:bsme: 21. Die vierte Reise - KUFA NACH SCHAAM (Damaskus in Syrien)
Sayyida Zainabs (sa) Reden hatten Kufa in Aufregung versetzt. Die Kufiten waren voller Gewissensbisse. Eine Unruhe erfüllte die Stadt. Auf dem Marktplatz gab es ein Geflüster: „Was haben wir getan? Wie konnten wir nur den Enkel des Propheten (saws) einladen und ihn dann so in Kerbala erbarmungslos abschlachten lassen? Wie konnten wir nur zulassen, dass die Enkelinnen des heiligen Propheten (saws) wie Sklaven in den Straßen vorgeführt wurden? Was haben wir getan?“
Ibne Ziyad (LA) befürchtete, dass die Leute Kufas sich gegen ihn erheben könnten. Er befahl, das Gefängnis strikt zu bewachen. Niemandem war es erlaubt die Gefangenen zu besuchen. Nur den treuesten Soldaten war es erlaubt sich um oder in dem Gefängnis aufzuhalten.
In der Zwischenzeit wurden Boten zwischen Kufa und Damaskus hin und her geschickt. Obwohl Yazid (LA) zuerst angeordnet hatte, die Gefangenen in Kufa bis zu den Vorbereitungen für ihre Vorführung in Schaam (Damaskus) festzuhalten, war ibne Ziyad (LA) wegen der Stimmung in Kufa darauf bedacht, sie so schnell wie möglich aus Kufa herauszuhaben. Es wurde zugestimmt sie nach Schaam zu schicken.
Schon wieder wurden die Gefangenen versammelt und die Prozession verließ Kufa. Diesmal aber wurde der Aufbruch in der Nacht und in aller Heimlichkeit durchgeführt.
So begann die vierte tränenreiche Reise. Es war eine lange und beschwerliche Reise. Wer war der Held und wer die Heldin dieser Reise durch die irakischen und syrischen Wüsten? War es Hadhrat Rubaab (sa), die stets von ihrem ungesatteltem Kamel aus auf Ali Asghars Wiege schaute, in der die in der Schaame Gharibaan (Nacht der Heimatlosen) geplünderten Güter gehäuft worden waren?
War es Sukaina (sa), die voller Trauer im Schoß ihrer Mutter sitzend auf das Alam Hadhrat Abbas’ (as) und auf dem immer noch befestigten Wasserbeutel daran schaute, stets flüsternd: „Ich bin nicht durstig Onkel, ich bin nicht durstig!“ War es Imam Zainul Abedin (as), der den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen musste und dessen Fleisch von den Ketten zerfressen wurde?
Einige Male wurde unser Imam (as) bewusstlos. Seine Bewacher kannten aber kein Mitleid. Sie peitschten ihn, sobald sein Schritt langsamer wurde oder wenn er in Ohnmacht fiel. In diesen Momenten musste Hadhrat Zaynab (sa) dazwischengehen, damit sie ihn nicht zu Tode peitschten. Dies war die Reise, in der der Heldenmut Hadhrat Alis (as), der Imam Zainul Abedins (as) Herz beherrschte war. Die Heldin war das Sabr (Ausdauer/Geduld) Fatimah Zahras (as), die das Herz Zaynabs (as) beherrschte.
Die Reise von Kufa nach Schaam war sehr lang. Sie dauerte über zwanzig Tage. Die Frauen und Kinder waren erschöpft und sie litten unter großen Qualen. Sehr oft wurden die Kinder unter der sengenden Hitze der Wüste bewusstlos und fielen von den Kamelen.
Die Mütter schrien. Imam Zainul Abedin (as) und Hadhrat Zaynab (sa) gingen dann los, um nach ihnen zu sehen. Manchmal fanden sie sie am Straßenrand liegend, kaum lebend und es gab Momente, an denen sie die Kinder zu spät fanden. Unser vierter Imam (as) grub dann ein Grab um das tote Kind zu begraben. Ein Geschichtsschreiber, der einige Jahre später diese Route wieder besuchte erzählt, dass er eine große Anzahl kleiner Gräber auf dem Wege entdeckte.
Einige Zakirs (jene, die über die Ahl-al-Bayt a.s. Reden halten) überliefern folgende Geschichte: Sayyida Zaynab (sa) schaute einmal zum Kamel auf dem Sukaina (sa) ritt, aber Sukaina war nicht mehr da. Sie sah zu den anderen Kamelen, doch sie konnte Sukaina nirgends entdecken. Sie geriet in Panik. Wo könnte Imam Hussains (as) Lieblingstochter nur sein? Sie bat Schimr (LA), ihr die Fesseln zu entfernen, damit sie nach ihr sehen könne.
Erst antwortete Schimr (LA) mit seiner Peitsche. Ungeachtet dessen und ihren Schmerz ignorierend bat sie ihn immer wieder darum. Schimr (LA) band sie schließlich los und warnte sie, dass er Hadhrat Zain (as) zu Tode peitschen würde, wenn sie nicht bald zurück sei. Hadhrat Zaynab (sa) rannte in die Richtung, aus der sie kamen.
Etwas weiter weg sah sie eine ältere Dame, die Sukaina (sa) liebevoll im Arm hielt, ihre Wangen küsste und die Tränen aus ihrem Gesicht wischte. Sie hörte Sukaina (sa) ihr erzählen, wie ihr Onkel Abbas (as) losgegangen war um für sie Wasser zu holen aber nie wieder zurückgekehrt war. Als Sukaina (sa) ihre Tante sah, erklärte sie ihr, wie sie vom Kamel gefallen war und wie die nette alte Dame sie in Schutz genommen hatte.
Hadhrat Zaynab (sa) wandte sich an die Dame und sagte: „Möge Allah (swt) dich für deine Güte gegenüber dieser Waisen lohnen.“ Die Dame antwortete: „Liebe Zaynab (sa), wie kannst du nur deiner eigenen Mutter danken? Erkennst du mich nicht?“ Als die Dame ihr Gesicht etwas anhob, sah Sayyida Zaynab (sa), dass es Fatimah Zahra (sa) war.
Als die Karawane die Außenbezirke Damaskus’ erreichte, sandte Umar Sa’ad (LA) Yazid (LA) eine Nachricht zu, dass sie angekommen waren. Yazid (LA) befahl, dass die Karawane bis zum Morgen an ihrem Platz bleiben solle. Er wollte die Leute Schaams in den Straßen versammeln um ihnen die Gefangenen vorzuführen und sie zu Zeugen seines Sieges zu machen. In der Zwischenzeit wurden die Straßen durch die die Gefangenen paradiert werden sollten mit Bannern und Flaggen geschmückt.
Sayyida Zaynab (sa) hatte Kufa bereits erobert. Nun kam Schaam und wartete auf sie.
Wir werden euch Helden von Kerbala nie vergessen................ la beyk Ya Hussein!
Sie ist von Bashir Rahim, der 1931 in Sansibar geboren wurde. 1950 studierte er in London Rechtswissenschaften, wurde Anwalt und kehrte dann nach Ostafrika zurück. Bis 1988 war er tansanischer Botschafter in Brüssel. Danach zog er zu seiner Tochter nach Fareham und übernahm das Amt eines permanenten Vortragenden in Wessex (England) und verlas bei Gedenkveranstaltungen in englisch.
Aus Respekt vor seinem hohen Wissensstand und seiner hohen Charaktereigenschaften bekam er den Titel "Moullah".
Er errichtete u.a. Gebetsräume in Krankenhäusern, führte Halal-Lebensmittel dort ein, fördererte den Dialog mit anderen Religionen usw.
Er übte eine wichtige Tätigkeit bei "Aalim Network" aus und verfasste verschiedene englische Artikel.
1999 kehrte er zu seinem Schöpfer zurück.
Dieses Werk Reise der Tränen entstand 1989 ind Wessex. Um das Bewusstsein für die Botschaft und die Tragödie von Kerbala zu wecken, eröffnete Bashir Rahim ein Projekt für Kinder, die in den ersten 12 agen jeden Tag Madschaalis abgehalten haben. Die Kinder haben die Voträge selbst gehalten und Verantwortung für Maatam und die Verteilung von Süssigkeiten nach den Vorträgen übernommen.
Zur Eröffnung des Al-Mahdi-Centers wurden die Vorträge verfasst und als Buch gedruckt.
(Kurze Zusammenfassung aus dem Buch "Reise der Tränen" über den Autor).
Ins Deutsche übertragen wurde es von Syed Yamin Naqvi.