Zu allen Zeiten schickte Allah zu den Menschen Propheten. Diese Gesandten Allahs sollten die Menschen die Verehrung und Anbetung Allahs lehren und ihnen die göttlichen Vorschriften verkünden. Denn diese Gebote Allahs bringen den Menschen, die sie befolgen, Glück und Segen.
Einer dieser Propheten war Noah, dessen Geschichte ihr sicherlich kennt. Die Menschen in seiner Zeit waren ungehorsam gegenüber Gott und deshalb wurden sie durch eine große Flut bestraft. Noah und seine Gefährten aber, hatten in einem Schiff das Ende dieser Flut abgewartet. Als die Erde wieder trocknete, verließen diese Gottesgläubigen ihr Schiff und richteten sich das Leben wieder ein. Einige begannen Landwirtschaft zu betreiben, andere widmeten sich der Viehzucht.
Mit der Zeit teilten sich die Menschen in unterschiedliche Stämme, die sich an verschiedenen Orten niederließen. Die Erde wurde grüner und schöner. Schon lange erinnerte nichts mehr an die schreckliche Flut, die den Menschen die Macht und Größe Allahs gezeigt hatte.
Einer dieser Stämme nannte sich "Ad". Dieser Stamm lebte in einem Ort, der zwischen dem Persischen Golf und Jemen lag. Die Gegend dort hatte wegen des reichhaltigen Niederschlags und der Nähe zum Meer viele Brunnen und war besonders fruchtbar. Die Menschen dieses Stammes waren auch nicht faul: sie bestellten das Land, legten fruchtbare Gärten an und züchteten Vieh. Sie fertigten sich Werkzeuge aus Stein und bauten immer grössere und schönere Häuser. Aber je mehr Gaben sie empfingen und je stabiler ihre Häuser wurden, desto selbstsüchtiger wurden sie auch. Sie vergaßen Gott und sie fingen an, sich gegenseitig zu bekämpfen. Ausbeutung und Unterdrückung bestimmte ihr Leben. Sie überfielen Karawanen und vermehrten so ihren Reichtum.
In diesem hochmütigen und ungerechten Volk lebte Hud, der wie Noah an den einzigen Gott glaubte. Hud konnte die schlechten Taten seines Volkes nicht ertragen und fragte sich immer:
"Warum sind diese Menschen nur so? Diese Menschen, die gut sein und einander helfen könnten! Diese Menschen, die Mitleid haben könnten miteinander: warum bekämpfen sie sieh, beuten den Reichtum der anderen aus und töten sogar? Wenn diese Menschen die Gesetze Gottes kennen würden, könnten sie in Ruhe und Zufriedenheit leben. Aber aus Unwissenheit werfen sie sich vor einem Stein nieder, der durch den Regen im Laufe der Zeit eine menschliche Gestalt bekommen hat. Sie beten diesen Stein an. Und wenn sie krank sind oder Probleme haben, denken sie, dass dieser Stein böse ist auf sie oder unzufrieden mit ihnen ist. Sie bringen ihm Essen und opfern Vieh für diesen Stein, um ihn zu beruhigen und wohlgesonnen zu machen.
Warum nur sind diese Menschen so unwissend? Würden diese Leute nachdenken und die göttlichen Gesetze beachten, wären sie niemals bereit, einen Stein anzubeten. Wie schön wäre es, wenn diese Menschen aufwachen und aus den Gaben Gottes Nutzen für sich ziehen würden!"
Allah hat Hud zu Seinem Propheten bestimmt. Er sollte seinem Stamm Gott wieder nahebringen und Falschheit, Ausbeutung und Streit beseitigen. Hud sprach:
"O mein Volk, ich bin ein Gesandter des allmächtigen Gottes. Ihr sollt allein Allah dienen und Seine Strafe fürchten. Ich erwarte von euch keinen Lohn für meine Mühe; meine Belohnung erwarte ich von Gott allein.
Anstatt falschen Göttern und Steinen gehorsam zu sein, sollt ihr dem einzigen Gott, der euch Liebe und Gerechtigkeit schenkt, Gehorsam zeigen. Wie könnt ihr diese unbeweglichen und toten Steine anbeten? Warum seid ihr wie das Volk von Noah, das Gott vergessen hat und deshalb bestraft wurde? Ihr sollt wissen, dass ihr für euren Ungehorsam ebenso bestraft werdet, wie damals das Volk von Noah. Nehmt Vernunft an und ändert euer Verhalten. Dient Gott allein, Der euch mit Gaben segnete und euch Stärke und Macht verlieh."
Einer der Stammesfürsten, der die Unwissenheit der Leute ausgenutzt hatte und sie beherrschte, sah durch die Worte Huds seine Herrschaft und Macht in Gefahr. Er wusste genau: wenn die Menschen dem Wege Huds folgen, würde er seine Macht verlieren! Deshalb begann er, mit Hud zu streiten und er sagte zu den Leuten:
"Warum seid ihr ruhig geblieben? Hud hat sieh über eure Götter, die schon eure Eitern und Großeltern anbeteten, lustig gemacht!"
Und zu Hud gewandt sprach er.
"Wie kommt es eigentlich, dass Dein Gott gerade Dich zu seinem Propheten gemacht hat? Du bist ein armer, unbedeutender Mensch. In unserem Volk gibt es Menschen mit viel mehr Wohlstand und Einfluss. Warum hat Dein Gott nicht einen von ihnen auserwählt? Du bist ein Lügner! Du willst Dich durch Deinen Aufruf bekannt machen und Ehre und Macht gewinnen!"
Nur wenige Leute, die Hud gut kannten, schenkten ihm Glauben. Die Mehrheit aber warf ihm vor, verrückt zu sein. Und sie glaubten ihm nicht. Wieder sagte Hud:
"Ich bin nicht verrückt, sondern der Gesandte Gottes."
Aber die Leute warfen ihm vor:
"Du hast uns keine klaren Beweise gebracht. Wir wollen unsere Götter nicht aufgeben. Wir glauben, unsere Götter haben dir irgendein übel zugefügt."
Hud aber sprach:
"Ich nehme Gott als Zeuge, dass ich nicht an eure Steine und Götter glaube. Ich hasse sie. Ihr könnt machen, was ihr wollt. Ich glaube an den Gott, an den schon Noah geglaubt hat und ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin."
Die Leute sagten:
"Willst Du uns mit dem Tod Angst machen? Weiche Kraft und welche Macht kann gegen uns kämpfen? Wir sind ein starker und reicher Stamm."
Doch Hud entgegnete:
"Eine Macht, die euch alle diese Gaben gegeben hat, wird mit euch kämpfen."
Nun forderten die Leute Hud auf:
"Geh' zu Deinem Gott, und sag' ihm, dass er uns bestrafen soll. Wir vertrauen auf unsere Kraft und du sprichst für uns von der Kraft Deines Gottes?"
Hud erkannte, dass dieses ungehorsame Volk nicht an Gott glauben würde. Ein Volk, das wegen der vielen Gaben, die Gott ihnen gegeben hatte, stolz geworden war und sich nun mächtiger und stärker fühlte als Gott. Hud sagte:
"Wartet auf die Strafe Gottes und ich werde auch warten!"
Dann begann er zu beten und zu Gott zu sprechen:
"O mein Gott, dieses unwissende Volk denkt, dass es mächtiger ist als Du und sie machen sich lustig über Deinen Gesandten. Sie haben Deine Strafe verdient. Vielleicht werden sie dann an Dich glauben."
Die Strafe ließ nicht auf sich warten: in dem vorher so regenreichen und fruchtbaren Tal regnete es lange Zeit nicht mehr. Die Brunnen vertrockneten und die Erde wurde hart, so dass die Leute das Feld nicht mehr bestellen konnten. Die Menschen litten immer mehr unter dem fehlenden Regen, und so beteten sie vor ihren Göttern und Steinen und brachten viele Opfer dar. Aber Ihre Opfer nutzten nichts, und auch ihr Wehklagen war vergebens.
Als sie von einer ihrer Anbetungen zurückkamen, begegnete ihnen Hud, und sie fragten ihn:
"Wie ist die Strafe Deines Gottes?"
Hud antwortete ihnen:
"O mein Volk, ihr sollt wissen, dass dies der Anfang der Strafe Ist. Wenn ihr euer schlechtes Verhalten der Vergangenheit bereut und euch Gott allein zuwendet, wird Er euch wieder alle Seine Gaben und Segnungen schenken.
Ihr könnt jeden Tag zu diesen unfähigen und wirkungslosen Steinen und Göttern gehen, die viel schwächer sind als ihr selbst. Aber ihr sollt wissen, dass euch falsche und unwirksame Götter keinen Nutzen bringen. Ihr sollt an den einzigen Gott glauben und eure Taten bereuen. "
Auch der Stammesfürst erfuhr von Huds Worten und er sprach zu seinen Leuten:
"Ich habe euch doch immer gewarnt. Dieser Mann ist ein Tor, der bedeutungslose Dinge spricht. Ich bin sicher, dass wir bald Regen bekommen werden. Wenn ihr mir nicht glauben wollt, dann folgt mir in die Wüste. Dort könnt ihr die schwarzen Regenwolken bereits sehen."
Sie folgten ihm in die Wüste und als sie die Wolken sahen, wurden sie froh, und übermütig sprachen sie:
"Unsere Götter sind wieder zufrieden mit uns und bald wird unsere Stadt wieder erblühen. O wie gut, dass unsere Götter besser und mächtiger sind als der Gott, von dem Hud immer spricht."
Aber die Leute ahnten nicht, dass diese Wolken eine schwere Stare für sie bringen würden! Gott befahl Hud, seine Leute zu sammeln und die Stadt zu verlassen. Im Qur'an heißt es:
"Als Unser Befehl kam, da erretteten Mir Hud und die mit ihm gläubig waren, durch Unsere Barmherzigkeit Und Mir erretteten sie vor schwerer Pein." (Sure Hud, Vers 50)
Mit den schwarzen Wolken jedoch kam ein schwerer Sturm, der alles vernichtete. Der Qur'an berichtet über diesen Sturm:
"Und was die Ad betrifft, so wurden sie durch einen gewaltigen Sturmwind vernichtet. Den Er sieben Nächte und acht Tage ununterbrochen gegen sie wüten ließ, so dass du das Volk niedergestreckt darin hättest liegen sehen können, als wären sie hohle Schäfte von Palmen." (Sure Al-Haqqah, Verse 6 und 7).
Alles, was der Stamm Ad sich geschaffen hatte, war von Erde und Sand bedeckt. Aus dem einst so fruchtbaren Land war durch die Kraft Gottes eine öde schwarze Wüstenlandschaft geworden.
Im Qur'an wird die Geschichte des Stammes Ad an mehreren Stellen erzählt. Sie soll den Menschen eine Warnung sein. Du kannst sie selbst nachlesen: