Zur selben Zeit als Yazid Ubaydullah ibne Ziyad als Governeur nach Kufa schickte um Hadhrat Muslim (as) zu ermorden und eine Schreckensherrschaft zu errichten, sandte er auch seine Agenten nach Mekka um Imam Hussain (as) während der heiligen Pilgerfahrt töten zu lassen, zu dieser Zeit und an diesem Ort würde niemand einen Anschlag erwarten.
Als die Zeit des Hajjs näher rückte kam Hadhrat Abdullah ibne Jafar Tayyar mit seinen beiden Söhnen Aun und Muhammad nach Mekka. Imam Hussain (as) hatte mitlerweile die Nachricht von Muslim (as) durch Qais ibne Musheer bekommen und entschied sich nach dem Hajj nach Kufa zu gehen. Hadhrat Abdullah versuchte den Imam davon abzubringen, da er dachte, dass Yazid niemals zulassen würde, dass er sich dort einsiedeln könne. Aber Hussain (as) antwortete ihm, dass es seine Pflicht war, die Einladungen der Kufiten anzunehmen und dort als ihr Imam hinzugehen.
Als Hadhrat Abdullah die Unnachgiebigkeit des Imams sah, legte er die Hände seiner beiden Söhne in die Hände des Imams: „Akzeptiere meine Söhne zu deinen Diensten. Einer wird dir als Zaynabs und der andere als mein Stellvertreter dienen.“
Tausende von Menschen von aller Welt strömten für die Wallfahrt nach Mekka. Zwischen ihnen waren auch die von Yazid beauftragten Attentäter. Als Imam Hussain (as) von Yazids geplanten Anschlag erfuhr, entschied er, Mekka ohne den Hajj zu absolvieren zu verlassen, da er das Haus Allahs (swt) nicht in ein Schlachtfeld verwandeln wollte.
Am achten Dhul Hajj, dem Tag, als Hadhrat Muslim in Kufa ermordet wurde, verließ Imam Hussains Karawane Mekka. Das Herz des Imams war mit gemischten Gefühlen erfüllt. Einerseits war er traurig, dass er gezwungen war die Kaaba ohne den Hajj zu machen hinter sich lassen musste, aber andererseits hatte ihm ja Hadhrat Muslim positives über die Situation in Kufa berichtet. Also würde er zumindest dort eine Ruhestätte finden.
So begann die zweite tränenreiche Reise. Der Held dieser Reise ist Hadhrat Abbas und die Heldin Hadhrat Sukaina. Wenn man einen Blick auf die Karawane wirft als sie in Richtung Irak reiste, sieht man Hadhrat Abbas (as) ganz vorn, mit dem Alam (Wappen des Hauses des Propheten saws) in der Hand. Als nächstes Imam Hussain (as), umgeben von all seinen Gefährten. Zwischen ihnen sieht man Qais ibne Musheer.
Er begleitet den Imam zu dessen Heimatstadt. Wie stolz würde er sich fühlen Kufa mit dem Enkel des Propheten (saws) zu betreten. Bei diesem Gedanken liegt ein Lächeln auf seinen Lippen. Danach kommen die Kamele die die Mehmils (die Sänften) tragen in denen sich all die Damen befinden. Hinter den Mehmils, als hintere Schutzgarde, folgen Ali Akbar, Qasim, Aun, Muhammad und die anderen jungen Männer der Banu Hashim.
Man sieht Abbas (as) zwischen der Karawane hin und her reiten und sicherzustellen, dass niemand etwas benötigt. Oft hält er bei Hadhrat Sukaina (sa), trägt sie und vergewissert sich, dass sie genug Wasser und Nahrungsmittel hat. Er fragt sie wie es Asghar geht. Wenn jemand etwas braucht, eilt Abbas los um es zu besorgen. Sukaina ist sehr stolz auf ihren Onkel Abbas. Jeder wusste, dass Sakina der Augapfel Abbas’ war. Wenn ein Kind der Karawane etwas wollte, ging es zu Sakina und sie sprach mit Abbas (as), der ihren Wunsch sofort erfüllte. Es reisten etwa fünfzig Kinder mit der Karawane und Hadhrat Sukaina (sa) war ein wichtiger Vermittler zwischen ihnen und Abbas.
Die Karawane erreichte eine kleine Oase namens Al-Thalabiya. Es wurde entschieden die Nacht hier zu verbringen, es war der sechste Haltepunkt der Reise. Qais ibne Musheer war nicht mehr bei Imam Hussain (as), sondern mit Hussains Brief auf dem Weg nach Kufa um dessen baldig bevorstehende Ankunft anzukündigen.
Die Zelte wurden aufgeschlagen und der Imam leitete das Maghribgebet (Abendgebet). Als das Abendessen zubereitet wurde, hörte er von zwei reisenden, die nach Kufa ziehen wollten und er lud sie zu sich ein. Er fragte sie über die Zustände in Kufa und erfuhr von ihnen, wie die Stadt absolut abgeriegelt worden war. Der Imam befragte seine beiden Gäste über Hadhrat Muslim (as). Die Reisenden blieben still, ihre Gesichter spiegelten Trauer wider.
Hadhrat Hussain fragte sie noch einmal. Tränen flossen ihre Bärte hinunter als sie vom Tode Hadhrat Muslims und die brutalen Umstände seiner Hinrichtung berichteten. Hussain (as) rief Abbas herbei und beauftragte ihn, sich um die Gäste zu kümmern. Langsam ging er in Richtung von Sayyida Zaynabs (sa) Zelt. Seine Hand auf ihre Schulter legend sprach er: „Liebe Schwester, unsere Mission hat begonnen. Geh und tröste unsere Schwester Ruqayya. Sie ist jetzt eine Witwe. Aber schicke vorher Muslims Tochter zu mir.“
Die junge Ruqayya binte Muslim kam mit Hadhrat Sukaina als Begleitung ins Zelt. Imam Hussain (as) schloss das Waisenkind in seine Arme, küsste ihre Wangen. Dann legte er seine Hand auf ihren Kopf und küsste sie wieder. Das junge Mädchen sah Imam Hussain (as) ängstlich an und sagte: „Onkel, du behandelst mich wie ein Waise im Islam behandelt wird. Sag mir, was ist geschehen? Geht es meinem Vater nicht gut?“ Der Imam (as) konnte kein Wort hervorbringen. Tränen flossen aus seinen Augen. Sukaina trat vor, ja, Sukaina, die Heldin dieser Reise. Sie trat vor, umarmte ihre Cousine und richtete ihr liebevoll ihr Beileid aus.