Am 20. Rajab in der 60. Hijra starb Muawiyah. Über 20 Jahre hatte dieser Tyrann über die Muslime geherrscht. Er war der Sohn des Abu Sufyan und der Hinda, die jeden Stein umgedreht hatten um den heiligen Propheten (saws) zu verfolgen. Abu Sufyan wurde Muslim, als überzeugt war, dass Mekka gegenüber dem Propheten (saws) kapituliert hatte.
Sein Sohn Muawiyah jedoch lehnte es ab den Islam zu akzeptieren und ging nach Jemen ins Exil. Als er aber sah, dass ganz Arabien sich dem Islam zuwandte sah er keine Alternative mehr und akzeptierte den Islam. Nachdem der heilige Prophet (saws) zu seinem Schößfer zurückgekehrt war schlug Muawiyah und dessen älterer Bruder sich auf die Seite der Feinde Hadhrat Alis (as). Er spielte eine wichtige Rolle in der Enteignung der Führung Imam Alis (as). Dafür wurde erst sein älterer Bruder und dann Muawiyah selbst vom Herrscher jener Zeit mit dem Governeursamt in Syrien belohnt.
Als Hadhrat Ali (as) Kalif wurde entließ er Muawiyah wegen dessen Korruption und antiislamischem Verhalten. Muawiyah weigerte sich seine Stellung aufzugeben, dies führte zur Schlacht von Siffin. Als Muawiyah die Schlacht fast verloren hatte bestach und trickste er die Mehrheit von Imam Alis Armee aus veranlasste sie darauf zu bestehen, den Disput durch einen Schiedsspruch zu schlichten.
Mit derselben Methode gelang es ihm dem Schiedsmann ein Urteil zu seinen Gunsten zu fällen.
Muawiyah bestimmte sich selber als unabhängigen Amir-e-Shaam (Herrscher von Damaskus) während Hadhrat Ali der Kalif war. Schon bald nach dem Märtyrium Imam Alis war Muawiyah durch Bestechung, Verrat, Tyrannei und Unterdrückung erfolgreich darin, Kalif zu werden. Muawiyah war nicht am Islam interessiert. Er benutzte den Islam nur für seine Macht und den Ruhm.
Er zögerte nie damit die islamischen Gesetze mit Füßen zu treten. Wenn ihm ein Ausspruch des Propheten (saws) nicht passte, befahl er, diesen aus allen Aufzeichnungen herauszureißen. Er richtete eigens ein besonderes Amt unter Abu Huraira ein um Ahadith zu fabrizieren, die ihn und seine Methoden befürworteten.
Muawiyah hasste Hadhrat Ali und alle Mitglieder der Ahl-al-Bayt (as). Die Shiaah wurden gnadenlos verfolgt. Jeder der es wagte, etwas zugunsten der Ahl-al-Bayt (as) zu sagen, wurde ermordet oder in die Kerker geworfen.
Nun war Muawiyah tot und sein Sohn Yazid machte sich selber zum Kalifen. Yazid war schlimmer als sein Vater. Zusätzlich zu all den üblen Eigenschaften seines Vaters machte er den Islam öffentlich lächerlich. Man sah ihn oft betrunken Lieder singend, die sich über das Gebet, den heiligen Propheten (saws) und dessen reiner Nachkommenschaft lustig machten. Der Unterschied zwischen Vater und Sohn war folgender: Muawiyah benutzte den Islam. Yazid war dazu entschlossen, den Islam zu auszulöschen.
Sobald Yazid Kalif wurde sandte er einen Brief an den Governeur von Medina, Waleed bin Utba, worin er ihn aufforderte, Bai’at (Treueeid) von Imam Hussain zu verlangen. Das bedeutete, dass Imam Hussain ihm den Treueeid schwören sollte. Yazid glaubte, durch den Treueeid des Imam Hussain könne ihn niemand beschuldigen, das Kalifat unrechtmäßig an sich gerissen zu haben.
Waleed erhielt den Brief am 27. Rajab. Er schickte eine Nachricht an Imam Hussain, das dieser am Abend zum Palast kommen solle. Mit seinen Brüdern, Söhnen und Neffen ging Imam Hussain zum Palast. Der Imam bat sie alle draußen zu warten während er alleine in den Palast trat. Waleed zollte dem Imam keinerlei Respekt sondern forderte ihn eher arrogant dazu auf Yazid den Treueeid zu schwören. Der Imam erwiderte, dass die Frage um die Bai’at eine ernste Angelegenheit sei und öffentlich im Lichte des Tages diskutiert werden solle.
Der Imam kam traurig aus dem Palast. Er bat seine Gefährten sich für den kommenden frühen Morgen für eine Reise vorzubereiten. Er beauftragte Hadhrat Abbas damit sich um die Vorbereitungen zu kümmern und fügte hinzu: „ Abbas, Fatimah Sughra ist krank. Sie wird nicht in der Lage sein, eine lange Reise zu überstehen. Sie wird in Medina bleiben müssen.“
Tief in Gedanken versunken näherte sich Hadhrat Hussain langsam der Moschee. Er konnte nicht einmal an einen Treueschwur an Yazid erwägen. Nicht weil es um seinen Stolz oder sein Recht auf das Kalifat ging. Bai’at an Yazid würde die Billigung seiner Taten und Lebensstil bedeuten und dies würde mit Sicherheit zur totalen Vernichtung des Islam führen. Es war die Pflicht des Imams den Islam aufrechtzuerhalten und zu verteidigen. Wenn er in Medina bleiben würde ohne den Treueeid zu leisten, würde Yazid nicht davor zurückschrecken ihn hier zu attackieren.
Der Imam hätte zwar den Vorteil all seine Verwandten und die Bevölkerung Medinas auf seiner Seite zu haben, aber zwei ernsthafte Nachteile wären, dass erstens alle seine Freunde in Medina gefährdet sein würden und zweitens, selbst wenn Yazid besiegt werden würde, würde die Geschichte auf diese Schlacht als eine Schlacht um das Kalifat blicken. Auch wenn Yazid getötet werden würde, würde die Ungerechtigkeit, Unterdrückung und die unmoralische Lebensweise die Muawiyah und Yazid vorangetrieben hatten nicht sterben. Imam Hussains Mission war, das Übel was diese beiden Männer so gefördert hatten zu vernichten. Dafür musste er den Geist des Islam in den Muslimen wiederbeleben.
Hadhrat Hussain erreichte die Moschee. Er entzündete eine Kerze und ging auf das Grab des heiligen Propheten (saws) zu. Der Gedanke, dass er vielleicht dieses Grab das letzte Mal sah erfüllte ihn mit Trauer. Er setzte sich zum Grab nieder, kegte seine Wange darauf und schluchzte. „Ich bin gekommen um Dir auf Wiedersehen zu sagen, oh Großvater (saws). Ich muss Medina verlassen um den Islam zu retten. Bete, dass Allah mir Geduld gibt.“
Danach ging der Imam zum Grabe seiner Mutter, Hadhrat Sayyida Fatimah Zahra (sa). Er war unfähig zu sprechen. Er küsste das Grab und sagte leise Lebewohl. Einige Zakirs (Rezitatoren) berichten, als Imam Hussain sich vom Grab entfernte war Hadhrat Fatimahs (sa) Stimme aus dem Grab zu hören: „Khuda Hafiz, mein Sohn! Geh, ich werde auch immer bei Dir sein.“