Zur Nacht der Macht: Erinnert ihr euch an das Versprechen?
Einstmals wurden wir geschaffen als Krönung der Schöpfung Gottes. Als einziges Wesen sollten wir “göttliche“ Freiheit erlangen, um Träger Seines erhabenen Geistes in unseren Herzen sein zu dürfen. Gott wollte Seinen Thron in unseren Herzen aufbauen, mit dem wir Macht über alle Dinge bekommen sollten. Und er fragte uns, ob wir dazu bereit sind. Er fragte uns, ob wir die Bedingungen und die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, akzeptieren. Wir haben allem vorbehaltlos zugestimmt. Wir wollten Erkenntnis, wir wollten mehr, wir wollten Unsterblichkeit und Ewigkeit. Und all das sollten wir bekommen. Und er stellte uns die ultimative Frage: „Bin ich nicht euer Herr?“ Was hätten wir anderes antworten können als zu sagen „Wahrlich; nur Du und Du allein bist unser Herr!“ Was hätten wir anderes antworten können angesichts der Pracht und der Schönheit Seiner Liebe, die er uns schenken wollte und der Schönheit Seiner Namen? Und wir versprachen unserer Bestimmung gerecht zu werden. Erinnert ihr euch an das Versprechen?
Als Diener Gottes hatte Er uns auserwählt: Welch eine Ehrung Desjenigen, Der keines Dieners bedarf! Wir sollten sowohl die Fähigkeit als auch die Auserwähltheit haben, Sein Diener sein zu dürfen! Ihm allein sollten wir dienen und keine anderen Ziele “neben“ Ihm verfolgen. Die Liebe von Mann und Frau hat er zu einer Blüte Seiner Liebe zu uns errichtet. Die Liebe zwischen den Generationen als Seine Gnade der Verbindung so unterschiedlicher Menschen zur Einheit Gottes. Die Liebe zwischen Nachbarn zum Schutz unserer Heimat und die Liebe zur gesamten Menschheit als Barmherzigkeit der Überwindung aller unmenschlichen Grenzen. Aber vor allem hat er uns die Liebe zu Seiner geschriebenen und Seiner gelebten Offenbarung noch vor der Geburt eingegeben. Und wir haben sie mitgenommen in den Mutterschoß. Und wir haben versprochen, jene Liebe zu wahren und in unseren Herzen weiter zu entwickeln. Erinnert ihr euch an das Versprechen?
Manche waren auch dabei, als die erste Offenbarung kam und sich zunächst nur eine Frau und ein Mann zum Propheten bekannten und dann immer mehr. Sie wurden verfolgt und gedemütigt. Sie mussten hungern und erlitten Durst. Aber sie haben versprochen, den Propheten immer zu schützen, komme was da wolle! Erinnert ihr euch an das Versprechen? Ihr sagt, ihr wart nicht dabei? Aber das stimmt nicht. Jeder Teil der Menschheitsgeschichte ist eingebrannt in jedes Herz. Und jeder hat seinen Anteil daran, selbst wenn er körperlich nicht dabei war, denn sein Herz überwindet Raum und Zeit. Waren wir bereit, uns mit Steinen bewerfen zu lassen, uns foltern zu lassen, nur und nur um der Wahrheit willen?
Und dann kamen die schweren Stunden von Badr, die ohne einen einzigen mutigen Kämpfer nie zu gewinnen gewesen wäre, die bitteren Stunden von Uhud, als viele davon liefen und den Propheten alleine ließen und nur einer ihm das Leben rettete, die peinlichen Stunden als ein Goliath vor der Grabenschlacht uns zum Zweikampf aufrief und wir alle zurückschreckten, die Hilflosigkeit vor den Toren von Chaibars. Stets hat einer unser aller Würde bewahrt und unsere Feigheit überwunden. Stets hat einer allein die Flagge der Wahrhaftigkeit aufrechterhalten. Und unser Prophet hat uns aufgefordert diesen genau so zu lieben, wie ihn selbst. Wir haben es alle zusammen versprochen: Erinnert ihr euch denn nicht mehr an das Versprechen?
Als unser Prophet zu seinem Schöpfer zurückkehrte, was haben wir da getan? Haben wir unser Versprechen eingehalten? Wo waren wir, als Fatima uns rief, bevor sie selbst Opfer wurde und uns so früh verließ; diese himmlische Blume? Wo waren wir, als das Schwert der zwei Schneiden von machthungrigen Gewaltherrschern angegriffen wurde? Sind wir ihm zu Hilfe geeilt? Was haben wir aus unseren Versprechen gemacht? Was haben wir aus unseren Herzen gemacht?
Und als der Vater der Erde Abu Turab seine Stirn auf die Erde, aus der er kam, legte und nicht wieder hoch kam, weil ein Verbrecher ihn erstochen hatte; wo waren wir? War es nicht eine Nacht der Macht?
Als dann der Sohn der Fatima unsere Hilfe bedurfte, haben wir ihn dann unterstützt, damit er die Flagge von Wahrheit, Aufrichtigkeit und Menschenwürde wieder hissen konnte; oder haben wir ihn im Stich gelassen, als er vergiftet wurde? Und als dann in der Ebene am Euphrat selbst die Engel nicht mehr mit ansehen konnten, was mit den heiligen Nachkommen der Reinen Familie geschah, wo waren wir da? Haben wir nicht den Gebetsruf am Morgen des Zehnten gehört? Wo waren wir da? Warum haben wir vergessen, was wir doch nur wenige Jahrzehnte zuvor so eifrig versprochen haben?
Einen Gesegneten nach dem anderen haben wir im Stich gelassen, bis der Letzte von Gott geschützt entrücken musste. Warum? Was ist mit uns, dass wir uns nicht läutern? Sind es die Fülle der Sünden, die jegliches Durchkommen des göttlichen Lichtes aus unserem Herzen verhindern? Was ist das für ein Schmutz, der darauf lastet? Hat uns der Virus von Nationalismus oder Rassismus infiziert? Sind wir nicht die Kinder der Erde, die Nachkommen des Ibn Turab (Sohn der Erde)? Sind wir nicht für alle Zeit mit allen Menschen verbunden. Sind die Vielfalt der Gesichter nicht die wunderschönen Blumen des Gartens, der zusammen gehört? Oder sind wir infiziert von dem Virus des „Ich bin besser“? Wissen wir denn nicht, wer als Einziger jenen Satz im Buch Gottes spricht? Oder halten uns Neid, Zorn, Hochmut, Stolz und viele andere Eigenschaften ab von der Liebe? Warum erinnern wir uns nicht an die Versprechen, uns von alldem fernzuhalten, was uns von unserem göttlichen Ursprung entfernt? Sind wir so irritiert von den Geschichten der Jungfrauen der Orientalisten, von denen sie viel mehr träumen, als alle Muslime zusammen? Oder sind wir von den Waffen derjenigen beeindruckt, die damit drohen? Welche äußere Waffe der Erde ist denn in der Lage den Thron Gottes in unseren Herzen zu zerstören?
Ja wie ist es heute? Setzten wir uns in den Gesellschaften, in denen wir uns befinden, für Wahrheit und Wahrhaftigkeit ein? Sind wir bereit dafür geschlagen zu werden? Sind wir bereit dafür scheinbare Nachteile auf uns zu nehmen, um unsere Versprechen zu erfüllen? Stehen wir an der Seite der Unterdrückten dieser Welt? Stehen wir an der Seite der Hungernden und vor Durst sterbenden? Stehen wir an der Seite derjenigen, gegen die tagtäglich gedroht wird, die vertrieben sind, die getötet werden, weil sie mit Steinen auf die Unterdrücker werfen? Oder stehen wir auf der Seite der Unterdrücker, der Folterer, der Vertreiber und derjenigen, die im Namen verschiedener Götzen die Menschenwürde mit Füßen treten? Sidn wir lieber zusammen mit den Reichen oder mit den Armen? Sind wir lieber dort, wo wir geben können oder dort, wo wir nehmen? Haben wir Mut in unserem Herzen, der göttlichen Ursprungs ist, oder haben wir vergessen, wozu wir überhaupt ein Herz erhalten haben? Erinnert ihr wir uns an all die Versprechen?
Sicher erinnern wir uns? Sicher erinnern wir uns! Aber wir wissen auch, dass wir es sind, der jenes Licht in unseren Herzen eingesperrt hat, dass es kaum noch scheinen kann. Doch derjenige, der das Licht dort eingepflanzt hat, hat uns auch Gelegenheiten gegeben, den gesamten Schmutz mit einer einzigen Nacht davonzuwischen; eine einzige Nacht kann bedeutsamer sein, als ein gesamtes Menschenleben.
Einstmals wurde das gesamte Wissen der Menschheit einem einzigen Menschen in einer einzigen Nacht eingegeben. In jener Nacht ist seither so viel passiert. Tausende und abertausende Menschen konnten sich läutern. Denn Frieden herrscht in jener Nacht; ein Frieden, der fern ist von dem Krieg dieser Welt. In jener Nacht steigen die Engel zu uns allen herab. Auch jeder Nichtmuslim kann in jener Nacht, so er sich der Wahrheit hingibt, sein Herz läutern, sein Schicksal abändern und sein Leben dadurch völlig neu gestalten. Die erste jener Nächte steht uns bevor. Und auch wenn wir sämtliche Versprechen bisher gebrochen haben, jetzt können wir sie aufs Neue bekräftigen und aufs Neue erfüllen. Diese Nächte geben uns die Chance dazu. Wir können uns an Ihn wenden, der erhört jeden Ruf des Rufenden und antwortet ihm auch:
Ich flehe Dich durch deine Namen an Oh Du unsere Herr Oh Du unser Gott Oh Du unsere Meister Oh Du unser Freund Oh Du unser Erretter Oh Du unser Behüter Oh Du unser Allmächtiger Oh Du unser Ernährer Oh Du unser Wegweiser Oh Du unser Beistand Gepriesen bist Du, außer dem es keinen Gott gibt. Hilfe! Hilfe! Befreie uns von Höllenfeuer oh Herr.