Dies ist eine Rede des verehrten Oberhaupt der Muslime Imam Khamene'i bzgl. der Beziehung zwischen Iran und Europa. Obwohl diese Rede schon vor 10 Jahren gehalten wurde, ist sie heute genauso aktuell wie damals.
Iran braucht Europa nicht, 30.04.1997
Der Führer der Islamischen Republik Iran Ayatollah Khamene'i sagte, daß Iran Europa nicht brauche, denn es gäbe da eine Menge Länder, die Schlange stehen, Iran das zu verkaufen, was er braucht. Als Antwort auf die Erklärung der EU-Außenminister gegen Iran sagte der Imam, es seien die Europäer, die die Menschenrechte nicht beachten, und beschrieb die Luxemburger Zusammenkunft als Unverschämtheit. Vor einer Gruppe von Arbeitern und Lehrern fuhr Imam Khamene'i fort und richtete sich an die Iranische Regierung:
"Zuerst einmal soll sie (die Iranische Regierung) dem deutschen Botschafter für eine Weile nicht erlauben, nach Iran zu kommem."
Es folgen einige Auszüge aus Imam Khamene'is Rede, wie sie im Iranischen Rundfunk gesendet wurde, Teilüberschriften stammen von der Redaktion:
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Willkommen, meine lieben Brüder und Schwestern ...
Meine Lieben, laßt mich Euch sagen, daß der islamische Iran heute durch eine höchst wichtige und empfindliche Phase. Diese Zeit ist sehr wichtig, genau wie die Jahre des (Iraq-Iran) Krieges. Jene Periode war aus verschiedenen Gründen wichtig, und genau so ist das heute. Heute sind unsere äußeren Feinde, das sind die arroganten Staaten, dazu übergegangen, Iran anzustarren. Sie warten ab, um zu sehen, was die iranische Nation von ihren prinzipiellen und islamischen Standpunkten abbringen kann. Das ist ihr Bestreben.
In der Welt gibt es eine Reihe, an deren Spitze ein diejenigen arroganten Staaten stehen, die sich selbst für fortschrittlich halten. Es gibt einige europäische Staaten und Amerika. Sie stehen am Anfang dieser Reihe. Und genauso wie Kinder in ihrem Spiel, in dem einige vorne stehen und der Rest hinter ihnen steht und sich an ihren Rockzipfeln festhät, genauso ziehen sie (die arroganten Länder) die kleineren ärmeren und schwächeren Länder und Regierungen hinter sich her, denen allgemeine Unterstützung fehlt.
Welche Richtung diese (arroganten Länder auch immer wählen, wird den Nachfolgenden auferlegt. Diese armen Länder haben die brutalen Kerle daran gewöhnt, zu tyrannisieren. Meiner Meinung nach liegen die größten Fehlerdafür, daß starke Regierungen andere heute tyrannisieren, in Regimes, die wegen ihrer Schwäche jene Brutalen so aufdringlich werden lassen haben, die zuviel erwarten und andere tyrannisieren.
Seit 17 bis 18 Jahren sagt der Islamische Iran nun schin zu jenen Ländern: Seid doch unabhängig, denkt an eure Nationen, regiert euch selbst, bewahrt euch eure Kulturen, eure Unabhängigkeit und geht eurem eigenen Weg nach. Warum folgt ihr anderen? Die iranische Regierung und die Nation stehen wie ein Berg und fügen sich nicht den Erwartungen und Tyrannisierungen anderer. In der Vergangenheit (vor der Revolution) war Iran eines der Länder, die am Ende der Reihe gestanden haben, sich an den Rockzipfeln derer festgehalten hat, die vor ihm waren und diesen hinterhergelaufen ist. Seit der Revolution und soeziell nachdem der Krieg beendet ist, sagten sie (der Westen) sich: jetzt, wo der Krieg vorbei ist und sie (die Iraner) ihr Land aufbauen wollen, können wir sie vielleicht unter dem Druck ihrer Bedürfnisse dazu zwingen, von ihren Standpunkten abzulassen und zurückzuholen und den arroganten Ländern zu folgen. Aber sie sahen, daß das nicht passierte.
Iran gibt nicht auf
All die Jahre hindurch ist die iranische Nation auf dem Weg des Fortschrittes gegangen - Gott sei gepriesen, es wurden Riesenschritte in Richtung Entwicklung des Landes getan. Und im Zusammenhang mit politischen Standpunkten bezüglich internationaler Themen hat sie ihre Positionen mit jedem Tag klarer, deutlicher und entschiedener vertreten: Sie wird nicht vor ihnen kapitulieren. Sie versuchen, (auf Iran) Druck auszuüben. In solchen Zeiten muß die iranische Nation genau darüber nachdenken, sich zu festigen. In den bevorstehenden Jahren, in denen sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, muß die iranische Nation hart arbeiten, damit sie einen Punkt erreicht, an dem nicht mehr die kleinste Abhängigkeit von Ländern außerhalb der Landesgrenzen besteht - mit anderen Worten: wahre Selbständigkeit im ganzen Sinn des Wortes, sodaß, sie uns nicht mehr tyrannisieren können.
Seht euch doch das Treffen an, das die europäischen Außenminister abgehalten haben. Sie haben sich hingesetzt und Unsinn geredet. Sie haben unrichtige Standpunkte vertreten, sie haben eine Deklaration gemacht und das Treffen beendet. Was war das Ziel? Das Ziel war, Druck auf die iranische Regierung und das iranische Volk auszuüben. Sie haben unverschämte Dinge auf ihrem gestrigen Treffen gesagt. Die iranische Nation und die iranische Regierung muß demonstrieren, daß wir eine empfindliche und entscheidende Antwort auf tyrannisierende, arrogante und unverschämte Regierungen geben werden.
Eine ihrer falschen Einstellungen kam dabei heraus, als sie beschlossen, ein Treffen ihrer klugen Köpfe abzuhalten. Sie sagten: Laßt uns hingehen und Iran auffordern, die Menschenrechte zu respektieren.
Europas Unverfrorenheit
Je mehr ich darüber nachgedacht habe, wie ich ihren Standpunkt bezeichnen könnte - ich fragte mich, was die Bedeutung ihrer Taten war - um so mehr kam ich zu dem Schluß, daß ich kein anderes Wort dafür finden konnte als Unverschämtheit.
Diese Gentlemen zeigten ihre Unverschämtheit, indem sie diese Erklärung verfassten. Allen Ernstes: Menschenrechte! Die schlimmsten Beispiele für Menschenrechtsveretzungen sind von den europäischen Regierungen in diesem Jahrhundert verübt worden. Das waren 100 Jahre der Mißhandlung. Auch wenn wir zurückgehen ud in der Geshcichte der vergangenen Jahrhunderte lesen, so werden wir nicht anderes finden. Ich habe die Geschichte Europas studiert, ein großes Ding, aber laßt uns nur einmal die letzten 100 Jahre durchgehen.
Die selben Gentlemen aus Europa führten zwei Weltkriege voller Volksverhetzung. Die zwei Weltkriege waren ihr Werk. Dieselben europäischen Gentlemen kolonialisierten dutzende Länder der Welt. Dieselben Gentlemen, die sich gestern in Luxemburg zusammengesetzt haben, um die Länge ihrer Bärte zu vergleichen (Anm.: ein Ausdruck fü eitles Geschwätz und sinnlosen Zeitvertreib), redeten und redeten und verfaßten eine sogenannte weise Erklärung. Die Sünden des Kolonialismus, d.h. die Verletzung der Rechte anderer Völker sind die Last auf den Schultern genau derjenigen Regierungen, deren Repräsentanten sich gestern zusammengesetzt haben, um über die Menschenrechtsverletzungen m Iran zu diskutieren. Dieser (Kolonialismus) war ein Beispiel fü ihre eigenen Menschenrechtsverletzungen in den vergangenen Jahrzehnten.
Das aber war in vergangenen Jahrzehnten. In unserer Zeit: Wer hat da die Anlagen für chemische Waffen im Iraq gemacht, die so viele Tragödien verursacht haben ? Wer hat die nuklearen Einrichtungen gemacht, die diese Region bedroht haben? Iraqs Nuklaeren Einrichtungen, wo sie Atombomben bauen wollten? - Genau diese Gentlemen! Wer legt denn die Grundlagen für und wer rechtfertigt die Verbrechen, die Israel begeht, das tagtälich weitere Verbrechen verübt? Genau diese Gentlemen! Genau diese Regierungen!
Seht einmal: Diese Menschen, die hier sitzen, sind die Verwandten der Märtyrer von Qana (Libanon). Letztes Jahr verübte das zionistische Regime eines der tragischsten Verbrechen vor den Augen dieser Menschen. Haben sie irgend etwas gesagt? Haben sie wenigstens eine Rüge angebracht? War das nicht falsch?
Dies ist das Ausmaß, mit dem sich ihr Standpunkt hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen verbindet. Zur Zeit werden so viele Verbrechen in den besetzten Gebieten verübt. Libanon wird täglich bombardiert - die Häser einfacher Leute. Sie kommen in libanesische Dörfer. Sie landen mit ihren Hubschraubern, nehmen Menschen an Bord und werfen sie in ihre Gefängnisse. Vor den Augen genau dieser europäischen Gentlemen. In dieser Sache sind sie einig. Nichts. Sagen Sie ein Wort? Überhaupt nicht. Werden Sie ärgerlich? Überhaupt nicht.
In Sachen Bosnien-Herzigowina sind so viele Tragödien herausgekommen. Als sie irgendwann sahen, daß es wirklich gräßlich werden würde - traten andere Verbrechen außerhalb Europas auf. Das aber geschah in Europa selber. Sie veranstalteten ein wenig Geheul und Gejammer. Sie unternahmen keinerlei korrekte und vernünftige Maßnahme. Noch heute stehen die Muslime unter dem Druck der Serben. Genau jetzt. Kriminelle, die Tausende Leute umgebracht haben, sie lebendig begraben oder zu Tode hungern lassen haben, laufen heute frei in Europa umher. Niemand klagt sie an.
Diese Gentlemen, diese europäischen Regierungen, die entweder selber so viele Verbrechen verübt haben, oder geschwiegen haben, als sie vor ihren Augen begangen wurden - wie können sie die Dreistigkeit haben, der Islamischen Republik, einem populären System, einer tapferen Nation zu sagen, daß es die Menschenrechte verletze? Ist das etwas anderes als schamlos? Sie sind wahrhaftig schamlos.
Iran "verurteilt" den Dialog mit Europa nicht
Nun haben sie gedacht, sie hätten die Islamische Republik erschreckt, indem sie gesagt haben, wir wollen den kritischen Dialog mit Iran einstellen. Wer verurteilt hier? Fordern wir den Dialog?
Wenn es hier irgend eine Kritik zu üben gibt, dann sind wir diejenigen, die euch kritisieren. Der begriff dieser Gespräche war von Anfang an falsch. Ich habe bereits zu Beginn gesagt, daß diese Gespräche besser "bilaterale Kritik" geheißen hätten. Wenn es Kritik gibt, dann sollte sie doch wohl von beiden Seiten kommen. Wir haben mehr an euch zu kritisieren, als ihr an uns. Was ist denn eure Kritik? Eure Kritik ist doch: Warum befolgt ihr die islamischen Prinzipien? Aber genau das ist unser Stolz.
Seht wie schamlos, grausam, böswillig, ungerecht und unverschämt die Feinde der Iranischen Nation sind. Das ist es, wie sie sind. Die Feinde der Islamischen Republik. Natürlich hat die iranische Nation schlimmeres gesehen, als diese Feindseligkeiten und hat fest wie ein Berg gestanden. Glaubt ihr, irgendwer kümmert sich um das, was sie gesagt haben?
Natürlich hat unsere Regierung, gepriesen sei Gott, gegen ihr häßches Verhalten gute Standpunkte eingenommen. Von nun an muß es auch aus einer Position der Stärke voranschreiten. Zuersteinmal soll sie (die Iranische Regierung) dem deutschen Botschafter für eine Weile nicht erlauben, nach Iran zu kommem. Sie sollen ihn nicht hereinlassen.
Und der Rest - die die kommen wollen, die zurückkehren wollen, nunja um es wohlwollend zu sagen: Sie sind von selbst gegangen, sie können von selbst wiederkommen - als ob ihr Abgang etwas wichtiges gewesen wäre. Sie haben bemerkt, daß es absolut nicht wichtig gewesen ist. Jetzt wollen sie zurückkommen. Na gut. Wenn sie zurückkommen wollen, dann ist das nicht verkehrt. Auf jeden Fall beeilen wir uns nicht, die iranischen Botschafter in ihre Länder zurückzuschicken.
Nehmt euch Zeit. Seht, was angemessen ist. Was immer die islamische Würde gebietet, was wir auch immer gesagt haben, sie sollen in Anlehnung daran handeln.
Die Wahrheit ist: Laßt beide, die Europäer und andere wissen: Laßt Europa nicht in dem Glauben, daß wir es bräuchten. Keinesfalls. Wir haben Europa nicht nötig.
Wir können unser Land auch ohne Europa gestalten. Laßt uns doch einmal annehmen, daß einige Luxusgüter oder Kosmetika, die aus diesem oder jenem Land importiert werden, nicht mehr kommen. Nun, das ist gut. Was spielt das für eine Rolle? Wir produzieren im Lande, was unsere Nation braucht, und wenn es etwas gibt, was wir brauchen, dann sind da eine Menge Länder, die Schlange stehen, uns das zu verkaufen. Wofür brauchen wir diese paar europäischen Länder? Sie glauben (wohl), ihnen gehöre die Welt.
Meiner Meinung nach sind sie (die europäischen Länder) in dieser Sache natüurlich hereingelegt worden. Sie wurden von den Zionisten und den Amerikanern hereingelegt. Das heißt, die Amerikaner waren es, die Druck ausgeübt haben. Aber sie haben nicht gemerkt, worum es ging. Sie haben nicht bemerkt, daß der islamische Iran kein Land ist, das man zwingen kann, seine Positionen aufzugeben, oder das man zwingen kann, sich irgendwem zu ergeben. Iran ist ein Land, welches trotz all der Hindernisse, die ihm von Großen Mächten in den Weg gelegt wurden, in den letzten 18 Jahren vollen Herzens, tapfer und in würdevoller Weise all das errungen hat, was es heute erreicht hat...
Diese Nation ist lebendig. Diese Nation ist wachsam. Dies ist eine fröhliche, konstruktive Nation, die niemand anderen braucht. Wir brauchen niemanden. Diejenigen, die zu uns Kontakte unterhalten wollen, sollen wissen, daß wenn Beziehungen arrogant zu werden beginnen, die iranische Nation sie abweisen wird.
Meine Lieben. Lehrer, Arbeiter, junge Leute und all ihr, in deren Händen die Stabilität, die Unabhängigkeit und das Rückgrat des Landes liegen; Auf euren Schultern ruht eine schwere Last der Verantwortung. Könnt ihr sehen, wir unfair der Feind ist? Könnt ihr sehen, wie ruchlos und schamlos der Feind ist? Wenn ihr von der Herrschaft des Feindes gerettet sein wollt, dann müßt ihr hart arbeiten. Jeder muß seine Aufgabe tun unter der Berücksichtigung, Gott zu gefallen und diesen islamischen Staat in die Lage versetzen, diesen stolzen und blühenden Iran, gegen den Feind Stand zu halten, und jedem klar zu machen, daß dank der Segnungen des Islam kein Feind diese Nation tyrannisieren oder ausbeuten kann.
Möge Gottes Friede und seine Gnade mit euch allen sein.
Quelle: Stimme der Islamischen Republik Iran, Kanal 1, persisch, 10:10 Uhr GMT, 30. April 1997