen tut? Aber auch der Einsatz für die Unterdrückten in der Welt ist solch eine Anstrengung, zu der uns der Islam verpflichtet. Gläubige Muslime stehen immer an der Seite der Unterdrückten! Imam Chamene’i hat heute in seiner Festtagsrede gleich mehrfach auf die Hilferufe des palästinensischen Volkes hingewiesen. Bereits zwei Wochen zuvor hatte er dazu aufgerufen, weltweit für das palästinensische Volk, und nicht nur sie, beim Quds-Tag auf die Straße zu gehen und friedlich dafür zu demonstrieren. Im Iran sind dem Aufruf dutzende Millionen Menschen gefolgt. In Deutschland waren es immerhin einige Hundert – erstmalig auch wieder islamische Geistliche darunter. Wahre Einheit beginnt bei solchen Anstrengungen. Danach ist das gemeinsame Fest dann der krönende Abschluss eines gesegneten Monats.
Wir wünschen allen Geschwistern – unabhängig von ihrem Festtag – ein gesegnetes Fest und entschuldigen uns, dass unsere heutigen Festtagsgrüße so extrem sachlich und so wenig spirituell ausgefallen sind, wie es unsere Leser sonst von uns kennen.
Euer Bruder im Islam Yavuz sowie das gesamte Muslim-Markt-Team
Zitat von Umm Hussain Inzwischen gibt es den Unterschied bei Schiiten, die dem gleichen Mardscha (Vorbild der Nachahmung) folgen und zudem in der gleichen Region leben. Viele betrachten es als sehr traurig.
Ja echt Traurig. Vorallem da Wir ja nach Khamenei am 2.09. angefangen haben. Demnach sollten Wir auch mit Ihm das Fastenbrechen. Oder Theoretisch hätten Wir auch einen Tag später anfangen müssen auf grund der Sichtung. Wirklich Chaotisch dieses Jahr.
Ne, ^^ in Deutschland wurde der Mond auch am 2.09 gesichtet. Das heißt wir haben mit dem Iran das Fasten begonnen, aber nicht zusammen gebrochen. Naja, kann man ncihts machen.
Ja, leider ist es dieses Jahr chaotisch. Ich folge Sayyed Fadlallah (H), die Unterschiede dieses Jahr waren (leider) immens. Warum herrschte eigentlich so große Verwirrung ?
Warum so große Verwirrung herrscht, ließe sich ja noch erklären. Nur: warum wird das so wichtig genommen, daß es zu Auseinandersetzungen, Kränkungen und Beleidigungen kommen muß? Denn jeder einzelne hat doch die Möglichkeit, seine Entscheidung zu begründen - jeder ist doch für sich selbst verantwortlich. Und wenn der eine andere Kriterien wählt als der andere, was geht das den an? Und:
ZitatDas Fest – so segensreich und wichtig es ist – ist ein Geschenk an uns zur Freude. Es ist mit keinen schweren Pflichten verbunden, sondern mit der Gnade des schönen Beisammenseins. Die Tatsache, dass sich dieses Beisammensein bei manchen um einen Tag verzögert, kann der Gesamtfreude wenig Abbruch tun, und es bleibt hinreichend Zeit zum gemeinsamen Feiern!
ZitatWahre Einheit beginnt aber niemals beim Feiern!
Ob es eine Einheit gibt oder geben kann, muß sich im Alltag beweisen, in all den Sorgen, die wir täglich haben, den Kriegen, dem Unrecht, das Muslimen überall widerfährt, und in unseren Anstrengungen - gegen das Unrecht und gegen unser eigenes egoistisches kleines Ich.
Traurig, wie man gleich zu Ende des Fastenmonats seinen Segen wieder aufs Spiel setzt.... sunhanallah............
ja genau. Und es darf niemals so weit gehen, dass man andere sogar öffentlich beleidigt, Beiträge über ihre Fehler schreibt... Das sind gerade mal 2 Tage im Jahr, Eid ul Fitr und Eid ul adha. Was bringt es wenn wir die gemeinsam feiern, aber trotzdem uns in die Ecke verkriechen, nichts gegen Unrecht unternehmen, islamischen Gebote sonst nicht folgen. Sollten wir die Meinung nicht akzeptieren? Ja, ich will zwar, dass meine Geschwister keine Fehler begehen und möchte Gutes gebieten, aber das darf nie so weit gehen, dass man sich sogar verletzt. Wenn jemand Gründe für sein Verhalten hat und man sieht, man konnte die Person Privat nicht davon abbringen diesen Fehler zu begehen (der nur für mich ein Fehler sein muss, für sie nicht), dann schreib ich doch nicht noch ellenlange Beiträge oder rufe die Leute an und zwinge sie dazu doch noch weiter zu fasten? Schließlich geht es nicht um diesen einen Fastentag. Wer 29 Tage fastet kann auch ein Tag länger fasten. Es geht um die Sichtweise und darum, was ich richtig oder falsch sehe.
Außerdem haben die, die ihr fasten früher gebrochen haben als es die IZH gesagt hat, niemals versucht die anderen dazu zu bringen, auch ihr Fasten zu brechen. Sie haben lediglich bekanntgegeben, dass sie ihr Fasten gebrochen haben, aus dem und dem Grund. Warum wird man dann so fertig gemacht? Gehört das zum islamischen Ahlaq? Handelt man so, wenn man Einheit will? Das führt nur noch zu mehr Spaltung. Spaltung, weil man sich von diesen Personen distanzieren will, die ohne Ahlaq handeln und weil man öffentlich Beleidigt und verletzt wird. Das ist nichts anderes als für Spaltung sorgen! DIES führt zu Spaltung und nicht ein Tag früher oder später das Fasten brechen. Wir sollten so weit erzogen sein, dass wir nicht versuchen anderen unsere Sichtweise aufzuzwingen und die, die dann ein Fehler machen als Kufiten, Kuffar oder sonst was darzustellen. Wenn jemand ein Fehler macht, zahlt er eben dafür. Dieses Thema ist eben nicht so wichtig.
Die wichtigeren Themen legen wir beiseite und konzentrieren uns auf solche unwichtigen Dinge und das ist der Schaytan.
Lasst uns unsere Prioritäten richtig setzen und lasst uns mit Liebe unseren Geschwistern entgegenkommen!