Muslim-Markt, 8.3.2007 – Marionette ist man nicht nur dann, wenn man an dem Seil tanzt, das andere bewegen. Marionette ist man auch dann, wenn man exakt die gegnerische Rolle einnimmt, die einem zugedacht ist.
Die Konstrukteure des so genannten „Kampfes der Kulturen“ meinen eigentlich nichts anderes als eine „Schlacht gegen Muslime“ auf allen Ebenen und in allen Dimensionen. Dabei ist den Muslimen die Rolle zugedacht, der Gegner in jener Schlacht zu sein, der die „westlichen Werte“ bekämpft, die dann logischerweise vom Westen „verteidigt“ werden. Dass dabei niemandem erklärt wird, was eigentlich „Westliche Werte“ sind und jene Werte immer mehr in die Unmenschlichkeit abdriften, spielt in jener Schlacht keine Rolle. Denn, so lange die Muslime teils ignorant, teils unbeherrscht und teils „motiviert“ von diversen Interessengruppen die gegnerische Rolle einnehmen und exakt das tun, was ihnen in diesem grausamen Spiel zugedacht ist, funktioniert es.
Jüngstes Beispiel ist eine so genannte Kunstausstellung in Berlin. Auf ein Foto der Kaaba wurde der Schriftzug „Dummer Stein“ geschrieben; eine „Kunst“ die jeder Zweitklässler in Deutschland mit Computer und Farbdrucker zustande gebracht hätte. Die Rolle, welche den Muslimen dabei zugedacht wurde, ist klar: Sie sollen sich empören, aufregen, dagegen vorgehen usw. Einige anonyme Anrufe mit anonymen Drohungen (von wem auch immer) sorgen für die notwenige „Brisanz“ und eine kurzzeitige Schließung der Ausstellung, um sie danach wieder zu eröffnen. Alles zusammen sorgt für den notwenigen Medienwirbel. Und hunderte Menschen, die sich „für die Freiheit von Kunst und Kultur" einsetzen, pilgern zu jener Ausstellung, um sich ein Foto der Kaaba anzusehen, auf dem der Spruch steht „Dummer Stein“. Eines Tages werden Geschichtsbücher darüber rätseln, wie man mit solch einer „Kunst“ Menschen in eine Ausstellung locken konnte.
Aber muss die Geschichte wirklich immer so ausgehen? Muss der vorgezeichnet Verlauf immer und immer und immer wieder in dieser gleichen Art durchgespielt werden? Müssen Muslime diese Inszenierung der Feinde von Menschlichkeit so phantasievoll mit ihrer ihnen zugedachten Rolle unterstützen?
Wie wäre es denn, wenn Muslime eine ganz andere Rolle spielen würden? Wie wäre es z.B. wenn sich 10 Muslime in Berlin zusammen tun. Jeweils zwei von Ihnen stellen sich mit einem großen eigenen Poster friedlich vor jenes Poster der Ausstellung. Auf dem eigenen Poster steht z.B.: „Gott vergebene jenen, die es lieben Menschen gegeneinander aufzuhetzen“. Oder darauf steht: „Nicht Menschenverachtung sondern Liebe ist Kunst“. Wenn man etwas darüber nachdenkt werden einem schon hinreichend gute Sprüche einfallen. Die zwei Muslime (vielleicht ein Muslim und eine Muslima mit Kopftuch) stehen dort eine Stunde lang und werden dann von zwei anderen abgelöst. Acht Muslime könnten so vier Stunden eines gut besuchten Tages dort stehen. Weitere zwei könnten die ganze Zeit digital filmen. Früher oder später wird die Ausstellungsleitung „Maßnahmen“ gegen die muslimische Kunst ergreifen. Dann werden die friedlichen Plakathochhalter möglicherweise abgeführt, alles auf Film festgehalten und am nächsten Tag im Internet. Dann wollen wir doch gerne einmal die Schlagzeilen dazu lesen!? Ein frühzeitiger Hinweis an einige interessierte Journalisten (nicht von der Hofpresse) könnte auch schon vorzeitig zu einem Medieninteresse führen. Dann wird sich herausstellen, wer gegen die Freiheit der Kunst und gegen freie Meinungsäußerung ist und gleichzeitig Unmenschlichkeit zu einer Tugend zu erheben sucht!
Eine andere menschenverachtende „Kunst“, der z.Z. die Medien füllt, wird von Günter Wallraff inszeniert. Er will unbedingt die „Satanischen Verse“ von Rushdie in einer Moschee lesen, um den Islam zu „öffnen“. Die Rolle, welche den Muslimen hierbei zugedacht ist, ist ebenfalls offensichtlich. Sie sollen sich dagegen wehren und die Lesung gar nicht erst zulassen. Und wenn es doch irgendwo zu einer Lesung kommen sollte, wird sich sicherlich der eine oder andere „finden“, der einen medienwirksamen Skandal daraus macht.
Aber warum sollten Muslime diese grausame spiel der Menschenverachtung eines Wallraff exakt in der Form mitspielen, in der er es vorschlägt. Wie wäre es mit einem Gegenvorschlag: Einverstanden, er darf aus den Satanischen Versen in einer Moschee vorlesen, und um die Gemeinsamkeit der Religionen zu demonstrieren, sollen bestimmte Passagen des Buches sowohl in einer Synagoge als auch in einer Kirche (z.B. im Kölner Dom) verlesen werden. Und nicht Wallraf sucht die Passagen aus, sondern die Muslime! So kann Wallraf dann die Szenen verlesen, in denen Moses, Salomon, Jesus, die Heilige Maria und der Erzengel Gabriel (der Friede Gottes sei mit ihnen allen) durch den Dreck von Rushdies Phantasien gezogen wird. Wie wäre solch eine Gegenvorschlag, um Wallraffs üble Absichten zu entlarven? Und wenn schon Synagoge und Kirche da nicht mitspielen, dann kann das in einem neutralen Raum geschehen, zu denen Wallraf dann Synagogenvorsteher und Kirchenvorstände einladen kann. Sollten die dann unerwarteterweise kommen, müsste Wallraff dann neben dem Islam auch das Christentum und Judentum mit Rushdies Dreck bewerfen. Und nicht die Muslime sondern Wallraff wäre der Menschenverachter. Sollten jene aber erwartungsgemäß nicht kommen, könnten die anwesenden Muslime die Heiligen des Judentums und Christentums verteidigen und wieder wäre Wallraff als Menschenverachter entlarvt!
An diesen zwei Beispielen soll verdeutlicht werden, wie wir Muslime diese Kriegslüsternheit und menschenverachtende Respektlosigkeit, mit der einige „Künstler“ Muslime bekämpfen wollen, fantasievoller abwehren müssen. Die Energie, die jene „Künstler“ aufbringen, um Menschen gegeneinander aufzuhetzen, muss dazu genutzt werden, den menschenverachtenden Charakter ihrer Handlung aufzudecken.
Es geht um unser Seelenheil, es geht um inneren Frieden in Deutschland und Signale für Frieden in der Welt. Derzeit wird die westliche Welt beherrscht von Menschen, die kriegerische Absichten verfolgen. Und Muslimen ist dabei eine Marionettenrolle zugedacht, die manche bedauerlicherweise auch immer wieder einnehmen. Es wird Zeit die Seile zu zerreißen, die jene Marionetten lenken. Es wird Zeit den Spieß umzudrehen und mit Ideenreichtum aufzuzeigen, wer wirklich Kriegstreiber in dieser Welt ist. Es wird Zeit aktiv für den Frieden einzustehen mit guten neuen Ideen!
Wer agiert macht auch Fehler. Beten wir zum Allmächtigen, dass er uns vor unseren eigenen Fehlern schützt. Aber nichts zu tun, oder gar die Marionettenrolle einzunehmen, die manche uns Muslimen zugedacht haben, ist sicherlich der größte Fehler.