Zu dem Thema möchte ich einen Kurzvortrag von Bruder Inqelaab (in der Hoffnung auf sein Einverständnis) posten:
Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers
Mein Thema ist Taqleed und Wilayat.
Mein Vortrag ist in folgende Punkte gegliedert:
1. Warum brauchen wir Taqleed? Was ist Taqleed? Wessen Taqleed ist erlaubt?
2. Warum brauchen wir Wilayat-e-Faqih? Was ist Wilayat-e-Faqih? Wer ist heute der Wali al-Faqih?
1. Warum brauchen wir Taqleed?
Wie wir alle wissen, hat Allah die Menschen zu jeder Zeit Rechtgeleitet. Die Rechtleitung fing mit dem Nabuwwat, dem Prophetentum an. Jeder Prophet hatte 4 Pflichten zu erfüllen:
a) Wahy (Eingebung durch Gott akzeptieren und die [Ahkam-] Regeln daraus annehmen) b) Die Regeln (Ahkam) an die Leute überbringen und sie ihnen erklären c) Schlichtung zwischen (streitenden) Menschen (Rechtsstreitigkeiten) d) Regierung und Wilayat --> d.h. die Führung und Herrschaft der islamischen Gemeinschaft
Als das Prophetentum mit dem Propheten Muhammad (s.) beendet wurde, wurde auch der erste Punkt (Wahy) mit ihm beendet, denn das was der Prophet (s.) als halaal bezeichnete bis zum Jüngsten Gericht halaal und was er als haraam bezeichnete bis zum Jüngsten Gericht haraam bleiben wird.
Hiernach fing das Imamat an, welches auf 12 Imame basiert.
Diese 12 Imame hatten nun die folgenden drei Pflichten, da sie die Nachfolger des Propheten sind:
a) Die Regeln (Ahkam) an die Leute überbringen und sie ihnen erklären b) Schlichtung zwischen (streitenden) Menschen (Rechtsstreitigkeiten) c) Regierung und Wilayat d.h. die Führung und Herrschaft der islamischen Gemeinschaft
Aus der Geschichte geht hervor, dass von der Zeit des ersten Imam Ali ibn Abi Talib bis zum Märtyrium des elften Imam Hassan al-Askari (Friede sei mit ihnen allen) jeder Imam versuchte, diese drei Pflichten zu erfüllen.
Als der 12. Imam kam und durch Allahs Befehl in die kleine Verborgenheit (al-ghaybatu 's- sughra) überging, bestimmte er selbst vier aufeinander folgende Stellvertreter ernannt, die als eine Verbindung zwischen ihm und den Muslimen fungierten.
Seit Imame Zamana (aj) auf Anordnung Allahs in die größere Verborgenheit (al-ghaybatu 'l-kubra) im Jahre 329/941 überging stellt sich die Frage, ob es denn keinen Stellvertreter des Imam gibt, so wie nach dem Propheten ein Stellvertreter des Propheten (in Form der Imame) gegeben hat? Ist denn niemand da, der diese drei Pflichten während der Abwesenheit des Imams übernehmen muss? Auch bei diesem Punkt hat Allah (swt) dem Menschen keine Möglichkeit zur Ausrede gelassen, man kann nicht einfach sagen: „Oh was können wir tun, unser Imam ist ja in der Verborgenheit“ oder „Wenn der Imam wiederkommt, sehen wir weiter“. Diese Leute werden auch dann nichts tun, wenn der Imam kommt.
Solche Leute sind genauso wie ein Charakter in einem iranischen Film. Da gibt es einen Mann, der die ganze Zeit nur sein Schwert am schärfen ist und den Leuten erzählt: „Sobald der Imam kommt, werde ich was für den Islam tun“. Und als eines Tages der Imam in seinem Traum erscheint und ihm sagt: „Komm, es ist Zeit für den Jihaad“, antwortet der Mann: „Ach, Imam, geh schon mal vor und fang an zu kämpfen, ich gehe mich nur schnell kurz duschen [Ghusl-e-Shahadat] und komme dann nach“.
Imam al-Zaman (aj) sagt selbst im Bezug auf die Gelehrten (Fuqaha): „Sie sind für Euch ein Beweis und Wir sind für sie ein Beweis durch Allah“. Ab genau diesem Punkt fängt das System von Taqleed an.
Was ist Taqleed?
Wörtlich bedeutet Taqleed “(jemanden) folgen”, “nachahmen”. In der islamischen Terminologie bedeutet dies, einem Mujtahid in religiösen Rechtsfragen zu folgen. Ein Mujtahid ist ein Experte der islamischen Rechtssprechung (Fiqh); er wird auch „Faqih“ genannt. Der Faqih, den man nachahmen kann, wird Marja al-Taqleed genannt.
Wessen Taqleed ist erlaubt?
Das Taqleed-System basiert auf zahlreiche Hadithe der Imame. Ein Hadith des elften Imam Hasan Askari (as) besagt das der Gelehrte, dem man folgen muss jener ist, der keinerlei weltliche Wünsche hat. Er sollte nicht nach materiellem Nutzen und weltlichem Ansehen streben.Ein Faqih der frei von solchen Schwächen ist, soll befolgt werden, auch wenn es außer ihm noch frommere Menschen (die mehr gute Taten vollbringen) gibt.
Shaykh Ansari (r.) überliefert in diesem Zusammenhang ein Hadith des 11. Imam Hassan Askari (a.):
„Und unter den Fuqaha (Gelehrten) jenen, die sich selbst (vor Sünden) schützen, ihre Religion beschützen, ihrer Fleischeslust standhalten und ihrem Imam (Master) gegenüber gehorsam sind, ist es verpflichtend diesen [Leuten] zu folgen. Solche Merkmale findet man nur in wenigen von ihnen und nicht in allen.“
Durch diesen Ausspruch lässt der 11. Imam uns die Voraussetzungen die ein Marja erfüllen muss wissen.
Nun stellt sich die Frage, wo ein Marja überhaupt herkommt. Es gibt ein Komitee, das bestimmt, wer ein Marjah ist, wessen Taqleed jaa’iz (zugelassen) ist und wer der Höchstgelehrte (A’alam) dieser Zeit ist, es trägt den Namen: „Majlis-e-Ahl al-Khubragaan“. Zu deutsch heißt das in etwa „Komitee der Experten“. In diesem sind z. B. auch die Lehrer der Hauzahs von Qom und Najaf, jene Persönlichkeiten, die alle Gelehrten samt ihren Charaktereigenschaften, ihren Ansichten und all deren Fatwas kennen.
Wer die Namen aller Marjas erfahren möchte, kann sich über die großen Gelehrten mit den Mitgliedern dieses Komitees in Verbindung setzen und sich darüber informieren.
Als Beispiel sind einige Marjas heute, deren Taqleed jaa’iz (erlaubt) ist:
1. Rahbare Moazzam Ayatollah Sayyid Ali-al-Hussaini Khamenei 2. Ayatollah Sayyid Ali-al-Hussaini Sistani und 3. Ayatollah Shaykh Fazel Lankarani
2. Warum brauchen wir Wilayat-e-Faqih? Was ist Wilayat-e-Faqih?
Eine der am Anfang erwähnten drei Verpflichtungen der Imame und derer Stellvertreter (der Fuqaha) ist die Regierung und Wilayat (d. h. die Führung und Herrschaft der islamischen Gemeinschaft).
Wilayat-e-Faqih (Führung und Herrschaft durch einen Faqih) ist in diesem Zusammenhang keine neue Erfindung. Solange es keine Führung der islamischen Gemeinschaft durch einen Faqih gibt, ist auch die Befolgung und Durchsetzung der Gesetze der Shariah nicht gewährleistet.
Es gibt zwei Möglichkeiten Wilayat-e-Faqih (Herrschaft des Gelehrten) zu beweisen. Einmal durch Ahadith und zum zweiten durch die Vernunft (Aql).
Ahadith:
Imam al-Zaman (aj) sagt: „Schaut euch jene Leute sorgfältig an, die unsere Überlieferungen mit Sorgfalt darüber was Wir als erlaubt und verboten erachten, überliefern und über unsere Prinzipien und Gebote bescheid wissen. Sucht euch einen von ihnen zur Urteilsfindung, denn ich selber habe solch eine Person für diese Aufgabe auserwählt. Wenn sein Urteil (Fatwa) abgelehnt wird, dann ist es so, als ob der Befehl Allahs als leicht erachtet wurde und Unser Befehl abgelehnt wurde. Wahrlich, derjenige, der Unseren Befehl abgelehnt hat, hat Allahs Befehl abgelehnt. Wahrlich, so eine Person hat die Gefilde des Shirks (Vielgötterei) betreten.“ [Usoole Kaafi]
Imam Ali (as): „Die Ulema (Gelehrten) sind die Erben der Propheten (as/s.)“ (Die Propheten waren verpflichtet, eine islamische Führung zu etablieren, die Ulema auch = Wilyat-e-Faqih) [Usoole Kaafi]
Imam Ali (as): „Der Faqih dieser Zeit genießt den gleichen Wert/Status der Propheten der Bani Israil“ [Bihaarul Anwaar] [--> Propheten waren Herrscher der Bani Israil]
Imam Ali (as): „Die Ulema sind die Befehlshaber (Haakim) der Menschen.“ [Mustadarrikul Wasa’il]
Außer diesen gibt es noch zahlreiche Ahadith, über welche die Ulema sagen, dass sie das Wilayat-e-Faqih System bestätigen.
Die islamischen Regeln (Ahkam) sind nicht nur auf die Ibadaat (Gottesdienste) beschränkt, sondern umfassen jedes Gebiet des menschlichen Lebens. Seien es individuelle oder soziale Fragestellungen, Gottesdienste oder andere Bereiche des Lebens, sei es die Beziehung der Muslime untereinander oder zu den Feinden des Islam, seien es wirtschaftliche oder die Gesellschaft betreffende Probleme, zu alledem gibt der Islam eine Lösung. Der Unterschied jedoch ist, dass die Leute gar nicht wissen, dass es zu jedem Problem eine Lösung gibt. Genauso wissen die Menschen nichts über das System der Wilayat al-Faqih. Deshalb glauben sie oft, dass es falsch sei, obwohl gerade dieses System die Lösung der Probleme und die Einheit der Muslime bedeutet.
Wenn es keine Führung der islamischen Gemeinschaft geben würde, würde z. B. Khums, Zakat, Amr bil Maroof & Nahiy anil munkar und Jihaad nicht realisiert werden können. Wer soll z. B. das Khums einsammeln und gerecht verteilen? Oder aber wenn jemand etwas stiehlt oder Ehebruch begeht, wer soll dann die Strafe dafür erlassen und ausführen? Oder wenn jemand den Besitz eines anderen unrechtmäßig besetzt, wer würde ihn dem richtigen Besitzer zurückgeben? Wenn jemand seine Frau unterdrückt, wer würde der Frau denn zuhören? Und wenn der Ehemann auch nach vielen Schlichtungsversuchen auf seine Unterdrückung beharrt, wer kann ihn dann durch Ausübung von Druck daran hindern?
Eine der Pflichten des Faqihs ist auch die Lösung von Rechtsstreitigkeiten, wenn er aber nicht in der führenden Position ist [Herrschaft], so kann er die Lösungen solcher Rechtsstreitigkeiten nicht um- und durchsetzen, sondern kann höchstens nur einen Vorschlag zum Schlichten geben.
Wenn man diese Pflicht des Faqihs, also die Lösung von Rechtsstreitigkeiten, im Lichte des islamischen Verbots betrachtet, dass es haraam ist Rechtsstreitigkeiten von einem ungerechten und unislamischem Staat beilegen zu lassen, sieht man, dass die Herrschaft des meistgelehrten Faqihs (A’alam) unerlässlich ist. [Es ist hier wichtig zu erwähnen, dass die Gläubigen beispielsweise in Europa, also dort, wo sie in der Minderheit sind, das dortige Gesetz niemals brechen dürfen! Sie müssen sich an die Gesetze halten. Aber wenn es einen Streit zwischen zwei Muslimen gibt, dann sind sie verpflichtet den Streit durch einen Faqih beizulegen. Wenn der Streit aber mit einem Nichtmuslim stattfindet und es zu einem Gerichtsverfahren kommt, sind die Muslime verpflichtet, den Rechtsspruch des Gerichts zu akzeptieren und sich danach zu halten!]
Die islamische Welt sieht sich tagtäglich mit neuen Ansichten konfrontiert (z. B. kommt jemand, der behauptet Imam al-Zaman zu sein, ein Prophet zu sein, mal wird der Quran entehrt oder der Prophet s. erniedrigt, Erneuerungen in den islamischen Gottesdiensten --> Aliyun waliullah in namaaz, Erneuerungen in Ashura-Ritualen usw.). In jeder Zeit kommt ein neuer Salman Rushdie zum Vorschein. Wenn es eine richtige islamische Führung gibt, wenn es die Herrschaft durch den meistgelehrten Faqih (Wilayate Faqih) gibt, dann gibt es für all diese Erneuerungen und Angriffe auf den Islam eine Antwort und Lösung, wie z. B. die Antwort Imam Khomeinis auf Salman Rushdie. Oder heute der Boykott zionistischer Waren und das Verbot des Krawatte-Tragens.
Und wenn es dieses Wilayat al-Faqih nicht geben würde, könnte der Islam bis zur Wiederkehr Imam al-Zamans (aj) diesen Problemen nicht die Stirn bieten.
Zusammengefasst: Wenn es Wilayate Faqih nicht gibt, dann können die islamischen Regeln und Normen (Ahkam) nicht durchgesetzt und angewendet werden. Allah, der Prophet (s.) und auch die Imame (a.) wären auf keinen Fall damit einverstanden, dass die islamischen Regeln und Normen nicht durchgesetzt werden. Im Gegenteil, der Prophet (s.) und die Imame haben sich immer dafür eingesetzt, dass diese Regeln umgesetzt und eingehalten werden (und eine isl. Regierung aufgebaut wird).
Das Traurige an den Muslimen ist, dass sie oft den Geist der islamischen Regeln verloren haben. (z. B.: Azadari: es wird getrauert, aber keiner weiß wieso. Es muss getrauert werden um die Botschaft Imam Hussains (as) aufrechtzuerhalten = Aufschrei gegen das Unrecht ist wajib)
Durch die Propaganda der Feinde des Islam sagen sogar selbst viele Muslime, dass die Religion von der Politik getrennt ist und was die Gelehrten denn mit der Regierung und der Politik zu tun hätten? Nach Ansicht vieler Muslime grenzt es an Kufr (Unglauben), wenn sich der Faqih an Politik und Regierung beteiligt, obwohl es nicht so ist!
Die Regierung und Führung ist nur das Recht der Guten und Aufrichtigen und nicht der Ungerechten und Unterdrücker.
Wenn die Regierung etwas Schlechtes wäre, dann wären im Quran die islamischen Regierungen und Führungen von z. B. Hazrat Dawood, Hazrat Sulayman und anderen aufrichtigen Dienern Allahs nicht erwähnt worden. Und auch der Prophet (s.) hätte keine islamische Regierung errichtet.
Der meistgelehrte Faqih (A’alam), in dessen Herzen die Ehrfurcht Allahs ist, der nicht nach materiellem (z. B. Geld, weltliche Ehre) strebt, dessen Charaktereigenschaften ein Vorbild sind alle islamischen Ahkam (Regeln) einzuhalten, der sowohl über die islamischen Regeln und die Politik Wissen hat, der alle Gesetze kennt und gerecht ist, der die Verantwortung aller Gelehrten auf sich vereinigt als Hauptverantwortlicher der Gelehrten (Wali al-Faqih) aufsteht und eine Regierung errichtet, dann ist dies genau jene Wilayat (Leitung/Regierung), die der Prophet (s.) zu seiner Zeit errichtet hatte. Alle Muslime sind verpflichtet dieser Regierung und Führung zu folgen und sie zu beschützen.
Imam Ali (a.) sagt: „Ein Haakim (Befehlshaber) ist für die Menschen notwendig. Ob er ein Unterdrücker ist oder aber ein Gerechter.“ (Nahjul Balagha, Khutbah Nr. 4)
Nun kann jeder selber entscheiden, welche Regierung und Führung die bessere ist. Die eines Ungerechten, Ungläubigen oder die des meistgelehrten, gerechten Faqih, der die Gesetze kennt und gerecht handelt? Jeder kann mit seiner Vernunft (Aql) und Ehrlichkeit feststellen, was besser ist und braucht keine weiteren Beweise für das System des Wilayat al-Faqih.
Wer ist heute der Wali al-Faqih?
Wie wir alle wissen ist heute der Führer der islamischen Revolution (Rahbare Inqelaabe Islami), der Wali al-Faqih (der Hauptverantwortliche der Gelehrten) Ayatollah Sayyid al-Hussaini Khamenei.
Das zuvor genannte Komitee der Experten (Majlis-e-Khubragaan) wählte Imam Khamenei nach dem Ableben Imam Khomeinis (r.) zum Wali al-Faqih. Nach dem Ableben von Ayatollah Araaki (r.) wurde er als Marja al-Aazam (größter Marja seiner Zeit) und als Meistgelehrter (A’alam) bestätigt.
„Ungefähr ein Dutzend Mitglieder des Expertenrates [Majlis-e-Khubragaan] hat vor der entscheidenden Stimmabgabe ihre persönliche Meinung für eine Einzelperson vorgetragen, wobei immer wieder der Name Imam Khamene'is genannt wurde. Schließlich erkannten gemäß Stimmabgabe 60 der 74 Mitglieder in Imam Khamene'i den neuen Führer der Islamischen Revolution und damit den neuen Imam der Islamischen Ummah. Und viele von denen, die ihre Stimme zurückhielten, taten dies nach eigener Aussage, weil sie den klaren Wunsch Imam Khomeinis (r.) als ausreichend ansahen und eine Wahl für überflüssig hielten.“ (aus: „Imam Khamenei“, Dr. Yavuz Özoguz)
Die 14 Mitglieder die sich der Stimme enthielten, taten dies aufgrund Imam Khomeinis (r.) Aussagen über Imam Khamenei. Im folgenden werden zwei zitiert:
Imam Khomeini (r.) sagte über Imam Khamenei: „Ich möchte Ihnen allen mitteilen, wenn Sie glauben, dass es unter den Präsidenten, Königen, Gelehrten oder ähnlichen Herrschern, auf der ganzen Welt es auch nur einen gibt, der so ist, wie Herr Khamenei, der sich strikt nach dem Islam richtet und ihm dient, dann werden Sie vergeblich nach solch einem Menschen suchen!“
Imam Khomeini (r.) sagt über Imam Khamenei auch: „Sayyid Ali Khamenei ist im Schlachtfeld ein opferbereiter Kämpfer, im Feld der Ibadaat (Gottesdienste) ein Lehrer, im Freitagsgebet ein hervorragender Redner, im Feld der Revolution ein patriotischer Führer, ein Diener der Gemeinschaft (Ummah) und des Islam, ein Unterstützer der Unterdrückten und der Anordnung des Qurans gemäß für die Kuffar hart- und die Mu’mineen (Gläubigen) weichherzig.“
Im folgenden möchte ich einige Mitglieder des Komitees der Experten zitieren:
Ayatollah Sheikh Ali Mashkini, Oberhaupt des Komitees der Experten (Majlise Khubragaan) und Mitglied der Universität der Lehrerausbildung im Hauza al-Ilmiyah in Qom:
„Bismillahir Rahmanir Raheem. Hazrat Ayatollah Khamenei ist unter den Fuqaha und Mujtahideen auf solch einem hohen Niveau und hat solch eine Gabe die Ahkam (Gebote) der Shariah zu beweisen,die für das Amt der Führung unerlässlich ist. Genauso erfüllt er auch absolut alle anderen Eigenschaft, die für die Führung der islamischen Gemeinschaft und Wilayat notwendig sind.Zu dieser Erkenntnis und dessen Unterstützung, sowie Entscheidung sind die Mitglieder des ehrenvollen Khubragaan-Komitees durch ihre Informationen und den Aussprüchen Imam Khomeinis gekommen. Deshalb ist es für alle Muslime – egal ob sunnitisch oder schiitisch – und vor allem den uns oppositionell geneigten Gelehrten (möge Allah sie rechtleiten [--> gemeint sind die christl., jüdischen.,zaiditischen, ismailitischen, usw]) und für all diejenigen die dafür sind dass die iranische Islamische Revolution und der Islam sich ausbreitet und dafür sind dass ,die Religion als Gesetz eingesetzt wird und es keine Spaltung gibt' (wa aqimu -d- dina wa la tatafarraqu) und möchten, dass ,die Religion offen bekannt gemacht wird' (wa la yazhhara ´ala d- dini kullih), für diese ist es sowohl nach der Shariah als auch nach der Vernunft wajib (verpflichtend), dass sie Ayatollah Khamenei als Faqih und als Wali der Muslime anerkennen! Meine Bittgebete sind mit den Menschen, die dem Quran folgen und in Richtung der Qiblah beten!“
Ayatollah Haadi Roohaani, Mitglied des Komitees der Experten (Majlise Ahl al-Khubragaan):
„Ich habe schon angekündigt, dass zu dieser Zeit die islamische Revolution und das ehrenwerte System der Iranischen Nation die Zeilscheibe der feindlichen Propaganda geworden ist. Der Feind versucht dass das Marjaiyat und Wilayat (Führung)voneinander getrennt wird. In dieser Zeit ist es der Shariah nach die Verantwortung, dass die Person des Walis und des Marjas ein und dieselbe ist Wenn wir Ausschau nach dem A’alam halten und auch das Marjaiyah mit all seinen Voraussetzungen, also dass jene Person ein Faqih ist, ein Wissender der Politik, Wissen über die sozialen Aspekte hat, ein Experte im Management ist, sowie Imam Khomeini sagte, dass es unerlässlich für einen Marja ist, dass er Wissen über seine Nation und der ganzen Welt hat, dann kommt nur Imam Khamenei dafür als Marjah und Wali (Rahbar) in Frage, da er all diese Eigenschaften in sich vereint.Wir haben niemanden außer ihn gefunden, der all diese Eigenschaften in sich vereinigt. Imam Khamenei hat seine hervorragende Führungsrolle und Eigenschaften vor jedem Muslim durch seine Taten bewiesen. Deshalb ist es verpflichtend, dass jeder Muslim und jeder Shiah Imam Khamenei im Taqleed folgt! Möge Allah alle beschützen.“
Ich möchte noch zwei große Marjas unserer Zeit zitieren, wie sie über Wilayat-e-Faqih denken:
Ayatollah Sayyid Ali al-Hussaini Sistani (Marja al-Taqleed) sagt über den Wali al-Faqih:
„Jeder, auch andere Mujtahideen, sind verpflichtet, dem Befehl jener Person zu befolgen, die der Sharia nach das Amt der Wilayah innehat, wenn der Befehl öffentliche Sachverhalte anspricht und mit dem Unterhalt (Nahrung etc.) der Menschen zu tun hat. Bei Fällen, die die Beschützung des islamischen Systems betreffen, hat der akzeptierte Faqih Wilayah (Befehlsgewalt) über alle Gläubigen!" D.h.: Wenn ein Fatwa eines Marja kontrovers zum Befehl des Wali al-Faqih ist, so muss der Moqallid in diesem Punkt das Taqleed seines Marjas verlassen und dem Wali al-Faqih in diesem Punkt folgen. [Kayhan newspaper, 30. Nov. 2004 in Teheran]
In einem anderen Fatwa sagt Sayed Sistani:
„Wenn jemand nicht weiß, ob ein Fatwa sich (von dem des A’alam) unterscheidet, sollte er dem A’alam (Meistgelehrten) folgen. Kein Fatwa ist zugelassen, solange es nicht vom A’alam (Meistwissenden) selbst stammt!“ [Sistani website]
Ayatollah Fazel Lankarani, Lehrer und Mitglied der Universität der Lehrerausbildung im Hauza al-Ilmiyah in Qom und Marja al-Taqleed:
„Bismillahir Rahmanir Raheem.Ich lasse Sie über Rahbare Moazzam Ayatollah Sayyid Ali Khamenei wissen, dass es über seinen hohen Wissensstand und seinen Ijtihaad (Rechtsfindung) sowie seinen hohen Status als Faqih keinerlei Zweifel gibt. Aufgrund unserer alten Freundschaft kenne ich seinen Wissensstatus und bin von seinem Ijtehaad absolut überzeugt. Außerdem sind die Aussprüche Imam Khomeinis über den Status Imam Khameneis beweis genug für dessen Führungsrolle und Wilayat.“
Ich möchte meinen Vortrag mit dem Dua beenden, dass Allah (swt) alle großen Maraje und vor allem den Wali al-Faqih Imam Sayyid Ali Khamenei beschützen möge. Möge Allah (swt) uns Muslime rechtleiten, sodass wir dem Wali unserer Zeit folgen mögen. Ilaahi Ameen.
Wassalam alaykum wa Rahmatullah Kurzvortrag von Bruder Inqeelab
Ein sehr guter Beitrag von Bruder Kerbala, den er zum Thema Wilaya verfasst hat:
Rechtleitung
Der Koran zum Wilayah
(54:24) und sie sagten: Wie? Einem Menschenwesen aus unserer Mitte, einem einzelnen sollen wir folgen? Dann befänden wir uns wahrlich im Irrtum und in brennender Pein.
(54:24) Ist die Ermahnung ihm von uns allen gegeben worden? Nein, er ist ein arroganter Lügner.
(54:25) Morgen (schon bald) werden sie (noch) erfahren, wer der arrogante (unverschämte) Lügner ist!
Diese Aussage findet sich im Zusammenhang der Position der Thamud gegenüber ihrem Gesandten Salih (as). Wir glauben nicht, daß diese koranische Aussage irgendein Mißverständnis hervorzurufen in der Lage ist. Zudem sind wir davon überzeugt, daß Gottes Wort die Qualität haben muß, zur Rechtleitung beizutragen. Unsere philosophische Betrachtung setzt auf abstrakte Tatsachen, die wissenschaftliche Betrachtung auf konkrete Ereignisse. Insofern behandeln wir dieses Thema auf verschiedene Weisen.
Wir werden nun das Thema des Wilayah in drei Ansätzen behandeln:
I - Durchgängigkeit des Prinzips der Rechtleitung
[Die Entwicklung der Schöpfung gehorcht einer Intelligenz]
Die Schöpfung an sich betrachtet führt zur Erkenntnis des Prinzips der Rechtleitung. In der Schöpfung herrscht erkennbare Ordnung. Die Entwicklung der Schöpfung läßt Zielstrebigkeit erkennen - dies ist die Rechtleitung, welches an der belebten Natur, der Fauna und Flora so schön sichtbar ist, weswegen dieser Zustand ja auch Gegenstand der wissenschaftlichen Erforschung ist. Ein Glaube ist zu dieser Erkenntnis also gar nicht erforderlich.
Wir sehen, daß jedes Geschöpf auf seine ihm eigene Art geführt wird, bis hin zu den Planeten. Nennen wir diese Kraft durchaus geheimnisvoll, so sind wir nur im Bereich der Bewunderung und haben den Bereich des Glaubens noch gar nicht betreten.
Wir werden beweisen, daß die Schöpfung unter Rechtleitung steht. Der wissenschaftliche Beobachter stellt unter Verwendung seines Verstandes fest, daß Ordnung in der Schöpfung herrscht, ihre Bewegung ist gesetzmäßig, planvoll und zielstrebig, nicht blind und nicht sinnlos, einander nicht widersprechend. Diese Bewegung wird nicht nur ordnungsmäßig verwaltet, sondern geführt - also rechtgeleitet. Die Anpassung an die immer veränderten Umweltbedingungen der Fauna und Flora ist ein Beweis für die geheimnisvoll vorhandene Führung oder Lenkung. Ohne intellektuellen Regler wird diese sinnvolle Entwicklung ohnehin schon Evolution genannt.
Wir gehen jedoch weiter, weil wir den Schöpfer nicht außer Acht lassen. Die Barmherzigkeit Gottes durch die Rechtleitung an sich ausgedrückt. Die Rechtleitung wird von Gott vermittelt - der Gesellschaft über die Propheten, dem einzelnen Menschen jedoch - so auch dem Wissenschaftler - über seinen Verstand.
[Der Mensch ist Teil der Schöpfung. Der Mensch bedarf des Verstandes, die Gesellschaft bedarf der Propheten]
Teil der Schöpfung sind die Menschen, für deren Rechtleitung Gott die Propheten vorgesehen hat. Diese (an sich unaufhörliche) Rechtleitung wird durch die Imame fortgeführt. So verkörpert sich die Rechtleitung durch die Propheten und Imame und bei der Verborgenheit des letzten Imams durch die Gelehrten, insbesondere den Wilayate Faqih.
[Keine Konkurrenz bei der prophetischen Rechtleitung]
In jeder Epoche ist jedoch nur ein Mensch als Rechtleiter, also als Wegweiser der Menschheit zuständig - in jeder Epoche leitet Gott die Menschheit durch einen einzelnen Menschen recht. Das belegen alle monotheistischen Religionen - immer war nur ein einziger Prophet damit beauftragt, seine Gemeinschaft zu führen.
[Fortführung der Rechtleitung]
In der schiitischen Betrachtung endet die Rechtleitung der Menschen (und ihrer Gesellschaften) nicht mit dem Ableben der Propheten, sondern setzt sich aufgrund der immerwährenden Barmherzigkeit Gottes vermittels der Imame fort. Und dies - wie ganz am Anfang - nicht über ein Buch oder durch ein überweltliches Wesen, wie einen Engel, oder über sonstige Mittel, sondern es bleibt das Prinzip der Führung durch einen Menschen unverändert bestehen. So bezeichnet Imamat das Prinzip, daß zu jeder Epoche ein Mensch für die Führung der Menschen zuständig ist.
Auch in der Zeit der Verborgenheit eines Imams bleibt dieses Prinzip bestehen. Die Führung wird durch die Gelehrten fortgesetzt, welche die Sache der Religion (der Rechtleitung) vertreten. Wenn sich die Gelehrten auf einen Gelehrten als Führer einigen, dann gilt er als Wilayate Faqih. Einigen sie sich nicht, dann liegt eine Prüfung Gottes vor. Gerät dieser Wali ebenfalls in Verborgenheit, dann liegt ein Zurückziehen der Barmherzigkeit Gottes, also eine Strafe, vor.
Wir kommen jetzt zur religiösen Betrachtung, wobei wir die spezielle Beweisführung für das Imamat außer Acht lassen, da es hier unstrittig ist.
II - Religiöse Belege
Beleg des Fiqh durch eine Ayah
[Das Studium des Fiqh ist zur Vermeidung der Auslegung nach Gutdünken von Gott verordnet; Begründung der Schulen]
(9:122) Die Überzeugten dürfen nicht alle auf einmal ausziehen. Warum rückt dann nicht aus jeder Gruppe nur eine Abteilung aus, auf dass sie in Glaubensfragen wohl bewandert würden? Und nach ihrer Rückkehr könnten sie ihre Leute belehren, damit sie sich in acht nähmen.
Wir verstehen darunter, daß die Gläubigen nicht alle verpflichtet sind, sich intensiv mit den Grundlagen der Glaubensfragen zu beschäftigen. Es reicht, wenn sich eine Gruppe von ihnen darin vertieft (tafaqu fiddin - Vertiefen in Religionsfragen). Jeder mag dann Bescheid wissen, also ein Wissender (alim) sein, jedoch zu Rechtsurteilen ist nur derjenige befähgt, der sich darin vertieft hat - der Faqih, der Fiqh studiert hat.
Die Verwendung des Begriffes Faqih ist damit im Bereich der islamischen Wissenschaften belegt. Nur der Faqih gehört zu diesem Teil der Gläubigen, die mit ihren Fatawas die anderen Gläubigen unterweisen, also berechtigt ist, Rechtsurteile zu erlassen. Also wird die Institution der Fuqaha durch diesen Vers koranisch begründet, also durch das Wort Gottes, das über allen sonstigen Worten steht. Wir halten diese Position im Gegensatz zu den Akhbaris für unanfechtbar.
Beleg des Taqlid durch eine Riwayah
[Verpflichtung zum Taqlid und Ausführungsbestimmung]
Im Ihtijaj / Tusi - Band 2, S. 458, im Wasaile Schia, Band 27, S. 131 und im Bihar, Band 2, S. 88 findet sich eine Aussage vom Imam Jafar Sadiq (6) zu der Frage, wie die Rechtleitung durch religiöse Autoritäten vermittelt werden soll und wer dazu geeignet ist. Er (6) beschreibt die Eigenschaften dieses Faqihs folgendermaßen: "Und wer unter den Fuqaha (1.) sich selbst schützt (sich den Versuchungen nicht preis gibt), (2.) seine Religion bewahrt (darauf achtet), (3.) seine Gelüste (eigenen Begierden) bekämpft, (4.) seinem Maula (Allah, seinem Gesandten und den Imamen gehorcht - siehe Sure Ahzab) Gehorsam leistet - dem haben die Leute (hat die Masse / Menge) zu folgen (yuqalidu - taqlid), und das sind nur einige (nicht alle) der Rechtsgelehrten der Schia".
Es kommen bei weitem nicht alle in Frage, das alleinige Studium reicht also nicht aus.
Im Ihtijaj / Tusi - Band 2, S. 469, und im Wasaile Schia, Band 27, S.405 findet sich im letzten Brief von Imam Mahdi (12) folgender Auszug über die Führung: "und bei den tagtäglichen Ereignissen sollt ihr (Schiiten) euch an die Vertreter unserer Sache (ruwatha ahadithuna, diejenigen, die unsere Sachen vertreten und sich auf uns beziehen; die also unser Vertrauen besitzen, die Berichter unserer Überlieferungen) wenden, denn sie sind mein Beweis (hujjah) über euch und ich bin der Beweis (Gottes) über sie."
Wir halten fest, daß keinesfalls eine statische Regel gegeben wird. Es bedarf immer aktuell eines dynamisch reagierenden lebendigen zeitgenössischen Führers. Hujjatullah ist der eigentliche Titel von Imam Zaman (12) und besagt, daß man ihm (12) zu gehorchen und zu folgen hat.
Im Laufe der menschlichen Geschichte wurden die Religionen ständig von Extremisten und ungläubigen Ignoranten mißbilligt, fehlinterpretiert oder verfälscht oder sonstwie verändert. Deshalb waren die Propheten ständig damit beschäftigt, die Verfälschungen und Abwege aufs schärfste zu bekämpfen. Die Kategorien Kufr und Schirk bedeuten in diesem Zusammenhang folgendes: Schirk findet statt, wenn man die Religion verfälscht, verändert, ihr etwas hinzufügt oder etwas von ihren Geboten wegläßt. Kufr dagegen bedeutet denjenigen, der die Religion an sich ablehnt.
Dazu spricht der Quran unter Bezugnahme auf Ibrahim (as) von Dinil Hanif, von der gradlinigen und unbeirrbaren Religion; in Sure Rum (30:30) befiehlt Allah seinem Gesandten: "Richte dein Antlitz auf die Religion gradlinig und unbeirrbar (hanifan), denn diese Religion ist die Schöpfung Gottes, die unveränderlich bleibt."
Die Verwendung von hanif läßt hierbei zwei Interpretationen zu: [list=1][*] Bei Zuwendung und Einhaltung der Religion sich nicht beirren lassen und geradlinig bleiben, oder [/*:m] [*] Hierbei handelt es sich um die geradlinige unverfälschte authentische Religion! [/*:m][/list:o]
Diese Ausdrucksweise kommt im Quran bezüglich der Aufforderung durch Gott, sich nicht von falschen Ansichten, Haltungen und Weltanschauungen beirren zu lassen, oft vor. Am meisten wird sie im Zusammenhang mit Ibrahim (as) erwähnt.
Welche Abirrungen nennt der Quran? [list][*] Die blinde Einhaltung der Traditionen (Sure Zukhruf, 43:22) [/*:m] [*] Die blinde Rechtfertigung der Religion (Sure Iraj ???, Vers 280) [/*:m] [*] Die Ablehnung von Vernunft und die Ansicht, daß sich Glaube und Vernunft widersprechen (Sure Zukhruf, 43:2) [/*:m][/list:u]
Das Wort Aql (Vernunft) und seine Ableitungen finden sich 49 mal im Quran. Wohlgemerkt ist hier nicht die Rede von Wissen, sondern von der Vernunft!
So unter anderem in Sure Yusuf (12:2) und in Sure Zukhruf (43:2): "Und so entsandten wir den Quran in arabisch (w. klar und deutlich), auf das ihr verständig (vernünftig denkend) werdet."
Allah beabsichtigt durch die Herabsendung des Quran den Menschen zum eigenständigen Denken zu animieren, also den Aspekt der Vernunft im Menschen zu stärken. Das Gewicht, das Allah der Vernunft beimißt, ist so gravierend, das in einem Vers des heiligen Quran Unglaube und Unreinheit (rijs) quasi mit Unvernunft gleichgesetzt wird, denn es heißt in Sure Yunus (10:100): "Keiner wird gläubig, es sei denn Allah erlaubt es. Aber (w. und) Allah läßt die Unreinheit (rijs) auf die Unvernünftigen (w. la yaqilun) herab."
Leider sieht man auch in der islamischen Geschichte nicht selten die pure Unvernunft walten. Auch heute findet man die Tendenz zur Ablehnung der Vernunft nicht gerade selten vor. Die Begründung dabei lautet scheinheilig, daß dies im Widerspruch zu Glaube oder Rechtgläubigkeit und der Sunnah und der Religion im allgemeinen stehe. Solche Ansichten sind heutzutage genauso bei den Schiiten wie bei den Sunniten immer noch vorhanden und mit der Zeit nicht etwa durch den Einsatz der Vernunft etwa ausgerottet worden.
Beispiele: [list=a][*] Der Streit der Asch'ariten und der Mu'tazaliten [/*:m] [*] Die Khawarij (oder auch Kharijiten), die anfänglich auf Seiten Imam Alis (as) gestanden haben und durch ihre extremen und unvernünftigen Ansichten Imam Ali (as) dann sogar zum Kafir (also zum Ungläubigen) erklärten. Die Kharijiten lehnten jede Einführung von Vernunft in die Religion ab und hielten sich scheinbar strengstgläubig an die Formalismen bzw. an religiöse Oberflächlichkeiten. [/*:m][/list:o]
Auch in der modernen Gegenwart finden sich ebenfalls Menschen, unter den Sunniten wie unter den Schiiten, die scheinheilig oberflächlich an der Religion festhalten und lautstark weiterhin die Trennung von Vernunft und Glaube propagieren, das beste Beispiel sind die sogenannten Takfiris (die alle andersdenkende Muslime als Ungläubige bezeichnen und für vogelfrei erklären) - die Wahabiten. Das aber steht in eklatantem Widerspruch zur Sunnah des Gesandten Gottes (saas), der jeden, der die Schahadatain (das zweifache Glaubensbekenntnis) ablegt, unter den Schutz des Islam stellt.
Unter den Schiiten gibt es da unter anderem die sogenannten Akhbaris, die streng die Trennung von Glaube und Vernunft propagieren und mit dieser Haltung das Ijtihad (die islamische Rechtsfindungsmethode) und das Marjayah (Bezugnahme auf Gelehrte) ablehnen und damit praktisch zur religiösen Anarchie verführen. Sie treten tatsächlich unter dem Glauben an die heiligen Imame dafür ein, daß in Abwesenheit des letzten Imams (12) die ethische Handlungsmaxime des Islam, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren, nicht mehr Pflicht eines jeden Muslims sei, der Muslim sich denn auch nicht mehr mit den politisch-gesellschaftlichen Vorgängen beschäftigen soll. Praktisch bedeutet dies, dass die Muslime zum politischen Erdulden aufgefordert werden. Dahinter steckt aber der äußerst politisch wirksame Gedanke der Trennung von Staat und Religion. Genau deswegen greifen die Vertreter dieser Gattung das Prinzip des Welayate Faqih an, das ja die Verkörperung der Verantwortung und Teilhabe eines Muslims an der muslimischen Gesellschaft darstellt.
Ihr Gedankengut kommt dem Determinismus gleich, weshalb die nicht minder in diese Irrtümer verstrickte westliche Welt den im Islam offen zur Schau gestellten Fatalismus so genau als typisch islamisch wahrnehmen muß, daß alles vorherbestimmt sei, alles von Oben gelenkt sei und der Mensch keine Verantwortung (jabr) trage. Sie entziehen sich der Verantwortung für gesellschaftliche Mißstände und rechtfertigen alle politischen Ereignisse als gottgewollt. Der Grundsatz, daß der einzelne für die Wohlfahrt der Gesellschaft Verantwortung trage, entfällt bei ihnen.
Gerade aber nach der islamischen Auffassung trägt der Mensch für sich selbst, für seine Familie und für die Gesellschaft Verantwortung, wobei die gesellschaftliche Verantwortung, die der Quran durch das immer wiederholte Prinzip des ethischen Handelns betont, am bedeutensten ist.
Die Partei der Nasenbohrer
Die Haltung dieses Menschenschlages, der seine Untätigkeit und Verantwortungslosigkeit mit dem Willen Gottes rechtfertigt, findet man im Quran in Sure Al-An'am (das Vieh, 6:148) und in Sure An-Nahl (16:35) beschrieben: "Hätte Allah gewollt, so wären weder wir noch unsere Vorväter Götzendiener (gewesen)."
Und in Sure Yasin (36:47) heißt es: "Und wenn man denen sagt, spendet von dem was Gott euch gegeben hat, so sagen die Ungläubigen zu den Gläubigen: Sollen wir denn jemanden speisen, den Gott gespeist hätte, wenn ER gewollt hätte? Ihr (Gläubigen) seid ja in einem offenkundigen Irrtum!"
An einer anderen Stelle bekam Moses (as), als Gott Moses (as) befahl, sein Volk gegen die Ungläubigen in den Kampf ziehen zu lassen, folgende Unverschämtheit von seinen Leuten zur Antwort: "Moses, ziehe du (doch) mit deinem Herrn in den Kampf, wir bleiben hier (erstmal) sitzen." - so in Sure Ma'idah (5:24) für uns festgehalten.
Die islamische Gemeinschaft ist nach dem Quran jedoch eine gemäßigte Gesellschaft, die weder Untertreibung noch Übertreibung zuläßt - wie es in Sure al-Baqara (2:143) heißt: "Und so machten WIR euch zu einer in der Mitte stehenden Gemeinschaft, auf das ihr Zeuge über die Menschen seid und der Gesandte Zeuge über euch sei."
In diesem Sinne wird die islamische Gemeinschaft jegliches extremistische Gedankengut und jedes unwissende Abweichen vom Glauben von sich weisen. Hierzu eine Riwayah von Imam Jafar Sadiq (as): "In jeder kommenden Generation wird es einen gemäßigten Vertreter von uns geben, der die Aufgabe hat, die Verfälschung der Extremisten und die Unterstellungen der Unwissenden zu unterbinden." [Usule Kafi, Band 1, S.33, Wasa'ile Schia, Band 27, S.78 und Bihar, Band 2, S.93]
Ayatollah Sayyid Ali al-Hussaini Sistani (Marja al-Taqleed) sagt über den Wali al-Faqih: „Jeder, auch andere Mujtahideen, sind verpflichtet, dem Befehl jener Person zu befolgen, die der Sharia nach das Amt der Wilayah innehat, wenn der Befehl öffentliche Sachverhalte anspricht und mit dem Unterhalt (Nahrung etc.) der Menschen zu tun hat. Bei Fällen, die die Beschützung des islamischen Systems betreffen, hat der akzeptierte Faqih Wilayah (Befehlsgewalt) über alle Gläubigen!" D.h.: Wenn eine Fatwa eines Marja kontrovers zum Befehl des Wali al-Faqih ist, so muss der Moqallid in diesem Punkt das Taqleed seines Marjas verlassen und dem Wali al-Faqih in diesem Punkt folgen(!!!) [Quelle: Kayhan newspaper, 30. Nov. 2004 in Teheran]
In einem anderen Fatwa sagt Sayed Sistani: „Wenn jemand nicht weiß, ob ein Fatwa sich (von dem des A’alam) unterscheidet, sollte er dem A’alam (Meistgelehrten) folgen. Kein Fatwa ist zugelassen, solange es nicht vom A’alam (Meistwissenden) selbst stammt!“ [Quelle:Sistani website]
Ayatollah Fazel Lankarani, Lehrer und Mitglied der Universität der Lehrerausbildung im Hauza al-Ilmiyah in Qom und Marja al-Taqleed: „Bismillahir Rahmanir Raheem. Ich lasse Sie über Rahbare Moazzam Ayatollah Sayyid Ali Khamenei wissen, dass es über seinen hohen Wissensstand und seinen Ijtihaad (Rechtsfindung) sowie seinen hohen Status als Faqih keinerlei Zweifel gibt. Aufgrund unserer alten Freundschaft kenne ich seinen Wissensstatus und bin von seinem Ijtehaad absolut überzeugt. Außerdem sind die Aussprüche Imam Khomeinis über den Status Imam Khameneis Beweis genug für dessen Führungsrolle und Wilayat.“
In einer Fatwa sagt Ayatollah Fazel Lankarani: „Imam Khamenei ist der Wali al-Faqih. Sein Taqleed ist für jeden Muslim wajib (verpflichtend)!“