Die Lossagung [tabarra] ist eine der zehn Pflichten der Zweige der Religion [furu'ad-din]. Es bedeutet die Lossagung von den Feinden der Ahl-ul-Bait (a.) und hängt direkt zusammen mit dem Liebeserweis [tawalla]. Die Identifikation eines solchen Feindes obliegt aber strengen moralischen Vorschriften, so dass nicht jede unbedeutende oder unwissende Gegnerschaft unter dieses Prinzip fällt. Dazu gibt es die Überlieferung von Prophet Muhammad (s.), dass sein jüdischer Nachbar jeden Tag seinen Unrat vor das Haus des Propheten Muhammad (s.) ablud. Als er es eine Weile nicht tat, erkundigte sich Prophet Muhammad (s.) nach seinem Befinden und schenkte ihm Trost, als er erfuhr, dass jener krank sei. Dieser wurde durch das Barmherzige Verhalten des Propheten Muhammad (s.) derart gerührt, dass er den Islam annahm. Ähnliche Überlieferungen gibt es zu vielen Gegnern der Ahl-ul-Bait (a.).
Die Lossagung betrifft jene, die aktiv und gleichzeitig lebensbedrohlich und/oder in schwerwiegender Weise die Ehre, Würde oder das Leben durch ihre Feindschaft zu den Ahl-ul-Bait (a.) gefährden.
Der Begriff der Lossagung geht zurück auf den Heiligen Qur'an (9:1), als die Feinde des Propheten Muhammad (s.) ein gemeinsam unterzeichnetes Abkommen widerrechtlich brachen, so dass auch die Muslime den Vertrag aufkündigten bzw. sich "lossagten" von den Feinden.
Die besondere Bedeutung dieser Lossagung wird auch in den Regeln zum Fasten [saum] deutlich. Denn ALLAH, dem Propheten Muhammad (s.) oder den Ahl-ul-Bait falsche Dinge bzw. Unwahres zuzuschreiben führt zum Fastenabbruch.
Tawalla:
Der Liebeserweis [tawalla] ist eine der zehn Pflichten der Zweige der Religion [furu'ad-din]. Damit ist die Liebe zum Propheten Muhammad (s.) und seine Ahl-ul-Bait (a.) gemeint, die jeder Muslim mit einem Segnungs-Bittgebet [salawat] in seinem Ritualgebet grüßen muss, damit sein Ritualgebet gültig ist. Der Liebeserweis [tawalla] geht auf den Verse 42:23 im Heiligen Qur'an zurück in dem es heißt: "Das ist die Frohbotschaft, die Allah seinen Dienern, die glauben und die guten Werke tun, verkündet. Sprich: Ich verlange von euch keinen Lohn dafür, es sei denn die Liebe zu den Verwandten. Und wer ein gutes Werk tut, dem schenken Wir dafür noch mehr Gutes. Gott ist voller Vergebung und zeigt sich erkenntlich."
Die unmissverständlich Aufforderung des Propheten Muhammad (s.) seine auserwählte Verwandtschaft, die Ahl-ul-Bait (a.) zu lieben, kommt in vielen Qur'an-Übersetzungen ins Deutsche nicht zur Geltung. Jene Liebe wird als Frohbotschaft verstanden. Durch den Textvergleich des obigen Verses mit anderen ähnlich lautenden Versen wird in Auslegungen [tafsir] gefolgert, dass die Aufforderung zu jener Liebe auch eine Ermahnung für die ganze Menschheit ist (vgl. 6:90), und diejenigen, die jene Liebe ablehnen letztendlich den Gefahr laufen, den Glauben zu verstoßen (11:29) oder zu Heuchlern zu werden (38:86). Die Liebe zu den Ahl-ul-Bait (a.) ist der Weg zu seinem Herrn (25:57).
Der Liebeserweis [tawalla] führt folgerichtig zur der Lossagung [tabarra] von denjenigen, die diese Liebe bekämpfen.