Imam Hussains Karawane verließ Medina am 28. Rajab, 60 Hijra und erreichte Mekka am vierten Schabaan. Der Imam hatte sich noch nicht dazu entschlossen wohin man gehen sollte. Vorerst entschied er zumindest bis zum Monat Dhul-Hajj in Mekka zu bleiben und die heilige Wallfahrt zu absolvieren.
Die Menschen Kufas im Irak hatten gehört was in Medina geschehen war. Kufa war ein wichtiges Zentrum für die Shiaah, sie hatten dort lange unter Muawiyah gelitten und hatten noch mehr unter Yazid (LA) zu leiden. Sie fühlten, dass der Islam wegen der Gier nach Herrlichkeit und Macht dieser beiden Männer langsam total vernichtet werden würde und waren darauf bedacht, die Lehren des heiligen Propheten (saws) zu bewahren.
Sie benötigten einen Imam, der ihnen den Tafsir des Quran lehren und die wahren Aussprüche des Propheten (saws), die Ahadith erzählen würde. Im Hause von Sulayman bin Surad hielten sie eine Versammlung ab und entschieden sich dafür, Imam Hussain (as) einen Einladungsbrief zu schreiben. „Wir laden Sie ein nach Kufa zu kommen, da wir keinen Imam haben, der uns leitet.“, schrieben sie, „Durch Sie wird Allah (swt) uns auf dem wahren Pfad vereinigen.“
Ein Gesandter nahm diesen Brief nach Mekka mit und überreichte ihn Imam Hussain. Einige Tage später schickten sie einen besonderen Abgesandten zu Hadhrat Hussain (as), um diesen davon zu überzeugen nach Kufa zu kommen. Dieser spezielle Bote hieß Qais ibne Musheer as-Saydawi. Es folgten weitere hunderte Briefe und viele besondere Abgesandte von den Menschen Kufas an Imam Hussain. Der Governeur Kufas war ein Mann namens Nuamaan bin Basheer. Obwohl er ein Anhänger Muawiyahs und Yazids war, war er nicht ein von Natur aus grausamer Mensch. Die Menschen glaubten, dass der Imam deshalb in Kufa sicher sein würde. Als Hadhrat Hussain soviele Einladungen, Bitten und Botschaften aus Kufa erhielt entschied er sich Hadhrat Muslim als seinen Botschafter nach Kufa zu schicken. Er sollte dort die Situation untersuchen und ihm berichten. Der Imam wollte nur nach Kufa gehen, wenn keine Gefahr für die kufitische Bevölkerung, für ihn selber, für seine Begleiter oder seine Familie bestand.
Er schrieb einen Brief an die Menschen Kufas und übergab diesen Hadhrat Muslim (as). Im Brief schrieb er: „Ich sende meinen Cousin und einen der vertrauensvollsten aus meiner Familie, Muslim ibne Aqeel zu euch, damit er mich über eure Angelegenheiten berichtet. Wenn seine Berichte mit dem übereinstimmen, was ihr geschrieben habt, werde ich bald bei euch sein. Ihr müsst euch bewusst sein, dass der Imam nur ein Befolger des Buches Gottes ist und Allah (swt) in allen Angelegenheiten mit Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Wahrheit dient.“
Wer war dieser Muslim ibne Aqeel? Er war der Sohn des Aqeel ibne Abi Talib. Er war ein bekannter und erfolgreicher Krieger. Er heiratete Ruqayya binte Ali, eine Schwester des Imams durch eine andere Mutter. Man kennt vier seiner Kinder. Den fünfzehnjährigen Abdullah, den ungefähr zehnjährigen Muhammad, den achtjährigen Ibrahim und die nur fünf- oder sechsjährige Ruqayya. All diese Kinder waren mit ihren Eltern nach Mekka gereist.
Als Hadhrat Muslim die Vorbereitungen für die Reise traf, kam Imam Hussain (as) zu ihm und sagte: “Muslim, die ganze Welt weiss, dass du ein mutiger Krieger bist. Es ist möglich, dass die Leute, wenn sie dich in Kufa sehen, glauben, dass unsere Absicht der Kampf gegen Yazid ist. Nimm deine beiden Söhne Ibrahim und Muhammad mit. Wenn sie dich mit solch kleinen Kindern sehen, werden sie wissen, dass unsere Absicht friedlicher Art ist.“ Hadhrat Muslim verließ mit seinen beiden Söhnen Mekka nachdem sie sich von allen verabschiedet hatten. Ihre Reise durch die sommerliche Hitze der Wüste war sehr schwierig. Sie erreichten Kufa gegen Ende des Dhul Qaad und wurden mit großer gastfreundschaft von den Kufiten empfangen. Sehr bald schon schworen mehr als achtzehntausend Menschen vor Hadhrat Muslim Imam Hussain die Treue.
Muslim berichtete Hussain (as), dass die Mehrheit der kufitischen Bevölkerung Hadhrat Hussain als ihren Imam anerkannt hatte und er nach Kufa kommen solle. Zwischen den Leuten Kufas gab es auch einige Spione Yazids, die ihm direkt von den Vorgängen berichteten. Als Yazid (LA) von Hadhrat Muslims Ankunft und die Einladungen für den Imam hörte, war er außer sich vor Wut.
Er befahl seinem Governeur in Basrah, Ubaydullah ibne Ziyad (LA), nach Kufa zu gehen und die Position von Nuamaan ibne Basheer zu übernehmen. Ibne Ziyad wurde auch dazu angeordnet, Hadhrat Muslim zu verhaften und zu ermorden. Es sollte alles nötige getan werden, um die Shiaah von Kufa unter Druck zu setzen. Ibne Ziyad war ein grausamer und ungerechter Mann. Am Abend des zweiten Dhul Hajj erreichte er Kufa. Am nächsten Morgen ging er zur Moschee und sprach zu den Leuten von Kufa. Als erstes ließ er sein Governeursamt unter Yazid ausrufen und drohte dann jedem, der in irgendeiner Form gegen die Regierung agierte, mit der sofortigen Todesstrafe und forderte die Auslieferung Hadhrat Muslims. Ibne Ziyad verschloss Kufa, sodass niemand die Stadt ohne Erlaubnis des Governeurs weder betreten noch verlassen durfte.
Zu diesem Zeitpunkt war Hadhrat Muslim mit Al Mukhtar zusammen. Der Einladung folgend zog er in Hani bin Urwahs, ein weiteres führendes Mitglied der shiitischen Bevölkerung, Haus. Dies geschah in aller Heimlichkeit und bis auf einige Leute wusste niemand, wo Muslim (as) sich befand. Durch einen Spion der vorgab ein Shiaah zu sein, wurde Ibne Ziyad das Versteck Hadhrat Muslims bekannt. Hani wurde festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Um die Gefahr von den Freunden abzuwenden verließ Hadhrat Muslim mit seinen beiden Söhnen das Haus Hanis (as).
Er ließ seine Kinder bei Qadhi Shurayb, einem Richter, und versuchte selbst durch die Wüste zu Imam Hussain (as) zurückzukehren um ihn davor zu warnen nach Kufa zu kommen. Dieser Tag war der siebte Dhul Hajj. Diesen und den folgenden Tag versuchte Hadhrat Muslim (as) die Stadt zu verlassen. Er fand alle Ausgänge verschlossen und von Ibne Ziyads (LA) Soldaten bewacht.
Am späten Nachmittag des achten Dhul Hajj klopfte Hadhrat Muslim (as) völlig erschöpft, durstig und hungrig an eine Haustür im Außenbezirk Kufas. Eine Dame öffnete. Muslim bat um ein Glas Wasser um seinen Durst zu stillen. Sie gab ihm Wasser und als sie erfuhr, wer er war, bot sie ihm eine Unterkunft für die Nacht an. Ihr Name war Tauaa. Sie versorgte ihn mit Essen und Wasser und zeigte ihm ein Zimmer im Haus, wo er übernachten konnte.
Als Tauaas Sohn spät in der Nacht heimkam und bemerkte, dass der Mann, nach dem der Governeur überall suchte, im Hause seiner Mutter übernachtete, ging er in aller Heimlichkeit ohne seine Mutter zu informieren in der Dunkelheit der Nacht und in der Hoffnung auf eine gute Entlohnung zu einem Armeehauptmann ibne Ziyads und verrat das Versteck Hadhrat Muslims. Frühmorgens war das Haus mit fünfhundert Soldaten umstellt und die Auslieferung Hadhrat Muslims wurde gefordert. Muslim kam mit dem Schwert in der Hand aus dem Haus.
Dreimal schlug er die Feinde zurück. Zweimal musste ibne Ziyad Verstärkung anfordern.
Während Hadhrat Muslim kämpfte, kletterten einige Soldaten auf das Hausdach und bewarfen ihn mit Steinen und blendeten ihn mit Fackeln. Andere gruben einen Graben auf dem Weg von Muslim bin Aqeel und bedeckten ihn mit Gras. Stark verwundet und erschöpft kämpfte er dennoch weiter.
Dann fiel er in die Grube. Mehr als fünfzig Soldaten ergriffen und fesselten ihn und er wurde in den Hof ibne Ziyads geschleift. Ibne Ziyad sagte Muslim, dass er ihn töten werde und fragte, ob dieser noch einen letzten Wunsch hätte. Muslim erwiderte darauf: „Ich möchte noch eine Schuld begleichen indem ich mein Schwert und meine Rüstung verkaufe. Zweitens fordere ich eine anständige Bestattung und drittens soll eine Nachricht an Imam Hussain (as) gesandt werden, dass er nicht nach Kufa kommen soll.“ Ibne Ziyad gewährte die erste Forderung, aber die zweite und dritte verweigerte er.
Dann befahl er Hadhrat Muslim auf das Dach des Palastes zu bringen und ihn von dort hinunterzustürzen. Hadhrat Muslim (as) war ruhig und gefasst als er die Treppen hinaufgeschleift wurde. Er rezitierte Allahu Akbar bis zum letzten Augenblick. Nach dem dumpfen Aufschlag Hadhrat Muslims Körper auf den Boden war alles still.
Dies geschah am neunten Dhul Hajj. Sofort nachdem Hadhrat Muslim hingerichtet worden war, wurde auch Hani bin Urwah zum Dach hinaufgeschleift und exekutiert.